Farbe oder Schwarz/Weiss?

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Ein gro­ßer Anteil mei­ner Foto­gra­fien ent­wick­le ich in Schwarz/Weiss. Oft wer­de ich gefragt, wie ich die Aus­wahl tref­fe, ob einem Bild die Far­be geraubt oder gelas­sen wird. War­um mache ich so einen hohen Anteil an Schwarz/Weiss. Nun, die ein­fa­che Begrün­dung ist: weil ich es mag. Das wäre wahr­haf­tig noch kei­nen Blog­post wert. In mei­nem Inter­view mit Tho­mas Leu­thard, hat die­ser erklärt, dass Far­be für ihn in vie­len Fäl­len nicht funk­tio­niert, da die Farb­kom­bi­na­tio­nen auf einem Foto oft nicht zusam­men har­mo­nie­ren. Dar­über habe ich ein wenig nach­ge­dacht gebe ihm recht. Far­be ist eine zusätz­li­che Dimen­si­on in einem Bild. “Gute” Bil­der soll­ten har­mo­nisch auf­ge­baut sein und sich mög­lichst auf das Wesent­li­che kon­zen­trie­ren. Oft ist die Far­be aber nicht das wesent­li­che Ele­ment eines Bil­des. Pas­sen die Far­ben nicht zusam­men, so machen sie ein ansons­ten gutes Bild schnell unru­hig. Da spielt auch die Far­ben­leh­re (von der ich kei­ne Ahnung habe) eine Rol­le. Es gibt Far­ben, die pas­sen gut zusam­men und wel­che, die sich eher beissen.

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Nun mache ich sehr vie­le Fotos an Loca­ti­ons, die ich so neh­me, wie sie sind. Ich ach­te in ers­ter Linie auf das Licht. Far­ben sind bei der Aus­wahl sekun­där, bzw. kann ich oft gar nicht beein­flus­sen. Tol­les Licht kann durch fal­sche Far­ben ein Foto zer­stö­ren. Wahr­schein­lich funk­tio­nie­ren die meis­ten mei­ner Fotos daher am bes­ten in Schwarz/Weiss.

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Ted Grant hat ein­mal sinn­ge­mäß gesagt: “In Far­be foto­gra­fiert man die Klei­dung eines Men­schen, in Schwarz/Weiss die See­le”. Auch wenn ich nicht der gros­se Phi­lo­soph bin, der sol­che Sprü­che raus haut, ist doch etwas wah­res an dem Zitat. Far­be kann ein Bild unter­stüt­zen, aber auch zer­stö­ren, bzw. ablenken.

Die Foto­stre­cken bei denen ich mit Sty­lis­ten und Visa­gis­ten zusam­men arbei­te und die Loca­ti­on ent­spre­chend aus­su­che, funk­tio­nie­ren dann auch sofort in Far­be. Da passt es dann ein­fach. Klei­dung, Make Up und Umge­bung pas­sen farb­lich zusam­men und erge­ben ein stim­mi­ges Gesamt­bild. Die Pira­ten­hoch­zeit, die Steam­punk-Stre­cke oder auch die Zir­kus-Num­mer sind gute Bei­spie­le dafür. Da wur­de teil­wei­se sogar mit far­bi­gem Licht gearbeitet.

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Im Groß­teil mei­ner Bil­der geht es um die Men­schen dar­auf und nicht um die Loca­ti­on. Ich ver­su­che den Men­schen so gut wie mög­lich aus­se­hen zu las­sen. Oft sieht Schwarz/Weiss auch ein­fach schmei­chel­haf­ter aus. Rote Haut gibt es in Schwarz/Weiss nicht. Man wird nicht von unwich­ti­gen oder unschö­nen Din­gen abge­lenkt. Damit wären wir wie­der bei dem See­len-Spruch, den ich ger­ne auf den Aus­druck umfor­mu­lie­ren wür­de. In Schwarz/Weiss kon­zen­triert man sich mehr auf den Aus­druck des Men­schen, in Far­be hin­ge­gen wird die Auf­merk­sam­keit davon abgelenkt.

Mitt­ler­wei­le sind bestimmt 80% mei­ner Fotos in Schwarz/Weiss. Beson­ders bei Hoch­zei­ten ent­schei­de ich mich sehr oft für die mono­chro­me Vari­an­te, da die Farb­ge­bung oft nicht ide­al ist. Mit Schwarz/Weiss blen­det man die Häss­lich­keit man­cher Räu­me ein­fach aus und lenkt den Blick wie­der auf die Men­schen, also das Wesentliche.

Far­be funk­tio­niert oft nicht und wenn man Bil­der auf die wich­ti­gen Ele­men­te redu­zie­ren möch­te, dann muss man halt mal die­se eine Dimen­si­on über Bord wer­fen. Zudem habe ich das Gefühl, dass Schwarz/Weiss etwas zeit­lo­ser ist. Gera­de der Farb­look eines Bil­des unter­liegt doch gewis­sen Modeerscheinungen.

Falls Ihr Euch für mei­ne Art der Schwarz/Weiss Ent­wick­lung inter­es­siert, dann guckt mal die­ses Video an.

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13 Gedanken zu „Farbe oder Schwarz/Weiss?“

  1. Hal­lo Paddy,

    wenn ich so in die FB Grup­pen schaue ist die­ses The­ma all­ge­gen­wär­tig. Hier wird oft ein Bild gepos­tet mit der Fra­ge Far­be oder S/W. Und die Ergeb­nis­se sind sehr durchwachsen.
    Ich bin bis jetzt noch ein gro­ßer Fan von far­bi­gen Bil­dern. Aber mit den Ergeb­nis­sen mit der Umwand­lung in LR, nach­dem ich Dein You­Tube Video ange­schaut habe, bin ich doch recht zufrie­den. Da gibt es jetzt immer mehr Bil­der auch in S/W.
    Die Far­be ablenkt … ja das stimmt… Grübel!!!

    Grü­ße
    Jens

    Antworten
  2. wie­der ein­mal ein schö­ner, anre­gen­der und vor­al­lem kla­rer Bei­trag. Ich mag das authen­ti­sche in Dei­nen Posts, nichts geschönt, nichts dra­ma­ti­siert, ein­fach auf den Punkt gebracht. Klas­se Paddy! 

    btw. wenn ich mir die Bil­der der Pira­ten­hoch­zeit anschaue, kom­me ich immer wie­der ins schwärmen…die Bil­der sind ein­fach stark!

    VG und schö­ne Pfingsttage
    Marcel

    Antworten
  3. Hal­lo Paddy,

    ich stim­me dir voll und ganz zu, mit SW kann man recht ein­fach häss­li­che Farb­kom­bi­na­tio­nen (auf die man kei­nen Ein­fluss hat) rela­ti­vie­ren und hat einen doch kon­sis­ten­te­ren Stil als mit den jeweils aktu­el­len Farblooks.

    Neben­bei: SW mag ich auch sehr gerne 😀

    Gruß,
    Michael

    Antworten
  4. Ja, kann mich mit die­sem Post total iden­ti­fi­zie­ren. Bin auch kein Phi­lo­soph! Und so bunut­ze ich die Wor­te des tsche­chi­schen Meis­ter­fo­to­graphs Josef Sudek (nicht zu ver­wech­seln mit Jan Sau­dek!!!) Jan, Far­be im Bild lenkt dich nur vom Wesent­li­chen ab. Und ich rich­te mich wirk­lich nach die­ser Aus­sa­ge und lebe damit gut!

    Antworten
  5. Hal­lo Paddy,

    dir ist mal wie­der ein - wie ich fin­de - sehr gelun­ge­ner Arti­kel gelungen!
    Auch die Anre­gung, war­um s/w meist aus­sa­ge­kräf­ti­ger sein kann, fin­de ich sehr gut.
    Wobei ich von Ver­an­stal­tun­gen auch schon NUR s/w Fotos gese­hen habe und gera­de bei einer Repor­ta­ge fin­de ich das unpas­send. Far­be gehört zum Leben und je natür­li­cher man sei­ne Fotos hält - ohne einen bestimm­ten Farb­look hin­ein zu zau­bern - umso län­ger wer­den sie auch in Mode bleiben.
    Bei künst­le­ri­schen Stre­cken darf dann gern wie­der alles per­fekt (farb­lich) auf­ein­an­der abge­stimmt sein oder eben auch mit s/w abge­stimmt werden.
    Ich glau­be, es liegt immer dar­an, was man foto­gra­fiert und was man damit zei­gen will.

    Gene­rell an die­ser Stel­le aber noch­mal ein gro­ßes Lob für die­sen tol­len Artikel!

    Vie­le Grü­ße aus Bayern
    Maria

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  6. Inter­es­san­ter Gedan­ken­gang, den ich voll und ganz tei­le. Den­noch ver­su­che ich viel mit Far­be zu foto­gra­fie­ren und ein homo­ge­nes Bild zu erzeu­gen, lei­der manch­mal nicht möglich.

    Den­noch hat mich der Arti­kel eben zum Nach­den­ken gebracht und nun ist mir end­lich klar gewor­den, war­um mei­ne Club­fo­tos manch­mal HERAUSRAGEND und oft nur mit­tel­mä­ßig sind. Es liegt ein­fach an der Far­be, dem Zusam­men­spiel der Optik der Model­le, die bei den meis­ten Bil­dern nicht ganz mit dem Club­lich­t/-ambi­en­te zusammenpasst.

    Kla­res Dan­ke­schön an die­ser Stelle 🙂

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  7. Moin Pad­dy, kann ich voll unter­schrei­ben. Zeit­los, wesent­lich und nicht durch Far­be zer­stört. Dei­ne far­bi­gen Bei­spie­le hier in dem Post haben qua­si auch nur eine, höchs­tens 2 Far­ben. Da wirds dann ruhi­ger. Top!

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  8. Mei­ne Lösung ist, ich las­se alles weg, was nicht die Bild­aus­sa­ge ver­stärkt, oder zu ihr gehört. Das ist eben sehr oft die Far­be, als allererstes.

    Gruß vom Woi­fi der den Regen nicht mehr haben will

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  9. Hal­lo Paddy,

    das Zitat von Ted Grant bringt es auf den Punkt. Dan­ke auch für Dei­ne Sicht der Din­ge, die ich tei­le. Und ein Foto sagt es einem, ob es far­big oder S/W daher kom­men will.
    Herz­li­che Grü­ße Alice

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