Seitdem ich die Leica SL2-S besitze, habe ich noch auf das passende 50mm Objektiv gewartet. Ich wollte gerne eins mit Blende 1.4 haben, muss aber gestehen, dass mir das Leica zu groß und auch zu teuer ist. Da ich bereits sehr gute Erfahrungen mit den alten Objektiven der Art-Serie von Sigma und den neuen DG DN Varianten gemacht hatte, habe ich sehnlichst darauf gewartet, dass Sigma endlich auch das 50er in der neuen Version heraus bringt. Nun ist es endlich soweit und ich konnte das Objektiv schon vor der offiziellen Veröffentlichung testen.
Da ich bereits das 24mm und das 85mm aus der neuen Baureihe besitze und mit beiden sehr zufrieden bin, hatte ich erwartet, dass auch das 50mm abliefert. In sofern gibt es auch gar nicht so wahnsinnig viel zu der Technik zu sagen. Auch bei diesem Objektiv hat Sigma wieder ordentlich abgespeckt zum Vorgänger. 72 mm Filtergewinde (statt 77 mm) und 670g Gewicht (statt 890g) sind schon spürbar. Wobei man sagen muss, dass ein 50 mm f/1.4 für Vollformat immer eine gewisse Größe aufweist. Wer es wirklich klein möchte, schaut sich wohl eher bei Varianten mit f/1.8 oder f/2.0 um. In meinem Fall sollte es aber ein f/1.4 sein.
Als ich meine erste Leica M kaufte, konnte ich mir zunächst nur ein Objektiv dazu leisten. Das war damals auch ein 50 mm f/1.4. Damit habe ich bestimmt sechs Monate fast ausschließlich fotografiert und so habe ich die Brennweite kennen und lieben gelernt. Für meine Art von Fotografie ist es perfekt. Selbst auf Hochzeiten habe ich zuletzt nur noch mit der Kombination aus 50 mm und 28 mm fotografiert und das hat sehr gut funktioniert. Manche Fotografen mögen 50 mm langweilig finden, für mich ist es aber die Standardbrennweite schlechthin und wenn ich nur ein Objektiv wählen dürfte, wäre es wohl das 50 mm f/1.4.
Wie erwartet leistet sich das neue Sigma 50 mm f/1.4 DG DN Art dann auch keine Schwächen. Schärfe ist super, der neue HLA (High-response linear actuator) Autofokus packt zielsicher zu und das Bokeh gefällt ebenfalls. Zum Bokeh sei angemerkt, dass es bei f/1.4 in der Mitte kreisrund ist, zu den Seiten dann aber die Form von Katzenaugen annimmt. Etwas abblenden hilft hier, aber dann hat man natürlich nicht mehr so riesige Bubbles. Ob das Bokeh letztendlich gefällt ist aber Geschmacksache.
Darüber hinaus ist das Objektiv gegen Staub und Spritzwasser geschützt und hat eine gut funktionierende Vergütung, so dass ich keine Auffälligkeiten mit Flares bei Gegenlicht festgestellt habe. Sehr sexy finde ich auch immer den Blendenring, der sich per Schalter arretieren und auch klicklos (was für ein Wort, aber Ihr versteht) stellen lässt.
Bei meinem Test habe ich dann aber auch nicht so sehr auf die technischen Belange geachtet, sondern bin einfach los, um etwas Spaß mit dem Objektiv zu haben. Insgesamt vier kleinere Touren waren es, wobei die letzte, gemeinsam mit Robert Pietsch, wohl die spassigste war, wie Ihr auch in meinem Review-Video zum Sigma 50 mm f/1.4 sehen könnt. Einige Bilder davon möchte ich Euch hier präsentieren.
Rückblickend scheint die Entscheidung für das L-Mount aufzugehen. Mittlerweile gibt es eine riesige Anzahl an Objektiven von verschiedensten Herstellern. Auch bei den Kameras wird die Auswahl immer größer. Neben der SL2-S hat es mittlerweile auch die Panasonic S5 Mark II in meine Fototasche geschafft. Die ist zwar von Haptik und Bedienung nicht vergleichbar mit der Leica, aber dafür ist sie preislich sehr attraktiv und hat natürlich den neuen Phasen-Autofokus, der sie für mich besonders in der Filmerei spannend macht. Eigentlich schade, dass nicht mehr Hersteller solche Allianzen eingehen.
Preislich hatte ich das Sigma bei etwa 900€ erwartet. Mit knapp 950€ liegen wir nun ein wenig darüber, was aber auch in Ordnung geht. Deutlich günstiger für L-Mount geht es mit dem Panasonic 50 mm f/1.8 und deutlich teurer mit dem Leica APO Summicron 50 mm f/2.0. Die APO Summicrons sind für ihre herausragende Abbilungsleistung bekannt, ich tue mich aber schwer damit ca. 3.700€ Aufpreis gegenüber dem Sigma zu zahlen. Die DG DN Art Serie bildet für mich genau das richtige Maß aus Leistung und Preis.
Ja, das klingt wie ein Loblied auf Sigma. Das ist es auch, denn seit der ersten Art-Serie hat Sigma kontinuierlich Objektive mit hervorragendem Preis-/Leistungsverhältnis gebaut. Nicht billig, aber dennoch kann man sich damit auch seine drei oder vier benötigten Brennweiten leisten, die auch hohe Ansprüche erfüllen.
Die wichtigste Frage bleibt jedoch, ob man diese Brennweite braucht, bzw. ob sie den eigenen Anwendungsfall erfüllt. Wenn die Frage aber mit einem JA beantwortet wurde, so kann man für das L-Mount aus einer Fülle an 50 mm Festbrennweiten in verschiedenen Preiskategorien wählen. Das Sigma würde ich in jeden Fall mit in den Ring werfen.
Schaut auch gerne mein Video dazu an. Ich denke, dass es dieses mal ganz unterhaltsam geworden ist.
Danke für die Kurzfassung als Blog-Eintrag. Oft fehlt mir die Zeit, mir längere Videos anzuschauen und wenn ich mir die Bilder in Ruhe anschauen möchte, ist etwas umständlich, das Video ständig anzuhalten.
Glückwunsch zum neuen Webdesign. Gefällt mir.
Brennweite 50mm ist genial. Ich habe selbst das M 1.4 / 50 ASPH. lange Zeit fast nur eingesetzt.
Die Preise bei Sigma sind verführerisch. Aber was mir gerade beim SL 75mm immer wieder auffällt, sind die Reaktionen beim gedruckten Bild. Zuletzt ein Grafiker des Landesmuseum, der in diese Bilder Zitat„…immer wieder hinein kriecht…“ Die Bilder werden tatsächlich von Bildern anderer Brennweiten ohne Vorkenntnisse hervor gehoben.
In der Tat bin ich aber auch neugierig auf das neue SL 35er ohne APO und muss Deinen Beitrag gleich mal schauen.
Wäre eine bezahlbare Ergänzung zum 75er.
Ja, und beim Erdbeben musste ich gleich an Euch denken. Das macht demütig.
Viele Grüße
Kai