Ich hatte in meinem letzten Newsletter kurz meine Meinung zum Thema Beauty Retusche angedeutet. Himmel, in kürzester Zeit bekam ich darauf per Mail so viel Feedback, wie noch nie zu einem Newsletter. Grund genug dem einen Blogpost zu widmen. Ich finde ein Thema über das sich wunderbar streiten zoffen fetzen kontrovers diskutieren lässt.
Ich finde es grauenhaft, dass bei einigen Fotografen die Meinung vorherrscht, man müsse ein Foto unbedingt durch Photoshop ziehen, bevor es ein gutes Foto ist. Es hat sich eingebürgert dass man in jedem Fall dieses Beauty Retusche Dings machen muss, bevor ein Foto raus kann. Leider hat sich das Thema so hochgeschaukelt, dass mittlerweile nach immer neuen und tolleren Methoden gesucht wird und es zum Volkssport geworden ist Haut auf möglichst unterschiedlichste Art zu “optimieren”. Versteht mich nicht falsch, ich bin kein Photoshop-Gegner, aber wenn ich sehe, dass sogar noch an bildhübschen Menschen rumgezuppelt wird, die mit besten Schönheitsgenen gesegnet sind, dann wird mir schlecht.
Meine hoch geschätzte Freundin und Model Louisa hat zum Beispiel diese kleine Narbe auf der Stirn. Die ist echt klein und bei direktem Licht kaum zu erkennen. Trotzdem wird sie auf 90% aller Fotos weggestempelt. Das ist doch nichts, was entstellt, im Gegenteil, es gehört zu ihr. Fast jeder Mensch hat irgendeinen “Makel”, einen Leberfleck, eine Narbe, ein Mal. Selbst die schönsten Menschen haben das. Egal, wird alles weggemacht.
Die ganze Schönheits- und Kosmetik-Industrie lebt von dieser Traumwelt. Klar, dass auf den Produktverpackungen absolut makellose Gesichter glänzen müssen. Selbst wenn wir wissen, dass das alles Computerbilder sind, lassen wir uns davon beeinflussen und kaufen das in der attraktiveren Verpackung. Wer solche Werbefotos macht, für den gehört dieses Beauty Retusche Dings zum Alltag und da finde ich es auch absolut legitim. Ich spreche hier aber mehr davon, dass teils bildhübsche Models mit tollem Make Up am Ende noch gedodgert und geburnert werden. Ich finde das muss nicht sein. Glaubt mir, auch ohne Photoshop können Bilder toll und sexy und beauty sein.
Ich erwähnte, dass ich kein Photoshop-Gegener bin. Auch ich mache mich an der Haut zu schaffen. Vor allem die temporären Makel, wie der Herpespickel, der der Braut vor Aufregung über Nacht gewachsen ist. Sowas wird beseitigt. Da ist eine Ader im Auge geplatzt, auch das wird behoben. Ebenso Hautrötungen, die teilweise durch Blitzlicht noch verstärkt werden. Auch versuche ich die Lichtsetzung dem Alter anzupassen. Wer ein Problem mit den ersten Fältchen hat, wird nicht mit knallhartem Licht malträtiert, sondern mit dem grossen Muschilicht gestreichelt. Extrem tiefe Augenringe werden auch schon mal etwas aufgehellt, aber nie komplett entfernt. Photoshop ist eine Wunderwaffe, aber wie bei jeder guten Waffe ist sie in den falschen Händen tödlich. Es gibt auch Photoshopper, deren Bilder in erster Linie durch die Bearbeitung leben. Das ist aber etwas anderes. Die machen teilweise richtig abgefahrene Sachen, die ich auch bewundere. Das hat dann aber halt auch Photoshop-Bilder und keine Fotos.
Für mich kommt die Retusche ins Spiel, wenn uns das Gehirn mal wieder einen Streich spielt. Unser Hirn ist in der Lage nur das zu sehen, was wir auch wirklich sehen wollen. Wir achten auf die schönen Dinge und blenden den Pickel und die Hautunreinheiten aus. Das Foto ist jedoch ein plattes zweidimensionales Abbild und dort fallen uns diese Dinge mehr auf. In dem Fall ist Photoshop ein Segen, um hier das Foto dem etwas anzugleichen, was unser Gehirn sieht, bzw. sehen will. Ein Foto zeigt also nie genau das, was wir zu sehen meinen. Die Kamera sieht anders, auf einem Foto bekommen die einzelnen Elemente andere Stellenwerte als in der Realität. Mit dem Background macht die sanfte Retusche auch durchaus Sinn.
Bitte denkt doch mal darüber nach, ob wirklich jedes Gesicht retuschiert werden muss. Sollte die Bearbeitung der Haut nicht eher das letzte Mittel sein, statt der Standard? Entstellt eine Narbe oder ein Mal? Macht ein abstehendes Haar hässlich? Muss alles perfekt sein? Ich finde die Perfektion der Beauty-Bildchen langweilig. Wie gesagt, ich möchte nicht gegen Photoshop schiessen, aber ich glaube, dass Hautretusche nicht sein muss, schon gar nicht bei 20-jährigen Schönheiten. Wie bei jedem Thema gibt es auch hier nicht nur Schwarz und Weiss, Hop oder Top. Mir geht es vor allem um solche Bilder, wie das oben von Louisa. Da gibt es nichts dran zu retuschieren, schon gar nicht an der Haut. Sie ist einfach nur schön darauf. Beauty und Retusche sind zwei Worte, die nicht ständig in einem Satz genannt werden sollten.
Sehr interessante Betrachtung die mir sehr gut gefällt. Gerade Dinge (Narben, Muttermale etc.) die eine Person ausmachen, gehören zur Person. Man muss aber sicherlich unterscheiden in welchem Kontext ein Bild bearbeitet wird. Handelt es sich um “Digital Art” bei der es um das Gesamtwerk geht ist sicherlich mehr durchaus wünschenswert, wohingegen Charakterportraits sicherlich mit keiner oder sehr wenig Retouche auskommen sollte.
Ich genieße es zur Zeit, neben Digital auch wieder analog zu arbeiten - mit der direkten Ansage an Models (und mich selbst), dass ich diese Bilder nicht bearbeite (vom Scan-Prozess mal abgesehen).
Hallo Paddy,
Ich fühle mich da auch ertappt das ich jedes Bild durch Photoshop gejagt habe. Aber hier ist auch das Thema Zeit ein Faktor der Dir zeigt das schaffst Du nicht bei 20 oder 30 Bildern. Zweiter Aha Effekt waren die Videos von Dir wo das meiste in Lightroom optimiert wird und tolle Ergebnisse raus kommen. Und nun der entscheidende Punkt, die Bilder gefallen den Leuten schon meist so wie Sie aus der Kamera raus kommen und sind hoch zufrieden. Der Fotograf hat da aber natürlich den Anspruch sie zu optimieren damit sie perfekt sind. Die Frage ist nur wie weit das geht. Jedenfalls gehe ich auch dazu rüber die Bilder nicht zu sehr zu bearbeiten… Muss nicht immer sein.
Toller Artikel wie immer. Ich fühle mich immer angesprochen und muss dann meinen Senf dazu geben. Spricht für die Themenwahl und wie diese rüber gebracht werden. Daumen Hoch!!!
Grüße Jens
Hallo Paddy,
Danke für die klaren Worte.
Soviel Bild wie möglich und nur soviel Photoshop wie eben nötig.
Die knallharten Bilder meiner D800 muss ich im Gesichtsbereich etwas enthärten, aber nicht bei jeder(m) und schon garnicht mit einer totalen Übermalung. Etwas Kontrast raus und fertig. Jede® sollte noch so viel wie möglich vom eigenen Spiegelbild im warmen Licht wiederfinden.
Viele Grüße aus dem Süden
Moin, moin!
Vielen Dank für diesen Blogpost!
Persönlich halte ich diese Diskussion unter Fotografen und Bildbearbeitern für dringend notwendig. Steigt man in die Welt der Fotografie ein und beschäftigt sich irgendwann intensiver mit der Peoplefotografie, kommt man um das Thema “Beautyretusche” nicht drumherum. Es wird einem förmlich aufgedrängt. Grundsätzlich sehe ich es ähnlich wie du. Letztendlich kommt es immer auf die Art der Aufträge und Kundenwünsche an, wie intensiv man Bilder durch PS zieht. Grundsätzlich hat es jedoch auch mit einer inneren Einstellung zu tun was ich anbiete und welche eigenen Maßstäbe ich anlege um eine Fotografie als “gut” oder “vollendet” zu bewerten.
Interessant finde ich den Gedanken, dass wir Fotografen doch auch eine Verantwortung gegenüber den Menschen haben, die vor unseren Linsen stehen. Leider kann man das so in keinem Buch und in keinem Videotutorial über Retuschetechniken lesen und hören. Damit meine ich jetzt auch nicht das Entfernen eines Pickels auf der Nase der Braut oder das geplatze Äderchen in einem Auge. Vielmehr geht es mir darum, was ich meinem gegenüber durch eine Beauty-Retusche nonverbal mittteile? Nämlich, so wie du bist, bist du nicht in Ordnung/schön/attraktiv/perfekt/begehrenswert. Zuerst muss ich deine Fotos ausgiebig durch PS jagen, damit ich sie überhaupt zeigen kann.
Ich möchte mich persönlich da nicht rausnehmen, die vergangenen Jahre mischte ich da kräftig mit. Es entsteht bei mir jedoch immer mehr der Wunsch, meinen Kunden etwas anderes mitzugeben.
LG Sven
ich liebe Deine Sichtweise… die Art und Weise wie Du das Fotografieren siehst. Bin da ganz Deiner Meinung was die Retusche angeht. Was ich da zum Teil sehe finde ich nicht mehr wirklich schön sondern einfach zu stark bearbeitet.
Vielleicht bringt das den einnen oder anderen zum Nachdenken und es werden wieder vermehrt natürliche Fotos gemacht. So hoffe ich auf jeden fall 🙂
gruss Mike
Hallo Paddy , so sehe ich es auch. Das Thema wird von manchen Fotografen sehr stark gehypt. So könnte man auf den Gedanken kommen, man müsse das unbedingt machen. Und fühlt sich womöglich schlecht. Es kommt auf den Verwendungszweck an. Man muss halt bedenken, dass manche davon einen Teil ihres Einkommens verdienen, indem Tutorials beworben und wahrscheinlich zu hauf verkauft werden. Mir geht das etwas auf die Nerven und mache das nicht mit. Warum nicht Schönheit in ihrer Einfachheit und Ehrlichkeit lassen. Danke für deine erfrischende Sichtweise. Lg
Wirklich gut geschriebener Artikel den ich nur Unterstützen kann. Ich freue mich sehr das es noch mehr Fotografen gibt die nur “temporäre” Hautunreinheiten entfernen. Ich selber verzichte komplett auf Photoshop wenn ich Headshots fotografiere, da ich die Person so darstellen möchte wie Sie ist. Und mit ein wenig coaching kann auch wirklich jeder vor meiner Kamera gut aussehen.
Ich frage mich schon lange, im privaten Bereich, was die Mädelz sich so alles antun lassen, was die Jungs für Schönheitsideale haben, ich finde Puppen schön, aber bitte von Schildkröt und original.
gnadenlose Grüße
Woifi
vom anderen Ende der Republik
Ich denke es gibt auch eine ganz andere weitere Erklärung für diesen Hype. Wenn man am Anfang seiner Fotografenkarriere steht liefert man einfach noch nicht so gutes Grundmaterial das es ohne eine Bearbeitung wirklich gut aussieht. Man sucht den Grund dann gerne darin, dass ja alle ihre Bilder stark nachbearbeiten und fängt entsprechend auch damit an. Viele bleiben hier in Ihrer fotografischen Entwicklung leider stehen.
Irgendwann merkt man dann hoffentlich, dass man sich sehr viel Zeit sparen kann wenn man besseres Material produziert und setzt sich mit den Tricks (Techniken) auseinander um gleich im Vorfeld den Look entstehen zu lassen den man später auf dem Bild haben möchte. So entwickeln sich dann einige von knipsenden Photoshopern zu Fotografen.
100% den Nagel auf den Kopf getroffen
Der Grund, warum wi Fotos anders sehen, als die Realität un uns herum, istvein anderer, als Du beschreibst. Wenn wir einer Person begegnen erfassen wir Ihn mit allen uns verfügbaren Sinnen. All diese Infos muss das Gehirn verarbeiten. Beim Foto wird nur der Sehsinn angesprochen. Daher fallen uns viel mehr Details auf. Der Blick wandert hin und her. Und da können die von dirbgeheiligyen Makel ablenken und Unruhe schaffen. Ich versuche durch Bildbearbeitung den Blick zu lenken und im Bild vorhandene Stimmungen hervorzuheben. Ausserdem denke ich, dassbes auch auf das Sujet ankommt. Wenn ich eine Braut portraitiere, darf geschummelt werdeb, auch wenb sie noch so selbstbewusst ihre Makel durchs Leben trägt. LG
Das trifft genau das, was ich gerade schreiben wollte.
Es ist ein Unterschied ob man von Geräuschen, Gerüchen, der Situation etc “abgelenkt” ist und mit einem Model arbeitet, oder zuhause in Ruhe einen eingefrorenen Augenblick betrachtet.
Meiner Meinung nach darf Retusche den Zustand im Kopf wieder herstellen - dieses optimierte Bild als man sich im Studio dachte “Was ist das für ein unglaublich schöner Mensch”. Dieser Gedanke kommt nicht von der schönen Haut oder den schönen Augen - er entsteht durch Sympathien, durch Bewegungsabläufe, Blicke und Umgangsformen.
Ein Bild ist reduziert und normalerweise hat der Betrachter keine Ahnung wie die portraitierte Person denn so ist - daher ist es nicht nur erlaubt, es ist unumgänglich zu retuschieren.
Unter Retusche verstehe ich allerdings nicht die derzeit gängige Püppchenhaut und strahlendes Augenweiss - ich spreche von der unsichtbaren Retusche. Ohne Flecken durch laienhafte Frequenztrennung, ohne billigen Comiceffekt durch übermäßiges globales Dodge&Burn und ohne zusätzliche Lensflares aus einer Richtung, die absolut keinen Sinn macht…
Danke dennoch für diesen Artikel, ich denke viele tun gut daran Bilder (noch) nicht zu retuschieren.
Hi Paddy,
schön, dass dieses Thema mal angesprochen wird. Da hört man auf einer Hochzeit von der Brautmutter:“Ach, meine Fettpolster kann der Fotograf ja mit Photoshop wegmachen.” Was denken die Leute? Das geht mir richtig auf den Sack! Wo soll dieser Wahn noch hinführen? Die “natürliche Schönheit” wird mittlerweile völlig ignoriert. Ich für meinen Teil möchte authentische Fotos machen (in Abhängigkeit vom Job). Sicherlich wird hier und da auch mal ein Pickel oder Mitesser entfernt; die Haut etwas weicher gemacht, aber die Person an sich kann und darf doch eigentlich nicht manipuliert werden, oder? Vom Arbeitsaufwand ganz zu schweigen. In diesem Sinne…
Viele Grüße aus dem Sauerland - Bernd
Hallo Paddy,
war eben deine Farmerin auf 500px liken … ich schaue mich dort gerne um, um mir neue Ideen zu holen … leider sieht man nicht selten Bilder von wunderschönen Menschen fotografiert mit hochauflösenden Kameras, so das man jedes Haar zählen könnte, die eine Haut ohne Poren, Strukturen oder Häärchen hinretouchiert bekommen haben … ich denke manchmal, hey das muss mal ein richtig gutes Bild gewesen sein, dann wurde es vershopt. Ich persönlich liebe den Moment wenn der Fotografierte das fertige Bild sieht und sagt: “Wow, das bin ich?”. Ein “Soll ich das sein? dagegen zeigt einem, das man wohl “etwas” über das Ziel hinausretouchiert hat…
Grüße Michael
dein posting kommt für mich zum richtigen zeitpunkt. ich hab letzte woche zum ersten mal ein richtiges shooting mit einer bekannten gehabt und seither auch intensiv über das thema nachgedacht. im moment arbeite ich noch mit capture1 (gratis für nutzer von sony kameras), dh ich hab eh noch nicht die möglichkeiten die ps bietet, aber allein durch ein paar yt tutorials bin ich schon ins grübeln gekommen.
ich sehe es ähnlich wie du: temporäre unreinheiten auf der haut würde ich ebenfalls entfernen, ebenfalls farben und lichter anpassen (aber das fällt vermutlich eh nicht unter retusche).
letztlich ist schönheit natürlich subjektiv und jeder mensch wird von unterschiedlichen betrachtern unterschiedlich gesehen: menschen die man liebt wirken schöner, bei menschen die man nicht mag fällt jeder kleinste makel auf.
das macht für mich aber auch die faszination an der fotografie zum teil aus: dass ich mit der kamera aus meinem blickwinkel fotografiere, in dem setting, wie ich den menschen sehe und das dann mit der bildbearbeitung noch unterstreiche.
Finde ich selbstverständlich bei Portraits, es sei denn, der Fotografierte wünscht es ausdrücklich anders. Temporäre Erscheinungen wie Pickel und Augenränder retuschiere ich und habe auch noch nicht erlebt, das jemand das nicht wollte 🙂
Toller Beitrag! Dachte schon, ich bin der einzige, der das so sieht! 🙂
Diesen fast schon ans Abartige grenzenden Perfektionswahn gibt es auch woanders, z.B. in der Musik. Anscheinend sind die SängerInnen heutzutage nicht mehr in der Lage, für eine Sekunde einen Ton zu halten, da heute jede Gesangsspur mittels Autotune und Melodyne zwangsbeglückt werden muss. Ich jedenfalls kann dieses sägende Gejaule (“Cher-Effekt”) nimmer hören! Kann denn heute keiner mehr richtig singen?
“Schuld” an dem Perfektionswahn ist der techn. Fortschritt, genauer: die Möglichkeit, heutzutage dank leistungsstarker und preiswerter Hard- und Software jeden Sch**ß machen zu können. Bitte nicht falsch verstehen, bin kein Fortschritts-Feind, aber es ist heute m.E. viel zu einfach und zu kostengünstig geworden, einem kreativem Produkt den digitalen Feinschliff zu verpassen. Was zur Folge hat, dass der Fortschritt nicht nur in der Musik, sondern auch in der Fotografie völlig überstrapaziert wird.
Leider so befürchte ich, wird sich das erst dann ändern, sobald der letzte Hanswurst die Nase voll hat vom Cher-Effekt und diesen seltsam wächsern wirkenden Covermodels auf Hochglanzmagazinen. Bis dahin werden wir damit leider leben müssen.
LG aus IBK
Wir alle konstruieren uns due Welt, die wir sehen. Ach ja, wir sehen das, was wir sehen müssen oder wollen. Wollen wir wirklich immer Frauen sehen, die glatt und nackt sind, aber nur für uns allein bitte, die eine Haut eines dreijährigen Kindes haben, die duften wie eine Veilchenwiese, die transzendent erscheinen wie eine Madonna und doch geöffnet sind nur für uns allein? Wie langweilig. Ich will Menschen sehen. Keine abgelutschten ZielgruppenPuppen, die jede (!) Werbung für Schuhe oder Shampoo zeigt.
Mmh, auch wenn ich sehe was Du meinst, kann ich manches dann doch nicht nachvollziehen.
1) es macht keinen Unterschied, ob ich die Haut durch PS oder durch Lichtsetzung manipuliere (oder irgendetwas anderes, wie die Umgebung etc.)
2) Du manipulierts ja durchaus auch, sagen wir mal mit 33,7 % - das ist dann genau das Maß, dass Du für richtig findest - schlecht wird es Dir dann bei jemandem, der mehr manipuliert . ich habe auch schon Meinungen gelesen, denen wird es bei Deinen 33,7% schon zu viel - sollte man das Maß der Bildmanipulation jeden selberüberlassen, und zwar wertfrei?
3) Es gibt einen Unterschied zwischen Portrait und Beauty Bilder. Narben und allesonstigen persönlichen Merkmale sind IMHO nur bei Portrait relevant - bei einem Beautybild interessiert mich die Realtät gar nicht - da manipuliere ich so viel, wie ich will. Ich würde aber auch nie sagen, dass das dann noch diesen einen Menschen abildet. Bei einem Schauspieler interessiert es ja auch niemanden, ob die Filmcharakter mit dem des Schauspielers korreliert.
Für mich ist nur eines in der Retusche unverzeihlich: wenn damit gelogen wird und wenn sie schlecht gemacht wurde - eine gute Retusche sieht man nämlich erst gar nicht…
vg
Hallo Paddy,
beim Thema Narben gebe ich Dir Recht. Trotzdem rennen mir als Hobby-Fotograf und als Anfänger die TFP Visas nicht gerade die Türe ein, da finde ich es doch hilfreich die Haut etwas mit PS optimieren zu können.
Gruß
Christian
Hallo Paddy, das ist ja eine interessante Ansicht. Du hast recht, wenn offensichtlich total übertriebene Veränderungen in PS gemacht werden, finde ich das auch net so dolle. Aber stell dir doch mal die Frage, was ein guter Visagist mit einem Gesicht macht, bevor du es fotografierst. Da du sogar ein Tutorial zu dem Thema gemacht hast, weisst du ja wwie das funktioniert. Ich sehe hier ganz große Parallelen. Übertrieben sieht beides scheiße aus. Aber im richtigen Maße angewandt, macht es den entscheideneden Unterschied!
VG
Leon
Danke, danke, danke, dass es mal jemand sagt, der mit Fotografie sein Geld verdient!
Ich kann diese TV-Movie-Wesen nicht mehr sehen. Lauter glattgebügelte Aliens, die sich kaum noch voneinander unterscheiden. Manchmal kann man vor lauter Glattmacherei kaum noch die Schauspielerinnen erkennen, egal wie berühmt sie sind.
Ich möchte endlich wieder echte Menschen sehen!
Sehr schöner Beitrag! Ich finde nämlich solche Schaufenster Puppen auch nicht besonders ästhetisch (so sehen die tot retuschierten Models für mich persönlich nämlich aus - viel zu künstlich).
zumal sie aussieht, wie eine junge, blonde Catherine Zita Jones!
Moin Leute,
sehr interessant finde ich dazu die Meinung von Peter Lindbergh.
“Hat diese Software unser Bild von Schönheit verändert?” Lindbergh: “Sie hat das Bild versaut! Weil Fotografen heute keinen eigenen Standpunkt mehr haben. Photoshop ist ein Instrument, mit dem man alles glätten kann. Und man macht es, weil es möglich ist. Die Software an sich ist unschuldig. Das ist wie bei einem Ferrari, mit dem man 100 oder 200 km/h fahren kann. Wenn einer damit in den Tod rast heißt es, der Ferrari sei schuld gewesen.”
Ich nutze selber auch Photoshop für spezielle Angelegenheiten und mag das Programm sehr.
Bildbände der alten Meister wie Newton, Lindbergh oder Rakete sehe ich mir mit vollster Leidenschaft und Bewunderung an.
ahoi
Carsten
…“Bildbände der alten Meister wie Newton, Lindbergh oder Rakete sehe ich mir mit vollster Leidenschaft und Bewunderung an.”…
Auch zu analogen Zeiten, und auch die großen Meister haben retuschiert. Auch wenn es damals aufwendiger war, als heute, konnte man z. B. Haut weichzeichnen oder dodge & burn verwenden. Die Techniken gibt es nicht erst seit PS! Scheinbar vergesssen das viele Leute…
Die Aussage “weil es möglich ist, wird es auch gemacht”, würde ich so nicht unterschreiben. Klar machen es viele. Aber viele machen es eben nicht gut, bzw. sind in der Übungsphase und probieren Techinken aus, sind vielleicht auch noch gar nicht sicher, was ihnen nun selber wirklich gut gefällt. Das Internet gibt aber die Plattform, auch seine “Versuche” zu präsentieren und Kritik dafür zu bekommen. Das ist der Grund, warum wir so viel Übertriebenes sehen. Ob das nun gut oder schlecht ist, darf jeder selbst entscheiden.
VG
Leon
Hi Patrick, liebe Gemeine,
ich bin absoluter Fan der Beauty-Retusche. Das, was Du in dem Blogpost geschrieben hast, Patrick, sollte jedem klar sein.
Seit ich das Frequenztrennen, Stempeln, Dodgen und Burnen ganz gut drauf habe, ist es für mich Mittel zum Zweck geworden. Bei Auftragsproduktionen ist es oft unabdingbar, das ein oder andere Gesicht glatt zu bügeln. Gerade wenn es um Werbung und Außendarstellung geht.
Ich muss aber auch gestehen, dass ich ab und zu über’s Ziel hinausschieße. Da ist es hilfreich, die Arbeit eine Nacht ruhen zu lassen oder ein zweites Paar Augen draufschauen zu lassen.
Ich biete immer eine Beauty-Retusche bei Porträtaufnahmen an. In der Regel entscheiden sich die Kunden gegen sie. Zumindest ist das meine Erfahrung.
Viele Grüße
Björn
Wenn es nicht ausdrücklich von der fotografierten Person gefordert wird, lasse ich die “Beauty Retusche” generell komplett weg.
Wieder ein sehr gelungener Artikel.
Am besten hat mir der zentrale Satz
“Die Kamera sieht anders”
gefallen. Mir kommt es vor, dass viel zu viele Hobbyfotografen versuchen möglichst genau die Realität wiederzugeben und oftmals den obigen Satz nicht kennen oder nicht verstehen.
Für mich liegt nämlich genau darin der Reiz des Fotografierens: Eine andere Realität zeigen.
Und ein Teil dieser Philosophie ist das Retuschieren von Fotos. Hier kann ich jeden deiner Punkte in dem Artikel zustimmen.
Grüße aus Esslingen
Sehe ich entspannter - als profess. Bildbearbeiter habe ich jahrelang auch für den Playboy die berühmtberüchtigte Klappseite retuschiert, damals noch mit einem EBV-System von Scitex. Diese Systeme wurden dann nach und nach von Photoshop verdrängt und so bin ich nun seit Anbeginn, genauer gesagt seit v3 ein absoluter Fan von Photoshop, bzw. der ganzen Adobepalette, auch wenn ich inzwischen im Ruhestand bin.
Zum einen sind die Überlegungen bzgl. der starken Hautretuschen richtig - gerade Einsteiger und selbst erfahrene user, die aber eher die techn. Kniffe beherrschen als Ahnung von guter Hautretusche haben, retuschieren z.T. ihre Bilder buchstäblich zu Tode und das Mädchen auf dem Foto sieht aus, als wäre sie gerade aus der Porzellanmanufaktur gekommen.
Aber: PS (oder andere Editoren) richtig angewandt zaubern u.U. aus einem guten Bild ein exzellentes Bild. Und: Grundvoraussetzung für ein handwerklich sauber aufgenommenes Foto sind eben meist auch die dazugehörigen Tools, eine korrekte Lichtführung usw. Solche shots bedürfen dann eigentlich nur mehr einer minimalen Auffrischung, Dodge & Burn etc. brauchen dann tatsächlich nicht eingesetzt zu werden. Wer es doch nicht lassen kann, erhält am Ende eben eines dieser übermakellosen Portraits, in dem nicht mal die Poren geduldet wurden und so eine Barbiepuppe aus der Meißner Porzellankiste wurde.
Die Fotografie selbst nimmt mind. genauso viel Zeit in Anspruch, um zu einem guten Ergebnis zu kommen wie der nachträgliche Einsatz von PS, der dann die handwerklichen Fehler eben ausbügeln soll. Dass dabei das Foto u.U. auch zu Tode gebügelt wurde, fällt einem Bildbearbeitungslaien kaum auf. Wer das aber beruflich macht und von der pike auf gelernt hat, sieht Bilder mit völlig anderen Augen, hat ein anderes Farb- und Schärfeempfinden, weiß, wie Fotos zu retuschieren sind, wenn sie gedruckt werden, wenn sie “nur” auf selbstleuchtenden Medien dargestellt werden. Das “Haben” einer Top-DSLR und PS CC macht längst nicht aus einem user einen Fotografen oder Bildbearbeiter. Aber das suggeriert ihnen die Industrie natürlich.
Ich werde weiterhin meine Fotos retuschieren, wobei die neuen Kameras aber immer noch bessere Fotos liefern und am Ende wohl per Auswahlmenue selbständig retuschieren. Das ist dann der Zeitpunkt, von dem ab ich mir dann ein anderes Hobby suchen werde…
ich hab nicht alles gelesen und weiß daher nicht, ob mein Hinweis schon von jemand anderen eingebracht wurde. Grad heute wieder habe ich Portraits retuschiert. Ich finde es wichtig, dass man es tut, denn Dank des technischen Fortschritts wird nun viel mehr sichtbar als noch zu analog Zeiten. Und das gilt nicht nur auf Seiten der Linsen, Kameras, Sensoren sonder vor allem auch auf Seiten der Ausgabe.
Schaut Euch mal eine ganzseitiges Portrait (keine Beautyaufnahme!) z.B. im Stern oder der vogue vor 10 / 15 Jahren und heute an. Damals schluckte schon mal der Druck viele der Pickelchen, Mitesser, Fältchen bzw. diese Hautunreinheiten schaffen es nicht mal durch die Linse auf den Film.
Kurz: heute wird viel mehr an unschönen Hautartefakten aufgenommen und wiedergegeben als noch vor ein paar Jahren, Ergo MUSS man mit PS oder ähnlichen etwas drüber gehen.
Klar, hier zählt natürlich die Dosis aber gar nicht geht nicht mMn
Sehr guter Kommentar, die Frage ist, ob man eigentlich alles zu Tode retuschieren muss oder man die Natürlichkeit behalten soll. Gerade die Natürlichkeit macht ja so viel aus, oder?