Seitdem ich selbstständig bin ist mir eins immer klarer geworden. Du kannst nur besser werden, wenn Du machst. Die Sachen anpacken und nicht ständig rumlamentieren und heulen. Oft höre ich, dass jemand Lust hat etwas zu machen, dann aber den Schwanz einzieht, weil er oder sie Angst hat es zu versauen. Klar, Bäumchen, Berge und Blümchen laufen nicht weg und sind geduldig. Aber wenn es darum geht Menschen zu fotografieren oder gar ganze Hochzeiten, dann denke viele doch, dass das etwas gaaaaanz schwieriges ist.
Man fängt dann an zu recherchieren, liest im Internet, kauft sich Bücher und besucht Workshops. Aber wann ist man so weit, dass man sich selbst auf die Menschheit los lassen kann? Manche niemals, weil sie einfach nur schnacken und tierische Angst davor haben Müll zu produzieren. Müll produzieren ist aber die beste Art weiter zu kommen. Den gleichen Müll produziert man nämlich selten zweimal. Habt niemals Angst davor zu versagen!
Dann kommen Gedanken wie: “Was mache ich nur, wenn ich die Hochzeit versaue?” Geschürt wird das von Forentrollen, die Dir einreden eine Hochzeit zu fotografieren wäre eine gaaaanz grosse Verantwortung. Dafür braucht man gaaaaanz viel Erfahrung. Bullshit. Du brauchst nur einen Arsch in der Hose und etwas Vertrauen in Deine Fähigkeit. Dann ist es vor allem wichtig endlich mal zu machen und nicht nur zu diskutieren.
Jedes Buch, jeder Blogpost, jeder Workshop haben mir weitergeholfen und neuen Input geliefert. Aber wirklich weitergebracht haben mich nur die Shootings selbst. Hier mal ein kleines Portrait-Shooting, da mal ein Pärchen, anfangs auch für lau. Wenn ich etwas machen wollte und keinen Kunden dafür hatte, habe ich die Leistung umsonst angeboten. Als Gegenleistung durfte ich die Bilder verwenden und das Shooting lief nach meiner Nase. Die Erfahrung ist Gold wert und wenn man dann noch vorzeigbares Material produziert, kann man auf die Kohle gut verzichten.
Ein Portraitshooting zu versemmeln ist die eine Sache, aber eine Hochzeit? Uhhhuuuuhuuuuu, Hochzeiten sind der heilige Gral. Totaler Quatsch, Hochzeiten machen Spaß, viel Spaß. Sie sind ein wenig anstrengend, aber der Tag geht rum wie im Flug. Der Fotograf ist gern gesehen und alle sind gut drauf. Was soll da schief gehen? Ein paar Portraitshootings hat man idealerweise vorher schon gemacht und ansonsten hat man doch alle Zeit der Welt. Kirchliche Trauung dauert so knapp ne Stunde. Ausser hinsetzen und aufstehen passiert da in den ersten 30 Minuten nichts. Genug Zeit einen stimmigen Weißabgleich zu finden und die richtige Belichtung einzustellen. Wenn dann die Ringgeschichte und die Knutscherei kommt quält Ihr die Serienbildfunktion und gut. Was gibt es da zu versauen?
Was heisst denn überhaupt “etwas zu versauen”? Versaut wäre ein Shooting für mich, wenn ich so gar nichts brauchbares abliefere. Aber sind die Kirchenfotos versaut, wenn Ihr kein scharfes Bild vom ersten Kuss habt? Wohl kaum, wenn Ihr stattdessen 100 andere stimmungsvolle Bilder abliefert.
Hey, es ist doch klar, dass man nicht von Anfang an zu den Top-Leuten gehört. Aber wer top werden will, der muss weiter kommen und das geht nur, wenn Ihr die Dinge einfach anpackt und macht statt nur rumzuheulen. Ich kann Euch sagen, dass man speziell am Anfang durch Übung eine extrem steile Lernkurve hat. Zwei, Drei Shootings reichen schon um deutliche Fortschritte zu machen. Ab dem fünften stellt sich langsam Sicherheit ein und die Dinge werden reproduzierbar.
Also mein Tipp: Legt los und macht einfach. Keine Angst vor einer vermeintlichen Herausforderung. Sucht die Herausforderung und begebt Euch in Gefahr. Habt vor allem keine Angst Schrott zu produzieren. Je mehr Schrott umso besser werdet Ihr. Und lasst Euch vor allem nicht einreden, dass man jahrelange Erfahrung braucht um etwas gut zu machen. Oft ist die Routine viel gefährlicher als das Lampenfieber beim ersten mal.
Hört sich einfach an? Ist es auch.
Danke Paddy! Als ob Du das gerade für mich geschrieben hättest. meine erste Hochzeit in Fotografie steht bald vor der Tür und ich mache mir tatsächlich viele Gedanken und bekommen viele, viel zu viele ratschläge und Warnungen. Das verunsichert ganz schön und es gibt Momente, wo ich mich frage, ob ich das wirklich schon machen soll. Eine Verantwortung sehe ich da schon drin, aber wer sich ihr nicht stellt, wächst auch nicht.
Danke!
Newton hat mal gesagt: “Die ersten 10000 Bilder sind die schlechtesten.” aber ich denke man darf an die Zahl, seit es die Digitaltechnik gibt, getrost ein paar nullen hinhängen 🙂
Genau meine Erfahrung. Hab ich allerdings vorher schon einmal beruflich gemacht, hatte daher mein Lernkurve bereits. Und somit privat in der Fotografie umgesetzt: Ich war begeistert von den Porträts von Fremden (Danny Santos & Markus Schwarze)
Einfach mal gemacht.
Ok, vorher ein wenig über die entsprechende Bildbearbeitung angeeignet (wollte den Leuten ja auch ein schönes Foto bieten). Und dann ein eigenes Ziel gesetzt & einfach losgelaufen. So kommen jede Woche 1-2 Porträts hinzu, schließlich soll ein wenig Abwechselung in die Serie.
http://leichtscharf.de/category/munchner-kindl/
Wer mag, einfach mal reinschauen. Heute wieder zwei abgelichtet, und die erblicken dann im Laufe der nächsten Woche das Licht des Blogs.
Und habe ich was gelernt? Ich denke schon, die Serie zeigt es bis dato. Und auch die heutigen beiden sind wieder einen Tick besser. Ich komme dem, was ich mir vorstelle immer näher.
Welch wahre Worte du doch an so einem schönen Sonntagabend aussprichst. 🙂
Ich denke jeder kennt das Gefühl, dass man schon beim ersten Mal, wenn man etwas Neues ausprobiert, perfekte Arbeit abliefern will. Läuft es schlecht, will man die ganze Sache am liebsten an den Nagel hängen.
Muss ganz ehrlich zugeben, dass es mir am Anfang auch so ging. Meine ersten Handballfotos sind zu 90% unbrauchbar und vollkommen unscharf. Klar, dass das einen erst einmal an den eigenen Fähigkeiten zweifeln lässt, aber dann muss man in die Zukunft blicken, die Fehler anaylsieren und daraus lernen. Dann wird’s beim nächsten Mal garantiert schon besser.
Aufhören wäre der falsche Weg, genau so, wie etwas aus Angst gar nicht erst auszuprobieren.
Gruß Jan
Das sind doch mal klare Worte!!!
Du hast ja soooo recht.
Vielen Dank dafür!
Dem ist nicht viel hinzuzufügen.
Ich sehe das genauso. Trotzdem ist es schwer das Geschäft ins rollen zu bekommen.
Vor allem wenn man noch eine reguläre Arbeit hat. Ich bleib aber am Ball.
Mit den Fotografieren an sich ist das ja genauso. Da gibt es welche die nur darüber diskutieren ob 1,8 oder 1,4 besser ist oder weiß ich nicht was noch, Sind aber Monate nicht mehr mit der Kamera unterwegs gewesen.
Wie hießen die noch bei Das Leben des Brian, Volksfront von Judäa? „ Lasst uns erst mal setzen und darüber reden…“ 🙂
Super Worte, klar und deutlich. Auch wenn ich noch am Anfang bin, einfach mal drauflosknippsen mit 100 verschiedenen Einstellungen und Perspektiven hat mich schon sehr viel weitergebracht 🙂
DANKE für diesen Post. Kann das ganze geheule in diversen Foren von wegen “Oh Gott wie kann man nur ne Hochzeit fotografieren wenn man nicht mindestens schon 50 andere als Assi begleitet hat” nicht mehr hören.
Erinnert mich immer an die Stellenanzeigen, in denen Firmen Leute unter 25 mit abgeschlossenem Studium, drei Auslandssemestern und 10 Jahren Berufserfahrung suchen.
Gruß,
Martin
hallo paddy,
ich kann deine ausführungen nur unterschreiben! habe ca. 15 jahre als fotograf gearbeitet incl.der fotografenlehre. wir wurden schon in der ausbildung losgeschickt um alleine komplette reportagen und später auch innen und außenaufnahmen anzufertigen. wir haben uns alle fast immer in die hosen gesch.… die steigerung war, daß es nicht digital war und man schon während der hochzeit das ergebnis kontrollieren konnte, sondern hatte noch einige schlaflose nächte, bis die filme aus dem labor kamen. ich kann nur sagen, es ist heute bezüglich der ergebnisses ein segen, daß es die digitalfotografie gibt. es kommt auch nicht auf das technisch perfekteste bild an. den brautpaaren ist es viel wichtiger, daß der fotograf die stimmung rüberbringt. ich gehe heute ralativ gelassen an die aufnahmen. filmmaterial kostet nichts, ergebnisse sind kontrollierbar und es macht viel, viel freude am gelingen der hochzeit teilhaben zu dürfe!!!
ich kann nur jedem empfehlen es zu versuchen, bringt einen auch menschlich weiter.
gruß
harald
Danke Paddy für diesen Post,
ich selbst fotografiere noch gar nicht lange. Leider gottes aber habe ich auch schon die zumeist unangenehme Erfahrung gemacht, dass einem die vermeintlichen “Profis” immer zu viele “Tipps” mitgeben wollen, damit aber vor allem nur zur allgemeinen Verunsicherung beitragen.
Wichtig ist, ein klares Bild vor sich zu haben, was man erreichen möchte und wie du schreibst, einfach Courage zu zeigen und zu machen, an sich selbst und seine Fähigkeiten zu glauben steht dabei an erster Stelle.
Mit jedem “versauten” Bild wächst die Erfahrung und man weiß was man beim nächsten Mal besser machen muss.
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!
das unterschreibe ich zu 100%! hatte gerade gestern wieder eine hochzeit zu fotografieren (die erste ohne vitamin b) und ich habe wieder viel gelernt und werde das nächste mal ein paar dinge anders/besser anpacken… das ergebnis ist nach erster sichtung zum glück auch brauchbar ;o)
Recht so!
Danke für’s Arschversohlen! Trifft genau ins Schwarze!
🙂
Uwe
So ist es! Schöner Artikel!
Vor allem “Den gleichen Müll produziert man nämlich selten zweimal.” geht runter wie Öl.
Wahre Worte und schön, dass du sie aussprichst!
Mist!!! Nun hat es Steffen schon geschrieben…
Egal, nochmal. So ist es! Schöner Artikel.
Ich kann Dir nur zu 100% beipflichten! Ab in’s kalte Wasser.. was soll schon sein? Und man braucht auch nicht dringend sofort ne Vollformat Kamera.. 😉
Ich habe meine ersten Erfahrungen mal hier zusammengefasst: http://bit.ly/jUwbJe
M.
So ist es! “machen und nicht schnacken” mit dem Motto ist einer meiner Freunde zum mehrfachen Millionär geworden.
Wie Du schon schreibst ist es eben eine Sache des Machens, wenn man besser werden will. Manchmal bedeutet das eben auch mal ein Shooting in den Sand zu setzen. Mir passiert bei einem Skateboardshooting. Habe mich zwar ausgiebig vorbereitet, aber eben dann doch einige Parameter nicht korrekt eingeschätzt.
Trotzdem habe ich mich Bild für Bild mit den gemachten Fehlern auseinandergesetzt und siehe da - das zweite Shooting lief um Welten besser.
Keine Angst vor Fehlern!!! Immer wieder mein Motto und nur so wird es langsam.
Martin
Sehr schönes Posting. Ich habe anfangs auch immer mein Licht unter den Scheffel gestellt - frei nach dem Motto: Es gibt andere, die besser sind als ich. Aber verdammt, meine Bilder waren nicht schlecht, und durch Übung wurden sie noch besser. Mut zur Tat!
Hast Du nicht vor Kurzem “Steht zu Eurem Scheiß!” geschrieben ;-)))
Nicht Blog lesen; machen ! - so isses!
Nicht lang schnacken, Kopf in Nacken! Ups, falsche Baustelle 😀 wahre Worte die Paddy gefunden hat. Ich hatte auch einen riesen Respekt vor dem Thema. Respekt ist auch ok, solange das nicht in Panik ausartet. Eine Hochzeit zu fotografieren ist toll! Denn es ist etwas besonders schönes und macht Spaß. Klar ist so ein Tag anstrengend, aber es ist auch großartig.
Schön geschrieben! Ich kann Dir nur zustimmen, dass wenn man Neues nur lernt durch machen und sei es mal für lau. Die schönen Bilder, die Zeit der Models (immer wieder ein Geschenk) und auch der Lerneffekt, den man bei jedem Shooting hat sind es allemal wert. Und wenn ein paar Bilder nix sind, dann eben beim nächsten Mal! Wenn ich im September dann meine erste Hochzeit allein in Szene setze, werde ich an Deine Worte denken :-).
Super Artikel, fühle mich gerade auf meinem Weg bestätigt. Ich kann diese ewigen Bremser und den eigenen, inneren Kritiker (den man sich bestimmt zu 80% einreden lässt…) langsam auch nicht mehr hören und versuche nun mein Programm konsequent durchzudrücken.
Danke für den Text, finde ihn sehr gut!
danke,du hast mich mit deinem Text aus einem SEHR tiefen loch geholt..
So ist es! Immer offen sein für Neues und einfach machen, wenn man die Möglichkeit hat. Weniger denken, öfter abdrücken!
Sehr guter Beitrag!
Boa ey! Treffer und versenkt!
Danke für diesen klaren Worte, sie kamen gerade zur richtigen Zeit!
da hat sich mal jemand luft gemacht!!… echt super geschrieben…
Genau das Richtige gesagt. Ich bin noch in der ersten Phase: Menschen fotografieren. Aber auch das geht nur durch Machen. Habe vor ein paar Monaten einfach mal Leute auf der Straße angesprochen und wollte sie fotografieren. Mit zwei Mädels mache ich jetzt schon das zweite Shooting. Das beweist mir, dass Ihnen meine Bilder gefallen und ich was richtig gemacht habe. Und den Schrott, den ich bei den Shootings produziert habe, muss keiner sehen. Hochzeitsfotografie ist für mich momentan (noch) kein Thema. Das liegt aber an der Priorität auf das freie Wochenende als die Angst zu versagen 🙂
Paddy, mach weiter so.
Sehr schöner Artikel und ich kann nur beipflichten. Allerdings sehe ich beim Punkt Hochzeitsfotografie schon eine gewissen Verantwortung. Niemand braucht 50 Probeläufe unter Aufsicht, aber ein oder zwei mal sollte man schon erstmal Foto-Begleiter sein.
Ich habe mich beim ersten mal sehr schwer getan und konnte nur durch sehr viele Fotos ausgleichen - so waren noch genug “gute” dabei. Ich habe aber nun schon mehrere Hochzeiten erlebt, wo Leute auch zum ersten oder zweiten mal den Job des Fotografen übernommen hatten - und das sah man den Bildern an. Wenn dann sogar das Hochzeitspaar unglücklich über die Bilder ist, stimmt deine Theorie nämlich nicht mehr.
Meiner Meinung nach sind die Fotos mit das wichtigste an der Hochzeit, da dies die einzigen richtigen Erinnerungsstücke sind - natürlich neben den eigenen Erinnerungen. Ich sehe daher schon einen gewissen Grad an Verantwortung des Fotografen…
Aber: ich stimme voll zu, dass man nicht als Profifotograf bezeichnet werden muss bzw. sich selbst als solcher sehen muss, ehe man Hochzeiten fotografieren kann…
Alle Daumen hoch und ein high5 hinterher.
Das macht Mut.
Hm,
leider sind bei Hochzeiten, man kann es kaum glauben, nicht immer alle gut drauf. Vielen sind einfach nur gestreßt durch den ganzen Mist der im vorraus passiert und das ist den ein oder Anderen schon anzumerken. Außerdem ist Blümchenfotografie durchaus anspruchsvoll und sollte von dir nicht abgewertet werden, für ein gelungenes Foto muß nämlich einiges beachtet werden, aber das weist du ja sicher auch.
Jeder Bereich der Fotografie hat seinen Anspruch, man sollte dies nicht abwerten nur weil es einem selber nicht zusagt.
Sehr klare Worte und unheimlich ehrlich und dabei noch humoristisch geschrieben. Der Eintrag wurde von mir erstmal überall rumposaunt. Vielen Dank 🙂
Klasse Artikel! Alles andere wurde schon geschrieben 🙂
Wow, super Text. Hilft mir echt weiter, hab Bammel vor “meiner” ersten Hochzeit. Jetzt nicht mehr so übrigens^^