Als ich am Lion’s Head von einem Tisch überholt wurde

Es ist noch dunkel als wir starten

Der Tafel­berg ist sicher­lich der bekann­tes­te Berg in Kap­stadt und wird täg­lich von hun­der­ten Besu­chern erklom­men, per Seil­bahn wohl­ge­merkt. Neben dem Tafel­berg gibt es noch den Lion’s Head, ein klei­ne­rer spit­zer Berg, auf des­sen 669 m hoch gele­ge­nen Gip­fel man nur zu Fuß kommt. Am Tag unse­rer Ankunft hat­ten wir es noch aus­ge­schlos­sen uns auf den Berg zu quä­len. Schließ­lich sind wir nicht für kör­per­li­che Akti­vi­tät nach Kap­stadt gekom­men. Als ich mir den Lion’s Head von wei­tem so anschau­te, sah er auch nicht so aus, als wenn er ein­fach zu erklim­men sei.

Der Lion's Head am Fuße des Tafelberg
Der Lion’s Head am Fuße des Tafelberg

Erste Ermüdungserscheinungen noch vor Sonnenaufgang

Zwei Tage spä­ter war alles anders. Ich hat­te gele­sen, dass der Lions’s Head ein ein­fa­cher Auf­stieg ist. Fit­ness Level 1-2 stand dort. Immer­hin hat­te ich ja schon letz­ten Som­mer einen deut­lich höhe­ren Berg erklom­men. Damals waren es knapp 2.000 m. Und wenn eine tol­le Aus­sicht lockt, dann sind wir doch dabei. Aki muss­te ich nicht lan­ge über­zeu­gen. Wir beschlos­sen also am nächs­ten Tag früh mor­gens auf den Berg zu klet­tern. Mor­gens war eigent­lich die ein­zi­ge Opti­on für uns. Sobald die Son­ne raus kommt, kann es bru­tal heiß wer­den in Kap­stadt und das woll­ten wir ver­mei­den. Außer­dem ist der Son­nen­auf­gang vom Licht her auch ide­al. Wir waren zudem der fes­ten Über­zeu­gung, dass wir mor­gens wei­test­ge­hend allei­ne wären. Gut so, denn auf unse­rem Plan stand auch noch ein klei­nes sexy Shoo­ting, für das Aki sich zumin­dest teil­wei­se ent­blö­ßen soll­te. So bekloppt ist doch nie­mand dort schon früh mor­gens hoch zu klettern.

Der Schatten des Lion's Head
Der Schat­ten des Lion’s Head

Auf der Zufahrts­stra­ße zum Park­platz ging es schon los. Uns kamen ers­te Fuß­gän­ger ent­ge­gen. Ein reges Trei­ben herrsch­te. Über­all Autos. Kein frei­er Park­platz. Es war 5:30 Uhr und die Stra­ße war zuge­parkt. WTF! Von wegen allei­ne. Nun gut, nutzt ja nichts. Wir star­te­ten den Auf­stieg. Es war noch dun­kel im Tal, aber so ganz lang­sam färb­te sich der Him­mel blau und wir konn­ten zumin­dest den Weg vor uns erken­nen. Dar­um woll­ten wir auch nicht zum Son­nen­un­ter­gang hoch, denn für den Abstieg hät­ten wir garan­tiert Lam­pen benö­tigt. Der Weg führt im Kreis um den Berg her­um. Anfangs ist es noch ein rich­ti­ger Weg, aber mit ordent­li­cher Stei­gung. Ich schät­ze, dass es etwa fünf Minu­ten dau­er­te bis mir bewusst wur­de, dass ich kei­ne Berg­zie­ge bin. Ein lan­ger Pull­over war auch eine däm­li­che Idee, denn den zog ich bereits nach kur­zer Zeit aus. Lang­ge­zo­ge­ne Stei­gun­gen has­se ich wie die Pest. Dann doch lie­ber rich­tig über Stock und Stein klettern.

An einigen Stellen muss man eine kleine Leiter hoch
An eini­gen Stel­len muss man eine klei­ne Lei­ter hoch

Es wur­de hel­ler. Irgend­wann zeig­te sich auch die Son­ne am Hori­zont. Als wir aus dem Schat­ten des Ber­ges kamen, hat­ten wir zum ers­ten mal einen wun­der­vol­len Blick über Kap­stadt. Aber noch waren wir nicht oben. Was tun? Wir woll­ten ja ein klei­nes Shoo­ting machen. Jetzt und hier? Die Son­ne streif­te den Berg. Eigent­lich ide­al. Aber nein, das ging dann auch nicht. Wenn schon, dann ganz oben. Ich ken­ne mich doch. Wenn wir jetzt an der Stel­le die Bil­der gemacht hät­ten, wären wir womög­lich danach umge­kehrt. Also wei­ter. Es wur­de stei­ni­ger, man konn­te kaum noch von einem Weg spre­chen. Es kamen die ers­ten Pas­sa­gen wo wir klet­tern muss­ten. Aber wir waren nicht allein. Stän­dig über­hol­ten uns ande­re Wan­de­rer. Zu unse­rer Ehren­ret­tung muss ich sagen, dass wir aber auch irgend­wann mal einen über­hol­ten. Dann wur­de es noch stei­ler und wir kamen an eine Pas­sa­ge, wo zur Hil­fe Ket­ten und Steig­ei­sen in den Berg geschla­gen waren. Wir schau­ten hoch. In dem Moment über­hol­te mich ein Tisch. Also ein Mann mit einem Tisch auf dem Rücken. Es folg­ten wei­te­re Gestal­ten mit Hawaii­ket­ten und Wickin­ger­hel­men. Ver­dammt, was machen die da? Ist das ne doo­fe Wet­te oder ein Jung­ge­sel­len­ab­schied. Der Tisch klet­ter­te leicht­fü­ßig die Wand hoch.

Der Tisch!
Der Tisch!

Spä­tes­tens jetzt war klar, dass das alles nicht so schwer sein kann. Wir müs­sen da hoch. Der Ver­kehr nahm zu. Uns kamen ers­te Wan­de­rer ent­ge­gen, die schon oben waren und sich auf dem Rück­weg befan­den. An engen Stel­len stau­te es sich. Irgend­wann war dann aber der Gip­fel in Sicht. Bei den letz­ten Bäu­men mach­ten wir dann auch unser klei­nes Shoo­ting. Natür­lich nicht ganz allei­ne. Es war ein Bild für unse­re Star Wars Serie, mit Chew­bac­ca-Mas­ke. Das zei­ge ich Euch dann im Rah­men unse­res klei­nen Fotoprojekts.

Fast oben angekommen. Die letzten Bäume. Unsere Shootinglocation.
Fast oben ange­kom­men. Die letz­ten Bäu­me. Unse­re Shootinglocation.
Stolz wie Bolle
Stolz wie Bolle

Ange­kom­men auf dem Gip­fel wur­den wir dann mit einer gran­dio­sen Aus­sicht belohnt. Der Tisch war auch schon da und fer­tig gedeckt. Es han­delt sich wohl um eine Tra­di­ti­on um den Valen­tins­tag her­um. Ein­mal im Jahr machen ein paar Ver­rück­te ein Pick­nick auf dem Lion’s Head. Es gab Kaf­fee, Pan­ca­kes, Saft und Obst­sa­lat. Wir hat­ten genau die­sen einen Tag erwischt und es war zudem noch Sonn­tag. Neben dem tol­len Wet­ter sicher­lich ein Grund für die Anzahl an Besu­chern. Wir genos­sen den Aus­blick. Kurz nach Son­nen­auf­gang ein tol­ler Blick und gran­dio­ses Licht. Das lohnt sich defi­ni­tiv und der Auf­stieg ist auch nicht son­der­lich schwer. Selbst Kin­der und Hun­de waren oben anzutreffen.

Geiler Blick, geiles Licht
Gei­ler Blick, gei­les Licht

Bis auf den Ver­kehr gestal­te­te sich der Abstieg dann auch rela­tiv harm­los. Ich hat­te etwas Schiss vor den ganz stei­len Stel­len mit den Ket­ten und Steig­ei­sen, aber auch das war mach­bar. Von hier oben konn­ten wir dann auch die Schlan­ge an Autos sehen. Ja klar, mor­gens sind wir hier alleine.

Ein paar Autos stehen unten an der Straße
Ein paar Autos ste­hen unten an der Straße

Gegen 8:30 Uhr waren wir dann wie­der am Auto. So lan­ge hat­te die Tour gar nicht gedau­ert. Mir kam es deut­lich län­ger vor. Aber es war schön und ist defi­ni­tiv eine Emp­feh­lung für alle, die Kap­stadt besu­chen. Man wird nicht nur durch die tol­les Aus­sicht belohnt, son­dern hat auch das Gefühl etwas geschafft zu haben. Als Aner­ken­nung gibt es am Tag danach Muskelkater.

Abstieg
Abstieg
Das letzte Stück vor dem Gipfel
Das letz­te Stück vor dem Gipfel

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8 Gedanken zu „Als ich am Lion’s Head von einem Tisch überholt wurde“

  1. Das frü­he Auf­ste­hen hat sich gelohnt: Tol­les Licht. Ich glau­be, dort oben ist es immer voll - ich war vor ca. 15 Mona­ten am spä­ten Vor­mit­tag dort - mit War­te­schlan­gen (zum Luft­ho­len) vor den stei­len Pas­sa­gen 😉 Ist auf jeden Fall eine emp­feh­lens­wer­te Alter­na­ti­ve / Ergän­zung zum Tafel­berg (eben­so wie der Signal Hill am Abend für Nacht­auf­nah­men von Kapstadt).

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  2. So über­ra­schend das alles für euch war, es wird euch dafür ewig im Gedächt­nis blei­ben. Ein tol­les Erleb­nis. Bin auf die wei­te­ren Bil­der gespannt.
    Vie­le Grüße

    Bernd Gan­tert

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  3. Ein sehr sehr schö­ner Arti­kel. Das Bild mit der Lei­ter weckt für mich Erin­ne­run­gen, denn genau da ist mei­ne Kame­ra den Berg run­ter­ge­fal­len, gut mir ist nichts pas­siert. Mit­terl­wei­le kann ich dar­über mit Weh­mut schmunzeln 🙂

    Wird es einen #Maga­zin dazu geben?

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  4. Schö­ner Arti­kel mit schö­nen Fotos. Vie­len Dank dafür!
    Und bei die­ser Gele­gen­heit auch vie­len Dank für eini­ge der ande­ren Arti­kel auf die­sem Blog, für die die Kom­men­tar­funk­ti­on schon deak­ti­viert ist… Habe mich ein wenig fest­ge­le­sen und eini­ges an Inspi­ra­ti­on mit­neh­men können.
    Vie­le Grüße,
    Thomas

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