Immerdrauf-Objektiv, so ein Schwachsinn

Immer wie­der lese ich in Foren Bei­trä­ge wo User fra­gen wel­ches denn das bes­te Immer­d­rauf-Objek­tiv für ihre Nikon, Canon oder was auch immer ist. Ich fra­ge mich dabei immer was die­se Leu­te eigent­lich genau wol­len? Geht es denen dar­um in jeder Situa­ti­on die rich­ti­ge Brenn­wei­te zu haben? OK, man könn­te mei­nen mit einem Zoom­ob­jek­tiv wie dem 18-200 von Nikon oder ent­spre­chen­den ande­rer Her­stel­ler wäre man für alle Gege­ben­hei­ten gerüs­tet, ich glau­be jedoch, dass es eher kon­tra­pro­duk­tiv ist. Durch den lan­gen Zoom­be­reich ver­liert man mei­nes Erach­tens nicht nur eini­ges an Abbil­dungs­leis­tung, son­dern auch jede Men­ge Spaß und Krea­ti­vi­tät. Habe ich so ein Immer­d­rauf-Zoom vor der Kame­ra blei­be ich wie ange­wur­zelt auf der Stel­le ste­hen, dre­he am Zoom­ring und knip­se lus­tig vor mich hin. Bin ich jedoch im Zoom­be­reich ein­ge­schränkt oder ver­wen­de sogar eine Fest­brenn­wei­te, dann kann ich nur mit den Bei­nen zoo­men. Bewe­ge ich mich jedoch mit der Kame­ra, so erge­ben sich auch immer wie­der neue Per­spek­ti­ven. Außer­dem wer­de ich gezwun­gen mit dem aus­zu­kom­men was ich habe, so kann ich manch­mal gar nicht anders als den ver­meint­lich schlech­te­ren Aus­schnitt zu foto­gra­fie­ren, was mei­ner Mei­nung jedoch oft zu sehr posi­ti­ven Über­ra­schun­gen füh­ren kann. Beson­ders wenn man Anfän­ger ist wie ich, ver­schätzt man sich doch sehr oft beim Bild­aus­schnitt und merkt erst hin­ter­her, dass man eigent­lich ein ganz coo­les Bild geknipst hat. Hin­zu kommt, dass die DSLRs nun­mal alle mit Wech­sel­ob­jek­ti­ven aus­ge­stat­tet sind um die maxi­mal Fle­xi­bi­li­tät zu haben und vor allem maxi­ma­le Qua­li­tät. Dass ein sog. Immer­d­rauf kei­ne durch­ge­hen­de Blen­de von 2.8 haben kann und auch nicht im gan­zen Zoom­be­reich kna­cke­scharf dürf­te jedem mit ein klein wenig Hirn ein­leuch­ten, war­um also bewusst die­se Ein­schrän­kun­gen in Kauf neh­men? Der gro­ße Zoom­be­reich macht mei­ner Mei­nung nach nur dann Sinn, wenn ich nichts schlep­pen will und eigent­lich auch nur schnel­le Schnapp­schüs­se machen möch­te, wie z.B. im Urlaub oder auf Rei­sen. Selbst da wür­de ich per­sön­lich lie­ber das schwe­re Gerät mit­schlep­pen, aber das ist mei­ne per­sön­li­che Ein­stel­lung. Will ich also wirk­lich was klei­nes mit viel Zoom dann kau­fe ich mir doch lie­ber eine Bridge­ka­me­ra, die haben oft fes­te Objek­ti­ve mit gigan­ti­schem Zoom und erlau­ben auch vie­le Ein­stell­mög­lich­kei­ten. Zudem sind sie preis­lich oft gar nicht teu­rer als das eine Immerdrauf-Objektiv.

Irgend­wie kann ich ja schon ver­ste­hen, dass man ger­ne das eine Über­ob­jek­tiv hät­te, aber das gibt es nun­mal nicht, zumin­dest nicht wenn man Krea­ti­vi­tät und Qua­li­tät kom­bi­nie­ren möch­te. Daher den­ke ich, dass die­se Immer­d­rauf-Dis­kus­si­on irgend­wie nicht den Mög­lich­kei­ten der DSLR gerecht wird, son­dern ein­zig und allei­ne den Grund hat DSLRs auch an Urlaubs­knip­ser zu verkaufen.

Was meint Ihr dazu? Gibt es sowas wie ein Immer­d­rauf über­haupt oder ist das Immer­d­rauf eigent­lich das Objek­tiv, wel­ches ich am liebs­ten und häu­figs­ten ver­wen­de, unab­hän­gig von der Brennweite?

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5 Gedanken zu „Immerdrauf-Objektiv, so ein Schwachsinn“

  1. Ich hab ja auch ein 18-200mm Objek­tiv. f/3.5-schiessmichtot. Fand ich eigent­lich ganz ange­nehm. Ich konn­te drau­ßen auch mal ent­fern­te Din­ge ran­zoo­men, oder Leu­te Foto­gra­fie­ren, ohne ihnen ins Gesicht sprin­gen zu müssen.
    Dann hab ich mir das 35mm f/1.8 gekauft. Als ich damit nach Ber­lin bin, letz­tes Wochen­en­de hat­te ich das ande­re mit in der Tasche, weil ich bis­sel schiss hat­te, dass mich das feh­len des Zooms tie­risch einschränkt.
    Letzt­end­lich war, wie du beschrie­ben hast, genau das Gegen­teil der Fall. Vie­les ging ein­fach so mit den 35mm, manch­mal muss­te ich halt einen Meter ran oder einen Meter zurück. Gefehlt hat mir der Zoom das kom­plet­te Wochen­en­de nicht. Wer­der vor der Par­ty mit dem Hund im Gar­ten, noch wärend der Party.
    Statt zu dre­hen ein­fach Kopf zurück und schon passts.

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  2. @Pady
    sei mal in der Über­schrift nicht gleich so radikal.
    Es bringt doch nichts, zumal Du ja sel­ber schreibst, dass Du ein Anfän­ger bist und viel­leicht man­che Din­ge über­siehst. Ich hel­fe ger­ne nach 🙂

    Beim dem Immer­d­rauf kommt es dar­auf an, was dar­un­ter ver­stan­den wird.
    Es rich­tet sich an den jewei­li­gen Typus des Fotografen.
    Nur Por­traits? Nur Natur? Nur Tie­re? Nur Nacht? Mix? etc…
    Ich z.B., bin kein Typ, der Objek­ti­ve wechselt.
    Habe also auch nur ein Objek­tiv und bin noch auf der suche nach dem Immerdrauf.
    Geplant ist ein Zeiss mit 17-80.
    Wobei ich auch mit dem Gedan­ken gespielt hat­te eine Fest­brenn­wei­te zu installieren.

    Was gegen die Fest­brennt­wei­te beim Immer­drauf­lieb­ha­ber spricht, ist die Nei­gung zu den Auf­nah­men nach oben. Teil­wei­se Archi­tek­tur, wo man z.B. schräg in den Him­mel foto­gra­fiert. Du wirst wohl kaum die Erde weg­schau­feln bzw. dir einen Hügel schip­pen um eben an das pas­sen­de Motiv ran­zu­kom­men oder? 😉

    Solan­ge man nur den Kopf gera­de hält, mag eine Fest­brenn­wei­te im All­tag gehen. Aber wer macht es schon?

    Gegen wech­seln spricht außer­dem der Schmutz am Spie­gel und die feh­len­de Fle­xi­bi­li­tät. Man­che Moti­ve war­ten eben nicht lange.

    Daher gehe ich das Kom­pro­miss ein und hole mir einen fein ver­gü­te­ten Zeiss.

    Und wenn Du schon so pro­fes­sio­nell aus­ge­rüs­tet bist und auf die Moti­ve pas­send reagie­ren willst, dann brauchst du zu jedem Objek­tiv auch ein Body. Dann rennst Du rum wie ein Pro­fi mit drei Gerä­ten und hast immer das pas­sen­de zur Hand. Es gibt ja die Regel, dass man die Brenn­wei­te in drei Objek­ti­ven haben sollte.

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    • @EwGenie: Du hast voll­kom­men recht, es kommt dar­auf an, was ich tun will und dem­entspre­chend gibt es nicht “Das Immer­d­rauf”. Ich habe ja auch nichts dage­gen, dass man sich ein Objek­tiv aus­sucht mit dem man sehr viel machen kann und auch fle­xi­bel ist, mich nervt eigent­lich viel mehr die­se Dis­kus­si­on “Wel­ches ist das bes­te Immer­d­rauf?”. Das gibt es näm­lich nicht, bzw. ist bei jedem anders. Mein neu­es Immer­d­rauf hat eine mick­ri­ge Brenn­wei­te von 24-70 und wiegt fast ein Kg 😉

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  3. Hm Immer­d­rauf :),
    ich den­ke auch, dass es rela­tiv radi­kal ist zu behaup­ten, dass es nie das rich­ti­ge Objek­tiv für einen all­ge­mei­nen Zweck gibt. Aller­dings den­ke ich auch, dass der Foto­knip­ser von heu­te auch viel ver­lernt hat. Ver­lernt hat das Motiv zu suchen und vor­al­lem auch mal ohne durch den Sucher zu schau­en ein Motiv ein­schät­zen zu kön­nen. Seit der digi­ta­len Revo­lu­ti­on wird lie­ber mal alles abge­lich­tet und zu hau­se aus­sor­tiert oder gleich paar mal in ver­schie­de­nen win­keln geschossen…
    Das resul­tat sind ein hau­fen guter fotos im netz, vie­le glücks­tref­fer, aber noch kras­ser ist der über­schuss, den nie­mand zu gesicht bekommt. (ich traue mich da sehr weit aus dem fens­ter aber nach­dem ich als berufs­fo­to­graf auch schon so man­chem kol­le­gen beim “bal­lern” zuschau­en durf­te ist das den­ke ich ganz zu recht erwähnt).
    Was hat das nun mit dem Immer­d­rauf zu tun? hm gar­nix… naja obwohl schon irgend­wie, letzt­end­lich ist das immer­d­rauf ja ein objek­tiv das von 1-1000 mm alles super schnell abbil­det per­fekt scharf und pustekuchen..
    gibts nicht und auch bei den pro gerä­ten, darf man neben dem ordent­li­chen preis von 2-4000 euro auch noch mit nem höl­len gewicht und noch paar klei­nen ein­schrän­kun­gen rech­nen. Jeder foto­graf der sowas braucht, ist krank.
    krank des­halb, weil er sich auf­grund der fle­xi­bi­li­tät vie­les ver­spielt. natür­lich möch­te man etwas sehen und mit­hil­fe des zoom­rings alles per­fekt in sze­ne set­zen, aller­dings ist das ein­fach der fal­sche ansatz. natür­lich haben die pro scher­ben eine durch­weg akzep­ta­ble schär­fe, ver­zeich­nen tun sie auch kaum noch, aber gera­de in anbe­tracht der bei­spie­le im post gehe ich davon aus, dass wir es hier mit eher licht­schwa­chen fass all­roun­dern zu tun haben… man hat also immer nur hal­be qua­li­tät als preis für flexibilität.

    war­um muss ein foto­graf eigent­lich fle­xi­bel sein? in den meis­ten situa­tio­nen muss er das gar­nicht. es sei denn er ist ein foto­jour­na­list und muss halt grad mal mit sei­nem platz und der situa­ti­on klar­kom­men (pro scherbe)…
    aber ein foto­graf im eigent­li­chen sin­ne muss doch mit sei­nem motiv inter­agie­ren, anstel­le an sei­nem zoom­ring und der tat­sa­che, dass er jetzt auf einen brenn­wei­ten rah­men fest­ge­schrie­ben ist, leben.
    muss er das?
    nein eigent­lich nicht, er kann genau­so gut um das objekt der begir­de her­um­lau­fen, er kann auch mal den nächs­ten berg bestei­gen, um sich der bes­se­ren per­spek­ti­ve zu bedienen.
    das muss man ein­fach ler­nen. wer sein motiv nicht ohne ein zoom fin­det, ist kein foto­graf, son­dern ein tourist.

    mein immer­d­rauf ist aktu­ell ein 24mm 2.8 fest.
    warum?
    weil ich damit wun­der­ba­re land­schafts­auf­nah­men machen kann.
    weil ich unheim­lich nah an blu­men her­an­kom­me und auch ohne viel ver­zeich­nen ein por­trait mit genü­gend tie­fen­schär­fe machen kann.

    ein tele ist es natür­lich nicht, aber ich mache damit auch kei­ne tele auf­nah­men, aber für die meis­ten situa­tio­nen auf mei­nen streif­zü­gen reicht es.
    wenn ich mich gezielt in die büsche set­zen will um vögel zu foto­gra­fie­ren, dann wird ein 200mm f2 mit­ge­nom­men. mehr braucht man eigent­lich nicht.

    trotz mei­nes immer­d­raufs, habe ich meis­tens eine tasche mit ca 6 objek­ti­ven im auto, falls es doch nicht reicht ;).
    aber zur not krieg ich mein motiv auch mit 24mm.

    mfg chris

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