Spezialisierung und Abwechslung

Wofür möch­tet Ihr ste­hen? Mit wel­chem Begriff wollt Ihr in Ver­bin­dung gebracht wer­den? “Ich brau­che einen Hoch­zeits­fo­to­gra­fen” … “Ja da fällt mir sofort der XY ein”.

Die­sen Sta­tus erreicht man mei­ner Mei­nung nach nur, wenn man sich spe­zia­li­siert. Ver­kör­pert man eine Art der Foto­gra­fie und wird damit sofort in Ver­bin­dung gebracht, so steigt die Emp­feh­lungs­ra­te deut­lich. Der Spe­zia­list beherrscht sein Fach wie kein ande­rer. Willst Du den bes­ten? Dann hol einen Spe­zi. Der kos­tet zwar viel mehr, aber er ist es auch wert.

Mein Rat an alle Foto­gra­fen, die von dem Job leben möch­ten, ist sich zu spe­zia­li­sie­ren. Nur so kann man auf lan­ge Sicht auch hohe Prei­se erzie­len. Nur so kann man sich auf ein The­ma kon­zen­trie­ren und die­ses auf ein Niveau heben, wel­ches auch hohe Prei­se recht­fer­tigt. Ein gros­ser Feh­ler ist es mei­ner Mei­nung nach alles anzu­bie­ten. Hoch­zei­ten, Por­traits, Bewer­bun­gen, Baby­bäu­che, Babys ohne Bauch, Fami­li­en, Tie­re, Paa­re, Events und und und. Na klar ist es erst ein­mal ver­lo­ckend sich breit auf­zu­stel­len und so mög­lichst vie­le poten­ti­el­le Kun­den an Land zu zie­hen. Ende vom Lied ist jedoch, dass man in einer Imbiss­bu­de mit 50 ver­schie­de­nen Gerich­ten zu je 4,90 € steht, wäh­rend der Ster­ne-Koch um die Ecke zwei Menüs für je 200,- € anbie­tet. Beim Ster­ne­koch muss man reser­vie­ren … ach ich den­ke Ihr wisst schon wie der Ver­gleich weitergeht.

Der Spe­zia­list hat 500 Hoch­zei­ten foto­gra­fiert und dem­entspre­chend Erfah­rung. Den kann nichts aus der Bahn wer­fen und er wird aus jeder Kack­lo­ca­ti­on mit Fun­zel­licht gran­dio­se Bil­der her­aus­ho­len. Der Gene­ra­list hat 10 Hoch­zei­ten, 8 Baby­bäu­che, 9 Wel­pen, 25 Bewer­bungs­fo­tos und diver­ses ande­res Zeug gemacht. Er kann auch mit sei­ner Kame­ra umge­hen, aber die Erfah­rung auf einem ein­zel­nen Gebiet fehlt ihm ein­fach. Er ist gut, aber nir­gend­wo der Beste.

Nun gut, das leuch­tet bestimmt ein, sogar mir. Fakt ist aber, dass ich kei­ne Lust habe mein Leben lang das glei­che zu machen. Ich brau­che Abwechs­lung. Mache ich zu lan­ge den sel­ben Kram, so wird mir lang­wei­lig und ich ver­lie­re die Lust, was alles ande­re als gut für das Ergeb­nis ist. So kam es auch, dass ich irgend­wann mei­nen Job hin­ge­schmis­sen habe. Er hat mich gelang­weilt. Aus finan­zi­el­ler Sicht ein völ­lig hirn­ris­si­ger Schritt. Die tol­le Kar­rie­re, das Anse­hen, das Fach­wis­sen. Alles weg­ge­schmis­sen! Und wofür? Um Foto­graf zu wer­den. Na toll.

Am Ende der Hoch­zeits­sai­son bin ich froh, dass sie um ist. Eini­ge Mona­te spä­ter freue ich mich dann aber doch wie­der drauf. Nach ein paar Wochen Work­shops hat man sich den Mund fus­se­lig gere­det und freut sich auf eine Woche ohne. Es ist ein Auf und Ab. Ich bin jedoch sehr dank­bar, dass die­se Mög­lich­keit besteht. So pro­bie­re ich viel aus, war oft in mei­nem Stu­dio zugan­ge, obwohl ich lie­ber draus­sen foto­gra­fie­re, arbei­te mit Models, obwohl ich immer erzäh­le wie toll es ist mit “nor­ma­len” Men­schen vor der Kame­ra zu arbei­ten. Ich foto­gra­fier­te Mode, obwohl mir die Kla­mot­ten eigent­lich egal sind. Ich tes­te teu­res Spiel­zeug in dem Wis­sen, dass es eigent­lich unnö­tig ist. Was kommt dabei her­aus? Ein glück­li­cher Pad­dy, der Abwechs­lung hat.

Die Spe­zia­li­sie­rung behal­te ich den­noch im Auge, denn vie­les was ich pro­bie­re zei­ge ich nicht vor. Auf mei­ner Web­sei­te fin­den sich nur Din­ge, für die ich gebucht wer­den möch­te. Und ja, das ändert sich mit der Zeit ger­ne mal 😉

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18 Gedanken zu „Spezialisierung und Abwechslung“

  1. Das geht mir genau­so. Ich weiß auch dass eine Spe­zia­li­sie­rung cle­ve­rer ist, aller­dings pro­bie­re ich auch viel zu ger­ne mal was ande­res, als das ich mich fest­le­gen könn­te. Ich kann dich da jeden­falls sehr gut verstehen. 🙂

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  2. Sehr schön geschrieben! 

    Ein ech­ter denk Anstoß! Ich bin recht neu in Foto­gra­fie und weiß nicht recht ob und wofür ich mich spe­zi­el­le inter­es­sie­re, ich mach gerne 🙁 

    😀

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  3. Über eine Spe­zia­li­sie­rung den­ke ich auch immer wie­der nach - aber auch ich lie­be die Abwechs­lung, wobei mir die Arbeit als Hoch­zeits­fo­to­graf schon extrem viel Spaß macht. Im Win­ter sind die Hoch­zei­ten natür­lich eher rar - da kom­men dann die Stu­dio­shoo­tings ganz recht. Und Her­aus­for­de­run­gen lie­be ich sowieso!

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  4. jo Pad­dy und was is jetzt mit Spe­zia­li­sie­rung? wie wür­dest du dich sehen wo bist du der Spezialist?
    Naja du hast schon recht, wenn man immer nur das sel­be macht auch wenns nötig wird um die Koh­le an Land zu zie­hen wirds echt lang­wei­lig, Rou­ti­ne ist fin­de ich wich­tig, soll­te aber auch durch etwas neu­es mit Her­aus­for­de­run­gen ergänzt werden…

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  5. Hal­lo Patrick , dein Rat an die Foto­gra­fen fin­de ich gut.man soll­te sich auf paar Sachen spezialisieren.Vorfälle wer davon leben muss.aber man soll­te auch wissen,was man gut kann.viele stür­zen sich auf hoch­zeits­fo­fo­gra­fie nur weil es gutes Geld bringt.aber sie das gut können,dass ist eine ande­re Sache.ein berufs­fo­to­graf muss sicher­lich Sachen fotografieren,die er nicht so mag. Aber dein Rat fin­de ich gut. Dei­ne ver­su­che und Tipps fin­de ich jeden­falls fast immer sehr gut. Bes­te grü­ße Jens

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  6. Eine Idee für Leu­te, die Angst haben dass eine Spe­zia­li­sie­rung lang­wei­lig ist, ist es auch eine Über­le­gung wert, sich auf Kun­den­grup­pen zu spe­zia­li­sie­ren, die unter­schied­li­che Bil­der suchen. Ich z.B. foto­gra­fie­re fast nur Hotels. Das bedeu­tet aber: Inte­ri­eur, Peo­p­le, Food und eini­ges mehr - so rich­tig lang­wei­lig wird das nie, auch wenn natür­lich auch immer Wie­der­ho­lung dabei ist.
    Aber Wie­der­ho­lung ähn­li­cher Bil­der kann man ja auch als eige­ne Bild­spra­che begrei­fen und dann ist es was tolles : )

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  7. Ich tei­le dei­ne Ansich­ten zu 100 Pro­zent. Wit­zi­ger­wei­se hat­te ich zu Beginn mei­ner Selbst­stän­dig­keit gar nicht so den Kun­den­nut­zen bei einer Spe­zia­li­sie­rung im Kopf, son­dern eher mein Wohl­be­fin­den. Es gibt nun mal Sachen die kann ich gut und die mache ich dann auch gern und es gibt Sachen die könn­te ich viel­leicht auch machen(Hochzeiten zum Bei­spiel ;)) aber es gibt ein­fgach Leute(dich zum Bei­spiel ^^) die kön­nen das viel bes­ser als ich. Mich wür­de es auf Dau­er nur fürch­ter­lich frus­trie­ren, wenn ich stän­dig Bil­der machen wür­de, mit denen ich nicht zufrie­den bin. Dazu bin ich ein­fach zu selbst­kri­tisch. Aller­dings brauch ich auch immer mal Abwechs­lung. Mir wirds auch schnell lang­wei­lig und da hab ich im Mon­ment mit mei­nen zwei Rich­tun­gen Pro­dukt und Food noch Abwechs­lung genug. Zumin­dest vor­erst, Ende des Jah­res kommt noch ein Stu­di­um dazu 😉

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  8. Sor­ry Paddy, 

    aber das ist doch irgend­wie Humbug. 

    Wenn sich dei­ne Vor­lie­ben wie du schreibst von Zeit zu Zeit ändern und du dann in 10 Jah­ren “spe­zia­li­siert” bist in all den ande­ren Gen­res die dir so Spass gemacht haben, hast du dich dann zur “Imbiss­bu­de” qua­li­fi­ziert nur weil du ein brei­te­res Spek­trum bedienst? 

    Ja, ja ich weiss schon was du sagen willst aber dei­ne Ein­stel­lung muss man sich auch leis­ten kön­nen. Jeder der sich mit dem Gedan­ken trägt Foto­graf zu wer­den, (sowie­so schon däm­lich 😉 ) braucht JEDEN Auf­trag, sonst ist er tot - mausetot.

    Ich will damit sagen, jedes Ding zur rech­ten Zeit. Mit 13.000 “Fans” kann man schon mal Work­shops und ande­re Sachen im Inter­net anbie­ten … das die nicht von allei­ne gekom­men sind ist schon klar aber eben - JETZT ist die Zeit reif dafür.

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  9. Da haben wir ne mewn­ge gemein­sam - zumin­dest in den Ansich­ten und dem Wunsch nach Ver­än­de­rung und Fort­schritt. Nur ein biisel mehr üben muß ich halt und mei­nen Bereich definieren.
    lg in den hohen Norden

    Hol­ger

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  10. Eine Bin­sen­weis­heit hast du sehr schön und anschau­lich dargestellt 😉
    Nur eines müss­te man aus mei­ner Sicht noch hin­zu­fü­gen: Spe­zia­li­sie­rung birgt auch die Gefahr dass man irgend­wann nur noch macht was man bis­her gemacht hat, ein­fach weil man ver­gisst über den Tel­ler­rand zu gucken. Dann wirds auch den Kun­den irgend­wann mal lang­wei­lig, weil man zwar die Bil­der der ande­ren Hoch­zeit toll fand, die der Spe­zia­list gemacht hat, aber trotz­dem irgend­wie zwar das glei­che aber nicht das­sel­be haben möchte.

    Man muss halt irgend­wie den Spa­gat schaf­fen, von sei­nen Schwer­punk­ten leben zu kön­nen, ohne dass die­se einem selbst zur Last wer­den und der wei­te­ren Ent­wick­lung im Weg ste­hen. Aber ich glau­be, das kriegst du ganz gut gebacken…soweit ich das von außen beur­tei­len kann 😉
    LG Annette

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  11. Man soll­te schon ver­su­chen in einem Bereich sich einen Namen zu machen…
    doch 2 Anmer­kun­gen dazu:

    1. Der Blick übern Zaun­pahl führt oft zu über­ra­schen­den Erkennt­nis­sen und hift zur neu­en Ansich­ten im altbewährtem…

    2. Ein guter Trai­ner kanns mit jeder Mann­schaft (zur Meis­ter­schaft bringen)

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  12. Hey Pad­dy, ich fin­de es immer toll, wie du Berich­te schreibst. Immer super klar und den sprich­wört­li­chen Nagel auf den Kopf getrof­fen 😉 Wür­de ich nicht in Öster­reich leben, hät­te ich dich schon mal besucht 😉 um bei den ein oder ande­ren Work­shop von dir dabei zu sein.
    Dan­ke für dei­ne tol­len Berichte!
    LG aus Österreich!
    Swen

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