Heute möchte ich Euch einen ganz interessanten mobilen Blitzkopf vorstellen. Es handelt sich um den Phorex TravelLight TL-400, ein Studioblitz mit eingebautem Akku und einer Leistung von 400 Ws.
Ich möchte auch gleich auf die wichtigste Frage eingehen. Wer braucht so einen Blitz und was ist der Unterschied oder Vorteil gegenüber einem Blitzkopf mit separatem Generator, wie z.B. dem Jinbei FL-II? Zunächst mal sind beide transportable Blitzköpfe mit Akku und beide sind mit ähnlicher Leistung ausgestattet. Das Anwendungsgebiet ist klar. Sie kommen immer dann zum Einsatz, wenn kein Strom in der Nähe ist und mehr Leistung als von einem Aufsteckblitz gefordert ist. Der TravelLight ist ein All-In-One Gerät und hat den Akku gleich eingebaut, der Jinbei FL-II ist ein Blitzkopf, der mit einem Kabel an einem Generator samt Akku angeschlossen ist. Beides hat Vor- und Nachteile.
Der Nachteil des Phorex TravelLight ist die Kopflastigkeit. Hat man noch einen Lichtformer davor und stellt das ganze auf ein Stativ, so ist das schon eine ganz ordentliche Menge Gewicht. Ich bin oft mit einem Assistenten unterwegs, der den Blitz an einem Boomstick in der Hand hält. Mahlzeit, der wird sich bedanken. Für den Anwendungsfall haben wir den Phorex erst einmal ausgeschlossen und ziehen dann doch die Variante mit Kabel vor.
Der grosse Vorteil ist, dass ich nichts machen muss. Das Gerät ist immer sofort Einsatzbereit. Schalter umlegen und los geht es. Kein lästiges Zusammenbauen der Einzelteile. Das hat dazu geführt, dass ich den TravelLight mittlerweile sehr gerne als “Mal eben gerade”-Blitz einsetze. Mal eben gerade ein Foto machen. Ein Beauty-Dish ist in 3 Sekunden befestigt und schon geht es los. Jetzt könnte man mir natürlich maximale Faulheit auslegen und liegt damit auch genau richtig. Es ist ein Blitz für die ganz faulen Gesellen. Sehr angenehmer Nebeneffekt im Studio ist zudem, dass keine Kabel auf dem Boden rumliegen, die man eigentlich auch noch mit Gaffatape ordentlich sichern sollte … eigentlich 😉
Von daher muss man meiner Meinung nach zunächst mal die Entscheidung fällen welchen Typ Blitz man haben möchte, bzw. was man vor hat.
Kommen wir mal zu den Funktionen, die davon unabhängig sind, ob es nun ein Blitz mit oder ohne Akku ist. Der Phorex TravelLight hat eine maximale Leistung von ca. 400 Ws, die sich in 7 Blendenstufen regeln lassen. Die Abstufung beträgt dabei 0,5 Blendenstufen. Die halben Blenden kamen mir zunächst etwas mickrig vor, da ich doch von Studioblitzen eine Einteilung in Zehnteln gewohnt bin, selbst Aufsteckblitze haben zumeist eine Drittel-Skala. Wenn ich aber mal ganz ehrlich bin, dann reicht eine halbe Blende eigentlich und macht es unterm Strich ganz angenehm. Die Leistung kann man nämlich über eine Fernbedienung steuern und bei Blitzen wie Elinchrom muss man dann zehn mal drücken um eine Blende mehr Leistung zu bekommen, was wiederum etwas nervig ist. Da muss man schon ein Zählgenie sein, wenn es mal 3 oder 4 Blenden sein sollen 😉
Zur Regelung am Blitz dient ein Drehregler, ein zweiter ist für das Einstelllichtchen zuständig, welches aber ehrlich gesagt nicht mal den Namen Funzel verdient hat. Das Einstelllicht ist wirklich extrem schwach und geht zudem nicht einmal komplett aus. Mit viel Glück reicht das Einstelllicht so eben aus, um den Autofokus in schwierigen Lichtsituationen zu unterstützen. Hier ist meiner Meinung nach Verbesserungspotential.
Interessant sind die Zusatzfeatures. Da wäre zum einen der RPT-Modus, mit dem man einen Stroboskop-Blitz abfeuern kann. Man kann dann nur noch die maximale Leistung von 2.0 auf der Skala von 1.0-7.0 auswählen, dafür werden aber mehrere Blitze mit unterschiedlichem Intervall abgefeuert. Man kann wählen zwischen 5 Blitzen mit 0,2 Sek., 10 Blitzen mit 0,1 Sek. und 15 Blitzen mit 0,06 Sek. Abstand. Ich habe dafür nur recht wenig Verwendung, aber es gibt echt sehr coole Effekte, die man mit so einem Stroboskopblitz in der Actionfotografie erzielen kann.
Deutlich interessanter finde ich die Prioritätsumschaltung zwischen Leistung und Abbrennzeit. Der D-Mode legt die Priorität auf die Abbrennzeit, der F-Mode auf die Leistung. Wer also besonders kurze Abbrennzeiten benötigt, wählt den D-Mode und dann kann der TravelLight laut Handbuch bis zu 1/12800 Sek. bei kleinster Leistung abbfeuern. Im mittleren Bereich liegt man bei Zeiten zwischen 1/4000 und 1/2500 Sek und bei maximaler Leistung sind es dann ca. 1/500 Sek.
Vergleicht man die Zeiten zwischen D- und F-Mode so fällt auf, dass bei höherer Leistungsabgabe kaum eine Differenz vorhanden ist. Wirklich signifikant ist der Unterschied nur im unteren Bereich. Ich muss gestehen, dass es mir schwer fällt zu beurteilen wie gut dieses Feature ist, da ich keine superschnellen Blitze für meine Art der Fotografie benötige. Ich kaufe mir ja sogar extra langsame Blitzköpfe, um diese mit kürzeren Zeiten synchronisieren zu können 😉 Aufgrund der verhältnismäßig kurzen Abbrennzeiten ist der Blitz auch weniger für Supersync geeignet, der Fokus liegt tatsächlich mehr auf den ganz kurzen Zeiten.
Zu dem Blitz gibt es noch eine Funkfernbedienung, die Phorex TL-T. Die besteht aus zwei Teilen. Der Empfänger wird in den Blitz gesteckt, der Sender kommt auf die Kamera (wer hätte das gedacht?). Nun lässt sich der Blitz nicht nur in der Leistung regeln, sondern auch ein- und ausschalten. Sehr praktisch, um Akku zu sparen. Etwas unglücklich finde ich, dass man die Taste für die Blitzgruppe erst lange drücken muss, bevor man sie über den Volume-Regler (ja, Volume :-)) verändern kann. Leider merkt sich die Fernbedienung dies auch nicht, so dass man den Vorgang bei jeder Leistungsänderung wiederholen muss. Insgesamt lassen sich 6 Blitzgruppen ansteuern.
Den Akku habe ich ehrlich gesagt noch nicht bis zum Exitus ausgetestet, aber bisher hat er gut durchgehalten. Klar, das ist etwas ungenau, aber mehr kann ich leider nicht sagen. Wir haben beim letzten Dreh über zwei Tage alle Aufnahmen damit gemacht. Das waren so um die 100 bei fast voller Leistung. Das hat er ganz locker weggesteckt. Laut Anleitung reicht der Akku für ca. 400 Blitze bei Volldampf.
Schön finde ich, dass Phorex das Bowens-Bajonett verwendet. Damit ist die Auswahl an guten und günstigen Lichtformern riesig. Ich persönlich mag ja das Sortiment von Jinbei sehr gerne. Da bekommt man richtig viel für wenig Kohle. Richtig teuer wird es nämlich erst, wenn man anfängt Lichtformer zu shoppen 😉
Preislich ist der Phorex TravelLight 400 mit 559,- € (Stand 21.1.2014) kein Oberschnapper, aber auch nicht exorbitant teuer. Allerdings schlägt die Fernbedienung noch einmal mit 135,- € zu Buche. Ein Ersatzakku liegt bei 145,- €.
Wer wirklich ein All-in-One-Gerät sucht, der sollte sich den Phorex unbedingt mal anschauen. Ich finde das Gerät schon ziemlich gelungen, der Funktionsumfang ist super und kein Kabelgedöns, dafür aber das ganze Gewicht auf einem Punkt. Aus Praxiserfahrung kann ich sagen, dass das mittlerweile mein Lieblingsblitz im Studio ist, weil man halt mal eben gerade ein Bild machen kann 😉
Hi Paddy!
Hm… Kann so ein Teil auch einen Ranger ersetzen?
Ich finde schon. Ist aber Geschmacksache, ob Du lieber einen Kopf plus Akkupack hast oder alles in einem Gerät.
@Peter: Kann man beides wohl nicht ganz vergleichen, wie paddy oben schon schrieb willst du diesen Blitz nicht mit SoBo mit der Hand an einem Ausleger halten. Der Ranger ist hier viel einfacher zu handhaben. Akku über die Schulter und gut ist.
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht Patrick! Das Gerät wirkt recht ordentlich und der Preis hört sich interessant an.
Kleine Bemerkung am Rande. Bei Elinchrom (z.B. Ranger Quadra) kann man die Leistung ebenfalls in 0.5 Blendenstufen regeln, muss man nur im Menü umstellen.
LG,
der Flo
Hallo Paddy,
hört sich interessant an.
Was mich interessiert warum du ihn deinen Elinchrom BXR Blitzen vorziehst? Bzw. wofür du ihn denn eigentlich brauchst? Hast ja den Ranger, den günstigen Jinbei Porti und eben die BXR Blitze.
Was kann der besser als die BXRs?
Danke dir
Ich brauche den nicht wirklich. Habe das Teil zum testen bekommen.
für ca. 540 Euros bekommt man auch diesen Jinbei HD-600 Akku Studioblitz inkl. Fernsteuerung
Gibts bei Priolite schon lange.
Gruß Jörn
Echt?
Hallo Paddy,
in der Tat erinnert mich das Teil an den Prolite MBX500, mit dem ich einige Zeit geliebäugelt habe. Mittlerweile bin ich froh, dass ich mich gegen die Kombilösung entschieden habe. Draußen benutze ich den Jinbei FL-II (nicht zu teuer, gut handhabbar und YES … Supersync) und drinnen die D-Lites von Elinchrom. Beides tolle Geräte und für meine Zwecke mehr als ausreichend.
Wirklich ein Thema sind die passenden Lichtformer. Für den Jinbei findet man jede Menge günstige Angebote, bei Elinchrom ist das schon schwieriger. Ich suche gerade für meine D-Lites ein günstiges Reflektorset und bei den Preisen dreht sich mir echt der Magen um.
Ich kann daher nur empfehlen, beim Kauf des ersten Blitzes zu überlegen, ob bzw. wie man sein Equipment zumindest mittelfristig aufstocken möchte.
Grüße aus Frankfurt,
Christian
Es gibt einen Adapter um Jinbei Lichtformer an Elinchrom zu packem.
Interessant wäre das Gerät, wenn man sowohl Strom als auch Akku nutzen könnte. In dem Fall ladet aber das Ladegerät den Akku immer wieder, während der Nutzung, nach was dazu führt, dass der Akku wohl bald den Geist aufgibt. Das liegt ja leider mittlerweile vor allem daran, das die Akkus einen Chip verbaut haben. Darüber hinaus wird es schwer den Akku ggf. zu tauschen, was ich aber akzeptieren würde, wenn Ersteres möglich wäre.
Und aufgrund der beiden Punkte finde ich 560 Euro ein wenig viel, dann lieber den Jinbei.
Aber das darf und muss, jeder für sich entscheiden 🙂
Den Akku kann man tauschen, sonst würde es ja auch keinen Ersatzakku zu kaufen geben. Siehe ganz unten im Text.
Ups sorry!
Bleibt das mit dem Strom, krieg ich um den Preis noch immer einen zweiten Akku zu dem Jinbei, was die Zeit verdoppelt.
Aber würde das mit dem Strom gehen, wäre das schon eine echt geniale Lösung. Als Effekt-Licht ist das Teil natürlich auch toll, weil man es überall platzieren kann, auch hinter dem Model im Studio.
Im Freien profitiert man eher vom Jinbei, da der Blitzkopf leichter ist und man den leichter an etwas montieren kann Aufgrund des geringeren Gewichtes.
Aber danke für das Vorstellen des Produkts, so erfährt man wie sich die Produkte in der Praxis verhalten. Damals hat mir dein Bericht zum Jinbei auch den letzten kick gegeben mir diesen zu kaufen. Den Anfang hat der Maddin gemacht bei einem Workshop bei uns in Wien 🙂
Ich habe mir bei meinem ersten Blit mit Akku auch gleich einen zweiten Akku dazu gekauft. Was war das Ende vom Lied? Er wurde nie gebraucht 😉
Der Blitz sieht sehr nach RIM-Lite aus. Den gibt es schon länger und kostet weniger.
http://www.studiostoreix.com/rime-lite/i-series/rime-lite-i-series-studioblitzleuchte-mit-integrierter-iithium-ion-akku.html
es ist sind aber auch nur 20€ Unterschied bei 400 WS. Wann muss unten noch die Leistung auswählen.
Hi Paddy,
mit dem Ding hab ich auch länger geliebäugelt. Mir fehlt da noch ein ganz gravierendes Feature: TTL
Weißt Du oder jemand anders aus der Leserschaft hier, ob es einen Blitzkopf wie z.B. dieses Gerätchen gibt, das TTL (idealerweise zusammen mit den Pockewizards FlexTT5/MiniTT1/AC3) kann und idealerweise Bowens-Anschluss hat?
Klar, bald kommt der Profoto B1 für Nikon. Finanziell stellt mich das allerdings vor die Frage, ob ich das Haus für einen Blitz verkaufen will 🙁 also gestorben, höchstens mal leihen. Weil ich den Pocketwizard-Kram schon habe, wie Du meines Wissens nach und viele andere auch, wäre mein obiger Wunsch doch naheliegend und irgendwie wundere ich mich, ob es da wirklich noch nichts gibt oder ob ich was grob übersehen habe.
Dankeschön und viele Grüße aus dem Süden.
Jürgen
Das Ding ist von Mikrosat kopiert? oder?
Mikrosat.de hat schon seit zwei Jahren einen exakt selben Blitz im Angebot nennt sich Mikrosat Flashmob. Bin irritiert. 🙂