Blitzen mit dem Nikon SB-900 Teil 2. Zwei Belichtungsmesssysteme

Dieses Artikel ist Teil des Nikon SB-900 Praxisguide, dem eBook rund um das Fotografieren mit dem Nikon Creative Lighting System.

Im ers­ten Teil zum Blit­zen mit dem Nikon SB-900 hat­te ich ein paar abso­lu­te Basics zum Nikon CLS erklärt. Heu­te möch­te ich ger­ne etwas grund­le­gen­des zur Belich­tungs­mes­sung der Kame­ra und des SB-900 sagen.

Sowohl die Kame­ra als auch der Blitz haben eine ein­ge­bau­te Belich­tungs­mes­sung. Weiss man jedoch nicht wie die­se zusam­men­spie­len, dann wird man gro­ße Pro­ble­me haben repro­du­zier­ba­re Ergeb­nis­se zu erzie­len. Wenn man mit Blitz­licht foto­gra­fiert, dann hat man mit zwei Licht­quel­len oder bes­ser gesagt mit zwei Arten von Licht zu tun. Dem vor­han­de­nen Umge­bungs­licht und dem künst­li­chen Blitz­licht, wobei natür­lich die Anzahl der Blit­ze vari­ie­ren können.

Ver­ein­facht gesagt ist die Belich­tungs­mes­sung der Kame­ra für das Umge­bungs­licht zustän­dig und die Mes­sung des Blit­zes für das Blitz­licht, bzw. das vom Blitz­licht aus­ge­leuch­te­te Motiv. Foto­gra­fiert Ihr nun im TTL-Modus (nicht TTL BL, dazu in einem ande­ren Kapi­tel mehr), so kann man die zwei Belich­tungs­mes­sun­gen sehr gut an einem Test demonstrieren.

Stellt Euch vor, Ihr möch­tet ein Por­trait in einer schwach beleuch­te­ten Umge­bung oder einem Raum auf­neh­men. Nehmt die Kame­ra und messt sie im manu­el­len Modus auf das Umge­bungs­licht ein, d.h. nehmt die Belich­tungs­mes­sung so vor, als wenn Ihr ohne Blitz foto­gra­fie­ren woll­tet. Das kann evtl. zu einer etwas län­ge­ren Belich­tungs­zeit füh­ren, wenn Ihr in einem weni­ger, aber dafür stim­mungs­voll beleuch­te­tem Raum foto­gra­fiert. Evtl. kommt Ihr dabei selbst bei Blen­de 2.8 und ISO 800 auf Zei­ten von etwas 1/10 Sek, was natür­lich schon grenz­wer­tig ist, wenn man aus der Hand foto­gra­fiert. Steckt dann den Blitz auf die Kame­ra und stellt den TTL-Modus ein. Wenn Ihr nun aus­löst, wer­det Ihr fest­stel­len, dass der Hin­ter­grund stim­mungs­voll beleuch­tet ist, aber etwas ver­wa­ckelt. Die Per­son im Vor­der­grund wird aber kna­ckig scharf und vor allem rich­tig aus­ge­leuch­tet sein. Das liegt dar­an, dass der Blitz sich auf das Motiv im Vor­der­grund ein­ge­mes­sen hat und die Kame­ra auf das Umgebungslicht.

Geht nun ein­fach mit der Belich­tungs­zeit nach oben, z.B. 1/60 Sek und macht eine wei­te­re Auf­nah­me. Ihr wer­det sehen, dass der Hin­ter­grund nun deut­lich dunk­ler wird, das Motiv im Vor­der­grund aber wei­ter­hin kor­rekt aus­ge­leuch­tet ist.

Hier ein Bei­spiel­fo­to bei dem mein Foto­bud­dy Mo her­hal­ten muss­te. Der Blitz steck­te auf der Kame­ra und war fron­tal ins Gesicht von Mo gerich­tet. Die Kame­ra habe ich auf ISO 1250, Blen­de 2,2 und 1/10 Sek. ein­ge­stellt. Das Gesicht ist ziem­lich in der Mit­te, damit der der Blitz auch wirk­lich dort misst (auch dazu spä­ter mehr). Der Blitz stand auf TTL, sonst habe ich nichts eingestellt.

Es war schon ver­dammt dun­kel drau­ßen, aber durch die lan­ge Belich­tungs­zeit und den hohen ISO-Wert konn­te ich den Hin­ter­grund, der bestimmt 20 Meter ent­fernt war, noch sehr schön ein­fan­gen. Der Blitz hat sich dar­um geküm­mert, dass das Vor­der­grund­mo­tiv rich­tig aus­ge­leuch­tet ist.

Die glei­che Situa­ti­on habe ich dann mit 1/60 Sek auf­ge­nom­men, einem Wert, den man bei 50mm Brenn­wei­te sehr gut aus der Hand hal­ten kann. Hier sieht man nun deut­lich, wie der Hin­ter­grund dun­kel wird, aber das Motiv im Vor­der­grund trotz­dem rich­tig belich­tet ist.

Der Blitz addiert also immer so viel Licht auf das vor­han­de­ne Umge­bungs­licht hin­zu, wie benö­tigt wird um das Vor­der­grund­mo­tiv rich­tig zu beleuch­ten. Wich­tig in die­sem Bei­spiel ist, dass das Motiv in der Mit­te ist, damit der Blitz dort auch mes­sen kann. Natür­lich kann ein Blitz auch den Hin­ter­grund aus­leuch­ten, aber wie und wo man die Belich­tung misst erklä­re ich eben­falls in einem spä­te­ren Bei­trag. Man kann also sagen, dass immer erst die Belich­tungs­mes­sung in der Kame­ra durch­ge­führt wird und dann der Blitz oben drauf kommt. Egal wie stark ich mit der Ver­schluß­zeit nach oben oder unten gehe, der Blitz passt sich mit der Leis­tung immer den Vor­ga­ben an.

Damit habt Ihr auch schon ein ers­tes klei­nes Koch­re­zept um stim­mungs­vol­le Auf­nah­men mit Hin­ter­grund von Per­so­nen in beleuch­te­ten Räu­men zu machen: Messt zuerst die Kame­ra im manu­el­len Modus auf das Umge­bunsglicht ein und schal­tet dann den Blitz im TTL-Modus hin­zu. Wenn die Belich­tungs­zeit auch nur bei 1/10 liegt ist Euer Vor­der­grund­mo­tiv durch den Blitz trotz­dem kna­ckig scharf, die Bil­der wer­den aber deut­lich stim­mungs­vol­ler, da Ihr auch noch etwas vom Hin­ter­grund mit drauf habt.

Soviel erst ein­mal zu den bei­den Belich­tungs­mess­sys­te­men von Kame­ra und Blitz. In den nächs­ten Kapi­teln geht es dann mit dem TTL BL Modus, dem FV Blitz­be­lich­tungs­spei­cher und der Belich­tungs­kor­rek­tur weiter.

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7 Gedanken zu „Blitzen mit dem Nikon SB-900 Teil 2. Zwei Belichtungsmesssysteme“

  1. Vie­len Dank für Dei­ne Mühe! Super Serie und sehr infor­ma­tiv. Mach wei­ter so, viel­leicht kann ich dann end­lich auch mal die Per­for­mance des SB900 rich­tig nutzen.

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  2. Hab mal dei­nen Tipp aus­pro­biert, erst den Hin­ter­grund manu­ell aus­zu­mes­sen und dann den blitz dazu zu schalten…aber er belich­tet gna­den­los über…als wenn der Blitz vol­le Lot­te rein haut, als wenn ihn nichts brem­sen könn­te. Ich glaub, mir geht es so wie dir am Anfang: Blit­zen ist furchtbar 🙂

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    • Wenn Du den Hin­ter­grund aus­misst und der Vor­der­grund viel­leicht eh schon hel­ler ist als der Hin­ter­grund, dann wirst Du mit hoher Wahr­schein­lich­keit den Vor­der­grund über­be­lich­ten. Tat­säch­lich fin­de ich jedoch, dass die Nikons ein wenig zur Über­be­lich­tung nei­gen bei die­sen Ein­stel­lun­gen, daher dre­he ich am Blitz auch ger­ne die Leis­tung um 0,7-1,0 EV nach unten. Bel­cih­tunsg­kor­rek­tur woll­te ich an die­ser Stel­le nur noch nicht ins Spiel brin­gen, da auch das ein The­ma für sich ist. Aber pro­bier mal die glei­chen Ein­stel­lun­gen mit -1,0EV.
      Viel­leicht soll­te ich das noch als Hin­weis mit in den Arti­kel ein­bau­en. Aber vie­len Dank fürs aus­pro­bie­ren und das Feedback 😉

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  3. Hal­lo, ich hat­te seit mei­ner Ana­log-Zeit kei­nen Blitz mehr. Erst die­se Woche habe ich mir den SB 900 zuge­legt. Mei­ner Mei­nung nach, war Blit­zen noch nie so ein­fach wie Heu­te. Ich foto­gra­fie­re haupt­säch­lich auf M, stel­le erst die gewünsch­te Zei­t/­Blen­den-Kom­pi­na­ti­on an der Kame­ra ein und schal­te danach den Blitz ein. Der Blitz über­nimmt auto­ma­tich Zeit und Blen­de. Mit der Über­be­lich­tung muß ich dir Recht geben, ich dreh die Leis­tung auch runter.
    Mein Tipp zu gleich­mäs­si­ger Aus­leuch­tung: Dif­fu­sor Fle­x­iDo­me. Klei­ner Test auf mei­nem Blog: http://www.qualipano.de/test-nikon-sb-900-diffusor-flexi-dome

    Super Bericht!
    Ich bin schon auf die wie­te­ren Fol­gen gespannt.

    Gruß, Rei­ner

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  4. Hal­lo, habe den Bei­trag mit gro­ßem Inter­es­se gele­sen. Ich besit­ze auch den SB-900 und es stellt sich mir eine Fra­ge zu der Blitz­leis­tungs­kor­rek­tur (EV). Ver­min­der ich die Blitz­leis­tung (-EV), so gibt der SB-900 mir eine ver­län­ger­te Ent­fer­nung an. Bei Erhö­hung (+EV)genau umge­kehrt. Ich kann es logisch nicht nach­voll­zie­hen und habe auch in der Bedie­nungs­an­lei­tung dazu nichts gefun­den. Hat jemand eine Erklä­rung dafür?

    Bin auf die Ant­wor­ten gespannt,
    Dan­ke, Marc.

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    • Hal­lo Marc,
      Das lässt sich ganz ein­fach erklä­ren. Wenn Du die Belich­tungs nach oben oder unten kor­ri­gierst, lässt die maxi­ma­le Leis­tung des SB-900 nach oder nimmt zu. Da die Ent­fer­nung bei gerin­ge­rer maxi­ma­ler Leis­tung abnimmt, zeigt Dir d Blitz ent­spre­chend mehr oder weni­ger Ent­nung an.

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  5. Hal­lo Pad­dy, dan­ke für die schnel­le Ant­wort. Habe auch Dein Tuto­ri­al gekauft. Ist sehr infor­ma­tiv und auf den Punkt gebracht. Super, danke.
    So rich­tig erklä­ren kann ich die Ent­fer­nungs­an­ga­ben noch nicht. Ist es denn so, dass ein stär­ke­rer Blitz (+ev) zwar hel­ler abbrennt aber den Hin­ter­grund schlech­ter ausleuchtet?
    Dann wäre die Ent­fer­nungs­an­ga­be logisch (Ent­fer­nungs­be­reich gerin­ger). Bei schwä­che­rem Blitz (-ev) müss­te dann der Blitz nach der Anga­be auf dem Dis­play wei­ter rei­chen. Klingt unlo­gisch, ist wohl aber so.

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