Vor wenigen Tagen spielte ich ein wenig mit den Videofunktionen der GH4 herum. 4K hat es mir ja doch angetan. Die Möglichkeiten das Bild später zu skalieren, Bildausschnitte zu verändern oder auch virtuelle Kamerafahrten zu erzeugen sind superspannend. Ausserdem scheint Material, das in 4K aufgenommen und in 1080p wiedergegeben wird noch einen Tick schärfer als herkömmliches 1o80p Material.
Die einzelnen Szenen sind in etwa 3 Stunden Drehzeit entstanden, hinzu kamen noch einmal 2 Stunden Schnitt und Color Grading. Die Filmschnipsel habe ich weitestgehend aus der Hand gefilmt, bzw. mit einem Gorillapod, welches ich als Schulter-/Bruststativ verwende. Den Tipp hatte ich auf eoshd.com gesehen und finde ihn echt gut. Einzig das Gorillapod ist manchmal etwas wiederspenstig mit seinen biegsamen Elementen. Auch passiert es schon mal, dass die Gelenke auseinander platzen. Aber man gewöhnt sich daran und insgesamt ist das eine sehr praktikable und transportable Lösung für kleine Kameras, wie die GH4. Zusammen mit dem Bildstabilisator meines Lieblingsobjektivs, dem Nocticron 42,5/1.2, bekommt man schon ein sehr ruhiges Bild.
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Die Szene auf dem Fahrrad habe ich mit einem Magic Arm von Manfrotto gemacht, den ich mit einer Superclamp am Lenker befestigt habe. Das Bild war so schon recht ruhig, aber natürlich gab es immer wieder Ruckler während der Fahrt. Daher habe ich das Bild in Premiere nachträglich stabilisiert. An dieser Stelle hat 4K auch wieder einen Vorteil. Durch die Stabilisierung wird das Bild teilweise verschoben, so dass dann bei einigen Frames Pixel fehlen. Bei 4K kein Problem, da genug Fleisch da ist.
Ganz angetan bin ich auch vom Slow-Motion-Effekt der GH4. Bei 1080p kann man mit bis zu 96 fps filmen. Da geht zwar ein bisschen was von der Qualität flöten, aber für die kleine Kamera bin ich dennoch sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Für richtig fette Zeitlupen braucht man dann schon anderes Gerät und liegt schnell in einer anderen Preisklasse. Für meine Zwecke reicht das vollkommen aus. Ich hatte damit ja auch schon den Geysir in Island aufgenommen.
Das Videomaterial aus der GH4 sieht schon verdammt gut aus. Es gibt verschiedene Strategien, um einen bestimmten Look hinzubekommen. Oft wird dem Bild Farbe, Kontrast und Schärfe entzogen, um später mehr Spielraum beim Color Grading zu haben. Ich finde jedoch, dass das nur Not tut, wenn man einen sehr speziellen Look erzeugen möchte. Ich habe dem Bild Schärfe genommen, da es besser aussieht, wenn man diese nachträglich hinzufügt. Kontrast wurde über die Kurven etwas angehoben und die Sättigung minimal reduziert. Einen sehr guten Start bietet dafür der GH4 Shooters Guide von Andrew Reid. Dessen Cinema-Einstellung habe ich als Basis genommen. Anschliessend wurde dann das Color Grading in Premiere mit den RGB-Kurven und dem Farbmischer vorgenommen.
Um einen eher filmischen Look zu bekommen ist es ratsam mit Belichtungszeiten von 1/50 oder 1/100 Sek. zu filmen. Versucht das mal bei f/1.2 😉 Also muss ein Graufilter her. Ich habe den Fader Graufilter von Foto-Morgen verwendet. Dieser ist ordentlich und ich habe keine signifikanten Farbveränderungen festgestellt. Jedoch hatte ich das Gefühl, dass ein klein wenig Schärfe verloren geht. Das wiederum finde ich beim Film gar nicht so schlimm, da ich übermäßige Brillianz im Filmbild teilweise künstlich finde. Der Filter geht für das Geld schon in Ordnung. Allerdings muss ich gestehen, dass die Bedienung nervig ist. Es gibt weder eine Rasterung, noch eine anständige Skala, die einem anzeigt wie stark der Filter eingestellt ist. Ich glaube von Heliopan gibt es einen mit Rasterung. Insgesamt muss ich aber sagen, dass ein Vario-Filter nicht zwingend notwendig ist. Einer mit -3 Blenden und -6 Blenden Stärke tut es auch. Die habe ich immer dabei in 67mm für das Nocticron und einen Adapter auf 58 mm für das 12-35/2.8.
Die GH4 ist schon echt Rock’n Roll, vor allem wenn man auch Filmen möchte. Schade, dass die Olympus-Objektive nur ohne Stabilisator eingesetzt werden können. Aber mal sehen ob Olympus nicht auch bald mehr Videofunktionen nachliefert. Bei allem Gerede um die Technik darf man jedoch nicht vergessen, dass beim Film der Inhalt und Schnitt wichtiger ist als alles andere. Was nutzt mir das tollste Bild, wenn der Streifen langweilig ist? Die Spreu trennt sich hier vom Weizen und belohnt wird derjenige, der vorher etwas Planung in seine Filmchen steckt. Selbst wenn es nur ein 2-Minüter wird.
Und was soll das alles? In erster Linie habe ich Spaß am Filmen und brauche ständig neue Beschäftigungen. Von den Schauspielern und auch Models kommt aber immer häufiger die Anfrage, ob ich nicht auch ein paar Videosequenzen aufnehmen kann. Dafür habe ich nach einer Lösung gesucht, um alles mit einer Kamera und ohne grossartigen Umbau, möglichst aus der Hand zu machen. Also Fotoshooting und mittendrin immer wieder ein paar Sekunden Filmen, um dann später eine Mischung aus Fotos und Video zu haben. Dabei helfen übrigens die Custom-Settings der GH4 auf denen verschiedenen Einstellungen vorprogrammiert sind. Würde ich das mit unterschiedlichen Kameras und zwischenzeitlichem Umbau oder sogar extra Kameramann machen, würde das zu aufwändig und zu teuer.
Sehr informativ - wie immer 🙂 Vielen Dank!
Wollte mal nachhorchen, wie sehr das 4K Videomaterial einen Rechner beim Schnitt belastet - im Vergleich zu Full-HD Footage. Merkst Du da einen großen Unterschied - und mit welcher Rechner-Konfiguration hast Du das 4K Material bearbeitet?
Danke!
Gruß
Marco
@Marco Du kannst mit Proxy Medien, also Stellvertretern arbeiten. Ich erzeuge zum Beispiel Full-HD ProRes Dateien vom 4K Footage und schneide damit das Video. Damit geht, sofern die Qualität des Proxy hoch genug ist, auch das Grading schneller von der Hand.
Grüße
Klingt gut, danke! 🙂
Tolle Bilder - scheint ja auch ein nicht ganz so schlechtes Objektiv zu sein, dass 42,5 / 1.2 😉
Da der Markt im Bereich Fotografie sich ja immer mehr in Richtung “Komplettangebot” aus Fotograf + Regisseur entwickelt, und die Kunden vermehrt danach fragen, kommt man an dem Thema Video und Film meiner Meinung nach auch nicht mehr vorbei. Ist schon spannend wie der Markt im Bereich Modefotografie und Werbefotografie sich to entwickelt.…
Respekt!
Ich finds einfach nur Genial
Viele Grüsse vom Bodensee