Nikon CLS Workshop Teil 5: FP Kurzzeitsynchronisation

Dieses Artikel ist Teil des Nikon SB-900 Praxisguide, dem eBook rund um das Fotografieren mit dem Nikon Creative Lighting System.

Die FP Kurz­zeit­syn­chro­ni­sa­ti­on ist eine Funk­ti­on, die für mich einen gro­ßen Vor­teil des CLS gegen­über der Ver­wen­dung von Dritt­an­bie­ter-Gerä­ten oder auch von Stu­dio­blit­zen darstellt.

Die Blitzsynchronzeit

Ich möch­te ver­su­chen zunächst ein­mal ganz kurz zu erklä­ren was die Blitz­syn­chron­zeit ist. Der Ver­schluss einer moder­nen digi­ta­len Spie­gel­re­flex­ka­me­ra ist ein sog. Schlitz­ver­schluss, d.h. es fährt ein Schlitz von oben nach unten über den Sen­sor und lässt das Licht für die Belich­tung durch. Je län­ger die Belich­tungs­zeit ist, umso grö­ßer ist der Schlitz und ab einer bestimm­ten Belich­tungs­zeit ist der Schlitz genau­so groß wie der Sen­sor. Das ist dann auch gleich­zei­tig die Blitz­syn­chron­zeit, die sich übli­cher­wei­se im Bereich zwi­schen 1/160 und 1/250 Sek befin­det, kann aber auch mal etwas kür­zer oder län­ger sein, je nach Kamera.

Nun muss man noch wis­sen, dass ein Blitz sein Licht extrem schnell abbrennt, irgend­wo zwi­schen 1/1000 und 1/10.000 Sek abfeu­ert, je nach Leis­tung. Das hat zur Fol­ge, dass der Blitz sein Licht schon lan­ge abge­feu­ert hat, wäh­rend der Schlitz­ver­schluss noch gemüt­lich unter­wegs ist. Die Fol­ge sind schwar­ze Bal­ken und ein Bild das nur par­ti­ell beleuch­tet ist.

Ver­wen­det Ihr Stu­dio­blit­ze oder Gerä­te von Dritt­an­bie­tern, dann müsst Ihr auf die­se Syn­chron­zeit ach­ten, was zur Fol­ge hat, dass Ihr nicht kür­zer als 1/250 Sek belich­ten dürft um die schwar­zen Bal­ken zu ver­mei­den. Was macht man nun aber, wenn man drau­ßen bei Son­nen­schein sein Motiv auf­hel­len möch­te? Bei Son­nen­schein ist 1/250 Sek schon ver­dammt lang, je nach Blen­de bewegt man sich eher im Bereich zwi­schen 1/500 und 1/4000 Sek. Spä­tes­tens, wenn man mit offe­ner Blen­de bei 2,8 oder weni­ger foto­gra­fie­ren will, hat man ein Problem.

Hier kommt die FP Kurz­zeit­syn­chro­ni­sa­ti­on des Nikon CLS ins Spiel und löst genau das Problem.

Grundprinzip

Das Grund­prin­zip der FP Kurz­zeit­syn­chro­ni­sa­ti­on (FP steht für Focal Pla­ne und heisst Schlitz­ver­schluss) ist rela­tiv ein­fach. Anstatt einen ein­zi­gen Blitz abzu­feu­ern wird im FP-Modus eine Rei­he von Blit­zen abge­feu­ert, die dafür sor­gen, dass wäh­rend der gan­zen Zeit, die der Schlitz über den Ver­schluss fährt, auch Blitz­licht vor­han­den ist. Also eine Art Dau­er­feu­er. Damit ist es mög­lich bei der D700 sogar bis zu 1/8000 Sek noch zu blit­zen. Das ist natür­lich geni­al, wenn man bei Son­nen­schein oder sogar gegen die Son­ne blit­zen möchte.

Die­ses Bei­spiel­fo­to wur­de bei Blen­de 1,8 mit 1/2000 Sek bei ISO 200 auf­ge­nom­men. Die Kame­ra stand im A-Modus (Blen­den­prio­ri­tät) und ich bin so vor­ge­gan­gen, wie auch schon in den vor­he­ri­gen Kapi­teln beschrie­ben. Matrix­mes­sung und den Blitz im TTL BL Modus direkt auf dem Blitz­schuh fron­tal aufs Modell aus­ge­rich­tet. Modell anvi­siert, fokus­siert, FV gedrückt, Kame­ra ver­schwenkt und abge­drückt. Der Blitz war um -1,3 EV nach unten korrigiert.

FP Kurzzeitsynchronisation einstellen

FP stellt Ihr nicht am Blitz, son­dern in der Kame­ra ein. Bei der D700 ist es im Indi­vi­du­al­me­nü der Punkt “e1” und heisst Blitz­syn­chron­zeit. Dort wählt Ihr 1/250 Sek aus, in Klam­mern steht dahin­ter auch FP-Kurzzeit.

Anschliessend seht Ihr auch auf dem Dis­play des SB-900 das Sym­bol FP, sowohl im TTL als auch im TTL BL Modus.

Ab sofort könnt Ihr im S-Modus auch Ver­schluss­zei­ten wäh­len, die kür­zer als 1/250 Sek sind und im A-Modus bekommt Ihr nicht mehr die Mel­dung “HI” ange­zeigt, wenn die Ver­schluss­zeit durch die Blen­den­wahl zu kurz sein sollte.

Die Nachteile

FP Kurz­zeit­syn­chro­ni­sa­ti­on hat lei­der auch Nach­tei­le, der größ­te ist die ver­rin­ger­te Leis­tung. Dadurch, dass der Blitz nun im Dau­er­feu­er­mo­dus ist, muss er sich die Leis­tung ein­tei­len, um das Dau­er­feu­er durch­zu­hal­ten. Das hat zur Fol­ge, dass Ihr unterm Strich weni­ger Leis­tung zur Ver­fü­gung habt. Das macht sich sehr schnell bei Son­nen­licht bemerk­bar, wo die klei­nen SB-900 ohne­hin schon oft genug an ihrer Leis­tungs­gren­ze sind. Man muss dann schon ganz schön nah an das Motiv ran gehen, um noch genü­gend Leis­tung zur Ver­fü­gung zu haben. Ärger­li­cher wei­se benö­tigt man spe­zi­ell in den Situa­tio­nen wo man FP benutzt auch mehr Leis­tung und je kür­zer die Belich­tungs­zeit wird, umso gerin­ger die maxi­ma­le Blitzleistung.

Im Hand­buch fin­det Ihr ganz hin­ten eine Tabel­le mit Leit­zah­len bei unter­schied­li­chen Modi des SB-900. Um Euch einen Anhalts­punkt für die ver­lo­re­ne Leis­tung zu geben, hier ein Beispiel:

Bei 50 mm / ISO 100 / FX hat der SB-900 eine Leit­zahl von 40, wenn er die vol­le Leis­tung abfeuert.
Ist man mit den glei­chen Wer­ten (50 mm / ISO 100 / FX) gezwun­gen auf FP zu wech­seln, so redu­ziert sich die Leit­zahl auf 18,4.
Der Unter­schied ist also schon deut­lich und ich kann Euch garan­tie­ren, dass die­ser Unter­schied ganz schön ner­ven kann. Daher emp­feh­le ich Euch bei kras­sem Son­nen­licht viel­leicht lie­ber mit Reflek­to­ren zu arbei­ten, denn dafür ist der SB-900 nicht gemacht.

Den­noch habe ich bei mir FP immer ein­ge­schal­tet, denn wenn die Belich­tung län­ger als 1/250 Sek ist, dann schal­tet der SB-900 auto­ma­tisch in den Nor­mal­mo­dus. Dar­um muss man sich nicht küm­mern, man muss es nur wis­sen. Habe ich bei FP zu wenig Leis­tung, dann neh­me ich einen zwei­ten SB-900 dazu, denn die Leis­tung ver­dop­pelt sich dann 😉
Soll­test Du kei­nen zwei­ten SB-900 zur Hand haben, dann kannst Du durch Anhe­bung des ISO-Wer­tes dem Blitz mehr Reser­ve geben. Das ist dann auch der Grund war­um ich selbst bei strah­len­dem Son­nen­schein ger­ne auf ISO 800 hoch gehe. Ihr dürft die benö­tig­te Blitz­leis­tung bei Son­nen­schein nicht unter­schät­zen, das ist ech­te Schwerst­ar­beit für den SB-900. Ein gutes Bei­spiel ist eine Hoch­zeit, wo man bei strah­len­dem Son­nen­schein die Hoch­zeits­ge­sell­schaft vor der Kir­che foto­gra­fiert. Das ist ein ech­ter Mara­thon für den SB-900 und Ihr braucht alle Reserven.

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19 Gedanken zu „Nikon CLS Workshop Teil 5: FP Kurzzeitsynchronisation“

  1. gute erklä­rung 😉

    klei­ne ergänzung:
    die auf­zu­brin­gen­de mehr­leis­tung im fp-modus resul­tiert aus der sum­me der vie­len klei­nen licht­im­pul­se … hier muss “ein­fach” über die zeit inte­griert werden.

    wird die belich­tungs­zeit immer wei­ter ver­kürzt, kön­nen nur noch kür­ze­re licht­im­pul­se zur blitz­be­lich­tung her­an­ge­zo­gen wer­den. das bedeu­tet, dass die blit­z­ener­gie pro impuls wei­ter abnimmt und weni­ger blitz­licht pro bild­ab­schnitt zur ver­fü­gung steht. der klas­si­sche teu­fels­kreis … ande­re lösun­gen hast du ja vorgeschlagen;)

    es ergibt sich für mich eine span­nen­de fra­ge: gesetzt du ver­wen­dest eine belich­tungs­zeit 1/8000 sec. könn­te man nicht das blitz­licht mit einem impuls von 1/6000 sec oder sogar noch län­ger bren­nen las­sen und damit belich­ten … vor­aus­ge­setzt, die erfor­der­li­che blit­z­ener­gie reicht aus? dann müss­te man aller­dings auch über die span­nung arbei­ten kön­nen (dür­fen) … 🙁

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  2. Hal­lo,
    auch wenn ihr so auf Nikon Blit­ze steht: mein Metz 58AF1 digi­tal kanns auch (eben­so wie das noch güms­ti­ge­re 48AF1 digi­tal), ist qua­li­ta­tiv super (Metz eben) und kos­tet “etwas” weni­ger als ein SB900…

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    • Naja, so viel güns­ti­ger ist der Metz auch nicht. Liegt so um 300,-€. Wenn ich schon so viel aus­ge­be, dann lege ich noch ein biss­chen drauf und kau­fe lie­ber den Nikon. Das soll aber nicht heis­sen, dass Metz schlecht ist. Ich ken­ne das Gerät nicht und kann es nicht beur­tei­len. Ist eher so, dass ich grund­sätz­lich das Ori­gi­nal­zu­be­hör bevor­zu­ge. In den meis­ten Fäl­len hat es sich als gute Ent­schei­dung her­aus­ge­stellt. Wenn Metz jedoch die glei­chen Fea­tures und Leis­tung bei glei­cher Qua­li­tät lie­fert, war­um nicht. Alter­na­ti­ven sind immer gut für den Wettbewerb.

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  3. Das ist glau­be ich die mit wich­tigs­te Sache die ich nun schlau­er bin - end­lich offen­blen­dig in der son­ne blit­zen kön­nen… Und der Hit ist dass es mein bil­li­ger Sig­ma EF-500 DG ST auch auto­ma­tisch beherrscht - SUUPER!!!!!!!!!

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  4. Nur mal als Hin­weis für die Metz-Freun­de 😉 … ich habe soeben einen neu­en SB-900 gekauft und dafür 319 EUR + Ver­sand bezahlt. Das fin­de ich nicht zu teu­er für die gebo­te­ne Leistung.

    Grund­sätz­lich: Vie­len Dank für die Mühe und Dei­ne Erklä­run­gen. Mir ging es frü­her so ähn­lich wie Dir, ich war Blitz-Ver­wei­ge­rer. Heu­te blit­ze ich über­all, wo ich darf. Meist habe ich neben dem SB-900 noch einen klei­nen SB-400 im Ein­satz. Ich habe kei­ne Ahnung, war­um ich frü­her eine nega­ti­ve Mei­nung zum Blit­zen hat­te 😉 … mei­nen Bil­dern sieht man eher sel­ten an, ob/dass ich geblitzt habe.

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  5. Bringt es einen Vor­teil einen Grau­fil­ter (ND) zu benut­zen um wie­der unter 1/250 s Belich­tung zu gelan­gen und somit vol­le Blitz­leis­tung zu errei­chen? Wer hat das schon getestet?

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    • Durch den Grau­fil­ter brauchst Du ja auch wie­der mehr Leis­tung. Was mehr frisst weiss ich nicht, woll­te ich aber schon immer mal aus­pro­be­ren. Mal schau­en, mache ich viel­leicht mal demnächst.

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  6. Sehr guter Bei­trag, vie­len Dank. Aber ein Miss­ver­ständ­nis muss ich korrigieren:

    FP steht für Flash Power, nicht für Schlitzverschluss.
    Schlitz­ver­schluss wäre FPS = Focal Pla­ne Shutter.
    Bei Nikon steht aber FP und nicht FPS. Es ist also etwas ande­res gemeint.
    Focal Pla­ne (eben­falls FP) bedeu­tet nor­ma­ler­wei­se Brennebene.
    Der CCD Sen­sor steht auf der FP, Brenn­ebe­ne, nicht der Ver­schluss. Der steht davor.
    In Sachen CLS steht FP aber für Flash Power, nicht für Focal Pla­ne und nicht für Schlitzverschluss.

    “(1) The focal pla­ne repres­ents the area in a came­ra whe­re light is focu­sed. In digi­tal came­ras and digi­tal video recor­ders the CCD rests on the focal plane.
    (2) A focal pla­ne shut­ter is a type of pho­to­gra­phic shut­ter used in 35mm SLR came­ras. It is posi­tio­ned behind the lens and slight­ly in front of the focal plane.”
    Quel­le: Nikon Website.

    Focus = Brennpunkt
    Focal Pla­ne = Brennebene
    FP = Focal Pla­ne, oder
    FP = Flash Power (nur bei Nikon)
    FPS = Schlitzverschluss

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  7. Sor­ry, ich lag wohl falsch.
    FP als Kür­zel wird doch auch im Sin­ne von Schlitz­ver­schluss gebraucht. Steht zumin­dest im Wiki­pe­dia so.
    Ich hat­te vor 1 oder Jah­ren in einem Forum, ich glau­be im Nikon Forum, gefragt, was die Buch­sta­ben FP auf dem Dis­play mei­nes SB-900 bedeu­ten und da hat­te mir ein Exper­te geant­wor­tet, es wür­de Flash Power bedeu­ten und gemeint sei die HiSpeed Syn­chro­ni­sa­ti­on von Nikon.
    Von da an habe ich mich wei­ter in Sachen HSS schlau gemacht, theo­re­tisch und prak­tisch, habe viel den FP-modus als Auf­hell­blitz bei Son­nen­schein benutzt, habe aber immer FP im Sin­ne von Flash Power gedeu­tet da ich jenem Exper­ten geglaubt hatte.
    So ver­brei­ten sich Mythen im internet.

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  8. Hi Pad­dy,
    funk­tio­niert das Gan­ze nur via CLS oder wür­de das auch funk­tio­nie­ren wenn man die D700 und den SB-900 via Phot­tix Odin Funk­zün­der kom­mu­ni­zie­ren lässt?

    Gruß
    Wolfgang

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