Häufig werde ich gefragt, welche Regeln es beim Bildschnitt zu beachten gibt. Öhm, also ehrlich gesagt bin ich da der falsche Ansprechpartner, denn mit Bildschnitt und -aufbau im klassischen Sinne habe ich mich nie beschäftigt. Ich habe aber mal meine Bilder etwas durchblättert und dabei wiederholen sich einige Regeln in meinen Bildern, so dass ich zumindest ein paar Favoriten ausmachen kann, die ich Euch kurz zeigen möchte.
2/3 ist Gott
Ihr könnt es drehen und wenden wie Ihr wollt, aber die 2/3-Regel ist einfach die Mutter aller Bildaufbauregeln und mein Schatz. Damit macht man einfach nichts falsch und so findet sie auch bestimmt in 2/3 meiner Bilder Anwendung. Die meisten von Euch kennen die Regel bestimmt. Sie besagt, dass man das Motiv nicht mittig im Bild, sondern seitlich oder nach oben oder unten verrückt positionieren soll. Dazu denkt man sich einfach eine Drittelteilung des Bildes und nimmt die so entstehenden Linien als Anhaltspunkt. Es gibt auch noch den goldenen Schnitt und ich glaube das ist so ähnlich aber etwas anders, so genau weiss ich das nicht. Aber es dreht sich immer darum das Motiv ums verrecken nicht in die Mitte zu packen und das funktioniert wirklich gut.
Bin ich nah dran, so positioniere ich die Augen im oberen Drittel des Bildes. Die Augen sind für mich sowieso einer der wichtigsten Punkte in einem Portrait.
Ob das nun 2/3 oder 5/7 sind ist ziemlich egal. Mit dieser Regel macht man meiner Meinung nach nichts falsch und ist immer auf der sicheren Seite. Trotzdem gibt es ganz viele Varianten, so dass es nicht langweilig wird. Denn im Grunde ist die 2/3 Regel kein Bildschnitt, sondern ein Bildaufbau.
Die Amerikanische
Relativ selten fotografiere ich Menschen wirklich komplett ganzkörper. Möchte ich viel von ihnen auf dem Bild haben, so ist die sog. Amerikanische mein Favorit. Man sagte mir, der Begriff kommt aus der Zeit der Westernfilme und beschreibt einen Bildschnitt bei dem der Colt des Cowboys noch zu sehen ist. Das Bild wird durch den Oberschenkel geschnitten. Ich muss Maria mal einen Colt umschnallen 😉
Blick ins Bild
Wie bereits auf dem vorherigen Bild zu sehen, bevorzuge ich zumeist den Blick ins Bild. Positioniere ich das Model also im linken Drittel, so blickt es nach rechts ins Bild. Bei bewegten Motiven ist die Fahrtrichtung ebenso ins Bild, damit es nicht aussieht, als wenn der Fahrer vor die Wand fährt. Damit macht man eigentlich auch nie etwas verkehrt.
Nah ran
In den Ohren und dem Scheitel steckt keine Emotion. Daher mag ich es möglichst nah ran zu gehen. Dabei ist es mir egal, ob ein Stück vom Kopf abgeschnitten wird. Hauptsache nah ran. Das scheint für einige ein Problem zu sein. Ich empfehle dafür ein 105 mm Makro. Mit einem 50 mm ist es wirklich nicht einfach so nah ran zu kommen. Da sollte man dann auch einen Kaugummi verwenden 😉 Wenn Ihr Euch das folgende Bild anschaut, dann seht Ihr die 2/3-Regel und den Blick ins Bild. Passt also alles gut zusammen.
Und noch eins, weil ich es so mag 😉
Diagonale Linien
Ich bin ein sehr grosser Fan von Linien in einem Bild. Am meisten mag ich es, wenn diese diagonal verlaufen. Sie können das Bild in Bereiche aufteilen oder ihm Tiefe geben. Oft ist es die Umgebung, die Linien vorgibt, manchmal aber auch das Motiv selbst, wie im folgenden Bild.
Tja, und wenn ich ganz ehrlich bin und meine Bilder so durchschaue, dann wiederholen sich diese wenigen Regeln irgendwie immer wieder. Mal mehr, mal weniger. Manchmal auch bewusst gebrochen, indem z.B. mal ein Blick aus dem Bild heraus geht. Ich sehe diese Regeln übrigens wie die Fußgängerampeln in New York. Es ist eher eine Empfehlung. In New York halten sich auch die meisten Menschen nicht an die Regel “bei Rot nicht über die Strasse gehen” und trotzdem klappt es wunderbar.
Zum Schluß noch eine Empfehlung für einen etwas älteren Artikel, der Euch evtl. interessieren könnte: 10 einfache Tipps für natürliche Portraits.
Sehr schöner Beitrag Paddy, Danke dafür.
Moin Paddy,
Deine Hinweise gefallen mir sehr gut und die meisten Regeln davon versuche ich auch selber einzuhalten.
Bei deinem diagonalen Beispiel in sw,da hätte ich z.b.die Finger nicht abgeschnitten.Das wirst du auch auf keinen meiner Bilder bis jetzt sehen.Aber das ist natürlich auch Ansichtsache.Regel müssen nicht immer eingehalten werden.
Beste Grüße Jens
Tolle Bericht . Es freut mich zu endecken das viele Fotografische Regeln nutze ich unbewust ohne zu wissen das Sie eine Regel sind und eigene Namme tragen 🙂
Moin, moin
Vielen Dank für den Artikeln mit den schönen und einprägsamen Gestaltungsmitteln. Wenn jetzt alle Deine Regeln befolgen, hast Du bald eine ziemliche Konkurrenz am Hals ;-). Zum Glück gehört neben dem handwerklichen Geschick auch eine gehörige Portion Kreativität dazu. Und Dein Erfolg spricht für Dich, wenn man behauptet, dass Du das drauf hast. Macht Spass, Deinen Blog zu verfolgen.
Vielen Dank für Dein Lob. Leider denken viele Fotografen, dass sie sich Konkurrenz heran züchten, wenn sie etwas von ihrem Wissen preis geben. Ich halte das für Blödsinn und teile gerne.
eben Paddy.
heute kann man überall sein Wissen im Netz und in Büchern erweitern. Du züchtest keine Konkurrenz. Ich finde es toll, dass Du Dein Wissen teilst.
Ganz klasse erklärt. Ich vergesse es bei Portraits immer wieder. Zeit, es mehr zu befolgen. 🙂
Sehr schöner Beitrag.
Ich versuche ebenfalls immer 2/3 einzuhalten..mache ich auch unbewusst fast immer wenn ich meine Bilder so anschaue. Aber ich breche diese Regel auch öfter mal bewusst.
Nur mit dem bewussten Auge für diagonale Linien hab ich es noch nicht so 🙁
vg
Frank
Hi,
den amerikanischen Schnitt kannt ich noch nicht.
Danke!
Viele Grüsse
Norman
Hallo Paddy,
danke für diesen Beitrag. Alles was Du beschrieben hast, habe ich schon irgendwo gelesen und gehört. Aber ich finde es wichtig, diese Dinge mal wieder ins Gedächtnis zurufen. Und Deine Vorgehensweise zu lesen und zu sehen, finde ich immer wieder prima. Einen kleinen Kritikpunkt hätte ich noch. Ich habe mir Dein Video “Wie ich Licht sehe” gekauft und angeschaut, dabei hätte dieser o. g. Artikel bestens reingepasst oder auch wie Du in den einzelnen Situation fokussierst bzw. Deine Belichtungswerte ermittelt. Licht- oder Schattenseite. War nur mal so als Anregung 😉
Hallo Paddy,
auch von mir vielen Dank für Deinen Beitrag. Du hast es echt drauf Wissen einfach und einleuchtend zu vermitteln!!!
Jens pflichte ich bei - auch bei mir war die erste Frage, nachdem ich mir Deine Videostrecke “Wie ich Licht sehe” angeschaut habe, wie Du die Belichtung misst/ermittelst. Ich bin zwar kein blutiger Anfänger, hätte mir das als Profitip von dir allerdings sehr gewünscht.
Vielleicht kannst du ja mal hierzu noch einen Blogbeitrag verfassen!?
Wäre echt Klasse!
Hallo Paddy,
toller Beitrag und es macht ja auch ab und zu Spaß die” FOTOGRAFISCHEN REGELN” mal zu brechen. Alle Bilder nur im GS wird ja auf die Dauer auch Langweilig.
Also mach weiter so.
Viele Grüße aus der Partnerstadt Dresden
Dietmar
Danke für die Hilfe.;-)
Hi Paddy,
bis auf den Begriff “Amerikanische” waren sie mir eigentlich alle bekannt. Aber: Die Fotos sind super. Gefallen mir richtig gut - wird also geteilt 😉
Gruß aus Hannover,
Martin
schöne Beispielbilder.. manch einer erklärt ja auch gerne mal am Thema vorbei..
sehr gut!
Hi Paddy,
ein toller Bericht und für mich die Bestätigung instinktiv auf dem richtigen Weg zu sein. Denn ich gebe zu, mich bisher nicht allzu sehr mit Regeln auseinandergesetzt zu haben, sondern eher nach “Bauchgefühl” zu fotografieren.
Aber ich stelle fest, die Fotos, die sich für mich stimmig und richtig anfühlen, beruhen sehr häufig auf der 2/3-Regel und dem “Blick ins Bild”.
Der “Amerikanische Bildschnitt” war mir auch neu, werde ich aber sicher demnächst mal ausprobieren. Sieht auf jeden Fall sehr ansprechend aus.
Liebe Grüße
Claudia
Hallo, schöne Beschreibung der Regeln! Aber wann verwendest Du welches Format: Quer-/, Hoch- und Quadrat-Format? Hast Du da auch Regeln oder ist das gefühlsmäßig zugeordnet?
Gruß
Hubert
Ich verwende meistens Querformat, weil ich es einfach lieber mag. Ist aber Geschmacksache.
Hallo,
danke für die Tipps, obwohl ich alle außer den Amerikaner schon kannte. Nur so als Anmerkung deine 2/3 Regel ist der goldene Schnitt. 🙂
Viele Grüße
Sandra