Hier und da

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Model: Bel­le

Ich mag ja Ame­ri­ka. Dort leben? Ne, das eher nicht. Viel­leicht mal für ein paar Mona­te im Jahr. Es gibt zu vie­le Din­ge, die dort im Argen lie­gen. Wobei ich mich fra­ge ob die AfD oder Trump das klei­ne­re Übel ist. Aber las­sen wir die Poli­tik mal aus­sen vor. Ich den­ke jeder von Euch hat so sein Bild von Ame­ri­ka und eini­ge wer­den es lie­ben, ande­re nicht. Es gibt jedoch etwas, das ich an den Amis ganz beson­ders mag. Das ist der Umgang der Men­schen mit­ein­an­der. Man geht in ein belie­bi­ges Café und die Freund­lich­keit spru­delt einem nur so ent­ge­gen. Allei­ne der über­schwäng­li­che Ton­fall macht gute Lau­ne. Man bleibt auf der Stra­ße ste­hen und schaut sich um, schon kommt jemand und bie­tet Aus­kunft an. Wir Deut­schen nen­nen das ger­ne Ober­fläch­lich und gucken ganz blöd vor lau­ter Freund­lich­keit. Das ken­nen wir nicht. Ja klar, gro­ße Freund­schaf­ten ent­ste­hen dar­aus nicht, aber es macht ein­fach viel mehr Spaß, wenn die Men­schen nett zuein­an­der sind. Als Deut­scher fühlt man sich oft ertappt, wenn man ein­fach die Klap­pe hält und an allem wort­los vor­bei geht. Kann man so machen, aber mir per­sön­lich gefällt das Über­freund­li­che doch deut­lich besser.

Kom­men wir zum The­ma Foto­gra­fie. Auch da fällt auf, dass der Umgang der Foto­gra­fen unter­ein­an­der anders zu sein scheint. Man hilft ger­ne aus und vor allem erkennt man die Arbeit des ande­ren an. In Deutsch­land ist das nicht selbst­ver­ständ­lich. Einem ande­ren Foto­gra­fen ein Like schen­ken? Wo kom­men wir denn da hin? Der könn­te dann ja evtl. mehr Auf­merk­sam­keit bekom­men, als man selbst. Das Tak­tie­ren beim Ver­tei­len von Zunei­gung ist auf­fäl­lig. Man hat so sei­ne Homies, aber jemand der nicht zum inne­ren Kreis gehört, bekommt auch kei­ne Lie­be ab, kann er machen was er will, egal wie gut die Arbeit ist. Dabei ver­ges­sen wir immer wie­der eins. Um die Foto­gra­fie als sol­ches wei­ter­zu­brin­gen, müs­sen wir uns alle gegen­sei­tig hoch zie­hen. Es geht nicht dar­um, wel­cher Foto­graf wel­chen ande­ren Foto­gra­fen beson­ders mag und wer den längs­ten hat, son­dern dar­um die Nicht-Foto­gra­fen, also die gan­zen vie­len ande­ren Mil­lio­nen Men­schen, für unse­re Arbeit zu begeis­tern. Es geht dar­um die Auf­merk­sam­keit und Aner­ken­nung für rich­tig gute Fotos zu stei­gern. Es gibt sie noch, die­se rich­tig guten Fotos, die man eben nicht mal gera­de mit dem Han­dy im Vor­bei­ge­hen macht, son­dern die sehr viel Arbeit und Vor­be­rei­tung erfor­dern. Inter­es­sie­ren sich mehr Men­schen für Foto­gra­fie, so wer­den auch mehr Foto­gra­fen gebucht und mehr Bücher und Bil­der gekauft. Die­se Men­ta­li­tät ist in Ame­ri­ka viel mehr ver­brei­tet. Leis­tet man etwas tol­les, so gibt es Lob und kein Neid. Man hilft sich auch ger­ne aus und steht zuein­an­der. Bei uns ist es viel zu oft ein Gegeneinander.

Ich möch­te kei­ne Moral­keu­le schwin­gen. Ihr wisst alle, wie es ist. Wir sind nun ein­mal so wie wir sind und das wird sich auch nicht durch so einen unbe­deu­ten­den Blog­post ändern. Aber hin und wie­der soll­te man ein­fach mal dar­über nach­den­ken, was man aus ande­ren Län­dern und Kul­tu­ren so mit­neh­men kann. Für mich ist es in den USA die unglaub­lich posi­ti­ve Art im Umgang mit­ein­an­der. Davon wün­sche ich mir mehr und dar­um bin ich auch so unglaub­lich ger­ne dort.