Tipps für Silhouetten-Fotos

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Ich ste­he ja so rich­tig auf Sil­hou­et­ten-Fotos. Meis­tens sind sie sehr dra­ma­tisch und irgend­wie mys­tisch, da man eben nicht alles sieht. Nur die Umris­se eines Motivs müs­sen aus­rei­chen, um es dar­zu­stel­len und eine Aus­sa­ge zu erzeu­gen. Heu­te gibt es ein paar Tipps, wie ich Sil­hou­et­ten-Fotos mache und wor­auf ich dabei achte.

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Eine Sil­hou­et­te ent­steht, wenn man ein Motiv vor einem hel­len Hin­ter­grund plat­ziert. Das Motiv selbst darf dabei kein Licht abbe­kom­men oder deut­lich weni­ger als der Hin­ter­grund. Im Grun­de ist die Licht­quel­le hin­ter mei­nem Vor­der­grund­mo­tiv und leuch­tet es von hin­ten an. Ich brau­che also eine Licht­quel­le. Beson­ders gut geeig­net ist dafür die Son­ne, egal ob Auf- oder Unter­gang, sie muss nur tief genug stehen.

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Belich­tet man nun auf den Hin­ter­grund, so wird das Motiv im Vor­der­grund auto­ma­tisch schwarz. Der Effekt ist umso extre­mer, umso hel­ler mei­ne Licht­quel­le scheint. Beson­ders krass ist es, wenn man die Son­ne direkt im Hin­ter­grund sieht. Je dra­ma­ti­scher der Son­nen­un­ter­gang oder die Wol­ken­struk­tur am Him­mel, umso dra­ma­ti­scher wird auch das Foto wir­ken. Eigent­lich foto­gra­fiert man die Licht­quel­le, wel­che teil­wei­se von einer Sil­hou­et­te ver­deckt wird. Eine leich­te Unter­be­lich­tung wirkt dabei oft Wun­der und dreht noch mehr am Dra­ma­rad. Rein Belich­tungs­tech­nisch ist so eine Sil­hou­et­te ein Kinderspiel.

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Viel wich­ti­ger ist es ein Motiv zu fin­den, das auch als Sil­hou­et­te funk­tio­niert. Ich brau­che also etwas, das nur durch sei­ne Umris­se zu erken­nen ist. Ich mache es sehr ger­ne bei Pär­chen­shoo­tings, denn Sil­hou­et­ten kom­men immer gut an. Ob es dar­an liegt, dass man nicht auf sei­nen Gesichts­aus­druck ach­ten muss? Jo, das ist bestimmt so, aber das Bild­ergeb­nis ist oft auch uner­war­tet, denn das mensch­li­che Auge nimmt die Sze­ne­rie voll­kom­men anders war. Wir sehen in der Rea­li­tät kei­ne Sil­hou­et­te, da unser Auge viel zu viel Dyna­mik­um­fang hat.

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Bei Men­schen ist es wich­tig auf die Pose zu ach­ten. Mei­ne Erfah­rung ist, dass es gut ist etwas zu über­trei­ben. Sich stre­cken und recken, Arme weit weg vom Kör­per, in die Luft sprin­gen, alles hilft die Sil­hou­et­te mög­lichst vor­teil­haft zu gestal­ten. Steht man ein­fach nur da und lässt die Arme run­ter hän­gen, so ist man ein ein­zi­ger gros­ser schwar­zer Fleck auf dem Bild und wirkt ordent­lich auf­ge­pumpt. Zwar kann man eine Sil­hou­et­te sehr ein­fach mit dem Ver­flüs­si­gen-Tool pim­pen, aber wir wol­len doch lie­ber gleich schön foto­gra­fie­ren, oder?

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Soll beim Posing geknutscht wer­den, so ist es wich­tig den rich­ti­gen Moment zu erwi­schen. Ich mag die­sen win­zi­gen Moment kurz bevor sich die Lip­pen tref­fen. Dann erkennt man die Lip­pen noch in der Sil­hou­et­te kurz bevor sie sich auf­ein­an­der pres­sen und zu einem unde­fi­nier­ten schwar­zen Klecks wer­den. Ich sage den Paa­ren, sie sol­len sich ganz lang­sam nähern und vor allem beim Küs­sen nicht gegen­sei­tig aufessen.

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Der Schlüs­sel zu einer guten Sil­hou­et­te liegt in der Frei­stel­lung. Posi­ti­on des Motivs und des Foto­gra­fen wäh­le ich so, dass mein Motiv mög­lichst wenig Berüh­rungs­punk­te mit ande­ren schwar­zen Berei­chen im Vor­der­grund hat. Aller­dings kön­nen alle Ele­men­te Teil des Bil­des sein, Ihr müsst halt genau hin­schau­en wo die Berüh­rungs­punk­te sind.

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Ganz oft liegt die Hori­zont­li­nie ein­fach zu hoch und macht es schwer genug von der Sil­hou­et­te frei­zu­stel­len. Ein­fa­cher ist es, wenn man etwas von unten nach oben foto­gra­fiert. D.h. der alte Herr Foto­graf muss sei­nen dicken Bauch mal auf den Boden schmeis­sen oder ein­fach ein Klapp­dis­play ver­wen­den. Sehr hilf­reich sind auch leich­te Anhö­hen, wie z.B. ein Deich (mehr Berg haben wir in Ham­burg nicht). Posi­tio­niert man das Paar auf dem Deich und bleibt selbst unten ste­hen, hilft das unge­mein. Eine tie­fe Posi­ti­on kann auch dazu bei­tra­gen, dass eine Tän­ze­rin höher zu sprin­gen scheint, als sie es in Wirk­lich­keit tut 😉

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Beson­ders gut geeig­net sind auch Räu­me. Ist der Raum etwas dunk­ler und nicht unbe­dingt weiss gestri­chen, so ergibt sich meist auto­ma­tisch eine Sil­hou­et­te, wenn man gegen das Fens­ter foto­gra­fiert. Evtl. muss man in der Nach­be­ar­bei­tung ein klei­nes biss­chen nach­hel­fen, wenn doch noch Licht auf das Motiv zurück reflek­tiert wird. Aller­dings kann auch das gut aus­se­hen. Die Sil­hou­et­te muss nicht zwin­gend tief­schwarz sein.

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Bei Sil­hou­et­ten­fo­tos ist der Bild­auf­bau und die Lini­en­füh­rung wich­tig. Sämt­li­che Lini­en, allen vor­an der Hori­zont, sind der­ar­tig domi­nant, dass Ihr Euch dar­über Gedan­ken machen soll­tet wo sie ent­lang lau­fen. Hier macht es durch­aus Sinn sich mit eini­gen klas­si­schen Kon­zep­ten des Bild­auf­baus zu beschäf­ti­gen. Ich sach Euch: Die Zwei­drit­tel-Regel ist hier eine ganz gros­se Nummer.

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Unschär­fe kann ganz cool aus­se­hen, meis­tens habe ich die Blen­de aber doch ziem­lich weit geschlos­sen. f/16 ist kei­ne Sel­ten­heit, was aber auch ein­fach dar­an liegt, dass man oft in die Son­ne foto­gra­fiert. Etwas pro­ble­ma­ti­scher kann das Fokus­sie­ren wer­den. Spe­zi­ell, wenn die Son­ne direkt von vor­ne kommt, wird der Auto­fo­kus ger­ne etwas durch­ein­an­der gewür­felt. Wenn die Blen­de eh weit geschlos­sen ist, kann man aber ein­fach die Kame­ra schwen­ken und auf ein ande­res Objekt in der Nähe fokus­sie­ren. Leich­ter gesagt als getan, wenn man es mit einem Vogel probiert 😉

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Meis­tens ver­wen­de ich ein Weit­win­kel für Sil­hou­et­ten. Nicht, dass es auch mit ande­ren Brenn­wei­ten geht, aber mit Weit­win­kel bekommt man am meis­ten vom Hin­ter­grund drauf und der ist nun ein­mal wich­tig. Durch den extre­mem Kon­trast wird es auch viel ein­fa­cher klei­ne Objek­te im Bild aus­zu­ma­chen. Als Sil­hou­et­te kann man schön klei­ne Such­bild­chen machen und die Men­schen dar­in verstecken.

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Wenn es alles nichts nutzt und kein Licht da ist, kann man auch ein­fach einen Blitz hin­ter das Motiv stel­len. Dann muss man nur die Blen­de weit schlies­sen und den Blitz ordent­lich auf­dre­hen. Es kommt kein Umge­bungs­licht mehr ins Bild und der Vor­der­grund wird ledig­lich vom Blitz dahin­ter beleuch­tet. Es ent­steht eine Sil­hou­et­te. Beson­ders cool ist das übri­gens bei Regen oder Schnee, da man dann jeden ein­zel­nen Trop­fen anleuchtet.

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Sil­hou­et­ten­bil­der sind tech­nisch gese­hen kei­ne gros­se Kunst. Die auto­ma­ti­schen Belich­tungs­pro­gram­me könn­ten aller­dings ihre Pro­ble­me damit haben. Im Grun­de muss man oft ein­fach deut­lich unter­be­lich­ten. Die Kunst liegt eher dar­in die Situa­ti­on zu erken­nen. Oft sieht man die­se nicht auf den ers­ten Blick, da eben das Auge zu gut sieht. Aber mit etwas Übung hat man den Dreh schnell raus. Pro­biert es doch ein­fach mal.

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19 Gedanken zu „Tipps für Silhouetten-Fotos“

  1. Mensch Pad­dy, jetzt gibst Du ja rich­tig Gas, fast jeden Tag ein euer Blog­ein­trag oder Video. Ich freue mich dar­über sehr und lese die Ein­trä­ge mit viel Genuß. 

    Der aktu­el­le Arti­kel war mal wie­der schön geschrie­ben mit vie­len schö­nen Bild­bei­spie­len. Mir hat er schon jetzt gehol­fen und ich weiß, was ich dem­nächst aus­pro­bie­ren werde. 

    Dan­ke für Dei­nen Blog

    Tho­mas

    Antworten
  2. Moin,

    dan­ke für die tol­len Bild­ideen. Das macht rich­tig Lust Sil­hou­et­ten aus­zu­pro­bie­ren. Hab ich bis­her so nie drü­ber nach­ge­dacht. Klingt wirk­lich sim­pel (wenn man’s umset­zen kann).

    Gruß
    Tom

    Antworten
  3. “Es kommt kein Umge­bungs­bild mehr ins Bild und der Vor­der­grund wird ledig­lich vom Blitz dahin­ter beleuchtet.”

    Das habe ich nicht ver­stan­den. Du mein­test Umgebungslicht?

    Bis spä­ter, Peter 🙂

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  4. die fotos sind GENIAL! dan­ke für die tipps zu die­sem the­ma. was ich noch nicht ganz ver­stan­den habe: du schreibst “Belich­tet man nun auf den Hin­ter­grund, so wird das Motiv im Vor­der­grund auto­ma­tisch schwarz.” wie ging das denn im fal­le der bal­le­ri­na? hät­te ich auf den hin­ter­grund belichtet/fokussiert, dann wäre sie doch nicht so scharf. oder?

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      • Das ver­ste­he ich aber jetzt auch nicht … Fokus ist klar aber wie ich jetzt mit der Kame­ra den Hin­ter­grund belich­ten kann bzw wo und wie ich das ein­stel­len kann ver­ste­he ich auch nicht 😀

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      • Meist genügt schon die Belich­tungs­au­to­ma­tik, die bei Matrix­mes­sung den Hin­ter­grund für die Mes­sung von sel­ber her nimmt, da der doch den deut­lich größ­ten Teil des Bil­des aus­macht. Geht also, vor allem mit nega­ti­ver Belich­tungs­kor­rek­tur, (fast) von selber.

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      • Hm…ich steh echt ein biß­chen auf dem Schlauch. Die Aus­sa­ge: “Belich­tung und Fokus sind zwei unter­schied­li­che Din­ge.” ist mir klar. Aber wie ich das: “Belich­tung auf Hin­ter­grund, Fokus auf Vor­der­grund.” in der Pra­xis umset­zen soll, ist mir nicht ganz klar. Andre­as sei­ne Erläu­te­rung hilft mir aber schon wei­ter. Dan­ke noch mal.

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  5. Sehr, sehr schö­ne Bilder

    Ich foto­gra­fier sel­ber seit ein paar Jah­ren aber nur im pri­va­ten Umfeld.
    Sil­hou­et­ten-Fotos nut­ze ich sehr ger­ne für Baby­bauch- und Teil- Akt Shootings.
    Man sieht viel aber “nicht zuviel”, es muss auch immer magische/verspielte Momen­te geben aber trot­zem mit einer gewis­sen Erotik.

    Antworten
    • Lie­be Anne, bin auf dei­nen Kom­men­tar gesto­ßen. Ich möch­te dem­nächst eine Freun­din von mir und ihren Baby­bauch shoo­ten. Kannst du mir da Tipps geben bzgl. Sil­hout­te? 🙂 LG ALexandra

      Antworten
  6. eine Fra­ge: ist das s/w Foto mit den Stra­ßen­bahn­schie­nen eine Bei­spiel für ein geblitz­tes? Wenn ja wäre es noch inter­es­sant, wie der Blitz da gera­de hält. Es sieht ein klein wenig aus, als wür­de jemand ganz schmal dahin­ter ste­hen (wel­cher den Blitz hält) oder weg­re­tu­schier­tes Stativ?
    Danke…

    Antworten
  7. Ich lie­be Sil­hou­et­ten! War mal echt inter­es­sant, es von der theo­re­ti­schen Sei­te aus betrach­tet zu lesen, anstatt es nur in der Pra­xis zu machen. Habe dar­über nie groß nach­ge­dacht, son­dern ein­fach Blen­de zu und ab ins Licht gucken 😀

    Die vie­len Bei­spiel­bil­der sind per­fekt. Lies sich wie ein schö­nes Bilderbuch 😛

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