In der Fotografie dreht sich sehr viel um Licht, ich würde sogar behaupten, dass es sich dabei um die wichtigste Zutat für ein gutes Foto handelt. Am Spruch “von 11 bis 3 hat der Fotograf frei” ist schon was dran, denn dann brennt die Sonne wie Bunsen am Himmel und beschert uns die oft gehassten Schatten und fiesen Highlights, die weder für die People- noch Landschaftsfotografie von Vorteil sind. Für mich die beste Zeit zum Fotografieren ist der frühe Morgen, zum Sonnenaufgang.
Es ist Weihnachten, genauer gesagt der zweite Weihnachtsfeiertag. Ich habe mich nach langer Zeit mal wieder verabredet, um einfach nur so loszuziehen und ein paar Fotos zu machen. Kein konkretes Ziel, Fotografieren des Fotografierens und der Geselligkeit wegen. Momentan sind die kürzesten Tage des Jahres und so liegt der Sonnenaufgang bei ca. 8:30 Uhr. Das sollte zu schaffen sein. An der Stelle weise ich gerne darauf hin, dass es mittlerweile genug Apps gibt, die darüber informieren, wann die Sonne aufgeht und auch wo sie zu welcher Uhrzeit denn steht. Für letzteres verwende ich LightTrac, aber da gibt es auch jede Menge andere Lösungen für alle möglichen Betriebssysteme.
Wir fahren in ein nah gelegenes Naturgebiet und werden nach tagelangen Regenfällen mit einem traumhaften Sonnenaufgang belohnt. In solchen Momenten wird mir wieder bewusst, wie lohnenswert es doch ist, seinen faulen Hintern morgens hoch zu bekommen und raus zu gehen. Es gibt einfach keine bessere Zeit zum Fotografieren als zum Sonnenaufgang. Nicht mal der Sonnenuntergang kann da mithalten. Ein klein wenig Glück gehört dazu. Es kommt auch mal vor, dass man sich aus dem Bett pellt um festzustellen, dass es doch mehrstündige Sonnenfinsternisse gibt.
Es ist nicht nur die tief stehende Sonne, die sich langsam über dem Horizont erhebt und den Himmel in den faszinierendsten Farbtönen von Lila über Rot bis Orange leuchten lässt, sondern vor allem die Stimmung. Es ist noch ganz ruhig, kein Mensch unterwegs, schon gar nicht an so einem Weihnachtsfeiertag.
Das Licht ist magisch und die Bilder werden zu dieser Tageszeit einfach nur dramatisch und WOW. Die besten Landschaftsfotos macht man nun einmal zum Sonnenaufgang und -untergang. Was für mich den Sonnenaufgang aber zur besten Zeit des Tages macht, ist die bereits erwähnte Ruhe. Als wir zum ersten mal in New York waren und der Jetlag uns am ersten Tag bereits um 5:00 Uhr morgens durch die Stadt wandeln ließ, sahen wir zum ersten mal die Brooklyn Bridge. Neben dem tollen Licht, war es die totale Leere auf der Brücke. Erst später wurde uns bewusst, dass das etwas Besonderes ist. Spätestens ab 9:00 Uhr ist auf der Brooklyn Bridge Attacke. Der oft zitierte und vielfach gemoppte frühe Vogel wird damit belohnt die Stadt beim Aufwachen zu erleben.
Zugegeben hat man in der Natur auch zu anderen Tageszeiten oft seine Ruhe, aber dann ist es eben wieder das Licht und das langsam erwachende Leben. Raureif und Nebel verleihen der Natur einen ganz eigenen Anblick, manchmal etwas trist, aber fast immer schön.
Auf Mallorca waren wir zum Sonnenaufgang in einer kleinen Bucht. Um die Uhrzeit schält sich niemand aus dem Bett. Wo normalerweise Menschenmassen den Strand bevölkern, liegen lediglich ein paar Boote vor Anker. Es kann nur mal passieren, dass man den Bootsbesitzer dabei beobachtet, wie morgentlich austritt und vermeintlich unbeobachtet über die Reling pinkelt 😉
Seinerzeit haben wir zum Sonnenaufgang auch das erste Kapitel von “Wie ich Licht sehe” gedreht und noch immer sind es mit meine Lieblingsbilder aus der ganzen Strecke.
Fotografiere ich Menschen, so versuche ich das direkte Licht meist zu vermeiden. Ich bevorzuge das Gegenlicht. Früh morgens ist das anders, da ist das Licht noch ganz soft, besonders dann, wenn die Sonne noch nicht den Horizont erklommen hat. Dann fotografiere ich auch gerne mit dem Licht. Das folgende Foto ist entstanden, bevor man die Sonne sehen konnte.
In San Francisco konnte ich die Stadt in der Ferne, noch im Nebel versunken, beobachten. Niemand ist auf der Strasse, man hat seine Ruhe und noch dazu gigantisches Licht. Dann hat man die Möglichkeit Fotos zu machen, die auch nicht jeder macht.
Dürfte ich es mir aussuchen, so wären wohl die Venice Canals in Los Angeles mein favorisiertes Wohngebiet. Süße stilvolle Häuschen, alle an kleinen Kanälen gelegen. Idylle pur und nah am Strand. Auch hier wird man natürlich belohnt, wenn man früh aufsteht. Kitsch pur 😉 Auch der Sonnenaufgang hat eine blaue Stunde, sie ist aber anders als die am Abend, was wohl an unterschiedlichen Schmutzpartikeln in der Luft liegt. Die blaue Stunde ist morgens meist “reiner” als am Abend. Man merkt es auch daran, dass die Luft meistens “schöner” ist.
Ansonsten ist LA ja mehr Hekto-Elektro und bereits zum Sonnenaufgang ist ordentlich was los auf den Strassen. Es gibt wohl nicht so viele Orte, wo man morgens um 5:00 Uhr schon im Stau stehen kann 😉
Also Leute, dies ist eine kleine Hommage an die beste Zeit zum Fotografieren. Morgens, wenn die Sonne aufgeht. Es lohnt sich vom Licht und der Stimmung. Meistens ist man sogar alleine an den besten Spots, die am Tag überfüllt sind. Man muss halt nur seinen verdammt faulen Hintern aus dem Bett schwingen.
Fotografisch gesehen ist es gar nicht so schwer. Ein Stativ benötigt man nicht zwingend, da die aufgehende Sonne bereits genug Licht liefert. Nur kurz vor dem Sonnenaufgang kann es sein, dass die Belichtungszeiten noch zu lang sind, um die Kamera in der Hand zu halten. Bei der Belichtung konzentriere ich mich auf den Bereich um die Sonne herum. Direkt das Zentrum der Sonne ist meistens eh zu hell und brennt somit aus. Aber der ganze Bereich drum herum macht die Stimmung aus. Viele Teile des Bildes sind evtl. noch im Schatten verborgen, aber das ist egal. Entweder man hellt diese Bereiche später auf oder lässt es einfach so. Ich finde ein Sonnenaufgangsfoto darf durchaus auch tiefschwarze Bereiche haben, es ist nunmal, speziell im Gegenlicht, eine sehr kontrastreiche Situation. Ein festes Schema für die Belichtung habe ich nicht. Ich verwende ausschliesslich das manuelle Programm, die Belichtungsmessung ist bei diesen Aufnahmen zumeist auf Matrix- oder mittenbetonter Messung. Besonders viel Spaß machen hier die Kameras mit Belichtungsvorschau, wie die D750 oder die OM-D. Da muss ich mir gar keine Gedanken mehr über Belichtungsmessung machen.
Am besten gefällt mir am Sonnenaufgang (und auch Sonnenuntergang), dass ich das Licht aus allen Richtungen nehmen kann. Mit dem Licht, dagegen oder auch von der Seite. Es funktioniert alles und fast immer ist es schön. Aber egal wie Ihr es technisch auch haltet, es bleibt am Ende die Uhrzeit und das Licht, die den Unterschied machen. Durch plattes Diskutieren von Belichtungseinstellungen wird das Bild nicht besser, Ihr müsst Euren Hintern hoch bekommen, denn die beste Zeit zum Fotografieren ist für mich der Sonnenaufgang.
Schön, all die verschiedenen Impressionen rund um die Erde zur selben Tageszeit aufgezeigt zu bekommen. Ich mag es auch zu der Zeit zu fotografieren, allerdings dann nur in den überschaubaren Längengraden hierzulande.Von daher: Danke für die kleine Reise um den Erdball. Auf jeden Fall bin ich dank deines Beitrages jetzt wieder motiviert für meine nächste frühmorgendlichen Fotosession.
Hallo Paddy,
seit Jahren verfolge ich nun als “stiller Genießer” Deinen Blog und habe immer Spaß und viel Freude damit. Auch dieser Beitrag ist wieder gelungen und von allererster Güte. Ist er mir doch aus der Seele gesprochen. Ich weiß Deine Mühe zu schätzen und sage dafür auf diesem Weg vielen Dank.
Ob über youtube oder Blog, ich habe Dich immer fest im Auge und im Ohr 🙂
Liebe Grüße aus dem östlichsten Zipfel des Bavarian Forrest
Roland
Moin moin!
Grandioser Artikel - sehr motivierend! Mir geht es meistens so, wie du es noch vor ein paar Jahren geschrieben hast… Einfach zu faul 😉 Aber wenn ich es mal überdenke: Im Moment habe ich als Schüler ja Ferien, ich glaube ich werde mich mal etwas früher aus dem Bett heben und raus gehen… Okay zumindest, wenn der Abend nicht zu lang war. 😉
Vor einiger Zeit war ich mal zum Sonnenaufgang auf dem Teufelsberg (ein “Berg” am Rande Berlins): beeindruckendes Panorama von Berlin mit magischem Licht. Was ich da beim fotografieren erlebt habe trifft genau auf deine Beschreibung zu, aber manchmal muss man einfach mal eine Erinnerungshilfe bekommen und lernen, sich selbst in den Arsch zu treten. 😀
Grüße aus Berlin und einen guten Rutsch!
Linus
It´s magic ! 😉
Moin,
schöner und vor allem wichtiger Beitrag. Es geht nichts über dieses schöne, ja fast schon goldene Licht eines Sonnenaufganges bzw. -unterganges.
Ich persönlich mag es z.B. überhaupt nicht, im Sommer zu fotografieren. Da die Sonne so hoch steht, muss man für gute Fotos schon sehr früh aufstehen bzw. spät abends noch einmal raus! Mein persönlicher absoluter Favorit für ganztägige Fotografie ist der Herbst: Die schon etwas tiefer stehende Sonne gibt ganztägig ein schönes goldenes Licht, die Bewölkung ist weniger “chaotisch” und das herbstliche Kleid der Natur tut sein Übriges.
Abgesehen davon bin ich eh ein Herbst-Fan: In den Alpen meist der “bessere Sommer”! 🙂
LG aus IBK
Volle Zustimmung. Mehr muss man dazu eigentlich auch nicht mehr sagen.
Viele Grüße aus dem seit heute verschneiten Erzgebirgsvorland.
Uwe
Ein schöner Grund morgens mal aufzustehen! 🙂