Die Brenizer Methode - Panorama für minimale Schärfentiefe

Seit eini­ger Zeit expe­ri­men­tie­re ich ein wenig mit der sog. Bre­ni­zer Metho­de her­um und heu­te kommt end­lich mal der Blog­post dazu. Ein wenig inspi­riert durch Juli­as Expe­ri­men­te mit dem Freel­an­sing, dach­te ich mir das wäre ganz pas­send. Zudem ist vor weni­gen Tagen unser Haus­mo­dell ange­kom­men und nach­dem mei­ne Frau es ges­tern ein­ge­klei­det hat, war auch das ers­te Shoo­ting fällig 😉

Videotutorial_Panoramafotografie

Was ist die Brenizer Methode?

Die­se Tech­nik ist benannt nach Ryan Bre­ni­zer, einem ame­ri­ka­ni­schem Foto­gra­fen, der die­se Art der Foto­graie zwar nicht unbe­dingt erfun­den aber zumin­dest per­fek­tio­niert und bekannt gemacht hat. Kurz gesagt geht es dar­um vie­le Ein­zel­bil­der mit mög­lichst gerin­ger Schär­fen­tie­fe zu einem Pan­ora­ma zusammenzusetzen.

Ihr wisst ja, dass die Schär­fen­tie­fe von drei Para­me­tern abhängt. Der Blen­de, der Brenn­wei­te und dem Abstand zum Motiv. Je näher ich ran gehe, umso gerin­ger die Schär­fen­tie­fe. Gehe ich ein paar Schrit­te zurück, so nimmt die Schär­fen­tie­fe gleich dras­tisch zu. Je näher ich also an mein Motiv her­an gehe, umso kras­ser ist der Unschärfe-Effekt.

Was aber, wenn man z.B. ein Ganz­kör­per-Por­trait machen möch­te? Klar kann ich ein Weit­win­kel mit rie­si­ger Blen­de neh­men. Damit fan­ge ich mir aber auch gleich mal eine schi­cke Ver­zer­rung ein. Spe­zi­ell bei Por­traits nicht unbe­dingt erwünscht. Aus­ser­dem haben Weit­win­kel-Objek­ti­ve von Haus aus eine hohe Schärfentiefe.

Mit der Bre­ni­zer-Metho­de ist es nun mög­lich sehr weit­wink­li­ge Auf­nah­men mit gerin­ger Schär­fen­tie­fe zu rea­li­sie­ren. Die Theo­rie ist ein­fach: Man nimmt ein Tele­ob­jek­tiv mit weit geöff­ne­ter Blen­de, z.B. ein 85mm f/1,8 oder f/1,4. Nun geht man nah ans Motiv ran und schiesst ein Pan­ora­ma, also meh­re­re Ein­zelshots, die sich überlappen.

Brenizer Schritt für Schritt

Ihr könnt Euch sicher­lich den­ken, dass der Teu­fel bei die­ser Tech­nik im Detail liegt. Ich habe mir das auch ein­fa­cher vor­ge­stellt als es ist. Hier ein­mal das Vor­ge­hen, Schritt für Schritt:

  1. Ver­wen­det ein Tele­ob­jek­tiv mit mög­lichst offe­ner Blen­de. Ich neh­me dazu mein 85mm f/1,4 oder auch das 70-200 bei 200mm mit Blen­de 2,8.
  2. Nimm den manu­el­len Modus, damit sich die Belich­tung nicht von Foto zu Foto ändert
  3. Stel­le den Weiss­ab­gleich manu­ell ein
  4. Stel­le den Fokus auf Dein Motiv ein und sor­ge dafür, dass er dort auch bleibt. Ent­we­der indem Du den Fin­ger nicht vom Aus­lö­ser nimmst, die AF-Tas­te ver­wen­dest (haben nicht alle Kame­ras) oder ein­fach manu­ell fokussierst.
  5. Geh mög­lichst nah ran, damit Du mög­lichst wenig Schär­fen­tie­fe hast.
  6. Foto­gra­fie­re nun Dein Motiv nach dem gezeig­ten Mus­ter ab.

Du kannst natür­lich anfan­gen wo Du möch­test, aber ein Mus­ter in der Art funk­tio­niert ganz gut.

Anschlies­send packst Du alle Bil­der in eine Pan­ora­ma­soft­ware und stitchst sie. Ich ver­wen­de dazu PTGui, aber auch Pho­to­shop tut den Job.

Wie gesagt, liegt der Teu­fel dabei im Detail. So ist bei die­ser Metho­de auch der Nodal­punkt ein The­ma. Da man das Pan­ora­ma aus der Hand schiesst, kann es vor­kom­men, dass sich Vor­der- und Hin­ter­grund gegen­ein­an­der ver­schie­ben. Das ist mir auch pas­siert, wie man vor allem an dem Haus im Hin­ter­grund sieht. Da ist das Stit­ching sehr unsau­ber. Ihr dürft aus dem Grund auch nicht Eure Posi­ti­on wech­seln und wäh­rend des Shoo­tings in die Hocke gehen. Schwups ist alles verschoben.

Ach­tet auch auf genug Über­lap­pung. Bei mei­nem Super­mo­del Schan­tal­le muss­te ich schmerz­lich fest­stel­len, dass die Bei­ne so glatt und struk­tur­los sind, dass das Stit­ching pro­ble­ma­tisch war. Soll­te bei ech­ten Men­schen weni­ger pro­ble­ma­tisch sein.

Spe­zi­ell der teil­wei­se extrem unschar­fe Hin­ter­grund ist eine ech­te Her­aus­for­de­rung für die Pan­ora­ma­soft­ware. Daher ver­sucht dar­auf zu ach­ten, dass auch bei den Bil­dern am Rand noch ein klein wenig vom Vor­der­grund mit drauf ist.

Das war es im Grun­de schon. Ist also gar nicht soooo schwer, braucht aber etwas Übung. Der Effekt ist extrem cool, da sich sol­che Auf­nah­men sonst eigent­lich nicht mit einem ein­zel­nen Shot machen las­sen. Ich habe hier mal einen Ver­gleich zu einer Ganz­kör­per­auf­nah­me mit dem 35mm f/1,8 gemacht. Man sieht, dass der Hin­ter­grund zwar unscharf ist, aber deut­lich bes­ser zu erken­nen als in dem Brenizer-Bild.

Noch etwas: Das Pan­ora­ma hat natür­lich am Ende eine gigan­ti­sche Auf­lö­sung. Die­ses Bild hat allei­ne 70 Megapixel.

So, ich gehe das jetzt mal noch ein wenig üben. Falls Ihr selbst schon ein­mal die Bre­ni­zer Metho­de aus­pro­biert habt und noch Tricks kennt wie es bes­ser geht, dann her damit.

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28 Gedanken zu „Die Brenizer Methode - Panorama für minimale Schärfentiefe“

  1. Für’n ers­ten Ver­such doch wirk­lich gut. Aller­dings hät­te mich als Ver­gleich nicht das Bild mit einem 35/1.8, son­dern mit einem 200/2 inter­es­siert. Dabei ist halt nur das Pro­blem, dass Du viel Platz brauchst. Das ist mit dem 85er in Ver­bin­dung mit der Bre­ni­zer Metho­de natür­lich einfacher.
    Ich nut­ze das Prin­zip auch ger­ne, wenn ich mehr Auf­lö­sung brau­che. Aber das kennst Du ja 😉

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  2. Augen­schein­lich war Schan­tal­le dann doch etwas kalt …
    Was mich gera­de beschäf­tigt ist die Klei­dungs­fra­ge. Wo hast Du denn den Fum­mel ausgegraben? 😮

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  3. Hi, schon cool, aber der Auf­wand ist ja recht gigan­tisch. Alter­na­ti­ve wäre ja, ent­we­der Modell frei­stel­len und den Hin­ter­grund mit Weich­zeich­ner bear­bei­ten oder 2 Auf­nah­men manu­ell focus­siert hin­ter­ein­an­der schie­ßen, ein­mal scharf und ein­mal unscharf, dann das gan­ze in Pho­to­shop kom­bi­nie­ren. Soll­te einen Effekt erge­ben, der vom hier gezeig­ten Ergeb­nis kaum abweicht, oder?

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  4. Mein Tip dazu: Die Kame­ra unbe­dingt im Hoch­for­mat nut­zen! Kei­ne Ahnung war­um aber im Quer­for­mat hat­te Pho­to­shop immer Pro­ble­me beim Stit­chen. Fin­de die Metho­de extrem span­nend und bin auch noch schwer am üben.

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      • Phy­si­ka­lisch betrach­tet soll­te es kei­nen Unter­schied machen, wie das bokeh ent­steht, ob nach der Bre­ni­zer-Metho­de oder nach “mei­ner” oben vor­ge­stell­ten. Unscharf ist unscharf. Die Qua­li­tät des bokehs ist nur abhän­gig von der Qua­li­tät des Objek­tivs - und dort haupt­säch­lich (aber nicht aus­schließ­lich) von der Art der Blen­de. Mein 100er Makro (2.8 IS von Canon) hat z.B. 10 abge­run­de­te Lamel­len, das ergibt ein tol­les Bokeh, egal ob es sich aus gerin­ger Schär­fen­tie­fe oder aus Unschär­fe ergibt.
        Einen sicht­ba­ren Unter­schied aus den bei­den Metho­den könn­te sich von daher höchs­tens in der Qua­li­tät der EBV erge­ben, schlecht gemacht könn­te das Modell unrea­lis­tisch, wie “auf­ge­klebt” auf einem unschar­fen Hin­ter­grund rüber­kom­men, wenn man es nicht gut und sorg­fäl­tig macht.
        Was das Argu­ment mit den Mega­pi­xeln angeht: Wozu soll­te man soviel brau­chen? Mit einer moder­nen 12-18 Mpix-Kame­ra soll­te man genug für 99% der Anwen­dun­gen haben, sogar für Pla­kat­wän­de. Falls nicht, kann man ja tat­säch­lich ein Pan­ora­ma schie­ßen - aber da soll­ten dann 2 oder 4 Auf­nah­men dicke rei­chen. Nein, Ich den­ke die sich aus der Bre­ni­zer-Metho­de erge­ben­de Rie­sen­da­tei ist eher ihr größ­ter Nach­teil statt ihr größ­ter Vorteil.

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      • Was gibt’s zu entschuldigen?
        Und was heißt “die bes­te”? Höchs­tens: Die “bes­se­re”, weil weni­ger auf­wän­di­ge­re, die trotz­dem zum glei­chen Ergeb­nis füh­ren “könn­te”.

        Ich pro­pa­gie­re hier ja nichts, son­dern stel­le was zur Dis­kus­si­on. Ich kann nicht beur­tei­len was bes­ser ist, weil ich kei­nen Ver­gleich habe. Den wür­de ich mir halt wünschen.

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  5. @Frank, genau mein Gedanke.
    Vom Auf­wand her soll­te es ja dann kei­nen gro­ßen Unter­schied machen. Beim Pan­ora­ma bekommst du halt noch schön vie­le MPs…

    Aber irgend­wie macht die Pan­ora­ma­ver­si­on Lust zum Ausprobieren 🙂

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  6. Hoi Pad­dy,

    vie­len Dank für die tol­le Erklä­rung - ich hof­fe ich hab bald mal Gele­gen­heit zum aus­pro­bie­ren. - Ger­ne mehr davon

    Bes­ten Gruss aus der Schweiz,

    Fal­ko

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      • Hal­lo Frank, ja das ist schon klar. Sobald ich ein Bild im Netz prä­sen­tie­ren möch­te, muss ich es digi­tal vor­lie­gen haben.

        Das o.g. Bild ist somit nun auch ein Digitalbild. 

        Dar­um ging es mir ja gar nicht, son­dern dar­um, dass da eben nichts gestitcht ist.

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  7. Naja, alles schön und gut, aber es darf/sollte sich halt nichts bewe­gen. Inso­fern fin­de ich die Metho­de zwar inter­es­sant, aber für leben­di­ge Models irrele­vant. Des­wei­te­ren den­ke ich, dass mit Kame­ras, die so um die 21 Mio. Pixels haben, eher die von Frank vor­ge­stell­te Metho­de, die ich zuwei­len auch ver­wen­de (2 Auf­nah­men mit unter­schied­li­chen Schär­fe­ein­stel­lun­gen), pre­fe­rie­re. Was soll ich denn mit 70 Ton­nen Daten?? 😉 

    Aber ein inter­es­san­ter Bericht und ein inter­es­san­tes Expe­ri­ment für ver­reg­ne­te Tage. Dankeschön.

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