“Audio is a bitch” habe ich schmerzhaft bei meinen letzten Videoprojekten gelernt. Ein anständiges Bild hinzubekommen ist anscheinend viel einfacher als anständigen Ton. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich mit Bildern mehr Erfahrung habe. Solange nur eine Person redet ist alles gut, man kann den Ton direkt in die Kamera aufnehmen und die Qualität reicht aus. Als dann eine zweite Tonspur hinzu kam, fingen die Probleme erst an. So haben wir mit unseren Sennheiser Funkstrecken einfach die zweite Tonspur in die zweite Kamera aufgenommen. Klingt einfach, ist aber gar nicht so trivial. Beim Synchronisieren gab es teilweise unerklärliche Unsynchronitäten von weniger als einem Frame, was zu komischem Hall geführt hat. Steht man dicht beisammen, so hat man beide Personen auf beiden Tonspuren. Hinzu kommen dann noch teilweise Bedingungen, die nicht immer ideal sind, vor allem Outdoor oder aber auch bei mir im Studio wo es gerne mal einen leichten Hall gibt. Nicht umsonst gibt es für Ton Spezialisten 😉
Um es kurz zu machen, ich habe mir einen Zoom H6 gekauft. Das ist ein Audiorekorder, der das ein oder andere vereinfacht. Am wichtigsten ist mir dabei, dass wir die einzelnen Spuren mit einem Drehregler pegeln können und nicht immer ins Kameramenü gehen müssen. Auch hat so eine Person den Pegel aller Tonspuren im Blick und kann alle nachpegeln. SOnst hat das immer der jeweilige Kameramann gemacht. Der Zoom H6 hat 4 XLR-Eingänge und ein Interface für Aufsteckmikros. Im Set enthalten sind ein XY-und ein Mid-Side Mikro. So kommt man auf insgesamt 6 Kanäle. Optional kann man auch eine Shotgun aufstecken oder sogar zwei weitere XLR-Eingänge. Wir verwenden meistens nur zwei der XLRs für unsere Mikros, aber es ist super die Option für ein drittes Mikro zu haben oder auch das aufgesteckte für Umgebunsggeräusche.
Mit der Qualität aus der Kamera waren wir eigentlich immer zufrieden, aber der Ton aus dem Zoom H6 scheint noch einen Ticken klarer zu sein. Auch hat man die Möglichkeit direkt im H6 einen Kompressor oder auch Hochpassfilter zu aktivieren. Als Output erhält man für jeden Kanal eine eigene Datei und kann diese dann nach Belieben in der Schnittsoftware ein- oder ausblenden. Vorteil für uns ist die absolute Synchronität der Spuren. Wie bereits erwähnt haben wir da teilweise unerklärliche Phänomene.
Der Zoom H6 lässt sich auch als Audiointerface verwenden. Per USB schliesst man ihn an den Rechner an und kann dann pro Eingang eine einzelne Spur aufzeichnen. Das geht z.B. in Garage Band sehr gut. Wir haben ein sehr hochwertiges AKG-Headset für unseren Podcast. Dieses verwende ich auch für Screenrecordings. Das AKG hat XLR und mit dem Zoom H6 lässt es sich perfekt mit dem Rechner koppeln.
Die Feature-Liste des Zoom H6 ist lang, ich habe nur beschrieben wofür ich das Gerät nutze. Dafür ist es extrem gut und bekommt eine klare Empfehlung. Aber zuvor war ich auch schon mit dem Zoom H4N sehr zufrieden. Der hat allerdings nur zwei XLR-Eingänge und vor allem keine Potis für den Pegel.
Wer mag, kann auch mal einen Blick in die Anleitung des H6 werfen. Diese gibt es in Deutsch als PDF-Download. Beim Gerät selbst liegt nur die englische bei und der fehlten auch noch ca. 20 Seiten, natürlich diejenigen, die für mich am interessantesten waren 😉
Was ich übrigens nicht verstehe: Der H6 frisst ganz normale SD-Karten. Im Paket ist aber eine Mikro-SD mit Adapter enthalten. Warum packt man nicht eine ganz normale mit rein.
Insgesamt ist das Fazit aber sehr positiv. Kann den Zoom H6 nur empfehlen.
Welches Headset von AKG verwendest Du denn, Paddy.
Danke für die Info,
Christian
Ich bin mit dem H6 auch super zufrieden.
Mann braucht nur einen zweiten Mann für den Ton, um das alles im Blick zu behalten. Jetzt würde mich dein AKG Headset noch interessieren! Welches ist das denn?
keine Ahnung wie das heisst. Wurde mir quasi aufgedrückt 😉
Naja, wenn du es zwischendurch mal abnehmen darfst, kannst du ja mal nachschauen ????
Danke für den Bericht! Hab genau den gleichen Fall und momentan einen H4n. Das macht mir das Upgrade doch wieder schmackhaft - auch wenn ich noch recht zufrieden mit dem H4n bin.
Der Hinweis, dass man für jeden Eingang ein File schreiben kann ist super. So Kleinigkeiten sind’s dann!
ich verwende seit langem für aufnahmen von naturaufnahmen den zoom h1 - der kann zwar nicht so viel, wie der h6, hat aber den vorteil, dass er fast kein gewicht hat und auch eine ordentliche tonqualität liefert
für mich hat sich damals die frage gestellt, tascam oder zoom, aufgrund des wesentlich geringeren gewichts hab ich mich für den tascam entschieden …
Danke für die Bestätigung: Am Ton scheiden sich am Ende die Amateure von den Profis…quasi Onkel Bernis gähnend langweilige Diashow von einem Klasse Kinoabend.
Wie ist das mit den Hintergrundgeräuschen bei Deinem Equipment, werden sie gut unterdrückt?
beste Grüße, Olli
Hi Patrick,
das nächste mal meldest Du Dich mit Deinen Audio-Problemen direkt bei mir.
Du weisst schon, Fotografie ist nur mein Zweithobby. 😉
Denn für einen zertifizierten Audio-Engineer wie mich sind Deine “unerklärlichen Phänomene” stinknormale Auslöschungen durch Phasenverschiebungen. Damit hat jeder Tontechniker zu tun, der z.B. ein Schlagzeug mit mehreren Mikrofonen aufnimmt.
Eigentlich nichts dolles… Aber weitere Abhandlungen zu dem Thema spare ich mir hier. 😀
Deine pragmatische Lösung mit dem H6 ist jedenfalls schon mal ein guter Ansatz.
Zu “Phasenschweinereien” kann es unter Umständen trotzdem mal kommen, dann drehst Du einfach eines der beiden Signale um 180° in der Phase, oder… oder… Ach, was, meld Dich dann einfach. 😉
Gruß aus der Heimat
Roger
Hallo,
den H6 hab ich jetzt auch seit 4 Tagen.
Beim ersten Test hab ich ihn mir mit dem erhältlichen Blitzschuh-Adapter auf den Blitzschuh geschraubt. Etwas tricky ist es schon, das Gerät halbwegs gerade draugzuschrauben.
Was mir aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass man den Adapter unten am H6 nicht wirklich besonders fest anschrauben kann, da sich das Gehäuse um das Gewinde herum minimal herauswölbt, und die Adapterplatte so kaum Schluss zum Gehäuse bekommt.
Ich denke, mit einer dünnen Unterlegscheibe aus Gummi hält das viel besser - oder ich war einfach zu doof, den Adapter richtig anzuschrauben…