Im Januar war ich zum ersten mal auf Kuba. Die Karibikinsel steht bei vielen ganz weit oben auf der Liste der Reiseziele. Wir haben alle Bilder von Kuba im Kopf und jeder hat schon Berichte gehört von denen, die bereits dort waren. Man hat ständig das Gefühl zu spät zu sein. Jeder erzählt, dass man jetzt hin muss, bevor der Kommerz das Land erobert. Es herrscht sowas wie Torschlusspanik. Jetzt oder nie. Was passiert mit Kuba und vor allem mit den Kubanern?
Wir wollten es selbst herausfinden. Gemeinsam mit meinem Freund Alex flog ich also nach Kuba. Wir hatten keine Ahnung von dem Land, konnten kein Spanisch und unsere Planung war auch sehr dünn. Bei Kuba denkt man auch immer an die Revolution, an Fidel Castro, Che Guevara und politische Verstrickungen zwischen der USA und Russland. Ich glaube, dass Fidel Castro ehrvolle Absichten hatte. Er hat ein gutes Schulsystem und kostenlose medizinische Versorgung etabliert. Wirkliche Armut gibt es nicht, denn das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard und genug Nahrung sind gesetzlich verankert. Dennoch mangelt es dem Land an vielem, Gebäude und Infrastruktur sind herunter gekommen und der technische Fortschritt lässt auch auf sich warten. Kuba ist ein gutes Beispiel für die hehren Absichten des Sozialismus, der aber aufgrund der Ungleichheit und des Strebens nach Aufstieg der Menschen nicht funktioniert. Aber es ist schon beachtlich welch Aura von Fidel Castro, auch nach seinem Tod, noch ausgeht. Noch präsenter sogar ist Che Guevara, dessen Portrait jedem bekannt ist und das angeblich das am meisten reproduzierte Portrait weltweit ist. Die kubanische Revolution zieht mich irgendwie in seinen Bann. Die Geschichte von einem Anwalt und einem Arzt, die sich mit einer Handvoll Haudegen durch den Dschungel kämpften um ihr Land zu befreien könnte auch Stoff aus einem Hollywood-Film sein.
Neben den interessanten geschichtlichen Ereignissen hat Kuba noch einiges mehr zu bieten. Denke ich an Kuba, so denke ich an guten Rum, geschmackvolle Zigarren, Musik des Buena Vista Social Club, Gebäude aus der Kolonialzeit, Oldtimer und karibisches Klima. Kuba ist auch als rein touristisches Ziel sehr interessant. Das Land öffnet sich langsam, erste Kontakte zur USA bestehen wieder, die Kubaner dürfen mehr eigene Geschäfte betreiben und es werden mehr Waren importiert. Speziell in Havanna ist der Tourismus sehr präsent. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum Kuba gerade boomt. Alle wollen noch möglichst viel vom “alten Kuba” mitbekommen.
Wir hatten lediglich einen Mietwagen reserviert und uns für die erste Nacht in einem Hotel in Varadero eingemietet. Alles weitere wollten wir auf uns zukommen lassen. Varadero war so gar nicht das Kuba, das wir erwarteten. All Inclusive Bettenburgen säumen den schneeweißen Karibikstrand. Mit Freßbändchen und Handtuchmarke ausgestattet erholten wir uns von dem Flug, bevor es am nächsten Tag in unser kleines Abenteuer starten sollte.
Man kann uns dumm und naiv oder auch abenteuerlustig nennen. Ich sage Euch, ohne Sprachkenntnisse ist Kuba nicht einfach zu meistern. Es hat mich richtig genervt, dass wir solche Verständigungsprobleme hatten. Nun will ich nicht die ganze Geschichte vorweg nehmen, denn als Novum enthält die dritte Ausgabe vom Hashtag-Magazin auch ein wenig Begleittext mit einigen unserer Erlebnisse. Aber ich möchte erzählen, wie alles begann und wie wir durch eine glückliche Begegnung zu einmaligen Fotos kamen und ernsthaft über unser selbst anfingen nachzudenken.
Von Varadero fuhren wir mit unserem Mietwagen nach Havanna. Wir hatten echt keine Ahnung wo genau wir hin wollten. Wir wussten auch nicht wie wir eine Unterkunft finden sollten. Wird schon alles irgendwie gehen, dachten wir uns. An einem Kreisverkehr verfuhren wir uns. Drei Runden durch den Kreisverkehr, bevor wir uns für eine Ausfahrt entschieden. Dann überlegten wir es uns anders, fuhren zurück und drehten noch einmal ein paar Runden. Plötzlich fuhr ein Motorrad neben uns. Zwei große schwarze Kubaner mit halboffenen Helmen saßen darauf und gaben uns zu verstehen, dass wir anhalten sollten. Mir war unwohl. Wie sicher ist es eigentlich in Kuba? Wir zögerten. Ich tendierte dazu Gas zu geben, aber Alex saß am Steuer, fuhr rechts ran und lies meine Scheibe runter.
Etwa fünf Minuten später saß Omar bei uns im Auto und wollte uns den Weg nach Havanna zeigen. Omar sprach glücklicherweise halbwegs gut Englisch. Oh Mann, was nun? Wir hatten Kameraequipment für zigtausende Euros dabei. Der lotst uns bestimmt gleich in eine Seitenstraße und dann werden wir ausgenommen wie Weihnachtsgänse.
Es kam alles anders. Omar machte einen Anruf und teilte uns dann mit, dass er nun den ganzen Tag Zeit hätte uns Havanna zu zeigen. Am Ende sollten es sogar drei Tage sein. Durch ihn bekamen wir das Kuba zu sehen, das nur wenige Besucher zu sehen bekommen. Die meisten schauen sich Havanna mit den schicken Oldtimern und den alten Musikern in den Gassen an, die alle die Hand aufhalten, sobald man ein Foto machen möchte. Wir fuhren aber zu seinem Bruder, in ein Wohnviertel ein paar Minuten außerhalb von Havanna. Dort lernten wir seine Familie und Freunde kennen und machten einige Spaziergänge durch die Nachbarschaft. Das war für uns das echte Kuba, so wie es hinter der Kulisse für den Tourismus aussieht und genau das wollten wir erleben.
Wir trafen viele Einheimische und bekamen Zugang zu Dingen, die wir sonst nie gesehen hätten. Natürlich waren wir auch im Zentrum von Havanna, aber die Mengen an Besuchern, die sich dort durch die Gassen schieben, trieben uns wieder raus aus der Stadt. Wir wohnten in privaten Unterkünften, sog. Casa Particulares, verständigten uns mit Händen und Füßen und hatten Probleme mit verstopften Toiletten und Stromausfall. Dafür trafen wir die herzlichsten Menschen, die man sich nur vorstellen kann. Als wir von Havanna nach Trinidad aufbrachen und uns von Omar verabschiedeten, wollte er kein Geld von uns haben. Nach den drei Tagen habe ich ihm das auch abgekauft. Er wollte uns aus seinem tiefsten Herzen helfen und uns sein Kuba zeigen. Wir schämten uns, denn unser erster Gedanke war ein ganz anderer. Warum gehen wir erst einmal vom schlechten aus? Klar muss man vorsichtig sein, es gibt viel Kriminalität, aber dennoch sollte man bei aller Vorsicht an das Gute im Menschen glauben. Das haben wir auf Kuba gelernt. Kuba macht etwas mit einem.
In Trinidad waren wir im ersten Moment entsetzt von unserer Unterkunft und wollten am nächsten Tag wieder los. Trotz Durchfall und einer Spülung, die wir mit der Dusche füllen mussten, hat uns die Herzlichkeit unseres Gastgebers dort drei Nächte gehalten. Wir haben es einfach genossen dort zu sein und dafür zwei Stationen unserer Reise gestrichen. Jeden Abend saßen wir mit einer Flasche Rum und einer Zigarre auf dem Balkon und haben einfach nur auf die Straße geschaut.
Es sind so viele Bilder entstanden, dass ich ein ganzes Buch daraus hätte machen können. Jetzt ist Hashtag #3 - #Kuba fertig und ich persönlich halte es für die bisher beste Ausgabe. Nicht unbedingt, weil es die besten Bilder sind, sondern weil viel Geschichte dahinter steckt. Zu jedem Bild gibt es etwas zu erzählen, es sind viele persönliche Erfahrungen darin enthalten. Die Auswahl der Bilder war verdammt schwer. Ich glaube aber dass die Reduktion auf 48 Seiten sehr hilfreich ist. Bei jedem Bild habe ich mich gefragt, ob es unbedingt rein muss und ob es austauschbar ist. Wir haben viele Postkartenmotive in Havanna fotografiert, aber am Ende sind davon nur wenige im Heft gelandet. Mein Freund Stephan Spiegelberg hat über das Heft etwas gesagt, das mich sehr gefreut hat: “Es ist kein Heft über Kuba, sondern ein Heft über Kubaner”.
Hashtag #3 - #Kuba hat 48 Seiten im Format 30 x 30cm auf 150g Papier gedruckt im Offset-Verfahren. Auch diese Ausgabe steckt natürlich wieder in einem Plattencover auf dem Ihr das Che Guevara Stadion seht. Ich würde mich sehr freuen, wenn Euch das Heft gefällt und ihr es kauft. Es kostet 20,- € zzgl. Versand.
Und hier kommt nun endlich der Link in den Shop.
Übrigens: Im Shop heisst das Heft nicht #Kuba, weil Paypal das Wort “Kuba” auf der Blacklist hat. Das kommt weil Paypal ein amerikanisches Unternehmen ist und es noch immer ein Handelsembargo zwischen den USA und Kuba gibt. Paypal wickelt keine Geschäfte aus Kuba und mit kubanischen Waren ab. Mein Heft ist davon nicht betroffen, aber die Zahlungen der Vorbesteller wurden erst einmal eingefroren und überprüft. Es hat sich alles geklärt und die Zahlung per Paypal ist kein Problem mehr, dennoch habe ich #Kuba vorsichtshalber aus dem Titel genommen, damit zukünftige Zahlungen nicht plötzlich wieder blockiert werden. Tja, am eigenen Leib gespürt wie es ist, wenn Amerika Dich nicht mag 😉
Die Making-Of-Fotos sind von meinem Freund und Begleiter Alexander Aschkar.
So ähnlich haben wir Kuba auch erlebt. Neben der faszinierenden Landschaft waren es die Menschen, die uns begeisterten - gastfreundlich, immer hilfsbereit und grundehrlich. Wo gibt es das heute noch?
Und nun das zweite Phänomen: Wir waren im Jahr 2000 dort und scheinbar hat sich kaum etwas geändert.Verrückt, oder?
Danke für diesen tollen Bericht, der in die Tiefe geht, vieles aufzeigt, dabei sachlich bleibt und menschlich, humorvoll.
Ich war noch nie in Kuba und komme wohl auch nie hin. Ab und an frustrierend, gerade, wenn man gern fotografiert und sieht, was andere an Eindrücken und Bildern mitbringen. Aber: Ich Reise unglaublich ungern weit, da wehrt sich alles in mir. Umso mehr freue mich dann über so wunderbare Berichte.
Liebe Grüsse
Sandra
Die beste Art das Land und das Leben der Menschen vorort kennezulernen, ist an der Seite der freundlichen Einheimischen und in den “Seitenstraßen”. Fantastisch, wenn man das erleben darf. Die Fotos sind sehr authentisch und ich kann die spannende und warmherzige Atmosphäre spüren.
Großartig. Da will ich auch hin!
Wenn ich das lese, dann erinnere ich mich sofort an unseren Urlaub 2007. Wir sind genauso naiv dorthin gereist, und waren vor Ort hin und hergerissen zwischen Offenheit und der Angst vor einem Überfall. Aber es ging uns wie Euch. Wir waren 2 Wochen mit dem Mietwagen unterwges, haben Tramper mitgenommen die nach keinen 2 min im Auto auf dem Rücksitzt eingeschlafen sind, andere haben uns privat auf einer Tabakplantage rumgeführt, wieder andere haben für ein paar Klamotten aufs Auto aufgepasst und so weiter. Es war ein unglaubliches Erlebnis und wir hatten nicht eine gefährliche Situation. In diesem Sinne danke fürs Auffrischen der Erinnerungen. Hashtag 3 musste ich sofort bestellen 🙂
Gruß Lars
Eigentlich wollte ich es ja gar nicht kaufen, aber nun musste ich doch 🙂
Habe heute meine Ausgabe #3 Cuba in der Post gehabt. Sehr sehr schöne Bilder in top Qualiät! Der Text dazu ist genial und macht das Ganze noch wertvoller. Du solltest immer Text im #-Magazin verwenden!
Gruß ChristoF
Habe heute die dritte Ausgabe zu Kuba erhalten. 🙂
Da ich auch #1 und#2 habe, war ich gespannt, ob mit #3 eine weitere Steigerung möglich ist.
Deine letzte Ausgabe finde ich die Beste, da einmal mit Informationen hinterlegt und vor allem wieder mit tollen Bildern, die alle einen filmischen warmen Look haben.
Alle Bilder sind scharf ohne digital überschärf zu wirken und das Spiel mit der Schäfentiefe ist genial.
Die Bearbeitung würde mich interessieren. Vielleicht verlierst du einige Worte oder gibst Tipps im nächsten Fotoschnack.
Gruß Udo
So ähnlich sind wir früher auch gereist. Flug und die erste Nacht in einem Hotel gebucht und dann treiben lassen. Mit Kind traut man sich das erst einmal nicht mehr - warum eigentlich nicht? Bitte erzähl doch einmal, in welchem Blendenbereich du dich bewegst und an welchen Reglern du in der Bildbearbeitung herumdrehst.
Könnten die Magazine auch etwas dicker ausfallen? Hast Du Fotos nach Einbruch der Dunkelheit gemacht?
Vielen Dank für den Motivationskick
Rainer
Vielen Dank für Dein großartiges Hashtag Magazine #3. Eine klasse Inspirationsquelle für Personen- und Reisefotografie. Viele schöne Momente und tiefe Einblick in das kubanische Leben. Mir gefallen die Farben, das Spiel mit der Schärfe/Unschärfe, Bildaufbau und auch Deine Texte und die Art zu Reisen sehr.
Gerne mehr davon.
Beste Grüße Jürgen