Es war ein langer und steiniger Weg. Ich habe viele Jahre mit Lightroom gearbeitet und habe unterm Strich immer gute Ergebnisse damit erzielt. Die Software kenne ich wie meine Westentasche. Das wirft man nicht einfach weg und steigt dann auf eine neue Software um. Jede Scheidung tut weg und wie das so ist bei einer guten Ehe, so tut es umso mehr weh, je länger man glücklich verheiratet war. Wenn Dir Dein Partner dann aber das Gefühl gibt, dass Du ihm nicht mehr wichtig bist, dann machst Du irgendwann den ersten Schritt und reichst die Scheidungspapiere ein.
Ich habe es oft versucht mit Capture One Pro, aber es hat nicht mal für eine Affäre gereicht. Nach kurzer Nutzung habe ich das Programm geschlossen und bin wieder zurück ins traute Heim, auch wenn mich da so einiges nervt. Aber ich wusste, was ich hatte. Über die Jahre hat sich aber Frust bei mir aufgebaut. Lightroom wurde gefühlt immer langsamer. Woran das liegt, kann ich nicht sagen. Es ist nicht mal so, dass es immer langsam ist. Immer wenn ich mir dachte, jetzt mache ich mal ein Video davon, dann lief alles top. Aber vielleicht kennt Ihr ja den Effekt, dass man in Lightroom oft fünf Sekunden warten muss, bevor man nun weiß, ob das Bild wirklich unscharf ist oder Lightroom wieder mal nur am rechnen war. Es wirkte so willkürlich und mit dem puren Kauf von Hardware wollte ich dem irgendwann nicht mehr entgegen wirken. Nun scheint Adobe ja langsam mal selbst gemerkt zu haben, dass es ein Performance-Problem gibt, aber das hat mir zu lange gedauert.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Vimeo. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Shop-Link: Capture One Pro - Mein kompletter Workflow
Nun habe ich mich also aus Trotz und Frust noch einmal mit Capture One beschäftigt. Ein wenig auch motiviert durch andere Fotografen in meinem Umfeld, die in letzter Zeit umgestiegen sind. Ich wollte es nun wissen und hatte mir fest vorgenommen die Software von der Pike an zu lernen. Ich glaube, dass ich jedes Video dazu auf Youtube geguckt habe. Mich trieb anfangs der Trotz an. Ich habe das Gefühl, dass Adobe sich auf dem Erfolg ausruht. Bei den RAW-Konvertern haben die doch bestimmt einen Marktanteil von über 70%, oder? Hat da jemand Zahlen? Leider habe ich das Gefühl, dass es sich zu gut lebt, wenn User jeden Monat einen Obolus abdrücken. Ich bin grundsätzlich ein Freund des Abomodells, da ich mich nicht um Updates kümmern muss. Aber auf hoher See hat Lightroom plötzlich mangels Internetverbindung den Dienst aufgegeben und ich musste warten, bis ich wieder im Hafen war. Eine ähnliche Geschichte habe ich auch von Gunther im letzten Fotoschnack gehört. Dazu ist es ungewiss, was eigentlich passiert, wenn man das Abo kündigt? Dass ich keine Updates mehr bekomme ist klar, aber kann ich noch auf meine Bilder zugreifen und quasi den letzten Stand der Software weiter nutzen? Hat das jemand versucht? Auch wenn ich immer ein großer Freund von Lightroom war, fand ich, dass es an der Zeit war über den Tellerrand zu schauen. Wenn viele User über den Tellerrand schauen, dann kommt der Marktführer unter Druck. Gesunder Wettbewerb muss sein und daher habe ich mich gequält.
Die ersten Schritte mit Capture One waren grausam. Die Oberfläche erscheint einem zu Beginn wie eine Schüssel Buchstabensuppe. Wenn man einfach loslegt, findet man nie das, was man gerade sucht. Klar, ich habe natürlich immer meinen gewohnten Workflow im Hinterkopf gehabt. Ich habe mich dann entschieden sämtliche Webinare auf dem Youtube-Kanal von Phase One zu schauen. Langsam klarte sich der Blick auf und ich fand einen Workflow, der für mich funktionierte. Eine der größten Hürden für mich, ist das Aussortieren von Fotos, z.B. nach Hochzeiten. Das ist mit der zeitaufwändigste Vorgang. In Capture One gibt es nicht die geliebten weißen und schwarzen Fähnchen, sondern nur Farbmarkierungen. Aber es ging dann irgendwann doch ganz gut.
Anfangs habe ich meine Presets vermisst. Ich war so eingespielt auf die One-Click-Wonder, dass es erst einmal mühselig erschien die Farblooks wieder komplett selbst zu erstellen. Anfangs sahen die Bilder auch lange nicht so gut aus, wie in Lightroom. Ich konnte es einfach nicht richtig. Capture One hat ganz andere Werkzeuge. Wieder stundenlang Videos gucken und plötzlich war ich verliebt. Alles was mit Farbe zu tun hat ist in Capture One eine ganz andere Liga. Das kannte ich so bisher nicht. Die Anpassung von Hauttönen ist Magie pur, mit dem Farbeditor ganz selektiv Farben verändern und aus der Auswahl sogar Masken für die lokale Anpassung zu erstellen, war vom anderen Stern. So etwas augenscheinlich simples, wie eine Lumakurve, die es erlaubt den Kontrast zu steuern, ohne dabei die Farbsättigung zu verändern, lies mein Herz höher schlagen. Ich verliebte mich immer mehr und nach einigen Wochen ging es dann auch irgendwann ganz gut. Ich kam wieder in die Region, dass ich eine Hochzeit in weniger als einem Tag komplett abarbeiten konnte.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Vimeo. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Es wäre falsch nun ein nicht enden wollendes Loblied auf Capture One zu singen. Es gibt einiges, was fehlt oder nicht so smooth ist. Das Druckmodul in Lightroom ist um Klassen besser. Eine Panoramafunktion hat Capture One gar nicht und Plugins gibt es ebenfalls nicht. Radialfilter und Auto-Upright weine ich eine bittere Träne nach. Pauschal eine Software für besser oder schlechter zu erklären ist unmöglich. Man muss sich immer anschauen, was man machen möchte. Für mich funktioniert Capture One mittlerweile besser, ich habe meine eigenen Styles erstellt und habe auch wieder Spaß daran Farblooks selbst zu kreieren. Das Farbbalance-Tool ist eine Wucht.
Es war naheliegend daraus ein Videotutorial zu machen. Ich kann mir vorstellen, dass viele von Euch einen Umstieg scheuen. Es ist auch erst einmal nicht einfach. Ich habe meinen kompletten Workflow und die wichtigsten Werkzeuge für die Bildbearbeitung mit Capture One Pro in 29 Kapitel gepackt. Das ganze Wissen könnt Ihr auch kostenlos bei Youtube bekommen. Ich habe es lediglich aufbereitet, komprimiert und in eine für mich sinnvolle Reihenfolge gebracht. Und natürlich ist alles auf Deutsch. Von der Organisation der Bilder, dem Workflow des Aussortierens bis hin zur Bildbearbeitung und Entwicklung von eigenen Farblooks ist alles enthalten. Dennoch habe ich das weggelassen, was mir entweder nicht als besonders wichtig erscheint oder aber so offensichtlich ist, dass es keiner Erklärung bedarf.
Ich hoffe damit dem ein oder anderen den Ein- oder Umstieg zu erleichtern. Das Video gibt es jetzt bei mir im Shop: Capture One Pro - Mein kompletter Workflow.
Wie immer ein interessanter Artikel! Auch wenn für mich derzeit ein Umstieg nicht in Frage kommt, ist es doch sehr interessant mal über den Tellerrand hinaus zu schauen. Gerade das Bearbeiten der Farbtöne scheint ja echt eine andere Hausnummer zu sein!
Ach ja, kann es sein dass du aus versehen deine nächste Kamera geleakt hast?
“Ich habe mich dann entschieden sämtliche Webinare auf dem Youtube-Kanal von Phase One zu schauen.”
Dann hätte dich aber Ralph Man ja doppelt überzeugt… ;-D
Dass Lightrom immer und immer langsamer wird nervt mich auch so richtig 🙁
Danke Paddy .. darauf habe ich gewartet, liebäugle auch schon einige Zeit mit Capture One aber man wird am Anfang erschlagen wenn man nur Lightroom kennt … hoffe das ich durch deinen Workflow mich endlich richtig rantraue an Capture One .. 🙂
Lustig .. Just heute hatte ich mein erstes Portraitshooting mit CaptureOne als Basis und die Zusammenarbeit zwischen Kamera, Notebook und Tablet war gigantisch, besonders dann während dem Shooting zusammen mit den Kunden auf dem Tablet die Bilder zu selektieren und mit ihm die Richtung zu gestalten. Etwas vergleichbares hatte ich mit Lightroom nicht im Ansatz hinbekommen. Leider verwerte ich immer wieder Altmaterial, was einen Umstieg etwas erschwert, besonders mit dem DNG. Und wie du schon schreibst .. es ist leider nicht alles besser. Aber die Performance auf einem Ultrabook ist perfekt.
Eine gute Entscheidung, wie ich finde. Das Probekapitel fand ich schon mal gut und ich bin tatsächlich am Überlegen, mir noch die restlichen Kapitel zu holen. Allerdings habe ich auch schon so ziemlich jedes Tutorial bei Youtube zu C1 angeschaut. Auf jeden Fall Teile ich die Meinung, dass C1 ein super RAW-Konverter ist. Ich denke beim Rest wird es auch noch aufholen. Einen der wichtigsten Punkte hat es ohnehin schon voraus: es ist nicht von Adobe :-).
Ach Paddy… Jetzt muss ich mich wirklich ernsthaft mit Capture One befassen… Wo ich das doch immer so gepflegt ignoriert habe… Aber deine Schwärmerei zur Farbbearbeitung…
Zwei Dinge halten mich im Moment trotzdem noch etwas ab.
1. Capture One kann scheinbar kein HDR erstellen. Das find ich in Lightroom super.
2. Was wird aus meinen Bildern in Lightroom? Ohne komm ich da ja gar nicht ran…
Schwierig… Ansonsten wäre ich wahrscheinlich schon gewechselt auf Affinity und Capture One…
Lieber Paddy,
habe letztes Wochenende bei Sommerabend der Fotogruppe von einem eher “nicht Fotografen” - aber IT und Software-Spezialisten - den Tipp für On1 bekommen. Es sei unglaublich viel schneller als LR. Hast Du hierüber schon etwas gehört oder gar selbst getestet?
Viele Grüße
Martin
Danke für den guten Artikel! Hast du dich oder hat sich jemand mal mit DxO Optics Pro beschäftigt? Kann das auch was? Ist das irgendwie vergleichbar mit LR oder C1?
Na ja , Paddy … Ich würde mich da erst Mal auf die Seite von Gunther schlagen, der in punkto lahmendes Lightroom meines Erachtens zu Recht beim letzten Fotoschnack auf die Hardwareperformance verwiesen hat. Da muss man halt ordentlich Kohlen nachlegen, damit’s hintenraus auch wirklich feuert… Für mich jedenfalls kommt an Lightroom weiterhin nix vorbei, dafür ist die Software einfach viel zu geil - und macht eben nicht zuletzt aufgrund ihres übersichtlichen Handlings so viel Spaß.
Nur zur Info: Wenn man sein CC-Abo kündigt, ist man nicht nur in den Arsch gekniffen, Adobe f… einen dann richtig. Ein Downgrade auf LR 6 oder 5 ist nicht möglich, da die Datenbank nicht gelesen werden kann, und im Grunde kann man seine Fotos nur noch in LR angucken, exportieren usw. ist nicht mehr.
Schon klar, die wollen, daß man weiterzahlt, aber ich hab eine Kündigung hinter mir, und werde definitiv kein neues Abo abschliessen.
Probiere es doch mal mit Darktable, das ist eine ernst zu nehmende Alternative zu LR
Ich habe seit Dezember ein Abo Adobe CC, nur bis jetzt kann ich mir nicht vorstellen dass ich es verlängere.
Ich bekomme bei Adobe nichts geboten was ich nicht bei Darktable habe.
@Philipp: Für den Umstieg gibt es von Capture One ein Workshop-Video wie das gehen soll. Da ich C1 schon nutze, kann ich nichts über die Qualität der Migrations-Tools und den Workshop sagen. Aber evtl. kannst du Dir das Video als Anreiz ja mal anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=aPsrGJXyZcw
HDR kann C1 nicht, aber ich bin immer wieder erstaunt, wie viel C1 aus einem RAW herausholt und die Notwendigkeit für ein HDR aus mehreren Belichtungen hatte ich damit bisher noch nicht. Wenn HDR zwingend ist, muss man dann auf ein externes Tool zurückgreifen. Ich glaube C1 wird da auch nichts in Zukunft bringen.
Hallo Paddy,
ich kann deinen Frust über Lightroom nur zu gut verstehen…
Über die Jahre habe ich stets Rechnerseitig aufgerüstet, dies und das versucht, damit irgendwie gelebt.
Als ich dann zur LR Abo-Version gewechselt habe, kam ich in den (vermeintlichen) Genuss einer Workstation, mit Nvidia Quadro-Grafikkarte (8GB)…aber auch das hilft nicht, die Lightroom-Performance zu verbessern! Ich habe auch das Gefühl, es wird alles immer langsamer. Vor allem gilt bei mir jetzt: je länger Lightroom geöffnet ist, desto länger werden die “Bedenkzeiten” vom Programm…nervig und unverständlich!
Jetzt kommst du daher mit Capture One Pro…hatte das vor vielen Monaten mal als Testversion, aber im Vergleich zur gewohnten LR-Umgebung als viel umständlicher erstmal “abgestempelt” und keine Lizenz erworben…jetzt ist ja Version 10 da, komme da jetzt ins Grübeln!
Panorama-Funktion? Brauche ich nicht, dafür habe ich PTGui, aber der Radialfilter und auch die Auto-Upright Funktion würde ich schon vermissen…
Gibt es denn einen Verlaufsfilter und etwas ähnliches wie die tolle “Dunst entfernen” Funktion?
Viele Grüße
Manfred
Muss allen widersprechen,dass Lightroom langsamer wird. Das liegt bei vielen an der Formatierung ihrer Festplatten und die Cache sind auf dem falschen Laufwerk. Was ich nun schreibe gilt für Window 10. Lightroom legt alle Cachs auf C ab und so entstehen die langen Wege. Besser ist es für diese Dateien eine eigene Festplatte (SSD) zu intrigieren. Auf dieser Platte kann und sollte man die Cachs ablegen. Window selbst braucht Cachs und schreibt eine zu kleine Datei auf C und deshalb sollte man diese Datei auch auf eine andere Platte legen und sehr groß anlegen. Die hälfte vom Arbeitsreicher ist so eine Hilfsgröße. Das kann man auch,wenn vorhanden ist auf mehre Platten legen, aber nicht auf C. Wichtig! Es muss ein Volumen-platte sein. Seitdem ich das so mache ist Lightroom immer auf die gleiche Geschwindigkeit, aber auch mein Pc hat im allgemeinen eine bessere Performers. Die Cachs- Dateien auszulagern, dass gilt auch für alle anderen Adobe Programmen. Übrigens wird so auch auf Adobe beschrieben. Ist also schon bekannt, aber in den einzielen Pc kann und dürfen Adobe nicht hineinschauen und das aus guten Gründen.
Ich habe auch mehrere Anläufe gebraucht, um von Lightroom wegzukommen. Mit C1 v9 hat es endlich geklappt! C1 braucht relativ viel Einarbeitungszeit - aber die Ergebnisse überzeugen und ich vermisse eigentlich nur den Radikalfilter von LR.… vielleicht gibt es den ja auch irgendwann mal? Alles in Allem möchte ich nicht mehr zurück zu LR. Auch wenn C1 nicht perfekt ist, bin ich sehr, sehr zufrieden.
Danke Paddy, super Tutorial. Hätte ja neulich alleine an der Testversion mich versucht. Dann wegen Preis affinity. Während Deinem ersten Kapitel hab ich mir doch den Capture Schlüssel gekauft. Grüße an Robin und Patrick von Claudi aus Mainz
Hallo Paddy,
danke frü den Artikel. Was mich noch interessieren würde… wieviel ist den Capture One nun schneller? Oder ist es überhaupt schneller? Danke und grüße aus Freiburg
Johannes
Servus Paddy,
Deine Beschreibung und auch dein Video-Workflow haben mich auch überzeugt. Deine Art alles ruhig mit Beispielen rüber zu bringen gefällt mir. Habe mir in Youtube einige Tutorial von Kollegen angesehn, dabei störte mich das wilde umherziehen mit der maus. Macht auf Dauer Gaga.