Warum kleine Blenden eine grosse Zahl haben

Ich bege­be mich mal wie­der aufs Glatt­eis und ver­su­che mich an der Erklä­rung einer oft gestell­ten Fra­ge. Wie­so ver­dammt noch mal wer­den die Blen­den­zah­len immer grös­ser, je wei­ter ich die Blen­de schlies­se? 4 ist grös­ser als 8? Häh?

Das liegt dar­an, das die Blen­den­wer­te eigent­lich Ver­hält­nis­se sind, also als Bruch geschrie­ben wer­den müss­ten. Rich­tig heisst es 1:2.8. Die­se Bezeich­nung fin­det man auch nor­ma­ler­wei­se auf den Objek­ti­ven. Die Blen­de beschreibt das Ver­hält­nis von Brenn­wei­te zu Blen­den­öff­nung. Eine Blen­de von 1 ist also genau genom­men eine gan­ze Blen­de. Ein Objek­tiv mit 50 mm Brenn­wei­te und einer Blen­de von 1:1 hät­te einen Blen­den­durch­mes­ser von eben­falls 50 mm.

Nach allen Regeln der Bruch­rech­nung ist 1/4 mehr als 1/8 und so ist die Blen­den­öff­nung bei 4 grös­ser als bei 8.

Bevor nun wie­der die Erb­sen­zäh­ler über mich her­fal­len will ich noch beto­nen, dass die Zeich­nung Pi mal Dau­men ent­stan­den ist. Die Ver­hält­nis­se zwi­schen den ver­schie­de­nen Blen­den­öff­nun­gen stim­men bestimmt nicht.

Und wieso sind die Zahlen so krumm?

Wenn wir schon mal dabei sind, ver­su­che ich auch mal zu erklä­ren wie­so die Zah­len so krumm sind. Kann sich doch nie­mand mer­ken die­ses 2.8, 5.6 irgendwas.

Neh­men wir mal eine Flä­che, die 1 x 1 Meter gross ist. Die­se hat eine Flä­che von 1 qm. Neh­me ich eine Flä­che von 2 x 2 Meter, so habe ich schon 4 qm. Ich hof­fe die Rech­nung bekommt noch jeder hin 😉 Das heisst ich habe die Flä­che ver­vier­facht, obwohl ich die Kan­ten­län­ge “nur” ver­dop­pelt habe. Um eine Flä­che von 2 qm zu bekom­men muss ich die Kan­ten­län­ge mit der Wur­zel aus 2 mul­ti­pli­zie­ren und das ist 1,4 (gerun­det). 1,4 x 1,4 ist 1,96. Drückt zwei Augen zu und es kommt 2 dabei heraus.

Da kommt also die 1,4 her. Wenn Ihr nun bei Blen­de 1 star­tet und immer mit 1,4 mul­ti­pli­ziert, dann kommt Ihr auf die Zah­len der Blendenreihe.

1 - 1.4 - 2.0 - 2.8 - 4 - 5.6 - 8 - 11 - 16 - 22

Damit es nicht so kom­pli­ziert ist, wird ein­fach etwas opti­mis­tisch gerun­det. Auch ohne gros­se Kopf­re­chen­leis­tung bekommt man die Zah­len auf die Rei­he. Jeder zwei­te Wert ist jeweils eine Ver­dop­pe­lung. Also 1 - 2 - 4 - 8 - 16 und 1.4 - 2.8 - 5.6 - 11 - 22.

Alle, die kei­ne Lust auf Mathe haben, kann ich beru­hi­gen. Ihr habt eine 50:50 Chan­ce in die rich­ti­ge Rich­tung zu dre­hen 😉 Aus­ser­dem noch ein klei­ner Tipp: 3 Tacken sind eine Blen­de. Eure Ein­stell­räd­chen haben Ras­ten und jeweils drei Ras­ten wei­ter ver­stellt Ihr die Blen­de um einen gan­zen Wert. Dazwi­schen lie­gen Drit­tel. Man kann dies auch bei den meis­ten Kame­ra im Menü umkon­fi­gu­rie­ren, Stan­dard ist aber die Drit­tel­tei­lung. Und bevor ich gestei­nigt wer­de: Es mag durch­aus Kame­ras geben wo die­se Ein­tei­lung anders ist. Ich spre­che hier von den aktu­el­len DSLR-Kame­ras der gros­sen Hersteller.

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32 Gedanken zu „Warum kleine Blenden eine grosse Zahl haben“

  1. Hal­lo Paddy,

    ich bin auch Anfän­ger und habe schon zahl­rei­che Info-Sei­ten gewälzt, sowie Bücher gele­sen. Dies wür­de ich so nicht ste­hen las­sen. Der Begriff “Blen­de” kann sehr schnell Ver­wir­rung anstif­ten, da er eigent­lich (vor­sich­tig aus­ge­drückt) falsch bzw. gegen­sätz­lich “gebraucht” wird.

    Laut Wiki:
    “Im Sprach­ge­brauch der Foto­gra­fie wird anstatt von Blen­den­öff­nung auch ver­kürzt nur von Blen­de gespro­chen, und bei­spiels­wei­se statt gro­ße Blen­den­öff­nung nur gro­ße Blen­de ver­wen­det. Die­ser Sprach­ge­brauch ist üblich, kann jedoch zu Miss­ver­ständ­nis­sen führen.”

    Ähn­lich habe ich es auf vie­len ande­ren Quel­len gefun­den. Was mir gehol­fen hat war die bewuss­te Dif­fe­ren­zie­rung von Blen­den­zahl und Blen­den­öff­nung. Eigent­lich wür­de die “Blen­de” der Blen­den­zahl ent­spre­chen. Im Sprach­ge­brauch wird die Bedeu­tung aber der Blen­den­öff­nung zugeschrieben.

    Zur Her­lei­tung der “1,4” wür­de ich noch Bezug von dop­pel­ter Flä­che auf die (dop­pel­te) Licht­men­ge neh­men. (dop­pel­te Flä­che ent­spricht dop­pel­te Licht­men­ge und somit eine Blendenstufe).

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    • Sehe “Blen­de” auch eher im klas­sisch-tech­ni­schen Sinn und konn­te mir das dadurch auch bes­ser mer­ken. Die Blen­de ist halt das Schwar­ze in der Zeich­nung oben und je klei­ner die Blen­den­zahl, des­to klei­ner auch die schwar­ze Flä­che (-> grö­ße­re Blen­den­öff­nung). Dann wür­de übri­gens der Merk­satz “Gro­ße Blende=große Schär­fen­tie­fe” auch leich­ter zu behal­ten sein.
      Aber, was ist schon rich­tig oder falsch…?! 😉

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  2. Der Voll­stän­dig­keit hal­ber soll­te man sagen dass das Drit­tel-Sys­tem an der kom­plet­ten Kame­ra umge­setzt wur­de. Also Belich­tungs­zeit und ISO sowie Blitz­leis­tung wird alles in Drit­tel­schrit­ten ein­ge­stellt (ISO 100 -> 200 eine Blen­de hel­ler - dazwi­schen ISO 125, ISO 160).

    Um ein Foto also dop­pelt so hell wie vor­her zu bekom­men gibt es meis­tens (außer natür­lich an den tech­ni­schen Gren­zen) 3(4 mit Blitz) Mög­lich­kei­ten, wel­che sich auch kom­bi­nie­ren lassen.

    z.b. ISO von 100 auf 125 + Blen­de von 1.6 auf 1.4 + Belich­tungs­zeit von 1/250 auf 1/200

    Aber eigent­lich ging es ja doch nur um die Blende 😉

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  3. Dan­ke, sehr schö­ne Erklärung 🙂

    Eine Sache, die ich noch nicht ver­stan­den habe:

    Ist die Blen­de in oben genann­tem Bei­spiel (f/1 bei 50 mm) eigent­lich wirk­lich 50 mm im Durch­mes­ser oder ist das nur ein theo­re­ti­scher Wert? Hat ein 200mm, f/4 also eine Blen­den­öff­nung von 50mm?
    …und wie­so hat dann mein 70-200mm, f/4 kei­ne Blen­de f/1.4-4.0 son­dern durch­ge­hend f/4.0?

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    • Die Blen­de, auch bekannt als Licht­stär­ke, ist das Ver­hält­nis von Grös­se der Front­lin­se (offe­ne Blen­de) zu Brenn­wei­te (Län­ge von der Front­lin­se zum Sen­sor). Wenn dein Objek­tiv beim zoo­men Län­ger wird, wird auch die Licht­stär­ke gerin­ger weil die Front­lin­se wei­ter vom Sen­sor weg ist, die Grös­se der Lin­se aber gleich bleibt.

      Objek­ti­ve mit kon­stan­ter Licht­stär­ke machen den Zoom­ef­fekt durch ver­schie­ben von Lin­sen inner­halb des Objek­ti­ves, der Abstand von Front­lin­se zum Sen­sor bleibt unver­än­dert also Kon­stan­te Lichtstärke !

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  4. Ich habe mal gelernt: “Blen­de” ist das Teil, das etwas ab-, aus- oder weg­blen­det. Je grö­ßer die Blen­den­zahl umso mehr wird weggeblendet.
    Das, was schließ­lich an (Blenden-)Öffnung übrig bleibt bestimmt die Licht­aus­beu­te und die wird klei­ner je grö­ßer der weg­ge­blen­de­te Bereich ist.
    Daher:
    gro­ße Zahl = gro­ße Blen­de = klei­ne Öffnung
    klei­ne Zahl = klei­ne Blen­de = gro­ße Öffnung

    Es müss­te also hei­ßen “gro­ße Blen­den­ÖFF­NUNG = viel Licht”

    Eigent­lich doch ganz logisch.

    M.f.G.
    Martin

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  5. Und wer es sich ganz ein­fach machen will, neh­me mei­ne Esels­brü­cke: gro­ße Blen­den­zahl, gro­ße Schärfentiefe.
    Dan­ke für die ein­fach und schlüs­si­ge Erklä­rung, kann man gar nicht oft genug haben.

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  6. In der Phy­sik­vor­le­sung hat­ten wir die ent­spre­chen­de For­mel dazu, genau wie du es auch gesagt hast mit der Wur­zel 2.

    Wie kom­me ich dann aber auf Wer­te von 0,95 bei­spiels­wei­se beim Noc­ti­lux von Lei­ca? Das konn­te mir der Prof auch nicht erklären…

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    • Hal­lo Dr. Jones,

      wenn du willst kannst du auch einen Blen­den­wert von 0,1 haben. Der Blend­wer­ten (das was drauf steht) ist nicht ande­res als das Ergeb­nis von: Brenn­wei­te / Durch­mes­ser der Blendenöffnung.
      Du musst also nur ein Objek­tiv mit ent­spre­chend gro­ßer Blen­den­öff­nung konstruieren.
      Bei den sich dann erge­ben­den Pro­ble­men muss man aber schon die Fra­ge nach dem Sinn stellen.

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  7. Hä? Ver­steh ich nicht ganz.
    Wenn ich die Kreis­flä­che ver­dop­peln (ein Blen­den­sprung) will, muss ich den Durch­mes­ser mit 1,4 (Wur­zel aus 2) mul­ti­pli­zie­ren. Das hat doch nichts mit nem Qua­drat mit ner Sei­ten­län­ge von 1,4 zu tun.

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  8. Wir hat­ten das ja schon im Kurs gehabt und ich fin­de es gut dass du es noch mal so auf­ge­schrie­ben hast. Es ist ver­ständ­lich und Infor­ma­tiv. Dan­ke und gruß Alex

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  9. Ich konn­te mir das nur schwer mer­ken, daher habe ich ganz gehirn­ge­recht fol­gen­den Spruch ausgeheckt:
    Lässt du dei­ne Blen­de offen, kannst auf die Schär­fe nur noch hoffen.

    Das “Tie­fen-” bleibt aus Reim-Qua­li­täts­grün­den weg, der Spruch geht aber so auch, um sich das end­lich mal zu merken 😀

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  10. Ein­fach und ver­ständ­lich erklärt. Bekom­me die Fra­ge auch oft von Kol­le­gen gestellt aber ohne visu­el­le Erläu­te­rung ist es immer etwas unver­ständ­lich was ich sage. Zumin­dest habe ich den Ein­druck wenn ich in die Gesich­ter der Kol­le­gen schaue. Die Zeich­nung ist klas­se und ver­deut­licht den Zusam­men­hang auf ein­fa­che Art und Weise.

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  11. naa­bönd,

    also das ist mal ne tol­le Erklä­rung. Ich Foto­gra­fier zwar schon ne wei­le, aber jetzt habe Ichs auch ver­stan­den und kanns mir jetzt auch bes­ser merken. 🙂

    Dang­ge­schee

    Grüß­le
    Pete

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  12. Sehr schön. Ein­fach und gut erklärt. Zwar für mich nicht neu, aber das gebe ich mei­nen ver­gess­li­chen Kol­le­gen mal an die Hand. 😉 Danke.

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  13. Hal­lo Pad­dy, sehr gut…

    Für die Ver­ständ­lich­keit noch eine wei­te­re Erklä­rung: Der Durch­mes­ser der Blen­den­öff­nung, passt so oft in die Län­ge des Objek­ti­ves, wie die Blen­den­zahl ist. Heißt also, bei einem 50mm Objek­tiv und einer Blen­de von 2,8 passt der Durch­mes­ser der Blen­den­öff­nung 2,8 mal in die Län­ge von 50mm, dem­zu­fol­ge passt die Öff­nung von Blen­de 16, 16 mal in die Län­ge von 50mm.

    Gruß Flo­ri­an.

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  14. Und auf mei­nem letz­ten Work­shop wur­de es nun noch schwie­ri­ger (was selbst mich bis ges­tern ver­wirrt hat):

    Da hat­te ein Teil­neh­mer mit einer Sony-Kame­ra plötz­lich Blen­den­wer­te von z.B. 9,5 (nor­mal: vol­le Blen­de 8 und 11, dazwin­schen Drit­tel 9 und 10).
    Wir haben es natür­lich belus­tigt erst­mal auf Sony geschoben.

    Bis ich ges­tern merk­te, daß ich auch mei­ne Canon auf HALBE Blen­den­wer­te umstel­len kann und dann die­se unge­wohn­ten Zah­len dabei raus­kom­men. Aber wer macht das schon…

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  15. Je grö­ßer die Blen­den­zahl, des­to grö­ßer wird die Blen­den­flä­che und dem­nach das ver­blei­ben­de Loch.
    Je klei­ner die Blen­den­zahl, des­to klei­ner wird die Blen­den­flä­che und damit viel Licht durch die Linse.

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