Shanghai Nights

Ziel­ha­fen mei­ner ers­ten Schiffs­rei­se war Shang­hai. Wir waren mit Ver­spä­tung ein­ge­lau­fen und es zeich­ne­te sich ab, dass ich nur eine Nacht in Shang­hai haben soll­te. Der Hafen Yangs­han befin­det sich etwa 1,5 Stun­den mit dem Auto außer­halb von Shang­hai. Bis alle For­ma­li­tä­ten mei­ner Ein­rei­se geklärt waren und ich im Auto des Agen­ten saß, war es bereits dun­kel. Mit dem Inter­net ist das in Chi­na so eine Sache. Vie­le Diens­te sind gesperrt und auf der Fahrt hat­te ich teil­wei­se kei­ne Ver­bin­dung. Ich rief mei­ne Frau an, die für mich den Flug umbuch­te, damit ich mir wenigs­tens zwei Tage lang Shang­hai anschau­en konnte.

Der ers­te Tag zeig­te sich dann auch von sei­ner bes­ten Sei­te. Dau­er­re­gen, wie ich ihn nicht ein­mal aus Ham­burg ken­ne. Ich höre dann immer die Schlau­mei­er sagen “auch bei Regen kann man tol­le Fotos machen”. Jaja, so einen Quatsch rede ich ja auch immer. Aber wenn Du irgend­wann kom­plett durch­ge­nässt bist, dann hast Du auch kei­ne Lust mehr auf Regen­fo­tos. Ich war frus­triert und ver­such­te irgend­was draus zu machen. So rich­tig in Foto­lau­ne kam ich aber nicht. Es hing per­ma­nent eine Dunst­glo­cke über der Stadt, so dass die Wol­ken­krat­zer ihrem Namen alle Ehre mach­ten. Die Stra­ßen waren rela­tiv leer, dafür war es in der U-Bahn und allen öffent­li­chen Gebäu­den umso vol­ler. Ein pures Gedrän­gel, es geht ganz schön rup­pig zu auf Shang­hais Straßen.

Am nächs­ten Tag dann end­lich bes­se­res Wet­ter. Ich nutz­te den Tag um nach Zhu­ji­a­jiao zu fah­ren. Dar­über hat­te ich bereits berich­tet. Am frü­hen Abend war ich zurück in mei­nem Hotel am Bund. Es war irgend­ein Fei­er­tag. Die Prä­sens von Poli­zei und Mili­tär war extrem hoch. Über­all säum­ten Uni­for­mier­te die Stra­ßen. Was es genau damit auf sich hat­te, konn­te ich aber nicht her­aus­fin­den. Nur mit Eng­lisch kommt man nicht so rich­tig weit in Chi­na. Ich war erstaunt, dass selbst der Con­cier­ge in mei­nem Hotel nur gebro­chen Eng­lisch sprach. Die Poli­zis­ten mach­ten auch nicht den Ein­druck, als wenn sie Lust auf ein Pläusch­chen mit mir haben. Nor­ma­ler­wei­se habe ich ja kei­ne Berüh­rungs­ängs­te, aber deren Bli­cke waren nicht einladend.

So rich­tig cool wird Shang­hai erst am Abend. Dann leuch­tet die gan­ze Stadt bunt in allen Far­ben. Ich mach­te einen klei­nen Spa­zier­gang ohne kon­kre­tes Ziel und ver­such­te ein wenig von der Nacht­stim­mung ein­zu­fan­gen. Irgend­wann nach 21:00 Uhr wur­de es dann ziem­lich plötz­lich leer auf den Stra­ßen. Man­che Gas­sen waren schon nahe­zu unheim­lich. Unsi­cher habe ich mich jedoch nicht gefühlt. Ver­ein­zelt sah man noch Men­schen, die mei­nen Fotos ein wenig Leben ein­hauch­ten. Dann war ich aber auch platt vom Tag. Am liebs­ten hät­te ich noch mehr Shang­hai bei Nacht foto­gra­fiert, aber am nächs­ten Tag ging es dann schon zurück nach Hau­se. Ich hat­te nach drei Wochen nun auch kei­ne Lust mehr. Rei­sen ist toll, nichts erwei­tert den Hori­zont so sehr wie Rei­sen. Aber allei­ne ist es auch irgend­wie doof.

Mit einem letz­ten mor­gend­li­chen Spa­zier­gang über den Bund ver­ab­schie­de­te ich mich von Shang­hai. Früh mor­gens ist es hier beson­ders inter­es­sant. Män­ner las­sen Dra­chen stei­gen, eine unge­wöhn­li­che Art mit gro­ßen Seil­spin­deln, wie man sie in Deutsch­land nicht kennt. Ein alter Chi­ne­se balan­cier­te minu­ten­lang einen Blu­men­topf auf dem Kopf. Vie­le Sport­ler, wobei auf­fällt, dass sehr viel in klei­nen Grup­pen gemacht wird.

Shang­hai ist eine sehr inter­es­san­te Stadt, die man gese­hen haben soll­te. Ich bin kein gro­ßer Chinafan, die Men­ta­li­tät der Men­schen scheint mir nicht so kom­pa­ti­bel zu den Euro­pä­ern. Den­noch ist es ein sehr inter­es­san­tes Land, Shang­hai eine inter­es­san­te Metro­po­le, die vor allem auch Foto­gra­fen viel zu bie­ten hat. Egal ob man sich für Street­fo­to­gra­fie oder Archi­tek­tur inter­es­siert. Hier gibt es für jeden sehr viel zu sehen, vor allem bei Nacht.

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13 Gedanken zu „Shanghai Nights“

  1. Mich inter­es­siert, wel­che Kame­ra + Objek­ti­ve hast du mit, war­um hast du dich in die­ser oder jenen Situa­ti­on für genau das Objek­tiv ent­schie­den, bear­bei­test du die Bil­der unter­wegs .. also auch so die foto­gra­fi­schen Hintergründe.

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  2. Groß­ar­ti­ge Auf­nah­men, mein Kom­pli­ment, ich war auch in Shan­hai vor ein paar Jah­ren und emp­fand die Stadt wirk­lich als eine Welt­me­tro­po­le die nicht viel mit Chi­na zu tun hat.

    lie­be Grü­ße aus Frank­furt, Carsten 🙂

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  3. Sehr star­ke Bil­der zeigst du uns da (wie immer - wir sind da wirk­lich sehr ver­wöhnt von dir 🙂 ).
    Ganz herz­li­chen Dank auch für die grund­ehr­li­chen Hin­ter­grund­ge­dan­ken. Es ist sehr viel inter­es­san­ter, davon etwas mit­zu­be­kom­men, als die tech­ni­schen Details der Auf­nah­men. Die kann man sich ja leicht zusam­men­rei­men, wenn man sich auf dei­nem Blog hier etwas umsieht …
    Ich freu mich jedes mal wenn ich einen neu­en Bei­trag von dir ent­de­cke - und noch viel mehr auf das #3 🙂
    Lie­be Grüße
    Jürgen

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  4. Sehr schö­ner Bei­trag und wun­der­schö­ne Bilder.
    Ich pflich­te ein­mal Cars­ten bei. Shang­hai ist eine Vor­zei­ge­me­tro­po­le. Der Rest Chi­nas sieht auch nicht so aus. Etwas ver­gleich­ba­res gibt es jedoch auch in Euro­pa nicht. Eine hoch­mo­der­ne Metro­po­le und doch trotz oder wegen der Fremd­ar­tig­keit hoch interessant.

    Mit Eng­lisch kommst du weder in Chi­na noch in Tai­wan sehr weit.
    Da hilft dir wahr­schein­lich nur eine App, wie z.B. Ple­co. Die hat Chin. zu Deutsch oder anders­her­um sowie auch Eng­lisch zu Chin. und anders­her­um zu bie­ten. Zusätz­lich noch OCR. Falls du ein­mal etwas live über­set­zen möchtest.
    Das als Hil­fe für den nächs­ten Chi­na Trip.

    Zum Ende wür­de ich mir noch unter jedem Bild von dir die Kame­ra­ein­stel­lun­gen und das ver­wen­de­te Objek­tiv wünschen.

    Gruß aus Dresden
    Ralf

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  5. Hi Pad­dy, mich begeis­tern die­se Fotos von dir da du jedem Foto dei­nen indi­vi­du­el­len Abdruck ver­leihst. Hast du die Nacht­auf­nah­men mit dem Sta­tiv gestaltet ?
    Gruß Klaus

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  6. Hal­lo Paddy,
    die Nacht­auf­nah­men echt aus der Hand? Mit der Lei­ca?? Hast du die Kame­ra da irgend­wo drauf­ge­stellt??? Also das ers­te Bild z.B. sieht mir doch nach Lang­zeit­be­lich­tung aus…
    Ich war vor zig Jah­ren mal da, damals noch mit mei­ner Nikon F50, lan­ge lan­ge her…
    Tol­le Bilder!
    Gruß Manfred

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