Die Reise nach Venedig ist schon ein paar Tage her. Aber ich hatte mir die Bilder aufgehoben, um sie im Fotoschnack zum ersten mal zu zeigen. Folge 26 ist nun gesendet und kann auch auf Youtube noch einmal angeschaut werden.
Ich war nur mit der Leica Q (mein Testbericht) nach Venedig gereist. Das bedeutet eine Kamera mit fixer Brennweite von 28 mm. Noch vor einigen Jahren war das undenkbar für mich, wollte ich doch für jede erdenkliche Situation gewappnet sein. Ich wollte auf gar keinen Fall den Moment meines Lebens fotografisch verpassen.
Ich möchte nicht abstreiten, dass für bestimmte Situationen und Motive gewisses Equipment notwendig, oder sagen wir vorteilhaft, ist. Befinde ich mich jedoch auf Reisen, so möchte ich Land und Leute erleben. Da ist Mobilität wichtig. Ausserdem habe ich keine Lust den ganzen Tag einen schweren Rucksack durch die Gegend zu schleppen. Ich erinnere mich an meine erste New York Reise. Damals schleppte ich bestimmt 12 Kg auf meinem Rücken durch die Gegend und habe Tag für Tag mehr Equipment im Hotel gelassen, bis ich am Ende nur noch mit einem Bruchteil der Ausrüstung unterwegs war. Für meine Kreativität ist es sogar förderlich, wenn ich nur eine Brennweite dabei habe. Ich bin dann oft dazu gezwungen umzudenken. Ich sehe ein Motiv und oft fehlt dann die vermeintlich passende Brennweite. Dann muss ich mir einen neuen Blickwinkel suchen, näher ran oder weiter weg, vielleicht auch die Idee überdenken. Das bringt mein alterndes Hirn in Wallungen und führt dazu, dass ich mich mit einer Situation viel mehr auseinandersetze. Letztendlich führt das bei mir zu mehr Kreativität und über die so erzielten Ergebnisse kann ich mich viel mehr freuen.
Habe ich so jemals etwas verpasst? Nein, noch nie. Na klar denke ich manchmal “Hättest du jetzt…”, aber das ist meistens nur kurzzeitig. Manche Motive lasse ich dann auch einfach liegen. Man glaubt es kaum, aber dadurch geht mir nichts verloren. Im Gegenteil ich gewinne sogar, denn die Anzahl der Bilder sinkt, während die Qualität steigt. Erst denken, dann abdrücken.
Versteht mich nicht falsch. Ich propagiere nicht die Ein-Brennweiten-Fotografie und sage auch nicht, dass ich das immer so mache. Ihr kennt mich, ich leide unter akutem GAS in fortgeschrittenem Stadium. Für die fotografische Entwicklung und die Schulung des Auges ist die Beschränkung des Equipment jedoch sehr hilfreich.
An dieser Stelle sei mir auch noch einmal etwas Werbung für das Tutorial “Kreative Streetfotografie mit Thomas Leuthard” erlaubt. Thomas war ebenfalls mit in Venedig und er ist wahrlich ein Meister, wenn es darum geht Situationen und Motive auf der Strasse zu sehen. Darum geht es unter anderem in unserem Videotutorial.
P.S.: Exif-Daten zu den Bildern findet Ihr, wenn Ihr drauf klickt.