Ich berichtete bereits von diversen Gin Tonics, die wir am Vorabend zu uns nahmen. Das sollte sich heute rächen. Hiking stand auf dem Programm. Also dieses Sportart für alte Leute, wo man sich ganz sportlich anzieht und dann gemütlich am Berg spazieren geht. Kein Problem für mich.
Ziel war ein Berg auf Lantau Island. Mit der MTR waren wir bestimmt 40 min unterwegs. Von der Station aus sollte uns ein Taxi zum Berg bringen. Blöd nur, dass es kein Taxi gab und wir so schon einmal in knalliger Sonne etwas vorglühten. Irgendwann kam dann endlich eins und wir fuhren zum Anfang des Wanderweges auf den Lantau Peak. Lächerliche 4,5 km. Pah, wollt ihr mich verarschen? Ich merkte den Alkohol zwar noch in mir, dachte aber nicht weiter darüber nach. Der Schweiss wird das Zeug schon aus meinem Körper spülen.
Wow, was für ein cooler Weg. Stufen in einer Landschaft, die aus einem Indiana Jones Film sein konnten. Auf geht’s…
Es dauerte ungefähr 5 Minuten, bis ich merkte, dass das eine der beschissenste Idee meines Lebens war. Untrainierter übergewichtiger Fotograf, der sich am Abend zuvor mit Gin Tonic aus dem Leben geschossen hatte versucht bei 35°C in der knalligen Mittagssonne einen 700m hohen Berg zu erklimmen. WTF.
Irgendwann führt der Weg nur noch direkt über den Berg. Weit und breit kein Ast, der ein Minimum an Schatten spenden würde. Ich beginne jedes Gramm an Gepäck zu verfluchen. Meter für Meter, Stufe für Stufe. Mutterseelenallein, weit und breit kein Irrer, der ebenfalls auf den Berg kraxelt. Mein Begleiter hatte sich bereits nach wenigen Minuten verabschiedet. Warten auf den dicken Fotografen? Nene, der wollte auf den Gipfel.
Eine ganze Stunde war um, es kam mir vor wie drei. Ich kämpfte noch immer. Die OM-D mutierte von einem kleinen Leichtgewicht zu einem verhassten Klotz am Bein. Verdammt, das ist kein Leihgerät. Also kann ich das Teil nicht einfach zurück lassen. Doch plötzlich. Ich sehe vor mir die letzten steilen Stufen. Den Gipfel fest im Visier. Pause nach jeder verf****** Stufe. Aber dann, jaaaa, endlich. Ich komme oben an, um zu sehen, dass es hinter dieser Kuppe noch weiter geht. Der Gipfel ist noch lange nicht erreicht. Meine Motivation rutschte mit Lichtgeschwindigkeit in den Keller. Verdammte Sch***** PIEP PIEP PIEP … %*&%§”§$%.
Ich bekomme die Füße keinen Meter mehr voreinander. Aufgeben? Ich? Ja, leider. Es nutzt nichts. Ich drehe um. Der Abstieg erweist sich allerdings auch nicht gerade als Zuckerschlecken. Die Waden melden sich.
Nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich wieder unten an der Strasse an. Taxis gibt es immer noch nicht 🙁
Irgendwie schaffe ich es nach 30 Minuten Wartezeit dann aber doch mit einem Bus zum Strand. Das eigentliche Ziel unserer Tour. Dort treffe ich dann auch wieder auf meinen Kumpel.
Den Rest des Tages verbringen wir am Strand. Eher langweilig für mich. Ein Strand halt. Mit Sonnenbad und Frisbee kann man mich nicht wirklich begeistern. Aber hey, ich lebe. Ich treffe noch auf eine Truppe von Hobbyfotografen mit denen ich ein wenig schnacke. Eine tolle Abwechslung zum öden Strandleben.
Zu allem Überfluss treffe ich dann noch auf ein Stier/Kuh-Dingsbums, das beim Anblick meiner Kamera ein enormes Habenwollen-Gefühl entwickelt. Das Tier scheint friedlich, läuft aber dennoch unaufhaltsam auf mich zu. Klick, Klick, wenigstens noch ein paar Andenken mitnehmen. Auf dem Berg habe ich einige Bilder gemacht, aber irgendwie sah das alles gleich aus. Ohne die Kamera wäre ich bestimmt rauf gekommen 😉
Belohnt wurde ich zum Abschluss noch von einem tollen Himmel. Dann ab nach Hause und in der Stadt noch fasziniert die Strassenbahnen von einer Brücke aus beobachtet.
Was für ein Tag. Hiking ist wohl doch kein Seniorensport. Morgen werde ich mich wohl lieber wieder am Reiseführer orientieren.
Hi,
hörte ich ja harmlos an, aber hatte es in sich. oO
Trotzdem schöner Bericht…das Kuh/Stier-Tier hat die Kamera dann ja wohl doch nicht bekommen… 😛
Viel Spaß noch,
Chris
Danke für den tollen Text! Kondition heisst das Zauberwort 😉
Super Bericht! Ich habe selten so gelacht! Danke 🙂
Paddy, warte ab bis du nach Pfronten kommst, dann sehnst du dich nach nur 700m hohen Bergen :-))
herrlich, einfach genial, auch wenn es für dich nicht so lustig war!
Stell dir vor du hättest noch einen 18kg schweren Street View Rucksack bei dir gehabt 🙂
Ein schöner Bericht und klasse Aufnahmen.
Trotz der Beschwerlichkeiten hat sich der Kampf gelohnt 🙂 Die tollen Bilder kommen nicht von alleine…
Vor allem der Strand-Himmel ist ja genial und entschädigt für den Anstieg 😉