In meinen Workshops ist eines der ersten Ziele die Teilnehmer mit der Kamera und den Grundeinstellungen Zeit, Blende und ISO vertraut zu machen. Anfangs frage ich gerne in die Runde was denn die bisherigen Erfahrungen sind und wie die Erwartungshaltung an den Workshop ausschaut. Dabei kommt oft heraus, dass die meisten Teilnehmer den manuellen Modus der Kamera scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Dabei ist es doch eigentlich ganz einfach, denn die Kamera lässt einen ja nicht komplett im Regen stehen, sondern ist mit der eingebauten Belichtungsmessung weiter behilflich.
Wie bedient man die Kamera im M-Modus?
Im Gegensatz zu den Automatik- und Halbautomatik-Programmen müsst Ihr die Belichtungszeit und Blende selbst einstellen, daher ja auch Manuell 😉 Fast alle modernen DSLRs haben dazu entweder ein oder zwei Rädchen. Besitzt die Kamera zwei Rädchen, so stellt man mit dem einen die Blende und mit dem anderen die Belichtungszeit ein. Habt Ihr nur ein Rädchen, so stellt Ihr damit die Belichtungszeit ein. Um die Blende zu verstellen, muss man meistens die +/- Taste drücken. Das ist von Hersteller zu Hersteller etwas unterschiedlich, aber das Grundprinzip ist immer gleich.
Ihr stellt nun im manuellen Modus zuerst die Blende ein, mit der Ihr fotografieren möchtet, da die starken Einfluss auf die Bildwirkung hat. Nun schaut Ihr durch Euren Sucher, tippt einmal den Auslöser an und schon erscheint in Eurem Sucher eine Skala.
Je nach Hersteller kann diese Skala auch wieder etwas anders aussehen, manche haben auch keine Skala, sondern Zahlen, die meistens von -2 bis +2 reichen.
Diese Skala zeigt Euch nun an, ob das Bild über- oder unterbelichtet ist. Ist die Anzeige bei -2, so bedeutet dies, dass Euer Bild um 2 Blendenstufen unterbelichtet sein wird. Dreht nun an dem Rädchen und verlängert die Belichtungszeit so lange, bis die Anzeige bei Null ist. Fertig, nun habt Ihr ein korrekt belichtetes Bild. Gefällt Euch dieses von der Belichtung nicht, so könnt Ihr nun ganz einfach die Belichtungszeit variieren und entsprechend etwas länger oder kürzer belichten.
Das ist das Grundprinzip, eigentlich ganz einfach.
Kleine Stolperfallen
Es gibt natürlich ein paar Dinge, die man beachten muss.
- Meine Teilnehmer sagen oft, dass sich der Balken auf der Skala nicht bewegt. Das liegt dann daran, dass die Belichtungszeit jenseits von Gut und Böse ist. Habt Ihr in dunkler Umgebung eine sehr kurze Belichtungszeit eingestellt, so kann es sein, dass Ihr 5 oder mehr Blendenstufen zu dunkel seit. Die Skala zeigt aber nur 2 an. In dem Fall müsst Ihr einfach mal etwas länger am Rad drehen.
- Ihr müsst auch die Belichtungszeit im Auge behalten. Wird sie zu lang, so droht Verwackelungsgefahr. In dem Fall könnt Ihr die Blende weiter öffnen oder wenn das nicht mehr geht, die ISO-Zahl nach oben schrauben.
- Natürlich könnt Ihr auch die Belichtungszeit fixieren und dann über Blende und ISO die richtige Belichtung finden. Das kommt ganz darauf an, was Ihr fotografieren wollt. Meistens möchte man jedoch die Blende vorgeben.
- Die Belichtungskorrektur über die +/- Taste funktioniert im manuellen Modus nicht. Wenn Ihr korrigieren möchtet, dann über die Verstellung der Zeit.
- Die Anzeige des manuellen Modus ist abhängig von der eingestellten Messmethode. Je nachdem ob Ihr Spotmessung oder Mehrfeldmessung eingestellt habt, wird sie anders reagieren.
Wann macht der manuelle Modus Sinn?
Eine Regel, die genau vorgibt wann man manuell oder mit einer der Automatiken fotografieren soll gibt es nicht. Ich bevorzuge den manuellen Modus in schwierigen Lichtsituationen, z.B. bei Nachtaufnahmen. Dann sieht die Kamera viel dunkle Flächen und möchte gerne alles hell machen. Schliesslich weiss die Kamera nicht, dass das genau die Stimmung ist, die ich einfangen will. Aufnahmen bei extremen Kontrastbedingungen wie Gegenlicht sind auch oft einfacher im manuellen Modus zu meistern.
Für Bühnen- und Konzertfotografie finde ich den manuellen Modus auch sehr praktisch, da man damit die Einstellungen fixieren kann und immer die gleiche Belichtung und Bildstimmung hat. Fotografiert man in der Automatik, so muss nur ein Scheinwerfer auf der Bühne plötzlich heller werden und schon wird Euer Bild insgesamt dunkler.
Auch beim Einsatz von Blitzen verwende ich fast ausschliesslich den manuellen Modus. Über die manuelle Einstellung lege ich fest, wie viel vom Umgebungslicht ich einfangen will, was ich für extrem wichtig beim Blitzen halte. Erst danach schalte ich den Blitz dazu, der dann nur noch für die Aufhellung meines Vordergrundmotivs zuständig ist.
Im Endeffekt hängt es jedoch von Euch ab, wann Ihr den manuellen Modus verwendet. Manch Fotograf hat sich so daran gewöhnt, dass er nur noch manuell fotografiert. In jedem Fall sollte man aber keine Angst davor haben, denn es ist einfacher als man denkt.
Sehr schön erklärt. Hab ich an ein paar notorische Automatik-Nutzer weitergeleitet, in der Hoffnung, dass sie sich trauen und sich bei ihnen das Rad der Zeit auch mal weiterdreht (und bestenfalls auf M stehenbleibt).
Wir verleihen Kameras und fast immer heißt es, wenn es um die Art der Kamera geht: “Wir brauchen eine Spiegelreflexkamera”.
Spannend ist dann immer, das 90% der Kameras im Vollautomatik-Modus (nicht mal auf P) wieder zurück kommen 🙂
Hast du noch einen Tipp wie man verhindern kann, dass man vergisst die Einstellungen in einer neuen Lichtsituation zu ändern? Das ist das einzige Problem was ich mit dem manuellen Modus noch habe 😉
so, und jetzt noch das angedeutete geheimnis lüften: die sache mit der messmethode.
spot/mehrfeld ist ja klar. den unterschied sieht man auch, aber wann macht denn die mittenbetonte messung sinn? ich seh da oftmals keinen unterschied zur mehrfeldmessung.
tschu,
jo
Mittenbetont nehme ich ganz gerne bei Portraits, wo ich dann mittenbetont auf den Kopf messe.
Tip: Bei Personen Fotos sollte man eine Spotmessung auf die Wange des Models vornehmen, da der Hautton eines Mitteleuropäers in etwa dem 18 % Grauwert entspricht.
Aber Wange nicht mit Backe verwechseln .… 😉
Gruß Frank