Das Jahr hat nur noch wenige Stunden und bald werden wieder Millionen von Euros in die Luft gesprengt. Das kann man moralisch gut oder schlecht finden, aber schön sieht Feuerwerk trotzdem aus. Vor allem Fotografen zieht das Lichtspektakel immer wieder an. Anfänger sollten sich gut vorbereiten, denn ein Feuerwerk kann auch schnell vorbei sein. Daher habe ich mal ein paar Tipps zum fotografieren von Feuerwerk zusammen geschrieben, die Euch eine Orientierung geben sollen. Denkt daran, dass jedes Feuerwerk und jede Location anders sind. Daher nehmt nicht alle Tipps als Gesetzmäßigkeit, sondern lediglich als Starthilfe.
1. Lohnt das Feuerwerk überhaupt?
Feuerwerk ist nicht gleich Feuerwerk. Wer sich beim Supermarkt um die Ecke das Raketenset kauft und meint er würde damit spektakuläre Bilder auf die Reihe bekommen, der könnte enttäuscht werden. Die Lichtereffekte, die aus frei käuflichen Raketen und Leuchtkörpern kommen, sind oft auf dem Foto jämmerlich. Wenn Ihr also richtig gute Feuerwerksbilder haben möchtet, dann braucht Ihr auch ein richtig gutes Feuerwerk. Erkundigt Euch vorher wo zu Silvester professionelle Feuerwerke abgefackelt werden und sucht Euch dann den passenden Standort aus.
2. Stativ und Fernauslöser
Ja, man kann Feuerwerk auch aus der Hand fotografieren. Heutige Kameras lassen durch gute Stabilisatoren auch etwas längere Belichtungszeiten zu. Aber um es richtig gut zu machen, benötigt man schon ein Stativ, um die Kamera zu fixieren. Auch empfehle ich einen Fernauslöser zu verwenden, um das Stativ möglichst wenig zu erschüttern. Das folgende Foto wurde aus der Hand geschossen. Wie gesagt, es geht, aber es geht auch besser 😉
3. Manuelle Belichtung im BULB-Modus
Beim Feuerwerk geht es darum den Effekt möglichst imposant aufzuzeichnen. Dazu gehören vor allem die Lichtspuren der Feuerwerkskörper. Um diese aufzunehmen, braucht man längere Belichtungszeiten. Leider weiss man nie, welcher Effekt als nächstes kommt. Daher empfehle ich den BULB-Modus. Dabei bleibt der Verschluss Eurer Kamera so lange geöffnet, wie Ihr den Auslöser gedrückt haltet. Ein bisschen Glück gehört natürlich dazu, aber als Faustformel empfehle ich auszulösen, sobald die Rakete in den Himmel schiesst und dann loszulassen, wenn sich der Effekt entfaltet hat. Meistens sind das irgendwas zwischen 1 und 4 Sekunden auf meinen Fotos. Man verschätzt sich aber auch oft, was gerne zu hoffnungslos überbelichteten Bildern führen kann. Das folgende Bild wurde 2,1 Sekunden belichtet.
4. Welche Blende und ISO?
Erfahrungsgemäß fährt man mit einer Blende zwischen f/5.6 und f/11 ganz gut. Das ist natürlich etwas abhängig von dem vorhandenen Restlicht und wieviel Licht das Feuerwerk selbst macht. Man denkt immer, dass man bei Dunkelheit sehr lichtstarke Objektive benötigt, aber unterschätzt das Licht eines Feuerwerks nicht, es ist heller als man denkt. Da ich eh meistens mit Stativ arbeite und die Belichtungszeiten länger sind, ist mein ISO-Wert auch ganz unten, d.h. bei ISO 100 oder 200. Nur in den Fällen, wo ich kein Stativ habe und aus der Hand fotografiere muss ich ihn auch mal höher setzen.
5. Brennweite und Bildausschnitt
Das ist ein schwieriges Thema. Diese verflixten Feuerwerksraketen können verdammt hoch fliegen und dann wieder nur am Boden ein ordentliches Lichtspektakel abfeiern. Das Problem ist, dass man nie weiss, was als nächstes kommt. Meistens lag ich anfangs auch mit meiner Objektivwahl daneben. Ganz gute Erfahrungen habe ich aber im Brennweitenbereich von 20 bis 30 mm gemacht. Aber das ist wirklich eine ganz gewagte Angabe. Manchmal macht es auch Sinn ein Tele zu verwenden, je nach Standort und Effekten. In einem Fall musste ich sogar mal ein Panorama machen, da ich nicht alles mit einem Schuß drauf bekommen habe. In dem Fall habe ich drei Bilder hochkant aufgenommen. Eins in der Mitte mit dem Feuerwerk und dann noch zwei, um den Rest von der typischen Hamburg-Ansicht mit drauf zu bekommen.
6. Nicht nur auf das Feuerwerk konzentrieren
Schaut auch mal nach rechts und links. Ich finde bei Feuerwerk kann man teilweise auch richtig geniale Silhouettenbilder machen. Oft ist man so geflasht von dem Feuerwerk, dass man an gar nichts anderes mehr denkt. Aber Ihr müsst auch bedenken, dass es nach vier bis fünf guten Feuerwerksbildern langweilig wird. Irgendwie wiederholt es sich dann ja doch immer wieder. Hier ist es dann spannend auch mal andere Bilder zu machen.
7. Standort
Wenn möglich, solltet Ihr Euch früh genug um den Standort kümmern. Grosse Feuerwerke ziehen auch viel Zuschauer an. D.h. die guten Plätze sind oft weg, wenn man zu spät kommt. Da sich das Schauspiel in der Luft abspielt, ist das nicht ganz so dramatisch, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Bilder mit Umgebung drauf, viel schöner sind, als einfach nur in die Luft fotografierte. Wer zu spät kommt, muss sich Tipp Nr. 6 noch einmal anschauen 😉
8. Hoch- oder Querformat?
Die Frage ist genauso schwer zu beantworten, wie die nach der Brennweite. Hier müsst Ihr einfach experimentieren. Ich persönlich mag das Querformat lieber, aber manchmal sind die Effekte einfach zu hoch oder man steht doch zu nah dran. Ich verwende hier einen L-Winkel, mit dem ich die Kamera auf dem Stativ sehr schnell von Quer auf Hoch wechseln kann.
Ich hoffe die Tipps helfen Euch ein klein wenig bei Euren Versuchen Feuerwerk zu fotografieren. Auch wenn wir selbst darauf verzichten Knallzeug zu kaufen, so schaue ich mir Feuerwerk doch sehr gerne an, vor allem die richtig grossen und professionellen. Fotos mache ich jedoch gar nicht mehr so oft oder versuche mich auf das Drumherum zu konzentrieren, was teilweise viel spannender ist. Aber das soll jeder machen, wie er will. Viel Spaß und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Noch ein paar Equipment-Links
- Mein Arbeitstier-Stativ: Manfrotto 055XProB
- Sirui K-20X. Bezahlbarer Kugelkopf mit Arca Swiss-Platte
- L-Winkel, z.B. Sirui für D800/D810
- Fernauslöser, z.B. für Nikon D810, D800, D4s. Da nehme ich immer die günstigen Teile.
Für die Belichtung im BULB-Modus kann man auch Hutmethode (die man auch für Gewitter benutzt) anwenden: Belichtung starten und dabei das Objektiv mit einem Hut - oder einem Karton - verdecken. Im richtigen Moment nach vorn wegnehmen und dann wieder davorhalten.
Der Vorteil: Man muss nicht umständlich im Menü die Spiegel-Fixierung einschalten und man bekommt garantiert wacklerfreie Bilder. Wenn man nicht vor die Kamera haut. 🙂
diese methode kann man erweitern in dem man zwischen den einzelnen raketen das objektiv wieder verdeckt, dadurch erreicht man eine mehrfachbelichtung und kann einzelne unspektakuläre raketen zu einem bild zusammen stöpseln …
Ich brauche einen Like-Button für Kommentare. Coole Idee.
Bei den Feuerwerken bei uns in der Stadt werden die meistens nacheinander an der gleichen Stelle abgeschossen. Da würde diese Methode zu Überbelichtungen führen. Deswegen nehem ich die nacheinander auf und arrangiere sie anschließend nebeneinander. Der Ebenenmodus Hellere Farbe erlaubt dann ein praktisch nahtloses Einblenden einer Rakete an eine ansonsten dunkle Stelle.
Hallo Paddy, hast für die Olympus noch spezielle Tipps, die sich bewährt haben z.B. live composite?
@Paddy:
Die Bilder sind genial geworden und auch die Tipps sind klasse! Ich werd zu Silvester definitiv mal auf das drum herum schauen 😉
@Heiner:
Meine E-M5 kann noch kein Live-Composite, aber ich werd es auf jeden Fall mal mit LiveTime probieren.
Vielleicht noch interessant: Durch die schnellen wechselnden Situationen, werde ich die Rauschunterdrückung ausschalten. Wer zwei Kameras hat, der kann den ja getrost anlassen, aber ich habe lieber ein bisschen mehr verrauschte Bilder als gar keins vom dem tollem Moment 🙂
Allen einen guten Rutsch
Jonas
Wieder einmal nützliche Tipps. Ich werde dieses Jahr auf keine Silvesterparty gehen und mich auf das Feuerwerk konzentrieren. Diese Woche kommt ein Nikon 14-24 das dann an die Nikon D4S kommt auf das zweite Stativ kommt dann die D800. Über den passenden Standpunkt habe ich mir auch schon ein paar Gedanken gemacht. Hier in meiner Stadt wir es ja immer am selben Standpunkt abgeschossen. Deshalb probiere ich dieses Jahr mal eine andere Stelle aus.
Jochen
Ich habe gute Erfahrung mit 3sec, f11 und iso100 gemacht und dann im Prinzip ein Bild nach dem anderen, denn man weiß nie vorher, wann was wo explodiert.
Ich fotografiere mit ziemlichem Weitwinkel, bei meiner D7100 habe ich dann immer noch genug (Pixel)Spielraum, um dann nachträglich zu beschneiden.
Viele Grüße
Frank
http://fc-foto.de/34331543
http://fc-foto.de/34320252
das pano ist der hammer!
Hi Paddy,
die Fotos sind klasse geworden. Der Tipp mit dem “Links und Rechts schauen” ist Gold wert. Wie oft verliert man beim Fotografieren den Blick für das Ganze?
Ich wünsche Dir auf jeden Fall schon einmal einen guten Rutsch!
Viele Grüße
Florian
Vielen Dank für die vielen, hilfreichen Tipps.
In den nächsten Tagen wir man bestimmt wieder mit enorm vielen Feuerwerksbildern zugebombt. Irgendwann sieht man sich daran einfach satt.
Aber trotzdem, da ich gestehen muss, dass ich bis jetzt noch nie ein Feuerwerk fotografiert habe, werde ich mich wohl auch mal daran versuchen.
Aber bei diesen Tipps sollten mir vielleicht auch das eine oder andere Picture gelingen, was sich von der Masse etwas absetzt. Bei den hier gezeigten Aufnahmen gefällt mir besonders gut, dass die Umgebung mit eingebunden wurde.
Vielen Dank,
Andreas