Kritik geben, Kritik nehmen

kritik

Es ist schwer sich wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, wenn man nur im stil­len Käm­mer­lein sitzt und vor sich hin prö­kelt. Wir brau­chen Input von ande­ren, die unse­re Arbei­ten kri­ti­sie­ren und uns Denk­an­stö­ße geben, auf die wir viel­leicht allei­ne nicht gekom­men wären. Aller­dings ist das mit der Kri­tik auch so eine Sache. Das kann schnell nach hin­ten los gehen. Dafür gibt es ver­schie­de­ne Grün­de. Nicht für jedes Bild, das man macht und zeigt, möch­te man auto­ma­tisch Kri­tik. Beson­ders auf Online-Platt­for­men wird impli­ziert, dass ein Foto­graf, der ein Bild pos­tet auch auto­ma­tisch um Kri­tik bit­tet. Das ist mei­ner Mei­nung nach aber nicht so. Oft möch­te man als Foto­graf auch ein­fach sei­ne Arbei­ten publi­zie­ren, um ande­ren Men­schen zu zei­gen, was man kann. In dem Fall ist man nicht unbe­dingt emp­fäng­lich für Kritik.

Nun wird ger­ne das Argu­ment gebracht, dass man dann eben nicht öffent­lich pos­ten darf. Nun gut, kann man so sehen. Aber die viel drin­gen­de­re Fra­ge ist doch, was mir Kri­tik bringt, um die ich nicht gebe­ten habe? Dazu von Men­schen, die ich nicht ken­ne. Kann sein, dass der­je­ni­ge gar kei­ne Ahnung hat oder einen ganz ande­ren Geschmack besitzt. Man weiss ein­fach nicht wo die Kri­tik her kommt und wie sie moti­viert ist. Will der­je­ni­ge mir aus tiefs­tem Her­zen ein­fach nur behilf­lich dabei sein mich zu ver­bes­sern? Lei­der spielt auch viel­fach der oft zitier­te Schwanz­ver­gleich eine Rol­le, wo der eine Foto­graf dem ande­ren die But­ter auf dem Brot nicht gönnt.

Kri­tik zu geben und Kri­tik zu neh­men ist kei­ne ein­fa­che Sache und erfor­dert ein wenig Fin­ger­spit­zen­ge­fühl, wenn es fruch­ten soll. Ich bin der Mei­nung, dass sowohl Kri­ti­ker als auch Kri­ti­sier­ter zuvor über­ein gekom­men sein soll­ten, dass eine Kri­tik der Arbeit statt­fin­det. D.h. kon­kret, dass ich Men­schen, die ich schät­ze und deren Fach­kom­pe­tenz ich aner­ken­ne direkt um deren Feed­back bit­te. Die­se wie­der­um müs­sen bereit sein auch ein qua­li­fi­zier­tes Feed­back zu geben. Dann bin ich dafür emp­fäng­lich und am aller­wich­tigs­ten: Es bringt mir etwas.

Ich wer­de oft gefragt, wie man an “gutes” Feed­back kommt. Die ein­fa­che Ant­wort lau­tet: Fragt danach. Sprecht gezielt Men­schen an, die Ihr schätzt, deren Arbeit Ihr schätzt und fragt nach Feed­back für Eure eige­ne Arbeit. Wer nicht fragt, bekommt auch nichts lau­tet hier das Mot­to. Oft ist es auch so, dass die Men­schen, die ich fra­gen wür­de, von sich aus gar kei­ne Kri­tik üben. Sie spa­ren sich die Arbeit dafür auf, wenn sie gefragt wer­den. Aus Sicht des Kri­ti­kers, der sich durch­aus etwas Zeit nimmt, ist es näm­lich Zeit­ver­schwen­dung jeman­den mit Feed­back zu ver­sor­gen, der gar nicht danach gefragt hat und dem­nach auch nicht dafür emp­fäng­lich ist. Auch wenn es noch so gut gemeint ist, nicht jeder ist als Kri­ti­ker geeig­net. Geht also auf Leu­te gezielt zu und fragt sie.

Natür­lich muss man sich öffent­li­cher Kri­tik stel­len, wenn man fer­ti­ge Arbei­ten prä­sen­tiert oder die­se sogar ver­kau­fen möch­te. User­mei­nun­gen sind enorm wich­tig, damit sich ande­re ein Bild machen kön­nen. Din­ge, die im ers­ten Moment ganz toll aus­se­hen, soll­ten viel­leicht doch hin­ter­fragt wer­den und beim zwei­ten Blick wird aus Gold plötz­lich Sil­ber oder auch nur noch Teer. Tja, das muss man dann eben aus­hal­ten. Sobald man aber sei­ne Arbei­ten fer­tig prä­sen­tiert und auf die Öffent­lich­keit los­lässt, ist auch nicht mehr der rich­ti­ge Zeit­punkt, sich zu recht­fer­ti­gen. Dann muss man die Kri­tik ertra­gen, so schwer es manch­mal auch fällt. Sich dann auf jede Dis­kus­si­on mit einem Kri­ti­ker ein­zu­las­sen, bringt nichts. Dann muss man eben zu sei­nem Scheiß ste­hen. Das wich­ti­ge Feed­back, das man braucht um bes­ser zu wer­den, soll­te man sich vor­her holen.