Aktuell läuft eine Diskussion um die Strassenfotografie. Der Fotograf Espen Eichhöfer wurde von einer Dame verklagt, die ungefragt auf einem Bild zu sehen war, welches in einer Ausstellung zu sehen war. Dazu könnt Ihr die Hintergründe in einem Interview mit Espen Eichhöfer lesen, welcher nun für das Gerichtsverfahren Geld über eine Crowdfunding Kampagne sammelt.
Rechtlich betrachtet wird die allgemeine Situation der Strassenfotografie im Fotomagazin von dem Anwalt Dr. Hendrik Wieduwilt in diesem Artikel. Darin geht er auf eine Gesetzesänderung ein, die quasi das Aus für die Strassenfotografie in Deutschland bedeutet.
Ich finde es sehr schade, wenn die Dinge so ihren Lauf nehmen und es tatsächlich nicht mehr möglich sein sollte der Strassenfotografie nachzugehen, ohne dabei mit einem Bein ins Gefängnis zu stapfen. Da ist tatsächlich von bis zu 2 Jahren Freiheitsstrafe die Rede. Strassenfotografie ist ein ganz grossartiges Genre, um das es wirklich schade wäre.
Betrachte ich mir allerdings den rechtlichen Kommentar im Fotomagazin, wo u.a. geschrieben steht “Die bei manchen beliebten sozialkritischen Fotos von Obdachlosen und Betrunkenen muss der rechtstreue Foto-Fan sich tunlichst verkneifen.” dann frage ich mich was manche Leute eigentlich unter Strassenfotografie verstehen. Ist es die Jagd auf Obdachlose und Betrunkene, um diese dann in einem Pseudo-Kunstprojekt zur Schau zu stellen? Wenn dem wirklich so ist, dann brauchen wir tatsächlich Gesetze, die das verbieten.
Das Problem ist doch hausgemacht. Verantwortungslose Fotografen haben eine Mitschuld daran, dass die Öffentlichkeit keine Lust hat fotografiert zu werden. Ein Stück weit kann man das nachvollziehen. Je skurriler und abartiger, umso besser die Fototrophäe. Manch einer sollte sich zunächst mal über die Bedeutung von Ethik und Menschenwürde Gedanken machen, bevor das eigene Foto unter dem Deckmantel der Kunst auf sozialen Kanälen zur Sammlung von Likes veröffentlicht wird.
Strassenfotografie in Deutschland darf nicht sterben. Wird sie aber, da bin ich mir sicher.
Das Bild zu diesem Beitrag ist in Venice Beach entstanden und für mich ein Beispiel für die schönen Seiten der Streetfotografie, die es zu verteidigen und schützen gilt.
Man sollte aber auch die andere Sichtweise versuchen zu verstehen… Es muss nicht immer ein Foto sein, welches offensichtlich ethisch nicht korrekt ist. Man muss da auch die aktuellen technischen Möglichkeiten mit einbeziehen. Früher konnte ein Foto nicht die halbe Welt mit einmal sehen bzw. gab es auch keine so hochauflösenden Bilder. Früher gab es kein Facebook welches in einer großen Menge plötzlich das eigene Gesicht identifiziert und sofort anzeigt wer das ist usw. usw.
Es kann auch sein das jemand einfach nicht möchte das jeder weis wo und wann er gewesen ist. Da gibt es sicherlich noch unzählige andere Gründe für den Einzelnen - welche der Fotograf aber nicht “sehen” kann.…
Deshalb bin ich selbst bei dem Thema sehr hin und her gerissen.…
Hallo Lutz,
nicht alles was technisch möglich ist muss auch genutzt werden. Es geht beim Persönlichkeitsrecht nicht nur um “Recht und Ordnung” sondern um die Achtung für das/den/die Abbildung. Leider finden wir selten eine Erklärung zur Entstehung der Fotos.
So sieht es nach Effekthascherei Einzelner aus. Und eben diese Unbedarftheit oder besser Gedankenlosigkeit vieler Fotografen ist schuld an dem Paparazziruf. Ein “spektukuläres” Foto dürfte selten aus dem Fotografen-Bedürfnis aus dem nach Geltung entstanden sein. Es hat eine Geschichte die erzählt werden will.…
Hi Paddy,
ich hab vor vielen Jahren mal was losgetreten, der Link “Webseite” führt zu dem Vorgang. Ich war damals mit meiner Canon als Touri auf Madeira unterwegs und machte von jedem “Mist” Fotos, alles was bunt war wurde geknipst und dann stand ich auf einmal vor einem arg zugerichteten Menschen, ein alter Mann der ordentlich was abbekommen hat, stinkende teilweise zerrissenen Klamotten, notdürftig bepflastert, ich war richtig erschrocken, konnte und wollte auch nicht einfach wegschauen und schoss dieses Foto.
Ohne mir je über Verantwortung, Persönlichkeitsrechten oder sonst was Gedanken gemacht zu haben handelte ich, aus einem Gefühl heraus griff ich in die Tasche und gab ihm einen Geldschein, warum auch immer, Mitleid, Schuldgefühl wegen dem Foto, Gewissen rein waschen, ich weiss es nicht, vielleicht hätte ich auch ohne Foto damit helfen wollen, ich weiss es nicht. Aber es war real, den hat keiner bemerkt ausser ich und schoss einfach dieses Foto und hab ihm so einen kurzen Moment meine Aufmerksamkeit gegeben und wie ich glaube unrecht festgehalten, verletzt haben ihn andere.
Zuhause ging es dann durch meine bescheidene Bearbeitungsmühle, heute nach Deinen Videos zu LR würde es anders aussehen, es ging online und der Sturm brach los, kontrovers, pro und kontra, Anklage und Zuspruch.
Ich muss ehrlich sagen Paddy, es gibt schlimme Dinge, wenn wir die nicht Zeigen, wer tut es dann, was ist an Obdachlosenfotos schlimmer, das Foto oder das es sowas wie Obdachlose überhaupt gibt. Muss man wirklich Satire drüber schreiben damit es wieder ok ist.
Ich weiss das geht nun ein bisschen in eine andere Richtung aber Dein Hinweis “Obdachlose Fotografieren ist nicht cool” hat mich dazu verleitet.
Obdachlos zu sein ist es sicher auch nicht.
Wenn man sich für Streetphotographie einsetzt weil es coole Fotos sind, dem stimme ich voll und ganz zu, dann gehören auch Fotos nicht nur von Otto-Normal sonder auch Otto-Gescheitert dazu.
War ich wirklich verantwortungslos damals auf Madeira? …oder erst beim Veröffentlichen?
Was Freiheit einengt ist das ständige fordern nach neuen Regeln und Gesetzen.
Grüße
Michael
Hallo Michael.
Ich denke, du hast Recht. Man kann natürlich auch coole Fotos machen und ich freue mich auch, wenn mir so was gelingt, aber auch Hilflosigkeit von Menschen und Fotos darüber sind hilfreich und gehören in eine offene Gesellschaft. Ich möchte nicht, daß alles nur noch clean und sauber ist. Im Gegenteil, manchmal kann und soll es auch wehtun.
Darf ich dich Fragen, die Auseinandersetzungen, die du erlebt hast: ging es da auch um juristische Auseinandersetzungen oder um Diskussionen mit den Besuchern deiner Webseite?
LG, Ernst Wilhelm
möchtest du dich im internet wiederfinden, wenn du ganz down bist? eventuell verheult und bedrunken in ner ecke liegst? oder vollgekotzt in der ubahn sitzt? was würdest du sagen, wenn der spieß mal umgedreht wird? ich bin für strassenfotografie, aber nur wenn sie dem anderen seine würde lässt…
Ich sehe das so ähnlich wie Julia und Paddy. Ich denke auch noch , dass es in den letzten 5- 10 Jahren vielen Menschen einfach auch zu viel geworden ist. Mitlerweile wird doch überall und ständig alles fotografiert (Handys,Hobbknipser, Touris)
Die Leidtragenden sind dann echt die Profis.
Deshalb finde ich ein Gesetzt schon auch gut. Ich hoffe aber auch, das die Streetfotografie trotzdem ihren Platz behält.
Ich finde es ziemlich uncool Obdachlose ungefragt zu fotografieren, um sie dann noch als mögliches Kunstfoto auf irgendeinen Portfolio zu veröffentlichen. Es sei denn, man fragt sie vorher. Obdachlose können sehr wohl ja oder nein sagen.
Das Argument, das man das Foto danach nicht mehr machen kann, würde nie ein Profi sagen. Komunizieren ist immer die Lösung. Im übrigen bin ich der Meinung, das es nicht jeden Obdachlosen schlecht geht.
Liebe Julia,
Dein Statement sollte eigentlich ich jedem Fotoblog erscheinen. Oder, wird ja von Vielen als “Muss” gesehen, in facebook posten.
Die Menschenwürde nicht die Sensation ist massgebend!!
Hallo Udo, dann sei doch bitte auch gegenüber “Hobbyknipsern” und Touristen tolerant.
Das stimmt absolut Michael
Was Freiheit einengt ist das ständige fordern nach neuen Regeln und Gesetzen.
“Solange es aber Grenzüberschreiter gibt, wird es das immer geben”
Ich halte das Recht am eigenen Bild für sehr wichtig. Natürlich muss ein Fotograf die Situation nutzen und kann nicht vorher um Erlaubnis bitten, dadurch würden nur gestellte Fotos entstehen. Jedoch sollte kein Bild ohne Erlaubnis der abgebildeten veröffentlicht werden. Egal ob bei Facebook oder in einer Ausstellung. Beim Internet kommt der Begriff Big Data zum Tragen und durch die Gesichtserkennung die Nachverfolgung des Aufenthaltsortes. Das muss am Ende jede abgebildete Person für sich selber entscheiden, ob sie dem Zustimmt oder nicht.
Geht es einem Fotografen nur darum das “Elend” zu fotografieren um sich damit hervor zutun, sollte er wirklich noch mal über die Menschenwürde nachdenken.
Gerade Fotos die eine vielleicht natürliche Scene einfangen sind was besonders und ganz anders als Gestellte. Streetfotografie darf nicht aussterben, aber es muss auch jede abgebildete Person geachtet werden.
Ein Hinweis noch, mir geht es nicht um Fotografien von Menschenmassen (z.B. bei Großveranstaltungen), denn bei diesen gilt auch das Recht am eigenen Bild nicht mehr, sondern um Bilder die eine Person oder eine kleine Gruppe explizit in den Mittelpunkt des Bildes stellt.
Das Thema “Persönlichkeitsrecht” bei Streetfotografie ist ja nicht wirklich neu. Aber wie Lutz schon geschrieben hatte, ist die Verbreitung eines Fotos aufgrund der heutigen Möglichkeiten ja eine ganz Andere als noch vor einigen Jahren. Ich denke das in der Vergangenheit mehr als einmal das Recht am eigenen Bild bei Veröffentlichungen verletzt worden ist. Jedoch, wo kein Kläger da kein Richter. Aus eigener Sicht gesehen möchte ich natürlich auch nicht irgendwo fotogafiert werden um mich dann z.B. bei fb wiederzufinden.
Vor diesem (eigenen) Hintergrund achte ich bei öffentlichen Plätzen schon fast penibel darauf nicht in eine Falle zu tappen und fremde Personen auf meinen Fotos zu haben. Das schränkt allerdings den kreativen Schaffensprozeß derart ein, dass ich mittlerweile auf “fröhliches durch die Welt laufen und fotografieren” fast gänzlich verzichte.
Die Menschheit wird jedoch ein Stück ärmer, wenn in Zukunft die Streetfotografie von der Bildfläche verschwindet. Findige Anwälte werden sich garantiert auf darauf spezialisieren ertappte Fotografen an den Pranger zu stellen um kräftig abzusahnen. Ich hoffe jedoch, dass es trotz allem nicht allzu schlimm um diese Art der Fotografie gestellt ist, denn sie bringt anderen Menschen die Welt auch ein bißchen näher.
“Verantwortungslose Fotografen haben eine Mitschuld daran, dass die Öffentlichkeit keine Lust hat fotografiert zu werden”… und einer davon ist Herrn Eichhöfer. Die Aussagen die er in einem Interview zu dem Fall trifft und die Einstellungen die er vertritt, sind wirklich an Ignoranz und Überheblichkeit nicht mehr zu toppen. Ok, Klappern gehört zum Geschäft, aber wenn die gezeigten Fotos die besten aus 1.600 sind und nach “tagelangen” Warten, dann soll mir mal bitte jemand erklären was das mit Kunst oder “wertvoller Strassenfotografie” zu tun hat. Ein absolute Selbstbeweiräucherung und Realsatire par excellence.
Bei dem ganzen Gequatschte wird eines von den “Künstlern” (die der Gesellschaft ja so viel Gutes damit tun) vergessen. “Strassenfotografie” funktioniert heutzutage einfach nicht mehr. Jedenfalls die, wenn man an die “klassische” aus den 30ern bis späten 60ern Jahren denkt. Es werden jede Sekunde tausende von Foto hochgeladen, allein deshalb brauch sich da niemand für “zu opfern” und der Nachwelt versuchen etwas zu hinterlassen. Die meisten Fotos die man in der jetzigen Zeit interessant findet und als “Zeitdokument” einordnet, sind lapidare Schnappschüsse bzw. worden ohne den Gedanken angefertigt, eine “Kunst- und Gesellschaftsprojekt” den nächsten Generationen zu schenken, Abgesehen davon, funktioniert es aus anderen Gründen diese Art der Fotografie nicht mehr, z.B. ist sie als “Gesellschaftsstudie” nicht mehr verwendbar. Heutzutage kann ich keinem in der U-Bahnstation mehr ansehen, welche gesellschaftliche Stellung jemand hat oder wohin gerade unterwegs sein könnte. Man erhält nur einen Durchschnitt der Gesellschaft und davon gibt es wie schon erwähnt, Fotos ohne Ende und das jede Sekunde.
…hehe, der war gut.
Als ich dem Link folgte und die Header-Aufnahme sah, dachte ich exakt das selbe. Der Bursche mit dem Blick gen Himmel, sieht für mich eher nach Katalog- oder Stockfotografie aus.
Ich seh die Zukunft nicht so düster, denn ich kenne auch viele sehr gelungene Aufnahmen bei denen Gesichter mittels Kontrast, Bewegungsunschärfe, etc. ausgeblendet werden. Eine “Pelzträgerin mit Einkaufstüten” würde ich eh nur ablichten, wenn ich ein politisches Statement benötige und das nachzustellen, sollte für einen Fotografen kein Problem sein.
Und wenn´s unbedingt ein spannendes Gesicht sein soll, das einem begegnet, fragt man halt. Aber outdoor-Charakterportrais oder unvorteilhafte Aufnahmen von Ahnungslosen, haben für mich persönlich nichts mit Streetfotografie zu tun. Wo kein Kläger, da kein Richter.
“Der Bursche mit dem Blick gen Himmel, sieht für mich eher nach Katalog- oder Stockfotografie aus.”
Genau das Foto, ist im “Tip Berlin” veröffentlicht worden. Also einen Publikation die man bestimmt nicht mit Kunst in Verbindung bringt.
Steetfotografie war ja schon immer ein bisschen das Spiel mit dem Feuer, solange man eine Person erkennen kann und das Foto nicht nur für das eigene Kämmerlein bestimmt sein sollte. Es ist aber auf jeden Fall Schade, dass man mit dem Ziel Kinderpornografie zu erschweren gleich ein so schwammiges Allgemeingesetz verabschiedet.
Vielleicht könnte man ja eine Art Presseagentur aufmachen mit dem Ziel ein Mal im Jahr ein Steetfotografiebuch zu veröffentlichen, die dann an Fotografen in dem Bereich Presseausweise vergeben kann. Das kann dann ja klar an die Premisse gebunden sein den aktuellen Zeitgeist einzufangen und nicht Menschen bloß zu stellen. Ob das funktioniert kann auch nur ein Anwalt sagen.
…was ist das denn für eine Aussage? bzw. für eine Lösungsidee? tut mir leid…aber das macht meiner Meinung überhaupt keinen Sinn…warum sollte man einen Presseausweis für Streetfotografie bekommen.…und damit dann zum ethisch korrekten Fotografen werden…nur weil einmal im Jahr ein Bildband veröffentlicht wird? ganz im gegenteil… ich wette mit dir…der größte Teil aller Paparazzis hat auch einen Presseausweis…und arbeiten für eine Agentur…und halten die sich etwa an Regeln oder achten die Privatsphäre der Stars und Sternchen?!?
ich glaube der ein oder andere lebt hier in einer verklärten Wirklichkeit.
Ich selber finde es gut nicht jedem Fotografen mit einer Handykamera schutzlos ausgeliefert zu sein!
Gruß,
Chriss
Chriss ich glaube du verwechselst da jetzt was. Ist dir schon mal aufgefallen, dass es Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gibt von du kaum oder nur sehr wenige veröffentlichte Bilder gibt? Das sind nämlich die, die sich konsequent gegen diese Agenturen und Zeitungen zur Wehr setzen. Dem Rest unterstelle ich jetzt mal, dass er auf diese Art von Selbstvermarktung angewiesen ist.
Straßenfotografie ist für mich manchmal große Kunst und manchmal kleine Kunst. Aber Kunst und braucht Freiheit. Und unsere und meine Welt wäre ärmer, wenn es diese Fotografie und diese Kunst nicht gäbe. Für mich ist es auch ein Zeichen einer offenen Gesellschaft.
Natürlich finde ich es gut, daß es ein Persönlichkeitsrecht gibt. Nicht zuletzt deswegen weil es mir ein Recht gibt etwas zu tun was mir wichtig ist, was ich für mich persönlich brauche und das ist selber fotografieren. Auch wenn heute tausende Bilder jede Sekunde in’s Internet geladen werden, ist Fotografieren doch mein Bedürfnis.
Es kann wohl sein, daß ich ein Foto mache und das Bedürfnis des Fotografierten falsch einschätze oder völlig unzulässig ignoriere. Persönlichkeiten zeigen sich, wie glaube ich, auch dadurch aus, daß sie Möglichkeiten zur Konfliktlösung nutzen, die vor einem Gerichtsverfahren gibt.
Wir alle leben ein Leben, in dem es auch Risiken gibt. Risiken, die häufig sehr viel größere Auswirkungen haben als fotografiert zu werden. Und in der heutigen Zeit kann man dem Fotografieren ehrlich gesagt auch gar nicht mehr ausweichen (siehe die tausenden Fotos, die jede Sekunde hochgeladen werden). Denke man an die Smartphones, an Action Kameras, an, ich weiss nicht, was da noch kommen wird, Google Glass?
Hier gibt es übrigens ein gut lesbares Interview mit einem RA Thomas Feldmann http://irights.info/artikel/street-photography-urheberrecht-persoenlichkeitsrecht-ostkreuz/24866#more-24866
“Straßenfotografie ist für mich manchmal große Kunst und manchmal kleine Kunst.” - Falsch! Der ganze Müll der mittlerweile als “Street photography” veröffentlicht wird, kommt zum absoluten Großteil von Leuten die auch sonst nicht fotografieren können, damit aber endlich einen Bereich gefunden haben, ihre “Werke” zu rechtfertigen und ignorant durch die Welt zu laufen, weil sie ja im Sinne der Kunst und der Menschheit unterwegs sind. Komischerweise sind es auch mittlerweile immer Menschen, die sonst anderen Gegenüber einfach nicht die Zähne auseinander bekommen und niemals Leute auf der Strasse ansprechen würden. Kein Wunder also, dass die aus dem “Hinterhalt” fotografieren müssen, mit Brennweiten weit jenseits von 34mm.
Und noch etwas, das Gelaber “als Fotograf muss man doch hier, Dies und Das dokumentieren”. Ja was denn nun? Kunst oder Reportage? Leute, euch kenn keinen Sau, ihr arbeitet nicht hauptberuflich aus Fotojournalist und Eure Fotos sind Galaxien von “Kunst” entfernt. Es gibt keinen Grund, das IHR irgendetwas “auf den Strassen” fotografieren muß. Überlasst das mal lieber Leuten die das können und auch in richtigen Medien veröffentlicht werden und nicht nur auf Eurem Blog, den eh kein Mensch liest.
Hallo Jennifer.
Wer hat dir eigentlich was getan? Du haust ja echt um dich, oder?
Grüße, Ernst Wilhelm
Wo ist der Bus mit den Leuten die das interessiert? Raus auf die Straße und weiterfotografieren. Allerdings einfach dabei den Verstand einschalten. Es ist übrigens auch gut, dass diese selbsternannten Kritiker, die anderen vorschreiben wollen was sie zu tun oder zu lassen haben, eine kleine Minderheit sind und hoffentlich auch bleiben.
Paddy, - leider wirst Du wohl mit dem Satz »Strassenfotografie in Deutschland darf nicht sterben. Wird sie aber, da bin ich mir sicher« das Thema auf den Punkt gebracht haben.
Mal sehen was den Machern/Juristen einfällt, wenn mal die Google-Brille in nennenswerten Stückzahlen in Gebrauch ist. Vermutlich liefert das denn die Grundlage für eine individuelle Überwachung all dessen, was der einzelne Bundesbürger dann via Google-Brille so sieht … 🙁
NB: der Newsletter + die zahlreichen Blog-Posts sind prima!
schönen Gruß
Helmut
Die Brille wurde (erstmal) eingestellt 😉
Wenn sich jeder nur halb so wichtig nehmen würde, wäre das alles kein Thema. Ich finde, wir gehen mit dem “Recht am eigenen Bild” immer so urdeutsch um, und es ist ja quasi schon Volkssport geworden, jemanden gleich zu verklagen, nur um zu zeigen; “Seht her! Denen habe ich das richtig gezeigt!” “Mein Recht am eigenen Bild!”
Dabei ist eigentlich mehr Gelassenheit durch die inflationäre Verbreitung von Kameras und Fotohandys zwecks Gewöhnung zu erwarten gewesen. Leider hat sich das anders entwickelt.
Das neue Gesetz besagt “„Mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer eine Bildaufnahme, die die Hilflosigkeit einer anderen Person zur Schau stellt, unbefugt herstellt oder überträgt und dadurch den höchstpersönlichen Lebensbereich der abgebildeten Person verletzt.“
Niemand sollte Personen ablichten, die sie in herabwürdigender Weise (z.B. Betrunkene, Obdachlose) darstellen. Die neue Regelung finde ich da schon mal gut.
Ich sehe aber nicht, dass Herr Eichhöfer das neue Gesetz verletzt hat. Klar sind die abgebildeten Personen vielleicht nicht vorteilhaft getroffen, aber durchaus nicht hilflos. Wenn sich die aufgenommene Person in der Darstellung verletzt fühlt, kann man ja immer noch das Bild löschen oder abhängen. Das sollte ein Selbstverständnis der Fotografen sein. Das hat Herr Eichhöfer auch gemacht. Wo ist also das Problem?
Ich hoffe hier, dass Herr Eichhöfer den Prozess gewinnt. Das wäre mal ein Signal gegen die Rechthabergesellschaft und die Wichtigtuer des Landes - und für ein tolerantes Miteinander in einer offenen Gesellschaft.
Die Einschätzung, wie das Recht am eigenen Bild zu bewerten ist liegt a) beim Abgelichteten, b) beim Gesetzgeber, aber auf gar keinen Fall bei c) Herrn Eichhöfer.
Es ist das gute Recht *der Dame*, darauf zu bestehen, nicht öffentlich in einer Gallerie ausgestellt zu werden. Hier liegt auch keine Deutungshoheit beim Fotografen.
Was hätte dagegen gesprochen, nach der Aufnahme die abgelichteten Personen zu fragen, ob sie zustimmen würden?
Man bedenke auch: wer auf der Straße schon sehr missmutig und widerwillig reagiert, wie würde dieser Mensch erst reagieren, wenn er (in diesem Fall sie) vor vollendeten Tatsachen wie ihrem Konterfei in einer Ausstellung stehen würde.
Also mir würde die Hutschnur hochgehen wenn mein Bild, morgens um halb 7 schlaftrunken im Zug sitzend, als sogenanntes Zeitdokument veröffentlicht würde.
Kunst darf alles.
Kein Problem.
Als Kunst.
Nur nicht veröffentlicht werden. Denn hier gilt der alte Satz von Rosa Luxemburg: “Die Freiheit des einen endet dort, wo die des anderen beginnt.”
Und hier ist es egal, ob ich mir eine Baskenmütze auf den Kopf tacker und als Künstler das Leben auf der Straße einzufangen versuche, oder ob ich Henri Cartier- Bresson heiße und tatsächlich weiß, was ich tue.
Solange das Material unveröffentlicht bleibt, tendiere ich zu dem Grundsatz: “Wo kein Kläger, da kein Richter.”
Wird aber veröffentlicht, und im Falle des Herrn Eichöfer kann man fast schon von einer kommerziellen Nutzung sprechen, dann ist in meinen Augen die Minimalpflicht des Fotografen, sich mindestens Kontaktdaten der bildrelevanten Personen geben zu lassen.
Wenn sie das nicht möchten, lässt das übrigens schon mal erahnen, wie sie auf eine nicht genehmigte Veröffentlichung reagieren könnten…
Ich halte das Persönlichkeitsrecht, so wie es ist, für in Ordnung, denn daß es so weit gekommen ist, haben wir letzendlich auch uns allen zu verdanken: nicht nur den Paparazzi selbst, sondern all den Käufern der Schmierblätter, welche die Lukrativität solcher Aufnahmen überhaupt erst möglich machen.
Aber ich schweife ab.…
Ob die Streetfotografie jetzt tot ist, wie Paddy befürchtet?
Ich weiß nicht.
Ich denke, die Art, aus dem Hinterhalt zu fotografieren, wird darunter sehr leiden, aber ich empfinde dies eh als eine Art Voyeurismus.
Zack Arias in seiner Arbeit spricht die Menschen an, verwickelt sie in Gespräche, und somit wird der Fotograf ein Teil der Aufnahme und bleibt nicht außen vor. Ich finde diese Art der Fotografie sehr viel menschlicher, für mich sind solche Bilder extrem lebendig.
Henri Cartier- Bresson? Irgendwie glaube ich nicht, daß seine Arbeiten durch so ein Gesetz extrem gelitten hätte. Große Künstler finden immer einen Weg.
Liebe Grüße,
Michael.
Es wird in Zukunft darauf hinauslaufen, daß wir in naher Zukunft nur noch Gänseblümchen im Rinnstein fotografieren dürfen. Menschen bitte nur noch im Studio fotografieren, jedoch unter der Beachtung des Alters.
Was ist mit den ganzen Straßenveranstaltungen wie z.B. Karnevalsumzüge, CSD, Schlagermove oder die Venezianischen Tage, wo sich Menschen unter hohem Zeitaufwand ihr Outfit / Kostüm erstellt haben und es nun zur Schau stellen? Was ist mit den Straßenkünstlern in unseren Städten? Soll daß für alle Fotografen untersagt werden?
Sicher gehöre ich nicht, so wie die Vielzahl derer, die Deinen Block verfolgen, zu der Fraktion Menschen, die mit ihrem Handys einen Verkehrsunfall oder einen Betrunkenen fotografieren und bei Facebook einstellen.
Aber da sieht man die deutsche Gesetzgebung. Sie zieht alles über einen Kamm. Ich kann nur wünschen daß der geführte Prozess positiv für den Fotografen in der nächst höheren richterlichen Instanz ausgeht und die Klägerin keinen Anspruch auf Schmerzensgeld erhält.
Herzliche Grüße
Ralf
Hallo
Ich sehe den neuen Paragraphen 201a StGB gar nicht so eng. In meinen Augen wird sie Straßenfotografie dort wo es eventuell sogar nötig ist ein wenig eingeschränkt, ist aber noch meilenweit vom Aussterben entfernt. Selbst wenn die Aufnahmen unbefugt, also ohne das Einverständnis der dargestellten Person, erstellt werden, müssen sie zusätzlich noch deren Hilflosigkeit darstellen um strafbar zu sein.
Im Café sitzende Leute, die Frau mit der der Einkaufstüte in der Hand, das Pärchen auf der Parkbank… Das alles stellt keine Hilflosigkeit dar.
Der Obdachlose mit seinem Hund, der Tourist, welcher an der Straßenkarte verzweifelt… Hier bewegen wir uns eventuell im Grenzbereich zur Hilflosigkeit.
Das Prügelopfer, das auf der Straße liegende Unfallopfer, der maßlos besoffene Kumpel in der Ecke… Hier ist ganz klar die Hilfslosigkeit gegeben. Und hier setzt in meinen Augen der Paragraph vollkommen zurecht an. Und dies ist längst überfällig wenn man sieht, was heute ohne Skrupel so alles im Netz auftaucht.
Wenn die Aufnahme geeignet ist einer Person zu schaden, dann darf sie nach meiner Interpretation des 201a StGB Abs. 2 lediglich nicht dritten Personen zugänglich gemacht werden. Also nicht in irgendeiner Weise veröffentlicht werden. Die Aufnahme an sich sehe ich hier nicht strafbar. Falls die Person auf dem Foto sich also gerade in der Nase bohrt, dann sollte man dieses nicht unbedingt veröffentlichen. Wobei es hier vermutlich Ermessenssache ist, was ein erheblicher Schaden des Ansehens der dargestellten Person ist. Popelt da ein Kleinkind in der Nase, wird es seinem Ansehen eher weniger schaden, als wenn sich ein Politiker in der Nase bohrt.
Insgesamt bin ich aber sehr gespannt, wie diese Regelungen in der Zukunft angewandt und ausgelegt werden. Es wird vermutlich einige Klagen geben. Und daraus resultierend hoffentlich auch klarstellende Urteile.
Gruß
Mathias
Moin,
ich lese gerade das Buch “Recht am Bild” und demnach ist es eigentlich nicht wirklich was Neues was hier passiert. Eigentlich ist es schon jetzt untersagt von Einzelpersonen Bilder ohne deren Einwilligung zu machen. Ganz besonderes bei hilflosen Personen sehe ich da auch ein gewisses allgemeines Schutzinteresse. Das Problem wird bloß einfach sein, dass eben die Dame im Pelzmantel eher zum Anwalt geht als der Obdachlose von der Parkbank nebenan.
Für mich sind die Streetfotos ausdrucksstarke Bilder von Emotionen oder Charaktere, aber wer in wenigen Tagen 1600 Bilder auf einer Kreuzung macht scheint doch eher alles zu knipsen und dann mal zu gucken was rum kommt, oder? Da halte ich “weniger ist mehr” für den besseren Ansatz, denn meist hat man doch im Gefühl ob das Bild gut wird oder man (eventuell) etwas daraus machen kann.
Dann kann ich auch der Person XY hinterherlaufen, das Bild zeigen und um Erlaubnis bitten. Das gebietet in meinen Augen die Fairness und auch wenn es rechtlich trotzdem nicht ganz sauber ist wird man den Fotografen vielleicht nicht sofort verklagen. Auch hat er eine deutlich bessere Position, wenn er dann zumindest anführen kann das er vor den Augen der/des Betroffenen die Bilder gelöscht hat.
Es gibt auch “wunderschöne” Bilder von Obdachlosen. Die das Leid in Deutschland zeigen und zum Nachdenken anregen. Das sollte man nicht völlig verdrängen. Aber vielleicht gehört es sich dann einfach so wie Michael oben schrieb mal ein paar Euro in die Hand zu nehmen und den Betroffenen etwas zu helfen.
Je nach Land, Situation und Möglichkeiten eben mehr oder weniger. Wenn der Paddy z.B. ein Obdachlosenbild hier postet und schreibt das wir als Gesellschaft da was tun müssen ist das ja nicht verwerflich. Wenn im Nachgang dann noch kommt das er mit guten Beispiel voran gegangen ist und den Portagonist dafür die nächste Nach hat bei sich im Studio hat schlafen und mit reichlichen Abendessen und Frühstück versorgt hat ist das doch für alle Beteiligten ein guter Deal, oder?
Manchmal muss man sich von gesellschaftlich korrekten Verhalten lösen können und bewirkt bemerkenswerte Dinge. So ist z.B. vor Jahren http://www.betrunkengutestun.de entstanden und mittlerweile ein riesiges Projekt bei dem es nur darum geht sich zu betrinken und damit anderen zu helfen 😉
(Ohne Abzweigen von Gelder an Organisatoren sind seit 2008 >100.000€ zusammen gekommen. Details einfach selber googlen, möchte hier nicht zu viel Werbung machen)
Gruß
Marian
Aus der Ferne betrachtet (da ich kein Deutscher bin), ist das neue Gesetz bloß eine Ausformulierung dessen, was einem der gesunde Menschenverstand ohnehin immer geboten hat - mag der genaue Wortlaut auch einen ungewissen Spielraum offen lassen.
Ist das eine Ende der Straßenfotografie? Kaum. Zumindes änder sich nicht viel am Status Quo, denn einen fotografischen Freifahrtsschein, mag er auch auf die Kunstfreiheit gestützt sein, gab es nie! Und ja, auch schon die Aufnahme selbst kann bereits unzulässig sein. Das ist ebenfalls nichts neues.
Toller Beitrag, Paddy!
Meiner Meinung nach sollte öffentlich grundsätzlich öffentlich bleiben und jeder sollte sich in der Öffentlichkeit möglichst so verhalten, dass er sich nicht in eine kompromittierende Situation bringt. Doch wo zieht man die Grenze?
Torkle ich mit Vollrausch durch die Stadt oder liege nackt am FKK-Strand herum, habe ich mich zwar aus freiem Willen in eine kompromittierende Situation gebracht. Muss ich jetzt aber in Kauf nehmen, dass mich ein “Fotograf”, der z.B. bewusst Jagd auf Besoffene und Nudisten macht, ablichtet? Meines Erachtens NEIN! Ganz klar ist es m.E. bei Personen, die unfreiwillig kompromittiert sind, wie z.B. Unfallopfer oder Obdachlose. Es gehört sich nicht, von denen UNGEFRAGT Fotos zu machen und diese auch noch auszustellen!
Doch ich als Fotograf habe aber beim besten Willen keine Lust, ständig in Gefahr zu laufen, mich während Fotosafaris in einer Stadt mit Rechthabern und “Hobbyjuristen” einlassen zu müssen, nur weil sie mir just in dem Moment vor die Kamera gelaufen sind, als es “Klack” gemacht hat. Ist mir leider schon passiert.
Schuld an dieser Situation sind aber alle Parteien: Der Gesetzgeber mit seiner teils schizophrenen Definition von Persönlichkeitsrecht, der skrupel- und gewissenlose “Fotograf” und die “Ich-bin-Dir-vor-die-Kamera-gelaufen-also-ist-es-mein-Bild”-Fraktion.
Schade, sehr schade.
LG aus IBK
Die ganze Diskussion um die sogenannte Straßefotografie fußt auf Mißverständnissen.
Fotografen wie Espen Eichhöfer arbeiten vornehmlich journalistisch und dokumentarisch,
das hat mit Kunst nichts zu tun. Die Dokumentarfotografie erlaubt ihrem Wesen nach natürlich auch die Abbildung von Leid, Elend und Zerstörung. Die große Fotoreporterin Margaret Bourke-White z.B. hat nach der Befreiung des KZ Buchenwald versttörende Aufnahmen gemacht, die an der Grenze des Zumutbaren sind. Dennoch veranschaulichten diese Bilder mehr über den Zustand der Welt als alle
Modefotografien zusammen. Es muss also unterschieden werden zwischen Ernshaftigkeit und Tiefe der Arbeit des Fotoreporters einerseits und der inflationären Bilderproduktion andererseits. Das Obdachlosigkeit existiert ist eine würdeloser und unethischer Zustand. Der Fotograf, der solche Zustände reinen Herzens dokumentiert, handelt legitim. Was darüber hinausgeht ist gesetzlich genauestens geregelt. Und mit Kunst hat die Fotografie ohnehin nichts zu tun. Das wissen wir aber alle in der Tiefe unseres Herzens. Und nicht erst seit den Texten Walter Benjamins zum Thema Fotografie.
Vorab. Das Es ist selten, daß ich im Netz einen längeren Stream zum Thema lese, in dem viele Teilnehmer sich in längeren Beiträgen äußern (und relativ respektvoll).
Mir selbst ist es ein Bedürfnis zu fotografieren. Ich mache auch Straßenfotorafie und manchmal frage ich, auch Obdachlose und manchmal nicht. Das hängt ab, von meiner Tagesform und Tageswünschen. Frage ich, werden die Bilder anders (nicht schlechter oder besser, aber anders), kann es mir persönlich schlecht gehen (ich trau mich nicht, mich zu verstecken und das Gefühl zu haben ertappt zu werden), kann es mir persönlich gut gehen (ich bn offen für Kontakte, kleine Geschichten). Es gibt Situationen, da könnte ich im Nachhinein um die Erlaubnis bitten, aber auch da gibt es Tagesformen und jetzt kommt hinzu: Ich habe vielleicht schon das nächste Foto im Auge. 1600 Bilder in mehreren Tagen ist manchesmal ein Klacks. Der eine sagt, es werden genug Bilder gemacht, ich als Fotograf sage, ich habe noch nicht genug Bilder gemacht oder ich möchte noch mehr Bilder machen. Ich habe ein Bedürfnis in mir, das muss raus. Das ist höchst individuell und macht meine Straßenfotografie nicht zur Kunst und auch nicht zur Kleinen, ist aber eine Voraussetzung für Kunst.
Was das Ergebnis ausmacht (z.B. ein Bild vom Obdachlosen oder armen Menschen), Einblicke in das Leben anderer Menschen, für mich zum Beispiel einen Blick über meinen eigenen Tellerrand. Ein Blick auf Widersprüche. Ein Blick, wie Obdachlose mit öffentlichem Raum umgehen. Viele Aspekte, die für mich zu eigenen offenen Blicken gehören.
Hier drei Beispiele
http://www.ernst-wilhelm-grueter.de/?q=%22Homeless%20Poverty%22
Tschüss, ich muß Brötchen holen 🙂
Na das ist ja einfach! Du hast ein Bedürfnis unbedingt langweilige Fotos von fremden Menschen machen zu wollen und das haben dann die Abgelichteten gefälligst hinzunehmen. Sorry, aber ich habe mal durch einen Fotos geklickt. Genau so eine ignorante Einstellung in Verbindung mit solchen Fotos sind Gründe, warum “Street photography” einen immer schlechteren Ruf bekommt. Du willst was gesellschaftlich bewegen oder Leute aufmerksam machen, dann bewege Dich aus Deiner Komfortzone und bring etwas in die lokalen Printmedien oder arbeite mit NGOs. Aber Deine kleine Homepage mit ein paar Fotos, ist ja wohl die totale Selbstüberschätzung.
Hallo Jennifer.
Komm doch mal von deinem hohen Ross runter. Polemisieren kannst du, Arroganz offensichtlich auch. Kannst du auch Bildkritik? Werde doch mal bitte konkret (und komm aus deiner Komfortzone).
Übrigens weiter oben habe ich geschrieben, das ich mit meinem Bedürfnis zu fotografieren ja der Person Unrecht tun kann. Die Abgelichteten haben nichts, aber auch gar nichts einfach hinzunehmen. Ich glaube nur nicht, daß ein Gesetz alles regeln kann und all schreien dann, das darfst du nicht, das darfst du nicht.
Im Ernst, würde mich freuen, wenn du mal bei nur einem der Bilder eine Bildkritik versuchst.
Grüße aus Hamburg,
Ernst Wilhelm
Täter oder Opfer?
Das Recht am eigenen Bild, Persönlichkeitsrecht, ein viel diskutiertes Thema. Zeigen ja auch die Kommentare. Bestimmt wird der Standpunkt meines Erachtens häufig durch die Beantwortung der Frage: “Täter oder Opfer und wer ist wer?”.
Vor einiger Zeit habe ich einen netten touristischen Ort in Italien besucht. Schmale Gassen mit netten Restaurants, Kaffees und kleinen Läden. Auf einmal kommt uns ein Mann entgegen, stinkend, ungepflegt, offensichtlich betrunken. Oh nee, ne. Doch bei etwas näherem Hinsehen sieht es so aus, als wenn er auch Krank ist. Der Durchfall und Urin hat seine Hose durchnässt. Jetzt weiß ich, woher der Gestank kommt. Der Mann ist außer Sicht, wir sind schon ein ganzes Stück weiter gegangen und doch können wir den Typ noch riechen. Ich habe kein Bild von ihm gemacht. Warum auch, was hätte ich zeigen können und wo bliebe der Geruch auf dem Bild? Und doch hätte ich ein Bild unserer Gesellschaft zeigen können. Distanziert, angewidert, abgestoßen, irritiert oder betroffen, sprachlos, ratlos, hilflos oder ein bisschen von allem? Mag sich jeder selber reflektieren und einordnen. Ich persönlich bin mit solchen Situationen immer komplett überfordert und weiß gar nicht wie ich jetzt reagieren, geschweige den helfen sollte. Wegsehen, Fluchtgedanken? Was, wenn mich jemand in diesem Zusammenhang fotografiert hätte und dann das Bild irgendwo am Strand oder den Bergen in einem riesen Format zeigen würde? Thema z. B. Heimat. Wäre ich begeistert?
Strassenfotografie, ein Spiegel unserer Gesellschaft und doch nicht immer Gesellschaftsfähig.
Szenenwechsel, ein Ort an der Nordsee, sehr touristisch, Hafen, kleine Läden, Windmühlen (sorry, ich glaube nur noch eine) und Fischer die morgens oder nachmittags in ihrem Boot stehend Fische aufschlitzen und zum räuchern vorbereiten um ihn dann anschließend, direkt an der Kaimauer, aus einem Stand heraus zu verkaufen. Der Typ groß, Vollbart und ich glaube, er hat eine Wollmütze auf. Ein klassisches Bild, oder? Doch der knallgelbe Regenanzug mit den blauen Handschuhen und in der einen Hand den Fisch, in der anderen Hand das Messer. Irgendwie zieht das meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich mache ein Foto. Auf einmal meckert der Typ mich an, spricht von Persönlichkeitsrechten, das Recht am eigenen Bild, ich weiß nicht was er alles gerufen hat. Ich bin irritiert, sprachlos, die Situation für mich peinlich. Ich will ihm das Bild zeigen, seiner Frau hinter dem Stand, keine Chance. Keiner will das Bild sehen. Nur der Fisch, das Messer und die Farben vom Anzug und den Handschuhen. Eigentlich irgendwie geiles Bild, ohne Personen. Ich habe es vor ihren Augen gelöscht Kein Interesse, nur Gezeter. Im Nachhinein habe ich mich gefragt warum, warum das Theater? Die leben von den Touristen, und ja Touristen machen Fotos. Nicht erst seit gestern, an diesem Ort sowieso. Warum steht der in seinem Boot und schlitz Fische auf? Doch wohl für die Touristen, um zu zeigen wie frisch sein Fisch ist. Oder doch nicht? Ich weiß es nicht! Bewertet selbst. Jedenfalls hätte das Bild gut in einen Lehrbuch gepasst, über Farbe, Harmonie und/oder Kontrast. Vielleicht war das in dem Moment seine Sorge. Einen Fisch habe ich an diesem Stand nicht mehr gekauft. Den Ort habe ich seit dem auch nicht mehr besucht, obwohl ich ihn irgendwie gemocht habe, den Ort.
Urlaubsfoto (Strassenfotografie) ein Opfer des Zeitgeistes?
Was ist mit Persönlichkeitsrechten von Gruppen und warum nur beim Bild? Oh, lieber Patrick, nicht dass ich jetzt die Feministinnen auf dem Plan gerufen habe. Warum? Na wegen deines Buches. Sorry! Aber mir gefällt es sehr gut. Dass wollte ich auch einfach auch mal erwähnt haben.
Ach und was mir noch einfällt, es heißt doch immer, das Bild soll eine Geschichte erzählen, oder? Nur welche? Liegt das nicht häufig auch am Auge des Betrachters? Ist dass nicht oft auch gewollt? Pelzmantel, Pfandhaus, was heißt das in diesem Zusammenhang? Reich, oder arm? Für mich klingen die Argumente der Dame irgendwie dekadent, oder? Und wer wird hier, wo durch diskriminiert? Sind es hier nicht eher die Worte der Dame, die diejenigen, die Pfandhäuser aufsuchen, diskriminieren. Also wer hat hier Schmerzensgeld verdient. Ich sag es ja, es liegt am Auge des Betrachters, sorry, Lesers.
Und meine beiden Geschichten da oben, welche Bilder entstanden beim Lesen in Euren Köpfen? Ich habe keins gepostet.
Rechtsprechung nicht einfach, oder?
Liebe Grüße,
Falk
“Rechtsprechung nicht einfach, oder?”
Doch die ist ganz einfach! Kein fotografieren ohne Duldung und keine Veröffentlichung ohne Erlaubnis. Punkt!
“Strassenfotografie, ein Spiegel unserer Gesellschaft und doch nicht immer Gesellschaftsfähig.” Bei solchen Aussagen, wird mir schlecht!
Mittlerweile meint wohl jeder, er können mit seinen Fotos die Welt verändern. Wenn Eure Fotos auch nur Ansatzweise etwas “bewegen” könnten oder journalistisch wertvoll sein würden, dann würdet ihr bekannte Fotografen bzw. Fotojournalisten sein. Seid ihr aber nicht… weil es schon für die Schülerzeitung damals nicht gereicht hat und auch nicht, als man noch 36er Filme kaufen musste und für die Publikation eines Fotos mindestens eine popelige Lokalzeitung benötigt hat.
Ich weiß nicht ob es zur Schülerzeitung gereicht hätte, gab es nicht. Nein meine Bilder verändern nicht die Welt. Aber dass tun Millionen anderer Bildern auch nicht, auch nicht die von berühmten Fotografen. Aber vielleicht machen sie ja dem ein oder anderen beim Betrachten ein bisschen Freude.
Streetfotografie ist nicht mein Sujet, ich fotografiere andere Dinge, dennoch habe ich eine Meinung. Und ja, ich habe schon Dinge veröffentlich, wenn auch nur für einen kleinen interessierten Kreis. Mit einer geringen Auflage. Weitere kleinere Projekte sind in Arbeit. Berühmt macht mich das wohl nicht. Aber wenn es soweit ist, dann darf ich ja ungefragt auch alles auf der Strasse und sonst wo fotografieren, auch eine Einstellung. Ich dachte immer der Gesetzgeber regelt dass, nicht der Bekanntheitsgrad. Und wie wird man bekannt, wenn nicht durch seine Fotos. Und warum darf jemand von Bedeutung ungefragt Fotos von Personen veröffentlichen? Liegt es vielleicht daran, dass er Bilder aus Ländern veröffentlich, in denen es keine rechtliche Einschränkungen gibt? Fragen über Fragen.
In Deutschland leben viele Juristen von der Beantwortung rechtlicher Streitigkeiten, mal gewinnt die eine Seite und mal die andere. Daher scheint es mir nicht immer ganz so einfach mit der Rechtsprechung zu sein. Schwarzweiß Denken ist meiner Meinung nach nicht angebracht. Und ich hoffe, dass alle die hier eine so stringente Meinung haben, sich auch in allen anderen Rechtsfragen so konsequent verhalten. Würde mich allerdings Wundern.
Espen Eichhöfer hat sich rechtlich wahrscheinlich falsch verhalten (Ist abschließend noch nicht geklärt). Er hat die möglichen Konsequenzen anstandslos vorweggenommen und das Bild aus seiner Ausstellung entfernt (ohne weiter rechtliche Klärung). Erst danach kam es zu einer Rechtsstreitigkeit. Und worum ging es, um das liebe Geld. Auch dazu hatten die Richter eine Meinung, ich denke rechtlich abgesichert aber eben auch nicht Abschließend.
Gesetze sollen das Miteinander regeln, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und da es offensichtlich immer wieder unterschiedliche Auffassung gibt, gibt es auch die Juristen und nicht den Volksentscheid (Meinung, Berühmt ja oder nein). Und die Frage war, ob die Gesetze strenger werden sollten oder nicht und wenn ja, ob es das Aus für die Streetfotografie bedeutet. Ich hoffe nicht, denn auch Unrechtsstaaten, zumindest aus unserer Sicht, haben strenge Gesetze die das Fotografieren verbieten. Würde sich alle daran halten, würden wir von vielen Greultaten nichts erfahren. Es gäbe dann auch keine berühmten Kriegsberichterstatter. Und im Übrigen ist dann doch wohl eher ein moralische und ethische Frage und weniger eine Rechtliche. Denn das Rechtliche bestimmt das jeweilige Land und dann ggf. die Gerichte. Und nicht Meinung, Annahmen und Halbwissen. Ich jedenfalls bin kein Jurist und halte eine Beantwortung der rechtlich strittigen Fragen für schwierig.
Eine, bis auf wenige unrühmliche Ausnahmen wie über einen Versuch von Bewertung, interessante Diskussion, in der ich folgende Frage habe. Ich habe am Bahnhof Zoo noch Zeit gehabt, bis mein Bus zum Flughafen kam. Unter einem Vorsprung lag ein Obdachloser, der mich sehr seltsam anstierte, dann seine Hand ausstreckte, und etwas erbetteln wollte. Da ich meine Kamera dabei hatte, fragte ich nach einem Bild, und er hob nur lallend den Daumen. Ich fotografierte trotz irritierter persönlicher Einstellung, und er hob wieder den Daumen. Ob er es tat, weil ich ihm eine Kleinigkeit gab, weiß ich bis heute nicht, vermutlich er auch nicht. Doch wie würde darzulegen sein, dass er im Grunde nichts gegen ein Foto hatte? Rechtlich sicher niemals nachzuvollziehen. Menschlich sicher eher, aber dem Bild ist es nicht anzusehen. In welche Situation begäbe ich mich bei einer Veröffentlichung in einer Ausstellung?
Politisch stehe ich auf dem Standpunkt, dass Streetphotography nicht nur die heile Welt, in der wir nicht leben, vortäuschen soll. Auch gibt es heute für mich gute Werke, die Dokumentation und Kunst gelungen miteinander verbinden, und dies oft auch ohne professionelle Ausbildung zum Mediengestalter. Ich hoffe sehr, dass die urdeutsche Rechthabergemeinschaft nicht wieder einen Sargnagel an der freien Kunst mit übertriebenen Gesetzen schafft.
Hallo, hier schreiben viele sehr gute Texte, ich kann nur heulen.
Weil ich habe mal durch einen Workshop bei dem Schweizer Street Fotografen Thomas Leuthard das Streeten /Fotografieren in den Straßen Berlin’s gelernt…
Streeten ist eine Passion -oder auch leidenschaft die Sekunde des Urbanen einzufangen.
Früher als Rikscha Fahre hatte ich schon immer die Kamera dabei.…und ich habe viele tolle Momente eingefangen die so keine gesehen hätte.……Sogar in Mallorca oder sonst wo auf dieser Welt wo ich im Urlaub war habe ich mit Herz , Seele die Streetfotografie betrieben.…es gibt so viele Gute Streetfotografen die viel Lehrmaterial durch Ihre Bilder gaben…und ich mich dadurch schulte. Jetzt soll schluss sein…Ich muß keine Obdachlosen Fotografieren oder ein zusammgeschlagenen Schüler in der Hausecke.……um tolle Fotos zu zeigen
Aber so ist es leider wenn ich sehe was für tolle Lost Place Locationen duch Leute die sich dann Fotokünstler nennen Kaputt gemacht werden …Man Ich habe ein Passion die heißt Fotografieren.…mit Herz , Kopf und Verstand.…dazu muß man nicht Profie sein aber man sollte seine Camera bedienen können Blende Zeit usw.…Schade das hier in vielen Fotobereiche viel duch XYz Personen kaputt geht.….Ich frage mich ob ich nicht mit Angel anfange.…..Weil irgendwann darf man auch keine Blumen , Tiere oder sonst etwas Fotografieren??? das sollten wir nicht zulassen,Streetfotografie ( Straßenfeste wie CSD, Karneval der Kulturen sind seit Jahren meine Bühne und bisher gab es nur tolle Feedbacks ) gehört einfach zum Fotografieren dazu nur sollte sie gut sein egal ob von Profie oder passionierten Amateur .…Tip-Fehler könnt ihr behallten sorry…
Thomas Berlin
PS Ich bin Amateur Fotoist seit 25 JAHREN , Paddy Dich finde ich klasse.…warum ? tausend gute Gründe…mach weiter so …viel Info von deiner Seite ( Hier oder FB ) bringt viel für mich und meine Fotofreunde…Gute Nacht.….
Ich empfehle die Streetfotografie mit Freude einfach weiter zu betreiben und nicht
jeden Quatsch überzubewerten. Totgesagte leben länger, einfach beim Fotografieren mal den gesunden Menschenverstand walten lassen.