Mein Leica-Moment in Las Vegas

Seit ich Pad­dy per­sön­lich ken­ne, gehe ich mit offe­ne­ren Augen durch die Welt, was die Mar­ke Lei­ca betrifft. Nicht, dass ich mir jemals eine Lei­ca kau­fen wür­de, aber ich betrach­te das The­ma jetzt mit mehr Inter­es­se. Und wie froh war ich, als ich ges­tern bei einem Spa­zier­gang über den Las Vegas Bou­le­vard auch eine Art Lei­ca-Moment hatte.

Klam­mer auf: Las Vegas? Das muss ich kurz erklä­ren. Es klingt exo­ti­scher, als es ist, aber ich bin jedes Jahr im Janu­ar ein paar Tage da, um mei­nem ande­ren Beruf als Jour­na­list nach­zu­ge­hen und über die Con­su­mer Elec­tro­nics Show (CES) zu berich­ten. Genau­er gesagt: über The­men, die dort mit dem Auto­mo­bil zusam­men­hän­gen – dies­be­züg­lich kann ich die Lek­tü­re der „Welt am Sonn­tag“ am kom­men­den Sonn­tag emp­feh­len. Klam­mer zu, Wer­bung aus.

Ich schlen­de­re also so her­um zwi­schen den wahn­sin­ni­gen Casi­no-Hotel­kom­ple­xen, als mir die oben abge­bil­de­ten Wer­be­fens­ter für die Sofort­bild­ka­me­ra von Lei­ca auf­fal­len. Aus­ge­rech­net in der Mall The Forum Shops, die ein Teil des Cae­sars Palace ist, eines der bekann­tes­ten Hotels der Stadt. Ich bin dann auch kurz hin­ein­ge­gan­gen, um zu schau­en, ob es dort wirk­lich einen Lei­ca-Store gibt – tat­säch­lich gibt es ihn, mit den übli­chen Lecke­rei­en und sogar mit gebrauch­ten Gerä­ten in den Regalen.

Wenn ich es recht beden­ke, sehe ich immer nur Lei­ca-Läden an Orten, an denen ich sie nicht erwar­te, an Flug­hä­fen etwa. Mei­ne Güte, wer kauft eine 6000-Euro-Kame­ra auf der Durch­rei­se? Als Mit­bring­sel viel­leicht? Ande­rer­seits: Der Lei­ca-Besitz erfor­dert Geld. Geld­ver­die­nen erfor­dert hohen Arbeits­ein­satz (meis­tens) und hat oft auch mit wenig Frei­zeit und gro­ßer Rei­se­tä­tig­keit zu tun. Viel­leicht sind ja die Lei­ca-Shops an den Flug­hä­fen die bes­ten Umsatz­brin­ger für das Unternehmen.

Aus­schnitts­ver­grö­ße­rung des Bil­des ganz oben: Die Gra­vu­ren der Urne (“The Forum Shops” und “Cae­sars”) bele­gen, dass die­ses Bild wirk­lich in Las Vegas auf­ge­nom­men wurde

Und in den Hotels in Las Vegas gibt es so viel Luxus­wa­re zu kau­fen, da fällt Lei­ca kaum auf. Trotz­dem wirkt der Store an die­sem Ort komisch, weil eine Lei­ca zu dem hek­ti­schen und lau­ten Trei­ben in die­ser Enter­tain­ment-Stadt nicht recht pas­sen will. Dar­um habe ich noch eine Aus­schnitts­ver­grö­ße­rung von mei­nem Bild gemacht – die Inschrif­ten auf der Urne sol­len bewei­sen, dass mein Bild kein Fake ist.

Viel­leicht noch eine Bemer­kung zum Foto an sich. Das ist jetzt kein Meis­ter­werk, aber ich fin­de, es gibt Fein­hei­ten, um die man sich auch bei sol­chen schein­bar bana­len Auf­nah­men küm­mern kann. Mir ist eine gewis­se Qua­li­tät im Detail wich­tig, ich habe hier also ver­sucht, schon bei der Auf­nah­me Ver­zer­run­gen zu ver­mei­den und die Sym­me­trie der Sze­ne zu erhal­ten. Bedeu­tet: Kame­ra gera­de hal­ten, nicht schräg nach oben; außer­dem – falls vor­han­den – Hilfs­li­ni­en und Was­ser­waa­ge im Sucher­bild zur Aus­rich­tung nut­zen. Spä­ter habe ich Ligh­t­room ein­ge­setzt, um das Bild noch gera­der und noch sym­me­tri­scher zu bekom­men. Dafür ist die Funk­ti­on Upright im Ent­wi­ckeln-Modul ein wah­rer Segen, auch wenn sie eine digi­ta­le Wun­der­tü­te ist: Manch­mal macht Upright Quatsch und ver­schlimm­bes­sert das Bild, aber in vie­len Fäl­len kann die Funk­ti­on eini­ges rei­ßen und hilft mir beson­ders bei weit­wink­li­gen Bil­dern (hier: 32 mm).

Wich­tig für den Ein­satz eines jeden elek­tro­ni­schen Hilfs­mit­tels ist aber das Aus­gangs­ma­te­ri­al: Je sorg­fäl­ti­ger ich foto­gra­fie­re, des­to grö­ße­re Chan­cen habe ich, mit der Soft­ware nicht nur von 65 auf 85 Pro­zent, son­dern von 90 nah an 100 Pro­zent zu kom­men, was die tech­ni­sche Qua­li­tät des Bil­des angeht. Nun ist tech­ni­sche Qua­li­tät nicht alles. Aber da es sich hier nicht um ein unwie­der­bring­li­ches Street­fo­to han­delt, darf man ruhig ein biss­chen Ruhe und mei­net­we­gen auch etwas Mühe in die Aus­füh­rung inves­tie­ren. Beim Foto­gra­fie­ren (ohne Sta­tiv) hat mich das viel­leicht zwei Minu­ten und ins­ge­samt sie­ben Ver­su­che gekos­tet, und beim Bear­bei­ten des am bes­ten gelun­ge­nen Bil­des noch ein­mal zwei Minuten.

Wenn mir sol­che Details so wich­tig sind: Bin ich viel­leicht doch ein Lei­ca-Typ? Und weiß es nur noch nicht? Immer­hin habe ich ja den Laden in Las Vegas betre­ten. Und ich habe sogar den Ver­käu­fer nach der Sofort­bild­ka­me­ra gefragt. 279 Dol­lar kos­tet die, hat er gesagt. Und ein Film mit zehn Auf­nah­men (62x46 mm) kos­tet 13,99. In Schwarz­weiß 16,99.

Ach, ich glau­be, ich hal­te es mit Lei­ca wie bis­her: Nur gucken, nicht anfassen.

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu.

17 Gedanken zu „Mein Leica-Moment in Las Vegas“

  1. “Geld­ver­die­nen erfor­dert hohen Arbeits­ein­satz…” Ich ken­ne vie­le, die enorm viel arbei­ten ohne jemals das Geld für eine Lei­ca (6.000…24.000 €) zusam­men zu brin­gen. Die Lei­ca-Besit­zer, die ich per­sön­lich ken­ne, kön­nen fast jeden Preis für eine Kame­ra bezah­len ohne jemals ein gutes Foto damit zu machen. Viel­eicht bin ich mal der ers­te “Nor­ma­lo” der eine Lei­ca besitzt, die jün­ger als 5 Jah­re ist? Lei­ca, ein Kunst­ge­gen­stand oder Kult? Nach dem 3. Kon­kurs wird man wohl unsterblich!

    Antworten
    • Es stimmt, vie­le arbei­ten sehr viel und wer­den trotz­dem nicht reich. Aber wer viel Geld hat, hat nor­ma­ler­wei­se auch viel und/oder erfolg­reich gear­bei­tet, auf die­sen häu­fig igno­rier­ten Zusam­men­hang woll­te ich nur hin­wei­sen. Und ich ken­ne wenigs­tens einen Lei­ca-Besit­zer per­sön­lich, der ziem­lich gute Bil­der damit macht 😉

      Antworten
  2. off Topic:
    Wenn man die Ver­mö­gens­ver­tei­lung 1:99 betrach­tet, könn­te man glatt dar­an zweifeln.

    Ich weiss, dass Pad­dy gute Fotos macht, mein Hin­weis lag auch auf sehr ver­mö­gen­de Käu­fer, noch ver­mö­gen­der als Pad­dy, die jeden Preis bezah­len wür­den ohne Ahnung von Foto­gra­fie haben zu müssen.

    Übri­gens ich fin­de deine(n) Arti­kel sehr gut und woll­te echt nicht stänkern!

    Antworten
  3. “Ich wür­de mir nie eine Lei­ca kau­fen Kom­ma aber … ” o Mann ?

    Mir geht die­ses Lei­ca = teu­er - The­ma lang­sam auf den Geist. Ja, die Din­ger haben ihren Preis. Wie Por­sches oder Mer­ce­des­se oder ähn­li­che Kar­ren. So what? Das weiß man mitt­ler­wei­le. Aber: Es gibt den Gebraucht­markt. Es gibt die Mög­lich­keit, bei der Kar­re eine Num­mer klei­ner zu fah­ren. Wenn man unbe­dingt eine Lei­ca möch­te. Aber die Knip­se nur auf den Preis zu redu­zie­ren, das lang­weilt all­mäh­lich. Fin­de ich. (Nicht reich, aber trotz­dem seit 25 Jah­ren Leicaknipser)

    Antworten
  4. Bin am Wochen­en­de bei einem Ein­kaufs­bum­mel in Frank­furt auch mehr­fach um den Lei­ca-Shop rum geschli­chen. Schön anzu­se­hen, sehr wer­tig und teu­er eben auch. Letzt­lich hat aber die Ratio über den “Haben-will-Fak­tor” gesiegt; ich habe zwei sehr gute Nikons mit super Lin­sen und für´s klei­ne Gepäck zwei Olym­pus mit eben­falls gutem Glas. Das reicht für einen Ama­teur abso­lut. Klar macht Pad­dy mit sei­nen Leica´s super Bil­der; aber die hat er frü­her mit Nikon und Olym­pus (nach mei­nem sub­jek­ti­ven Emp­fin­den) auch gemacht. An der Kame­ra­mar­ke liegt es also nicht, wenn mei­ne Bil­der nicht so gut sind 😉

    Antworten
  5. Sym­me­trie in die­sem Bild? Wo? Ich mei­ne, wenn eine Mit­tel­li­nie vor­han­den ist, dann soll­te man sich auch mit­tig hin­stel­len beim Foto­gra­fie­ren. Und wenn man’s nicht tut, soll­te man hin­ter­her kei­nes­falls über Sym­me­trie, Sorg­falt und elek­tro­ni­sche Hilfs­mit­tel schreiben.

    Frank

    Antworten
  6. Für Peter Gis­der · Janu­ar 07, 2018
    Für mich ist der Preis nur ein Kri­te­ri­um und wer das Geld hat, soll es auch gern aus­ge­ben. Ich habe übri­gens auch noch mei­ne Lei­caflex SL, die R7 und die R8. Nur wenn ich die Dis­kus­sio­nen im Lei­ca-Forum ver­fol­ge, dass ein neu­er Body nun 3-4 mm schma­ler ist oder end­lich wie­der die Maße der Mxx oder Rxx hat, dann ver­ste­he ich den Lei­ca-Boom eben nicht mehr. Wenn bei einem Käu­fer ein Modell ein­mal im Kopf steckt, dann bleibt es auch da, bis man es end­lich kauft.

    Antworten
  7. Lei­ca hin, Lei­ca her,
    dabei weis doch jeder, das der der hin­ter der Kame­ra steht das Pho­to macht und die Kame­ra nur ein Arbeits­ge­rät ist.
    Dem Moment den ich fest­hal­te ist es egal ob Lei­ca, Olym­pus, Pen­tax, Fuji, Pana­so­nic, Canon, Nikon und Sony (sor­ry wenn ich eine Mar­ke ver­ges­sen habe) auf dem Arbeits­ge­rät steht.

    Grü­ße
    und schö­nes Licht zum “knip­sen”

    Antworten
  8. Nie hat es so vie­le rich­tig gute Kame­ras gege­ben als heu­te. Gibt es sie noch die wirk­lich schlech­te Kamera…ich glau­be nicht.….ob man sich eine Lei­ca kauft ist eine Geld und Geschmacksfrage…gute Fotos kann man mit allen halb­wegs ver­nünf­ti­gen Kame­ras heu­te machen.…

    Antworten
  9. Jeder Foto­freak hat sich auch schon mal mit dem M Sys­tem auseinandergesetzt…und den guten Objek­ti­ven der aktu­el­len M Produktlinie.…aber dann wäre man wie­der beim The­ma Erhö­hung der tech­ni­schen Bild­qua­li­tät und dann muss man wie­der einen Schritt zurück­tre­ten und auch schau­en was man da am Markt für “Lei­ca Geld” noch bekommt und dann den­ke ich da an ein Fuji GFX 50 S Sys­tem oder an eine Nikon D 850 und bei­de Sys­te­me rela­ti­vie­ren und ” Erden” dann die tech­ni­sche Bild­qua­li­tät eines aktu­el­len M Sys­tems doch schlag­ar­tig wie­der. Wenn man sich für eine Lei­ca M ent­schei­det dann will man pri­mär halt Lei­ca und dort das M Fee­ling des Kamerasystems…

    Antworten
  10. Ich habe ein­fach Freu­de an der Foto­gra­fie, wel­che mir vie­le schö­ne Momen­te und Begeg­nun­gen geschenkt hat. Bei mir haben sich im Ver­lauf mei­nes Lebens ein­fach die Prio­ri­tä­ten und die finan­zi­el­len Umstän­de geän­dert und konn­te mir die Fra­ge stel­len, ob ich mir eine Lei­ca kau­fen will oder nicht. Ich fin­de rück­bli­ckend für mich dann eine Ent­schei­dung rich­tig, wenn sie mir etwas Posi­ti­ves geschenkt hat.

    Antworten
  11. Leica…und der Preis! Ich ken­ne auch Leu­te im Freun­des­kreis, die haben eine güns­ti­ge DSLR und knip­sen wild damit rum. Immer kommt das Argu­ment, dass der Foto­graf das Bild macht und nicht die Kame­ra. Das stimmt so natür­lich, aber wie­so kommt das immer bei dem The­ma “Lei­ca” mit auf?

    Die meis­ten ver­kau­fen und kau­fen doch in Bör­sen Bodies und Objek­ti­ve schnel­ler als sie ihre Unter­wä­sche wech­seln, über­spitzt for­mu­liert. Wert­ver­lust mit ein­be­rech­net bedeu­tet eben auch, dass man bei Lei­ca wohl erst­mal nur ein Objek­tiv hat und dabei auch län­ger blei­ben muss, je nach Geldbeutel.

    Aber was mich am meis­ten ärgert, auch in mei­nem Freun­des­kreis: “Oh, Lei­ca, die ist aber teu­er! Sowas wür­de ich mir nie leis­ten *neid*.”. Bei genau­er Betrach­tung fällt einem dann aber auf, dass der Herr wohl etwa ~20-30k mehr beim Auto aus­ge­ge­ben hat. Und man vllt auch mal mit­be­rück­sich­ti­gen soll­te, dass die­ser Herr eine schö­ne Samm­lung von Nikon hat, wel­che ja auch ihr Geld wert ist.

    Man­che wer­den sich nie Lei­ca leis­ten kön­nen, das ist so. Aber man muss auch nicht immer jedes Objek­tiv der Sum­mi­lux-Rei­he inkl. zwei­er Bodies haben. Eine gebrauch­te M9 kos­tet immer noch viel, und ein Sum­ma­rit ist auch nicht güns­tig. Ich mag die­se Redu­zie­rung auf Geld nicht.

    Antworten
  12. Genau. Leis­ten kön­nen ist so ´ne Sache. Ich fahr kein Auto. Ich bin spar­sam, mei­ne Frau sagt manch­mal gei­zig. Aber für gute Din­ge geb ich Geld aus. Davon kauf ich dann nicht so viel. Ich fra­ge mich bei den meis­ten Din­gen: “Brau­che ich das (wirk­lich)?” Und meis­tens eben nicht.
    Ich hat­te schon mal eine M8. Hab ich ver­kauft, weil ich damit nicht so fle­xi­bel war bei den Event­fo­tos. X100 und XT1 kamen in die Tasche. Aber ich hab immer gedacht, oh Mann, hät­test du nur… Weil ich näm­lich total vie­le Bil­der, die mir was bedeu­ten, mit der Lei­ca gemacht habe. Fast hät­te ich einem Freund die M9 abge­kauft. Da war sie aber schon weg. Als Weih­nachts­ge­schenk hab ich jetzt eine M240, auch schon 3 Jah­re alt, mir sel­ber geschenkt. Mit 3k schmerz­haft teu­er. Aber wenn ich beden­ke, was mich für eine Freu­de durch­zuckt, wenn ich sie in die Hand neh­me und das lei­se Klack des Aus­lö­sers höre und füh­le, dann ist mir das Geld doch nicht zum Fens­ter raus­ge­wor­fen. Eins ist klar. Die Bil­der der ein Jahr vor­her ange­schaff­ten XPro2 sind zuver­läs­sig bes­ser. Aber so schön die auch ist, sie ist mehr Com­pu­ter als die Lei­ca. Mit der M den­ke ich noch mehr in Bil­dern. Und das ist doch ein guter Grund für Leica.

    Antworten
  13. Die Lei­ca Sofort kannst du als Fuji Ins­tax 90 sofort kau­fen. Aller­dings kos­ten die Bil­der das Gleiche .….

    Was für ein Nut­zen hat ein Dia­mant­ring für 3.000 EUR? Oder eine Rolex? Eine Swatch für 50 EUR zeigt die glei­che Zeit an.
    Man muss es sich leis­ten wollen.

    Antworten
  14. Ich ver­ste­he die Aus­sa­ge nicht - mit wel­cher Kame­ra wur­de das Bild gemacht und wel­che Sofort­bild­ka­me­ra wur­de am Ende gekauft - in dem Leica-Laden?

    Antworten

Schreibe einen Kommentar