Weiter geht es mit meinem Reisebericht zur letzten Kubareise. Demnächst gibt es dann auch erste Infos zur Fotoreise Kuba mit Omar und mir.
Teil 1 des Berichtes lest Ihr nach dem Klick.
Tag 4
Es hat sich zu einem kleinen Ritual entwickelt, dass wir morgens einen Spaziergang durch unsere Hood machen. Hier ist gar nichts unsicher, wie wir bei unsere Ankunft dachten. Im Gegenteil, viele der Bewohner lassen sich gerne auf ein Pläuschchen ein und lassen sich genauso bereitwillig fotografieren. Es ist ein Paradies für Fotografen. Heute ist es schon am frühen Morgen brutal heiß. Nach einer Stunde bin ich total durchgeschwitzt. Wir drehen unsere Bahnen durch die Gassen und entdecken ständig etwas neues. Das ist das Kuba, wie ich es besonders gerne mag. Die Menschen, die Straßen und natürlich auch die vielen Oldtimer, die sich hier ja eigentlich nur so lange gehalten haben, weil es einfach keine neuen Autos gab. Direkt um die Ecke von unserem Haus sitzt jeden Morgen ein Mann mit Gitarre und spielt. Wir kommen ins Gespräch und er erzählt uns, was er alles mit Deutschland verbindet. BMW, Mercedes und auch Leica zählt er auf. Er erzählt aber auch von seiner Situation. Fürs Wohnen müssen die Kubaner nicht viel bezahlen, da es hier ein Grundrecht auf Wohnraum gibt. Das heißt aber nicht, dass die Unterkünfte auch luxuriös sind, im Gegenteil, es ist sehr ärmlich. Nach ein paar Worten und einem kurzen Song ziehen wir weiter durch die Straßen.
Die Party vom Vorabend steckt uns noch in den Knochen. Wir entscheiden uns für ein wenig Sightseeing, fahren zur Christus-Statue, zum Castillo de los Tres Reyes del Morround und anschließend zu einem Strand, wo die Kubaner ihren Sonntag verbringen. Auf einem sehr schmalen Sandstreifen reihen sich Schirm an Schirm und Liege an Liege. Gibt es hier eigentlich starke Gezeiten? Wenn ja, dann herrscht gerade Flut. Es ist interessant das Treiben zu beobachten, aber es ist auch einfach zu heiß heute. Der erste Tag, an dem weit und breit kein Regen in Sicht ist. Mit Strand kann man mich ja eh jagen. Ich kann maximal eine halbe Stunde irgendwo rumliegen, dann brauche ich wieder eine Beschäftigung. Also gehen wir in eine Strandbar und versuchen uns an einem ersten Bierchen. So hängen wir hier einfach ab, quatschen und geniessen es, keine Pläne zu haben.
Später geht es zurück in die Stadt, wir halten an einem Supermarkt und kaufen ein paar Getränke ein. Auch Omar ist platt und braucht eine Auszeit von uns. Während er zu seiner Familie nach Hause fährt, essen wir sehr lecker in einem Restaurant mit Dachterrasse. Eigentlich hatten wir geplant den Abend mit dem Sonnenuntergang am Malecon ausklingen zu lassen. Stattdessen sitzen wir bis in den frühen Abend hier auf dem Dach, bevor wir die knapp zwei Kilometer zu Fuß nach Hause laufen. Schnell noch Bilder überspielen und grob bearbeiten, bevor ich dann ins Bett falle.
Tag 5
Vor zwei Tagen hatte uns Omar seine Tochter vorgestellt und da sie gerne ein Bilder haben wollte, haben wir spontan für den heutigen Morgen ein kleines Shooting vereinbart. OK, aus dem Morgen wurde dann 12:00 Uhr und schwitzen in der Mittagssonne war angesagt. Lichttechnisch war das natürlich nicht ideal, aber andererseits denke ich auch, dass so knallige Sonne irgendwie auch zu Kuba gehört. Also haben wir uns einfach auf die Suche nach etwas Schatten gemacht. Ich habe geschwitzt wie ein Stier und nach 1,5 Stunden war ich dann auch durch. Aber mit Melissa hatten wir ein tolles Model und konnten noch einmal ein paar ganz andere Bilder machen. Mit einer echten Kubanerin macht das aber auch irgendwie richtig Laune in den Straßen Havannas zu fotografieren.
Der Nachmittag war ruhig. Wir fuhren in den Hafen um eine Kleinigkeit zu essen. Es regnete und irgendwann legte ein Kreuzfahrtschiff ab. Es dauerte übrigens nicht lange, bis das nächste anlegte. Die Kreuzfahrer bringen täglich neue Besucher.
Omar fuhr gegen Abend noch mit uns in seine Hood, weil er uns unbedingt jemanden vorstellen wollte, der wohl Jan wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Jeder meinte, dass Ähnlichkeit vorhanden war. Klar wollten wir den Typen gerne kennenlernen. Gefunden haben wir den vermeintlichen Doppelgänger dann aber nicht. Immerhin gab es noch einmal einen kleinen Einblick in das Leben auf den Straßen der Vororte und ich konnte aus einem der oberen Stockwerke mal ein Bild von der Wohngegend machen.
Tag 6
Omar hatte uns für den Abend bei Freunden und Familie zu einer großen Party angekündigt. Oha, was das wohl wird, dachte ich nur. Er war ganz euphorisch. Only black black black people, schwor er uns auf den Abend ein. Aber zunächst fuhren wir nach Hemingway Town, um dort etwas frischen Fisch zu kaufen. 6 Hummer und 15 Fische (keine Ahnung welche) packten wir dort ein. Dann noch schnell ein paar Liter Rum und einige Paletten Bier, als Mitbringsel eingekauft.
Ich kann Euch hier gar nicht so richtig beschreiben, was dann am Abend eigentlich passiert ist. Es war so unglaublich. Anfangs war es natürlich etwas verhalten, aber nach und nach tauten alle etwas auf und die Party stieg. Die hundertjährige Oma hat erst gekocht und dann getanzt, wie ein junger Hüpfer. Selbst die Kids wackelten schon in bestem Salsa-Style mit dem Hintern. Der Fisch war extrem lecker, auch wenn ich zunächst etwas Probleme hatte ihn direkt von der Grete zu essen. So ein richtiger Fischesser bin ich nicht, aber das ging dann doch besser als erwartet. Saugut. Es wurde getrunken, gelacht, gefeiert und wir die ganze Zeit mittendrin. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Einer der Jungs konnte etwas Englisch und hat mir erzählt, dass es etwas ganz besonderes ist, wenn sie hier mal an einem Abend drei Bier trinken können. Eine Dose Bier kostet rund 1 CUC, was für die Kubaner viel Geld ist. Uns tat das Geld nicht weh, dafür wurden wir von den Menschen aufgenommen, wie von einer Familie. Spätestens als Jan auf der Couch gemeinsam mit der Oma von einem Teller gegessen hat, war der Höhepunkt erreicht. Wir feierten bis in den späten Abend hinein und lagen uns beim Abschied in den Armen. Ich hoffe, dass die Bilder einen winzigen Eindruck von dem zeigen, was wir erlebt haben, denn es fällt mir wirklich schwer das zu beschreiben. Es war ein weiterer gigantischer Höhepunkt dieser Reise. Es sind dann doch die Menschen, die mich beeindrucken und nicht die Sehenswürdigkeiten.
Tag 7
Bis jetzt hatten wir noch kein Bild vom Capitol gemacht. Die Altstadt Havannas hatten wir immer nur gestreift, uns dann aber schnell wieder aus dem Staub gemacht. Am Tag unserer Abreise wollten wir aber noch ein paar Sehenswürdigkeiten mitnehmen und entschieden uns einen Spaziergang durch die Altstadt zum Capitol zu machen. Ich rief Omar an, um ihm zu sagen, dass er erst später kommen muss, um uns zum Flughafen zu bringen. Everything OK, Omar, fragte ich ihn. No, no, Patrick, the car is broken.
Das war genau das, was ich mir noch gewünscht hatte. Juchu. Der Leihwagen war ja von Anfang an nicht besonders vertrauenserweckend, aber nun waren am Abend zuvor, als Omar nach Hause fuhr, die Radbolzen vorne rechts gebrochen und das Rad hatte einen Abflug gemacht. Ich will mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn das auf der Autobahn geschehen wäre. Omar hat dann das Auto zu sich nach Hause schleppen lassen und darin übernachtet, um die Reste des Autos zu bewachen. Ich rechne ihm hoch an, dass er mich nicht gleich aus dem Bett geklingelt hat, aber in der Nacht hätten wir eh nichts ausrichten können.
So ein Shit. Immerhin war niemandem etwas passiert. Wir nahmen ein Taxi und fuhren zu Omar, um das Desaster zu begutachten. Da stand die Karre, vorne nur noch auf der Bremse. Omar drückte mir zwei Radbolzen in die Hand. Haha, genau die Art von Souvenir, die ich mir wünsche. Ab dann ging die große Warterei los. Der Abschlepper traf etwa 1,5 Stunden später ein. Einen Kran hatte der Wagen nicht, die Karre wurde einfach mit einem Seil auf die Ladefläche gezogen. Was für fiese Geräusche als die nackte Bremsscheibe über den Asphalt schleifte. Dann ging es zur Mietstation von Cubacar. Das war eine größere Station mit Werkstatt. Machte ja irgendwie Sinn den Wagen hierher zu bringen. Ein grimmig drein blickender Typ ohne Hals und mit viel Körper beachtete uns kaum. Der Vertrag wurde gecheckt, es wurde diskutiert, natürlich ohne uns. Wir warteten. Nach etwa einer Stunde teilte man uns dann mit, dass wenn wir unsere Kaution zurück haben wollten, wir den Wagen dorthin bringen müssen, wo wir ihn geliehen hatten. Was? Konnte ich nicht glauben. Wir hatten den Wagen an einem Hotel abgeholt, wo die Mietstation aus einem kleinen Pförtnerhäuschen bestand. Was wollen die da mit der kaputten Kiste? Egal, das wollte ich jetzt nicht ausdiskutieren. Alleine die Aussicht auch noch die Kaution zurück zu bekommen, trieb mich an. Irgendwie dachte ich ja die ganze Zeit, dass die mir die Reparaturkosten anhängen wollen. Wir fuhren zu dem Hotel. An dem Häuschen hing ein Schild von wegen 24h geöffnet. Es war aber niemand da. Weit und breit kein Mensch zu sehen. Wieder warten, wieder rund eine Stunde, die wir wenigstens bei einem Drink an der Hotelbar verbringen konnten. Der Fahrer des Abschleppwagens hatte unser Auto unter lautem Getöse einfach von der Ladefläche auf den Parkplatz donnern lassen. So langsam war da nichts mehr zu retten. Wir warteten. Irgendwann kam dann auch mal jemand. Er redete irgendwas auf Spanisch mit Omar und der Tonfall hörte sich gar nicht gut an. Ich verstand kein Wort. Dann sprach er zu mir auf Englisch. Er fragte, wann unser Flug geht. Oh nein, das wird wohl noch ne längere Angelegenheit, dachte ich. Ich verschob unseren Flug einfach mal ein paar Stunden nach vorne, um mir Luft zu verschaffen. In ca. drei Stunden, antwortete ich. Er sagte, dass es schwierig sei für die drei Stunden jetzt noch ein neues Auto zu besorgen. Was? Neues Auto? Ich will nur hier weg, zahle auch ein Taxi. Alles egal. Ich brauche kein neues Auto, sagte ich ihm. Er soll mir die Kaution geben und wir sind weg. Der Herr schaute gleich freundlicher. Ob wir den Vertrag einfach beenden sollen, wollte er wissen? Ja klar, mach zu. Er griff in die Schublade, holte ein paar Scheine raus, zählte mir die Kaution vor und entschuldigte sich lang und breit für das, was geschehen war. Es wäre ja nicht mein Fehler, es tut ihm leid, dass das Auto kaputt gegangen sei. Ich atmete auf. Damit hatte ich nicht gerechnet. Anscheinend hatte er aber damit gerechnet, dass ich für die letzten Stunden auf Vertragserfüllung bestehe. Nene, das Taxi zahle ich gerne. Ich nahm das Geld und wir waren weg.
Also Ende gut, alles gut. Hat zwar ein paar Stunden Zeit gekostet und zum Capitol sind wir am Ende auch nicht mehr gekommen, aber wieder etwas erlebt und eine weitere Erfahrung gemacht. So kamen wir immerhin noch in den Genuss mit einem alten Dodge als Taxi zu fahren. Ist doch auch was 😉
Was für eine Reise. Wir waren nur eine Woche in Havanna und es kam mir so unendlich lang vor. Die Zeit haben wir super genutzt und vor allen auch genug Zeit zum chillen gehabt. Omar hat wieder einmal alles verändert, durch ihn wurde die Reise zu einem echten Erlebnis, einer menschlichen Erfahrung. Nur das mit der Zeitverschiebung muss Omar noch lernen. Manchmal klingelt mitten in der Nacht das Telefon und er möchte dann per Facebook Videochat mit seinem neuen iPhone mit mir quatschen. Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen.
Momentan plane ich eine Fotoreise nach Havanna. Dafür war ich diese mal dort, um einige Dinge anzuschauen und mit Omar zu beschnacken. Hier sind ein paar erste Infos.
Zur geplanten Kubareise
Solltet Ihr Interesse an einer Kubareise mit mir und Omar haben, dann könnt Ihr ab sofort unverbindlich Interesse bekunden. Einfach dazu eine Email schreiben an moin(at)patrickludolph(punkt)de. Die Reise ist noch nicht ausgearbeitet, aber es gibt ein paar Eckdaten:
- Dauer: 1 Woche. Die Idee ist, dass Ihr evtl. verlängert und auf eigene Faust noch mehr von der Insel erkundet.
- Ziel: Kuba / Havanna. Wir werden die ganze Zeit in einer Location in Havanna bleiben. In einer Woche können wir hier wahnsinnig viel erleben.
- Unterkunft: Einzelzimmer. Ich habe mir ein paar Locations angeschaut und habe etwas sehr schickes gefunden. Sehr authentisch, kubanisch eingerichtet, aber modern und jeder hat sein Bad und sein Privatsphäre.
- Maximale Teilnehmerzahl: Es werden maximal 5 Teilnehmer mitkommen. Ich will die Gruppe klein halten, da wir auch einige Menschen privat besuchen. Außerdem sind wir mit den verfügbaren Mietwagen an Platz etwas begrenzt.
- Zeitraum: Steht noch nicht fest. Ich richte mich da etwas nach Flügen von Condor und/oder Eurowings. Erste Planung wäre März oder Mai. Aber evtl. wird es eine Reise im September geben. Ist alles noch flexibel.
- Was ist im Preis mit drin?: Übernachtung mit Frühstück, Transport mit Mietwagen inkl. Sprit, Abholung am Flughafen, Omar als Guide, Ich als Fotocoach, Rum und Bier als Gastgeschenke (wenn wir privat Leute besuchen).
- Was bekommt Ihr außerdem?: Wir betrachtet täglich unsere Bilder uns reflektieren sie. Außerdem bekommt jeder individuelle Tipps von mir zur Fotografie auf Kuba. Es gibt kein festes Workshop-Thema, außer vielleicht Kuba - Behind the Scenes.
- Was ist nicht mit drin?: Flug, Weitere Mahlzeiten.
- Was kostet der Spaß? Es wird sich wahrscheinlich auf ca. 3.000,- € belaufen. Bitte nicht drauf festnageln. Aber viel teurer soll die Reise nicht werden. Dennoch kann es evtl. auch hundert Euro teurer werden.
- Wie kann ich mich anmelden?: Noch gar nicht. Bitte erst mal nur eine Email schicken, um Interesse zu bekunden. Ist auch für mich wichtig, um etwas die Resonanz abzuchecken. Email: Siehe oben.
Grundsätzlich besteht übrigens auch die Möglichkeit eine Kubareise mit Omar und mir ganz individuell in Gruppen von nur zwei oder drei Teilnehmern zu machen. Das müssen wir dann individuell beschnacken.
Einfach geil und anfixend ?
Das alles wird verloren gehen, wenn sich Cuba zu schnell und zu weit öffnet. Überall wird es Supermärkte und “Fressbuden” von McD geben, die Häuser werden mit Werbung zugekachelt und die Menschen auf Cuba verlieren ihre Identität. Ich habe das so ähnlich 1990 mit der Einführung der DM östlich der Elbe erlebt.
Es fehlt eigentlich nur noch ein Bild von einer Dame mit kubanischer Zigarre. Klasse. Der Bericht macht Lust auf Kuba!
Oh man !
Wieder sehr geile Bilder !!
Dazu noch der Text, Super !
Starke Bilder
Hach, Deine Berichte und das Interview beim Gate 7 Podcast hat meinen Appetit mal wieder nach Kuba zu fliegen zum Aufflammen gebracht. Vielen Dank für die interessanten „behind the scenes“ und die tollen Bilder.
Mal checken, ob ich nächstes Jahr frei bekomme, um alleine nach Kuba zu fliegen, aber Du wirst gleich eine E-Mail von mir bekommen.
Und ich werde, wenn, mindestens eine Woche dran hängen ?
Liebe Grüße Mark