Ich hatte aufgerufen, dass Ihr Euch Blogposts wünschen könnt. Eine Frage war, wie ich an Outdoor-Portraits heran gehe, dabei Blitze einsetze und die Belichtung messe.
Zunächst mal gehe ich nie los und sage mir “heute mache ich Blitzbilder”. Der Blitz ist bei mir immer ein Hilfsmittel, dass bei Bedarf zum Einsatz kommt. Outdoor arbeite ich sehr viel mit available Light. In vielen Situationen komme ich ganz ohne Blitz oder Reflektor aus. Über das Thema “available Light” könnte man ewig lange schreiben, aber es gibt schon ein paar Muster in meiner Arbeitsweise.
So fotografiere ich meistens gegen die Sonne, da mir das direkte Sonnenlicht oft zu hart ist. Erst wenn die Sonne ganz tief steht oder von Wolken verdeckt wird, nehme ich sie direkt. Steht die Sonne sehr hoch am Himmel, so suche ich mir Schatten und da vorzugsweise Überdachungen, um das Licht von oben komplett wegzunehmen. So bekomme ich es hin, dass Licht nicht von oben kommt, sondern von vorne oder der Seite und somit den Weg in die Augen findet, was ich wichtig finde. Hier sind mal zwei Beispielbilder aus meinem Tutorial “Wie ich Licht sehe”. Das erste ist im Tunnel entstanden, das zweite unter einem Vordach.
Durch die Abschattung von oben wird das Licht gezwungen einen Umweg zu nehmen und landet in den Augen. Bei solchen Portraits verwende ich normalerweise die Spotmessung und messe auf der Haut des Models.
Den Blitz verwende ich, wenn ich ein bisschen mehr Dramatik im Bild haben möchte oder mir aber das Licht zu diffus und richtungslos ist. Blitze setze ich immer manuell ein, d.h. kein TTL. Sehr gerne verwende ich den Elinchrom Quadra Ranger mit der 70cm Deep Octabox oder dem Maxilite. Wenn es mobiler sein soll, kommt aber auch häufig ein Aufsteckblitz mit der 60cm oder 70cm SMDV Softbox (Amazon Link) zum Einsatz. Von der Verwendung von Supersync bin ich komplett ab. Sollte ich mit offener Blende arbeiten wollen und die Belichtungszeit zu kurz für den Blitz sein, so verwende ich Graufilter. Das hat sich für mich als die zuverlässigste Methode heraus gestellt.
Das Vorgehen ist dabei recht mechanisch. Zunächst wähle ich meine Blende und stelle die Belichtung mit der Matrix-/Mehrfeldmessung für den Hintergrund ein. Meistens belichte ich ein kleines bisschen unter, so zwischen 2/3 bis 1 2/3 Blenden. Das ist Gefühlssache und dabei verlasse ich mich auf den Monitor an der Kamera. Dadurch, dass der Hintergrund ein kleines bisschen dunkler wird, bekommt das Bild etwas mehr Dramatik und das Model hebt sich besser ab. Ich versuche aber das Verhältnis nicht zu krass werden zu lassen, so dass der Blitz etwas subtiler bleibt. Zumindest mache ich das bei “normalen” Portraits so, anders sieht das z.B. aus wenn ich den typischen Portylook erzielen möchte.
Mit dem Blitz wird nun ein kleiner Schuss Licht ins Gesicht gegeben. Das mache ich auch nach Gefühl. Einen Belichtungsmesser verwende ich dabei nicht. Mit der Zeit hat man das eigentlich ganz gut raus und kommt ohne aus. Glücklicherweise kann man in der Digitalfotografie ja auch mal den ein oder anderen Testschuß machen. Wie das dann aussieht, könnt Ihr in dem letzten Shooting mit Kristina ganz gut sehen. Da kam bei fast jedem Bild der Blitz zum Einsatz. Alles ist sehr offenblendig fotografiert. Alles Ranger, alles 70er Deep Octa. Hier ein Bild aus dem Shooting:
Die Richtung des Blitzes erkennt man sehr gut, der Stand links vom Model. Ich wähle übrigens meistens einen sehr starken Winkel für den Blitz, fast schon 90°. Dieses klassische 45° Rembrandtlicht macht mir zu wenig Schatten und finde ich langweilig. Im obigen Bild war der Blitz ca. auf Kopfhöhe, da sonst der Hut zu viel Schatten gemacht hätte.
Oft ist mir wichtig, dass ich den Fokus auf das Model lege. Das erreiche ich durch Schärfentiefe-Freistellung oder Kontraste. Letzteres wird wiederum durch Licht und das Verhältnis von Blitz zu Umgebungslicht unterstützt. Wenn das vorhandene Licht gut ist, dann ist es gut. Ich muss keinen Blitz aufbauen, nur weil ich ihn habe. Oft schleppen wir das Ding mit und schleppen es auch wieder unbenutzt zurück. In obigem Shooting im Wald kam der Blitz zum Einsatz, weil es komplett bewölkt war und das Tageslicht keine Richtung hatte.
Das sind so Muster, die sich bei mir oft wiederholen. Natürlich spiele ich auch öfter mal, nehme andere Lichtformer oder auch mehrere Blitze. Aber das oben beschriebene ist schon der technische Kern.
Bleibt abschliessend noch zu sagen, dass es letztendlich jedoch umso wichtiger ist, dass man mit dem Model kommuniziert und einen Draht zueinander hat. Was nutzt mir das schönste Licht, wenn der Protagonist sich später auf dem Bild nicht mag.
Ich hoffe der Blogpost hat Euch gefallen. Wenn dem so ist, dann freue ich mich, wenn Ihr ihn auf Facebook, Twitter & Co. teilt.
Ich finde die Kommunikation zu der Person, die man fotografiert sehr wichtig! Schließlich muss man den Menschen auch kennenlernen, damit man ihn gut abbilden kann. Quasi etwas hinter die Fassade schauen, um die Persönlichkeit (wenn auch nur zum Teil) abzubilden. So entsteht ein besseres und authentischeres Bild/ Portrait.
Danke für deinen Blogbeitrag und die vielen Einblicke in deine Arbeit.
Danke für diesen tollen Beitrag!!
Toller Beitrag Paddy, vielen Dank fürs Teilen!
Hallo Paddy,
wie genau funktioniert das, dass du über die Matrixmessung den Hintergrund einstellst?
Wenn ich das probiere, wird mein Model immer viel zu dunkel. Kann das schlecht beschreiben, aber entweder ist mein Model gut belichtet, dann ist aber der Hintergrund meist nicht mehr richtig zu erkennen, quasi zu hell, (je nach Motiv) oder eben umgekehrt…
Bin da noch nicht so lange am tüffteln, daher könntest du mir mit einer Antwort sehr viel helfen!
VG Micha
Desswegen ja auch der Blitz der das Gesicht des Models aufhellt.
Mit der Matrixmessung wird geguckt wie deine Kamera den Hintergrund optimal belichten würde.
Diese Werte reguliert Paddy dann so das der Hintergrund leicht unterbelichtet ist (kürzere Belichtungszeit z.b.)
Dann wird mit dem Blitz das Gesicht des Models aufgehellt.
Wenn du natürlich ohne Blitz fotografierst wird das Model zwangsläufig zu dunkel.
Das Model wird dann ja durch den Blitz wieder aufgehellt 😉
Schöner Beitrag zum anfassen! Vielen Dank.…
Der geilste Satz 😀
“Dieses klassische 45° Rembrandtlicht macht mir zu wenig Schatten und finde ich langweilig”
Hi Paddy,
danke für diese Einblicke. Das heißt aber letztendlich auch, wenn Du das Licht nicht richten kannst (also z.B. am Strand, unter komplett freien Himmel) fallen Bilder nur mit available Light konsequenter Weise ganz weg, richtig?
LG
Stefan
In dem Fall gibt es noch Swatter, aber die mag ich vom Handling her nicht so gerne. Da setze ich mich in der Zeit lieber in eine Bar und warte bis die Sonne tiefer steht 😉
Toller Eintrag Danke dafür
Danke für den tollen post! Paddy, wenn Du mit der Spotmessung auf das Gesicht misst, musst Du dann noch die Belichtung korrigieren, oder passt es immer?
Meistens passt das ganz gut. Dir Korrekturen liegen meistens bei maximal 1/2 Blende. Hängt natürlich davon ab wieviel Schatten im Gesicht ist und wo man ganz genau misst.
Toll!! Danke!
Supersync ist in der Tat so eine Sache. Nutzt Du Steckfilter (Lee o.ä.) oder Schraubfilter (B+W o.ä.)? Wieviel Blenden kann man nach Deiner Erfahrung in der Praxis gewinnen, bevor es dem AF (oder einem selbst) zu dunkel wird?! Danke!
Ich verwende einen Schraubfilter mit 3 Blenden Stärke. Das reicht meistens und der AF funzt auch noch problemlos.
Hye Paddy,
das ist genau das was ich mir gewünscht hatte. Alles super beschrieben! Wollte ja nur mal wissen, ob Du auch nach Gefühl den Blitz einstellst, oder dann doch nen Belichtungsmesser nimmst ;-)! Nun bin ich beruhigt, das ich nicht der einzige bin, der so arbeitet;-)!
Super Beitrag!!! Danke!!!
Herzlichst Danke für den fundierten Bericht. Lese sehr gerne deine Tipps und kann deine vorgehensweise sehr gut nachvollziehen und verstehen.