Momentan habe ich etwas ganz feines zum Test bei mir zu Hause. Es handelt sich um das Magica 3.4 Stativ, welches mir freundlicherweise vom PhotoProShop zur Verfügung gestellt wurde. Hierbei handelt es sich nicht einfach nur um ein Stativ, sondern um die Kombination verschiedener Elemente, die zusammen eine echte Traumkombination von einem Stativ ergeben.
Der Name MaGiCa setzt sich zusammen aus Markins, Gitzo und Carbon, denn die Magica-Stative bestehen aus einem Carbon-Stativ von Gitzo und einem Markins Kugelkopf. Im Falle des Magica 3.4 handelt es sich um das Gitzo GT3541L und den Markins M20 Kugelkopf, welcher über die Adapterplatte TB-30 mit dem Stativ verbunden ist.
Entstanden ist die Magica-Stativreihe im Hause der Nikonians-Jungs. Das Problem beim Stativkauf ist immer das gleiche. Man hat im Grunde drei Variablen, von denen man eigentlich immer nur zwei optimieren kann. Preis, Stabilität und Gewicht. Ein günstiges und leichtes Stativ wird niemals richtig stabil sein. Günstig und stabil bedeutet meistens schwer. Leicht und stabil wiederum ist teuer. Und so ist das Magica entstanden, welches die allerfeinsten Komponenten zum idealen Stativ vereint, das zudem gemessen an den Einzelkomponenten verhältnismäßig günstig ist. Ich sage bewusst “verhältnismäßig”, aber zum Preis später mehr.
Das Stativ
Das Gitzo Stativ GT3541L besteht aus 4 Elementen welchen sich durch einen Drehmechanismus rein und raus schieben lassen. Das funktioniert wirklich super und man muss die Befestigung auch nur ein klein wenig lösen um die einzelnen Beinelemente ausfahren zu können. Die Beine können in drei Positionen arretiert werden wodurch sich verschiedenste Arbeitspositionen realisieren lassen. Besonders gut gefällt mir, dass man so sehr schnell auf Bodenhöhe kommt, was z.B. bei meinem Manfrotto 055XProB erst möglich ist, wenn man die Mittelsäule ausfährt und umklappt.
Die oberen Elemente sind mit dicken Schaumstoff-Schützern ummantelt wodurch sich das Stativ sehr gut greifen und auch tragen lässt. Besonders bei schwerer Beladung ist das hilfreich, zudem wird es nicht so kalt wie blanker Stahl. Auf die Idee mit der Magica-Kombination sind die Jungs von Nikonians gekommen und so trägt einer der Schaumstoff-Schützer auch deren Namen.
Das Gitzo GT3541L besitzt in der Magica Konfiguration keine Mittelsäule, erreicht aber in voll ausgefahrenem Zustand eine maximale Höhe von ca. 1,80 m. Durch die Bauweise ohne Mittelsäule und den relativ großen Teller für den Kopf ist das Gitzo extrem stabil und steht wie eine deutsche Eiche. Es übertragen sich kaum Schwingungen auf das Stativ wenn man mal ein wenig an einem der Beine rüttelt. Das ist z.B. bei meinem Manfrotto anders, wenn das voll ausgefahren ist, dann darf man an den Beinen nicht groß wackeln.
Trotz der beachtlichen Größe bringt das Magica komplett mit dem Markins M20 und der Adapterplatte nur 2,6 Kg auf die Waage. Das Manfrotto hingegen wiegt inkl. dem Markins Kopf und ohne die Adapterplatte schon etwas über 3,0 Kg. Nun mag man meinen, dass man die 400 g nicht wirklich merkt und dem gebe ich grundsätzlich auch recht, aber es geht hier schließlich auch um das weltbeste Stativ und da wurde an jeder Ecke optimiert.
Unter dem Stativkopf befindet sich ein kleiner Haken an dem man eine Tasche oder Zubehör aufhängen kann.
Weiteres besonderes Detail sind die Spikes an den Füßen des Stativs, die nicht zum Standardlieferumfang von Gitzo gehören. Diese Spikes sind aus Titan und maximale Beanspruchung ausgelegt. Wer oft mit dem Stativ im Gelände unterwegs ist wird die Möglichkeit auf Spikes umzurüsten lieben, denn so bekommt das Stativ zusätzliche Stabilität. Braucht man die Spikes nicht, so kommt einfach eine Gummikappe drauf und man kann das Stativ auch auf Omas Parkettboden benutzen.
Zusammengelegt hat das Gitzo GT3541L eine Länge von 60 cm. Es ist laut Hersteller für eine Last von bis zu 18 Kg ausgelegt.
Der Markins M20 Kugelkopf
Den Markins M20 besitzte ich selbst seit einiger Zeit und halte ihn für einen der besten Kügelköpfe am Markt. Vor einigen Wochen habe ich dazu bereits einen Artikel geschrieben in dem Ihr weitere Details und Fotos findet.
Zusammengefasst kann man sagen, dass der M20 gemessen an seiner Größe und dem Gewicht ein gigantischer Kugelkopf ist. Er ist laut Hersteller für ein Gewicht von 45 Kg ausgelegt, was Hammer ist. Ich werde zwar nie dahin kommen, dass ich dem Kopf soviel aufladen werde, aber die Gewissheit zu haben, dass er es tragen kann ist schon beruhigend. Vor allem bei der Verwendung von langen Objektiven jenseit der 300 mm Brennweite ist es wichtig einen starken Kugelkopf zu haben, der satt zupacken kann und das Gewicht in jeder Position hält. Genau das tut der M20. Dazu läuft er butterweich, lässt sich leicht verstellen und greift im richtigen Moment zu wie ein Schraubstock. Glaubt mir, es gibt riesige Unterschiede bei Kugelköpfen, was ich beim Kauf meines ersten nie gedacht hätte. Da ich jedoch viel Panoramafotografie mit einem Nodalpunktadapter betreibe ist es wichtig einen hochpräzisen Kopf zu haben, der auch den Turm aus Nodalpunktadapter, Leveller, Kamera und langem Objektiv tragen kann ohne abzusacken.
Der Markins M20 besitzt zwei Einstellschrauben, genaugenommen drei. Mit der Hauptschraube löst man den Kopf und kann ihn in alle Richtungen drehen. In der Hauptschraube ist eine weitere eingelassen über die man die Friktion einstellt. Eine weitere kleinere Schraube löst die Basisplatte und erlaubt den Kopf um die eigene Achse zu drehen.
Als Schnellwechselsystem besitzt der Markins eine zum Arca-System kompatible Aufnahmeplatte, die mittels einer Schraube befestigt wird. Ich selbst habe dafür einen L-Winkel, eine normale Kameraplatte und eine universelle für den Panoramakopf im Einsatz. Das System ist genial, denn es ist schnell zu wechseln und greift ebenfalls zu wie ein Schraubstock. Bisher habe ich mir nie Sorgen gemacht, wenn ich die Kamera mal auf dem Stativ über der Schulter getragen habe.
Die Adapterplatte Markins TB-30
Normalerweise besitzt das Gitzo-Stativ eine Mittelsäule, die bei dem Magica jedoch entfernt wurde. Daher benötigt man die Adapterplatte TB-30, die zum einen die Kamera noch ein bisschen näher in Richtung Boden bringt und zum anderen zusätzlich Vibrationen abfängt. Ob das wirklich so ist, kann ich nicht sagen, aber zumindest sieht sie sehr stylisch aus 😉 Durch den Verzicht auf die Mittelsäule hat das Magica 3.4 maximale Stabilität und es wird wieder ein wenig Gewicht eingespart.
Außerdem kommt das Stativ in einem schicken Trageköcher daher.
Der Preis
Aktuell kostet das Magica 3.4 im PhotoProShop rund 1.300 € inkl. MwSt. Nun wird manch Hobbyfotograf erstmal nach Luft schnappen müssen. Ging mir genauso. Alle Elemente des Magica kann man natürlich auch einzeln kaufen, in dem Fall würde man etwa 150,- € mehr auf den Tisch legen. Aber wie das so ist wenn man in der Oberklasse mitspielen will, alles hat seinen Preis. So gesehen könnte man das Magica als den Maybach unter den Stativen bezeichnen.
Fazit und Vergleich mit meinem Manfrotto 055XProB
Nachdem ich das Magica 3.4 ausprobiert hatte war für mich das Fazit sehr schnell klar. Dieses Stativ ist in der Tat der Maybach unter den Stativen. Wer professionell fotografiert und viel Natur- und Tierfotografie mit richtig schwerem Equipment betreibt, der wird das Magica lieben und gerne den Preis dafür bezahlen. Als Gegenwert bekommt man wirklich ein extrem geiles Gerät an dem es nichts auszusetzen gibt und das von der Stabilität einem Brückenpfeiler gleicht. Die Funktionalität des Markins M20 ist dabei sowieso über jeden Zweifel erhaben. Hätte ich das Geld würde ich mich jedoch wahrscheinlich für die etwas kleinere Variante, dem Magica 2.4 entscheiden da ich noch ein leichtes Stativ für Unterwegs suche.
Ich selbst besitze aktuell das Manfrotto 055XProB, welches von der Größe her in etwa dem Gitzo ebenbürtig ist. Das Manfrotto kann jedoch in Punkto Standfestigkeit und Stabilität nicht mit dem Magica 3.4 mithalten. Da bin ich schon echt neidisch. Da ich jedoch viel Panoramen mache, möchte ich die Mittelsäule nicht mehr missen. Diese hat den Vorteil, dass ich das Nadirbild (Bodenbild) auch vom Stativ machen kann, wodurch ich auch hier mit längeren Belichtungszeiten hantieren kann. Wie ich das Stativ in dem Fall konfiguriere hatte ich mal in diesem Beitrag beschrieben. Das ist jedoch der einzige Anwendungsfall für den ich die Mittelsäule benötige. Bei Fotos in Bodennähe hingegen habe ich die Säule schon einige male verteufelt, es ist echt ätzend bis das Manfrotto so hingebaut ist, dass man damit den Asphalt knipsen kann.
So gesehen muss ich gestehen, dass das große Magica 3.4 für mich nicht erste Wahl wäre, aber auch nur aus dem einen genannten Grund, ansonsten ist es ein sehr geiles Teil. Sicherlich kann man den Preis nicht mit dem Manfrotto-Stahlstativ vergleichen, aber wenn man dieses wiederum auch in Carbon kaufen und mit meinem M20 bestücken würde, wäre man zumindest nicht mehr ganz so weit weg von der Preisregion des Magica und wir wollen hier ja nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.
Da ich es jedoch echt leid bin das Manfrotto immer mit mir durch die Gegend zu schleppen weil das Teil echt schwer ist bin ich schon lange auf der Suche nach einem leichteren Stativ für Reisen. Daher könnte ich mir sehr gut vorstellen evtl. mal das Magica 2.4 auszuprobieren, denn ich kann mir gut vorstellen, dass das für meine Zwecke ideal wäre.
Abschließend lässt sich also sagen, dass das Magica 3.4 wirklich das ideale Stativ zu sein scheint wenn man ein großes Stativ mit maximaler Stabilität bei geringem Gewicht sucht. Ob jedoch die dritte Variable des Preises hier auch optimal ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Das Stativ ist das Geld wert, aber nicht für jeden hat es den entsprechenden Mehrwert.
Zum Abschluss noch ein paar Bilder des Magica 3.4
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Hi Patrick,
wieder ein wirklich Klasse geschriebener Testbericht von Dir. Sehr umfangreich und denoch alles auf den Punkt gebracht.
Ein Traumstativ ist das sicherlich und ja ich würde es auch gerne haben. 2 Dinge die mich aber denoch stören sind die fehlende Mittelsäule und natürlich der hohe Preis. Dafür würde ich mir dann doch lieber einen 2ten Kamerabody kaufen 😉
Ich selber nutze das Manfrotto MAX55PRO Stativ Pro und kann eigentlich nur gutes darüber berichten, bis darauf, das ich es mir aus Karbon wünschen würde 😉
Gruß, Micha
Hey,
genialer, sehr ausführlicher Testbericht! Der Bericht hat mir sehr weitergeholfen. Vielen Dank.
LG
Christian
Klasse Testbericht. Da könnte ich schwach werden.
Vielen Dank!
Leider hat meine Interesse an dem Stativ rapide abgenommen als ich die Überschrift “Der Preis” hinter mir gelassen hatte…leider, dann sonst hört es sich sehr sehr gut an!
In jedem Fall ein umfangreicher Bericht, der wirklich weiterhilft!
Gruß,
Sebastian