Ich kann kaum ein Foto posten, ohne dass jemand nach den Exifdaten fragt. Zuweilen nervt das etwas, aber ich kann es auch verstehen. Je nach dem eigenen fotografischen Stand, schielt man halt gerne auf die Einstellungen, mit denen ein Foto gemacht wurde. Einerseits mag das für den Anfänger ganz interessant sein, aber andererseits sitzt man auch einem möglichen Trugschluß auf. Die Exifdaten, also speziell Blende, ISO und Belichtungszeit sagen nur sehr wenig über das Foto selbst aus. Das einfache Kopieren der Daten, bedeutet noch lange nicht, dass man ein ähnliches Foto schiessen könnte. Dinge wie Perspektive, Standort, Licht, Tageszeit, Bildaufbau usw. sind viel viel wichtiger für das Endergebnis. Bei vielen Fotos ist es zudem vollkommen egal, ob sie mit Blende f/2 oder f/11 gemacht wurden.
Aus meiner Sicht machen die Exifdaten nur in einigen speziellen Fällen Sinn. Z.B. bei Bewegung im Bild. Also z.B. Bilder wo sich das Motiv bewegt und so entweder eingefroren wurde oder mit Bewegungsunschärfe gespielt wurde. Ebenso kann es bei Langzeitbelichtungen durchaus interessant sein. Die Blende alleine ist auch nur begrenzt aussagekräftig. Man muss dazu auch noch etwas über die Abstände zwischen Kamera und Motiv und Hintergrund wissen. Klar ist die Blende auch für die Schärfentiefe verantwortlich, aber eben nicht ausschließlich.
Nehmen wir folgendes Foto
Hier wurde ich gefragt, welche Einstellungen ich bei Gegenlicht verwende. Hmm, haben die Exifdaten hier Einfluß auf das Bild bei Gegenlicht? Nur bedingt. Die Belichtungszeit ist ziemlich egal, zumindest solange man nicht verwackelt. Ob das nun 1/50 oder 1/500 Sek. war ist schnurzpiepegal. Es bewegt sich ja nichts. Blende? Nun gut, die ist für die Unschärfe im Hintergrund verantwortlich. Da spielt aber der Abstand zur Palme und der Stadt eine viel größere Rolle. Da die Abstände sehr groß sind, muss man die Blende nicht bis zum Erbrechen aufreissen. In dem Fall war es f/2.8. Und ISO? Es ist hell genug, also kann ISO runter, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Aber viel wichtiger ist doch die Frage, was macht das Bild so spannend? Ich denke, es ist die Lichtstimmung. Sonnenaufgang, früh morgens, eine ganz besondere Zeit. Bei dem Bild ist der Standort und die Uhrzeit entscheidend. Aber selbst wenn ich Euch die Uhrzeit sage, ist das nicht sehr hilfreich, da der Sonnenaufgang an jedem Tag zu einer anderen Zeit ist.
Oder nehmen wir dieses Bild, welches kurz nach dem ersten Entstanden ist.
Blende? Egal. Ich würde nur empfehlen die Blende ein bisschen zu schliessen, da die meisten Objektive etwas schärfer sind, wenn man die Blende einen Tacken zu macht. Belichtungszeit? Auch egal. Ob 1/100 Sek. oder 1/1000 Sek. ist latte, nur verwackeln sollte man nicht. ISO? Auch egal. da genug Licht da ist, aber lieber möglichst gering halten. Ob ich das Bild nun mit f/11, 1/250, ISO 100 oder f/4, 1/8000, ISO 400 mache, ist egal. Je nach Objektiv kann es zwar zu kleinen Unterschieden beim Gegenlicht-Verhalten kommen, je nachdem ob die Blende auf oder zu ist, aber das lasse ich mal aussen vor, da man auch noch den genauen Objektivtyp berücksichtigen müsste.
Letztendlich kann man sagen, dass die Exif-Daten rein technische Parameter sind. Die Blende kontrolliert die Schärfentiefe, die Belichtungszeit die Bewegung und ISO ist einfach nur dafür da, mangelndes Licht auszugleichen, mit dem unangenehmen Nebeneffekt, dass es irgendwann rauscht. Erst wenn man Schärfentiefe und Bewegung mit einer kreativen Bildidee, guter Lichtsetzung und gekonntem Bildaufbau kombiniert, wird ein Bild daraus. Die letzten drei Parameter finden sich aber niemals in irgendwelchen Exifdaten wieder und haben nichts mit der Kamera.
Seit mir also bitte nicht böse, wenn ich Fragen zu Exif-Daten in den meisten Fällen ignoriere. Nicht weil ich sie Euch nicht geben will, sondern weil die Information schlichtweg nutzlos ist und man als Fotograf ja auch nicht so gerne auf Blende, ISO und Belichtungszeit reduziert werden möchte 😉