Der Markins M20 Kugelkopf im Praxis-Test

Im Febru­ar hat­te ich mir das Man­frot­to 055XProB zusam­men mit dem Kugel­kopf Giot­tos 1301-652 gekauft. Damals dach­te ich das wäre das Non­plus­ul­tra und war extrem begeis­tert von dem Sta­tiv und dem Kopf. Mit zuneh­men­dem Equip­ment und mei­nen Ambi­tio­nen in der Pan­ora­ma­fo­to­gra­fie stell­te ich jedoch bald fest, dass der Kugel­kopf doch nicht so ide­al ist. Vor allem der Giot­tos Kugel­kopf hat sich im Nach­hin­ein doch als nicht ganz so sta­bil her­aus­ge­stellt, wie ich Anfangs dach­te. Gemerkt habe ich das vor allem bei den Pan­ora­men, immer wenn ich den Pan­ora­ma­kopf wei­ter gedreht habe ist der Kugel­kopf ein klei­nes biss­chen gekippt, was man deut­lich auf der Was­ser­waa­ge gese­hen hat. Die­ser Punkt ist für jeman­den, der kei­ne Pan­ora­men macht wahr­schein­lich nicht rele­vant, mich hat es aber genervt. Außer­dem sackt der Giot­tos 1301 doch immer ein biss­chen nach, sobald man ihn fest­ge­stellt hat. Daher muss man immer ein klei­nes biss­chen wei­ter oben mit dem Sucher anset­zen und das Nach­sa­cken mit ein­kal­ku­lie­ren. Das nervt echt.

Nach lan­gem Suchen habe ich nun einen neu­en Kugel­kopf gefun­den, den Mar­kins M20. Der Sta­tiv­kopf des korea­ni­schen Her­stel­lers wird in vie­len Foren hoch gelobt und in einem Atem­zug mit dem Real­ly Right Stuff BH-55 genannt, der eben­falls auf mei­ner Wunsch­lis­te stand.

Der Mar­kins M20 hat ein extrem edles Finish, die Ober­flä­che ist Matt­schwarz und fühlt sich sehr gut an. Die bei­den Bedien­knöp­fe sind mit Gum­mi über­zo­gen. Löst man das unte­re Dreh­rad so kann man den Kopf um die eige­ne Ach­se dre­hen, das grö­ße­re Haupt­rad löst die Kugel und ermög­licht die Ver­stel­lung. Die Frik­ti­on wird bei dem M20 nicht über ein zusätz­li­ches Dreh­rad ver­stellt, son­dern über ein im Haupt­rad ein­ge­las­se­nes. Das funk­tio­niert so: Man öff­net das Haupt­rad soweit bis der rich­ti­ge Wie­der­stand erreicht ist und man die Kame­ra schwen­ken kann, sie aber nicht von allei­ne weg­kippt. In die­ser Stel­lung dreht man das klei­ne ein­ge­las­se­ne Rad fest. Ab sofort kann man das Haupt­rad nur noch so weit öff­nen, wie man es vor­her ein­ge­stellt hat­te. Anfangs war ich etwas skep­tisch, aber das Prin­zip funk­tio­niert sehr gut, das klei­ne ein­ge­las­se­ne Räd­chen kann man auch pro­blem­los mit dem Fin­ger fest­stel­len und benö­tigt dafür kein Werkzeug.

Was mich eben­falls am Giot­tos ger­nervt hat war das Schnell­wech­sel­sys­tem. Der Mecha­nis­mus hat zwar super funk­tio­niert und man konn­te die Kame­ra blitz­schnell befes­ti­gen und lösen, aller­dings ist es ein pro­prie­tä­res Sys­tem und man kann nicht mal eben Zube­hör ande­rer Her­stel­ler ver­wen­den. Vor allem die L-Win­kel von RRS und Kirk haben es mir sehr ange­tan, die­se sind jedoch für das Arca-Swiss-Sys­tem gemacht.
Der Mar­kins M20 besitzt einen Schnell­wech­sel­ver­schluss, der kom­pa­ti­bel zu Arca ist und daher kann man auch Wech­sel­plat­ten vie­ler ande­rer Her­stel­ler wie Novo­flex, Real­ly Right Stuff, Kirk und vie­le ande­re verwenden.

Für die Nikon D700 habe ich mir Kame­ra­plat­te P700U von Mar­kins mit bestellt. Die­se hat gegen­über dem Giot­tos-Sys­tem den gro­ßen Vor­teil, dass sie genau auf die D700 zuge­schnit­ten ist und abso­lut nicht ver­dre­hen kann, da sie eine klei­ne Kan­te hat, die sich hin­ten um die Kame­ra legt. Bei der Pan­ora­ma­fo­to­gra­fie mit grö­ße­rem Objek­tiv ist es mir doch hin und wie­der pas­siert, dass die Kame­ra sich leicht um die Kame­ra­plat­te gedreht hat, was extrem ner­vig ist. Zudem kann man die Plat­te in bei­de Rich­tun­gen in die Hal­te­rung schie­ben, also von recht/links oder vorne/hinten, wie auch immer man das nen­nen mag 😉 Auf den fol­gen­den Bil­der kann man es aber erkennen.

Für den Nodal Nin­ja 5 habe ich dann noch die Uni­ver­sal­plat­te P67U bestellt und natür­lich war der ers­te Ver­such zu sehen ob da noch irgend­was wackelt. Nix, aber auch wirk­lich gar nichts. Die Kugel des M20 fast so extrem satt und kraft­voll zu, dass man das Gefühl hat dort sei­en Por­sche Car­bon-Brem­sen ein­ge­baut. Am aller­wich­tigs­ten für mich: beim dre­hen des Pan­ora­ma­kop­fes bleibt alles abso­lut gerade.

Für mein hof­fent­lich zukünf­ti­ges Nikon 70-200 f/2,8 gibt es zudem einen Aus­tausch­fuß. Man nimmt also ein­fach den ori­gi­nal Nikon-Fuß ab und ersetzt ihn durch einen von Mar­kis mit Auf­nah­me für die Schnell­wech­sel­plat­te. Sehr coo­le Lösung wie ich fin­de. Befes­tigt man die Kame­ra am Fuß des Objek­ti­ves dürf­te die Gewichts­ver­tei­lung auch so sein, dass man durch die Frik­ti­on die Kame­ra schwenk­bar hält ohne dass sie abkippt.

Es ist unglaub­lich, aber der Unter­schied zwi­schen dem Giot­tos 1301 und dem Mar­kins M20 ist schon gewal­tig, vor allem wenn man ordent­lich Gewicht drauf lädt. Wer eine D3000 mit Kit­ob­jek­tiv auf die Kugel­köp­fe packt wird den Unter­schied nicht wirk­lich mer­ken. Grö­ßen- und Gewichts­mä­ßig ist der M20 natür­lich schon eine ande­re Klas­se als der Giot­tos, den­noch ist er mit 568 Gramm immer noch der leich­tes­te der Top-Kugel­köp­fe, der Real­ly Right Stuff BH-55 bringt immer­hin 861 Gramm auf die Waa­ge. Bei Calu­met in Ham­burg hat­te ich auch mal den Novo­flex Clas­sic Ball 5 gese­hen, aller­dings hat mich da die Grö­ße doch extrem abge­schreckt, das ist ein ech­ter Klopper 😉

Größ­ter Nach­teil bei dem Mar­kins M20 ist sicher­lich der Preis, bei dem Schmuck­stück muss man schon etwas tie­fer in die Tasche grei­fen. In Deutsch­land konn­te ich auch nur einen Anbie­ter fin­den, der den M20 für ca. 410,- € anbie­tet. Ich habe mei­nen letzt­end­lich im Aus­land bestellt und dort 234,- € bezahlt. Selbst mit Zoll und dem gan­zen Gewi­ckel ist der Kopf dann noch deut­lich güns­ti­ger. Aller­dings ist mir auch durch­aus bewusst, dass ich ein gewis­ses Risi­ko ein­ge­he. Garan­tie dürf­te schwie­rig sein. Der Kon­takt zu dem Händ­ler war jedoch sehr nett und schnell. Eini­ge posi­ti­ve Erfah­run­gen in ver­schie­de­nen Foto­fo­ren haben mich dann letzt­end­lich dazu bewegt dort zu bestel­len. Der M20 war nach 5 Tagen bei mir, Hut ab. Den­noch heisst das nicht, dass der deut­sche Händ­ler über­teu­er­te Prei­se hat, denn die­ser muss die Köp­fe ja auch ein­füh­ren, ver­zol­len, ver­steu­ern etc., evtl. Garan­tie­fäl­le mit ein­rech­nen und letzt­end­lich ja auch ein paar Euros verdienen.

Bei mir hat jeden­falls alles pri­ma geklappt, ich bin begeis­tert von dem M20 und hof­fe nun, dass dies der letz­te Kugel­kopf ist, den ich mir je gekauft habe. Fehlt nur noch ein L-Win­kel, aber das ist ein zusätz­li­cher Artikel.