In Istanbul hatte ich unter anderem die Leica CL mit. Einfach mal ausprobieren, dachte ich mir. Vielleicht ist es ja doch so etwas wie eine kleine Q mit Wechselobjektiven. Die Aussicht einen Autofokus zusammen mit einem 35er Summilux zu nutzen, hat mich optimistisch gestimmt.
Für alle, die sich in der Welt des roten Punktes nicht auskennen, sei kurz erwähnt, dass es sich bei der CL um eine APS-C Kamera mit Wechselobjektiven handelt. Das Bajonett ist kompatibel zu dem kürzlich vorgestellten L-Bajonett, es ist also eine große Vielfalt an Linsen zu erwarten.
Ich hatte mir zu der Kamera noch das Summilux 35 mm f/1.4 ausgeliehen. Ich war mir sicher, dass dieses Objektiv abliefert. Die Summiluxe sind bei Leica für hohe Lichtstärke und top Bildqualität bei sehr schönem ausgeglichenen Bokeh bekannt. Außerdem hatte ich noch einen Adapter dabei, um an der Leica CL auch meine M-Objektive betreiben zu können.
Im Video findet Ihr am Ende eine kleine Diashow mit Bildern, die ich in Istanbul mit der Leica CL gemacht habe. Die Bildqualität ist in meinen Augen hervorragend. Da liefert die Kamera ab, was sicherlich auch an der Optik liegt. Wer mich kennt weiß, dass ich keine Labortests mache und eher auf meinen Eindruck vertraue. Für mich sind Werte und Funktionen nicht ganz so wichtig, die Kamera muss mir Spaß machen. Leider gab es ein paar Punkte, die mir nicht so viel Spaß gemacht haben. Zum einen ist das der fehlende Bildstabilisator. Bei einer Kamera dieser Art erwarte ich einen Bildstabilisator. Besonders bei etwas schlechterem Licht, würde der hin und wieder hilfreich sein. Zwar bin ich es durch die M gewohnt ohne Stabilisator zu fotografieren, aber das ist halt auch eine M. Die Videofunktion hätte man somit auch komplett weglassen können, denn ohne Stabilisator macht sie für mich in der heutigen Zeit nur wenig Sinn. Selbst kleine Erinnerungsvideos werden so zu Wackel-TV.
Zweiter Kritikpunkt ist der Autofokus. Verrichtet er am Tage seinen Dienst recht gut, so hat er bereits bei Dämmerung etwas zu viel gezickt. Teilweise hat die Kamera gar nicht getroffen und ein unscharfes Bild geliefert. Das macht die Q deutlich besser. Ich muss gestehen, dass ich da zeitweise schon ein wenig genervt war, weil ich drei bis vier Versuche brauchte, um ein scharfes Bild zu bekommen. Auch die Arbeit mit dem Adapter und einer manuellen M-Linse lies nicht die große Freude aufkommen, da das Bild beim Fokussieren nicht automatisch vergrößert wurde. Ich musste immer erst eine Taste drücken, um die Lupe einzuschalten. Im Menü hatte ich die automatische Vergrößerung aktiviert. Keine Ahnung was da los war. Geht das wirklich nicht?
Die Kamera selbst finde ich wirklich schön. Bei der Form hat man sich ein wenig an der M orientiert. Das trifft schon meinen Geschmack. Leider wird die ganze Schönheit zerstört, sobald man ein Objektiv ansetzt. Zumindest mit dem lichtstarken Summilux ist mir die Kombination zu klobig. Mir ist schon klar, dass Lichtstärke eine gewisse Größe erfordert. Ich musste nur feststellen, dass mir die Kombination in der Form keinen Spaß macht. Interessant ist dann schon eher das 18 mm f/2.8, welches deutlich kleiner ist.
Über Preise muss man bei Leica nicht diskutieren. Das Zeug ist einfach immer ein paar Tacken teurer. Bei der M und der Q wurde in der Vergangenheit aber regelmäßig ein Haben-Wollen-Gefühl ausgelöst, welches leider bei der CL ausblieb. In dem Moment schalte ich dann ausnahmsweise mal das Hirn ein und stelle fest, dass es deutlich günstigere und bessere Alternativen mit APS-C Sensor gibt. Die CL macht für mich in erster Linie Sinn, wenn man eh schon ein System mit L-Bajonett besitzt, wie zum Beispiel die SL und nun den Verlängerungsfaktor der kleinen CL nutzen möchte.
Wie gesagt, im Video findet Ihr auch einige Bilder. Schaut doch mal rein und lasst einen Klick auf den Abo-Button da. Ihr wisst, bei 100.000 gibt es eine riesige Grillsause, zu der jeder Abonnent eingeladen ist 😉
Ein großer Dank geht an meinen Istanbul-Guide und Kamerakind Feyzi Demirel.
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Moin Paddy,
danke für den Bericht und ich muss sagen, dass ich es schade finde, dass es bei Leica soviele unterschiedlich zuverlässige Autofokusversionen gibt. Ich hatte mal eine Leica T (der Nachfolger TL ist technisch im Prinzip gleich der CL und hat auch schon den L-Mount) und da war er schlecht und ich hätte gedacht„ dass er mittlerweile besser geworden ist. Deinen Ausführungen kann ich entnehmen das nicht bzw. kaum.
Es wundert mit umso mehr, weil Leica bei der Q und SL (der selbe Mount, wie T/TL und CL) beweisen, dass Leica auch einen guten Autofokus hinbekommt.
Sorry für die unterschwelligen Hinweise, dass es den L-Mount schon länger gibt ;), nur gibt es seit kurzem eine Alliance zwischen Leica, Panasonic und Sigma.
So und nun schaue ich mir das Video und die Bilder an.
Liebe Grüße Mark aus Bremerhaven
Ich war der Meinung, dass das Bajonett zuvor anders hieß. Aber scheint schon immer L gewesen zu sein.
Ja es hieß erst “T” und seit der SL “L”, deswegen auch die Modellreihe “SL”, “TL” und “CL”
Ich hab den Eindruck, dass bei den ganzen Spiegellosen Kameras klobige Objektive rauskommen sobald man eine hohe Lichtstärke will. Sony zeigt das ja schon lange. M
Bei der Csnon R sieht es m.E. nicht besser aus. Und bei Nikon.… warten wir es ab.
Das lässt sich mit Sicherheit physikalisch erklären: Riesen Bajonett und kleines Auflagemaß=?
Viele Grüße
Bernd Gantert
p.S.: Ich finde es klasse,dass du Videos postest. Da kommt der Beitrag viel charmanter rüber.
Physik kann man leider nicht verarschen, vor allen dann nicht, wenn man auf Bildqualität absolut setzt.
Minolta hatte gezeigt, dass man auch kleine Optiken mit hohen Lichtstärken bauen kann. Erinnere da nur das AF 50mm 1,4 oder aber auch das nahezu winzig wirkende AF 85mm 1,4. Geht alles, grundsätzlich. Nur bei dem Minolta Lineup muss man auch wissen, wo die Stärken und Schwächen liegen, die die Optik zweifelsfrei bei Offenblende hat. Hat aber auch halt seinen Charme.
Also eine Sony A6500 (gleicher Sensor), ohne Ibis aber dafür mit Leica Branding. Im Ergebnis steht natürlich ein höherer Preis. Leica bekommt das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Kicher.
Bei aller Kritik an der Kamera… Deine Fotos sind schon der Hingucker! Respekt.
Jetzt lass mal die Katze aus dem Sack, die Bilder am Ende des Videos sind sensationell, respekt. Sind Farben und Kontraste nun ein spezieller Leica-Look, oder hast du da nachher ein schickes Paddy-Preset draufgelegt…
Ohne Paddy-Preset kein Leica-Look 😉
Ich finde die CL sehr gelungen, insbesondere das wirklich intuitive Bedienkonzept mit den beiden (Multi-)Einstellrädchen (das ist wirklich mal innovativ - kommt meiner Art Einstellungen vorzunehmen sehr entgegen). Dazu ein schlichtes Menü, mit der Möglichkeit Einstell-Favoriten für den Sofortzugriff zu programmieren.
Ich benutze sie vor allem mit langen Brennweiten… ja, ein Stabilisator im Gehäuse wäre da schon toll, ich habe ihn aber nicht wirklich vermisst, da man über die Einstellungen eine minimale Verschlusszeit (in Abhängigkeit von der Brennweite) vorgeben kann, der Rest wird dann über Auto-ISO gesteuert - und gut is. Rauschen ist kein Thema.
Die TL-Objektive sind gut, insbesondere die Festbrennweiten. Die Zooms überzeugen mich allerdings nicht wirklich, vor allem nicht das 11-23 wegen ausgeprägter Flare-Empfindlichkeit - nichts im Gegenlicht, sonst aber ordentlich. Sensationell sind hingegen das 50 Summilux SL, und das 90-280 APO-Vario Elmarit SL (mit Stabi), beide allerdings echte Trümmer, da für Vollformat ausgelegt. Da passen die Designfaktoren Kamera/Objektiv nicht zusammen, das macht in der Tat einen klobigen Eindruck.
Auch die Möglichkeit M-Objektive anzuflanschen finde ich ausgezeichnet und nutze es regelmässig mit Erfolg und Vergnügen (nichts geht über Summicrone…).
Also: von mir für die CL ein “Daumen hoch”, insbesondere als Immer-dabei-Option (mit dem Pancake 18/2.8) und als Zweitkamera (neben der M) für lange Brennweiten.
Probleme mit dem AF hatte ich übrigens noch nie, das hat sogar nachts bei Mondlicht einwandfrei funktioniert.
Hallo Paddy,
und merkwürdigerweise jault gar keiner das es ja “nur” APS-C ist…
Aber ganz ehrlich: was findest du an so einer Kamera schön? Also da gibts wesentlich besser gelungene Modelle, nur haben die keinen roten (Prestige-)Punkt!
Ich finde deine Fotos in der Diashow auch allesamt sehr gelungen, aber das hat NICHTS mit der Leica zu tun, der Blick fürs Motiv, der richtige Moment, die richtige Perspektive…alles das ist viel viel wichtiger! Das können eben auch die vielfach preiswerteren Kameras (die ohne den roten Punkt) einfangen!
Ich wünsche schon einmal allen Lesern ein frohes Fest!
Viele Grüße Manfred
Wie soll denn eine Kamera ohne roten Punkt schön sein? Gibt Menschen, die kleben sich einen extra auf die Stirn. 😉
Dass die Fokussierlupe bei rein mechanisch gekoppelten (M-)Objektiven nicht automatisch aktiviert wird, liegt eben daran: Es fehlt die elektronisch übermittelte Information, dass der Mensch am Fokussierring dreht …
Hallo Paddy,
der Beitrag ist zwar schon bißchen älter, aber sehr interessant.
Kannst du auch was über deine Erfahrungen mit M-Linsen an der CL machen?
Hat dir das Spaß gemacht oder eher so naja?
Gruß
Nando
Hallo Nando,
Das kann ich machen, denn ich nutze die CL mit M-Linsen. Es geht gut, wirklich gut, wenn Du Dir den Leica-Original-Adapter kaufst, werden die M-Linsen erkannt. Focus-Peaking läuft super, Du kannst mit einem der Rädchen oben auf der CL vergrößern. Der EVF ist prima, besser als Q1 (habe ich), Belichtungskorrektur im Liveview geht prima. Aber! Nicht vergessen, die Linsen werden länger, aus 35 werden 50 usw. Ich habe die Combo aus EVF und M-Linsen wirklich schätzen gelernt.
Moin, späte Antwort auf Deinen Beitrag…
Habe die CL schon etwas länger, wollte als Brillenträger und Weitwinkelfan halt den EVF und eine kleine Kamera. Habe sie ins Herz geschlossen, allerdings nicht mit den TL-Linsen. Die sind nämlich entweder nicht eben außergewöhnlich oder ziemlich klobig. Was bei der CL oft in der Diskussion untergeht: der M-Adapter als Türöffner aller M-Linsen auch der ganz alten und das ist ein Traum. Das Handling ist auch ein Traum, die meisten Linsen werden erkannt. Und wer will, kann mit weiterem Adapter auch alle R-Linsen nehmen (die sind gebraucht viel billiger).