Seit kurzem darf ich die D4 mein Eigen nennen, das neue Flaggschiff von Nikon. Die Netzwerkfunktionen haben mich bei der Kamera ganz besonders interessiert. Zum einen, weil ich im Studio gerne die Bilder direkt in den Rechner übertrage, um sie dort besser beurteilen zu können. Zum anderen aber auch für Workshops, um den Teilnehmern die Beispielbilder direkt zeigen zu können. Bisher habe ich das mit Lightroom erledigt, was auch super funzt. Jedoch hat man immer ein Kabel zwischen Kamera und Rechner. Zwar gibt es Lösungen mit einer Eye-Fi-Karte, diese gibt es jedoch nur als SD-Card. Dumm gelaufen, sowohl für meine D4 als auch die D700. Für die D4 gibt es von Nikon einen schicken kleinen W-Lan Transmitter, den WT-5. Dieser ist gegenüber dem WT-4 deutlich kleiner geworden, der Preis ist jedoch mit ca. 600,- € gross geblieben. Autsch, das ist ein Haufen Kohle für ein W-Lan-Dingens. Bevor ich die Kohle raus haue, habe ich daher erst mal alle Netzwerkfunktionen mit einem LAN-Kabel durchprobiert.
Eine weitere Option, die mir in den Sinn gekommen ist, wäre die Koppelung der Kamera mit einem iPad beim Outdoor Shooting um dort die Bilder direkt kontrollieren zu können. Aber dazu komme ich dann am Ende des Artikels.
Netzwerkfunktionen der D4
Nikon hat der D4 folgende Netzwerkoptionen spendiert:
- FTP-Upload (sollte klar sein, was das tut)
- Bildübertragung. Überträgt die Bilder von der Speicherkarte direkt zum Rechner. Optional kann man die Bilder auch direkt beim Shooting übertragen lassen.
- Camera Control. Kopplung mit Nikons eigener Software Camera Control 2
- HTTP-Server. Damit kann man direkt per Browser auf die Kamera und sie fernsteuern und Bilder anschauen.
Alle Funktionen stehen sowohl über das LAN-Kabel als auch per W-Lan Transmitter WT-5 zur Verfügung.
Der FTP-Upload ist bestimmt sehr cool für jemanden, der direkt aus der Kamera übers Internet geschossene Fotos zu einem Server schicken will. Da fallen mir einige Anwendungsfälle für ein. Für meine Zwecke ist es jedoch nicht die richtige Option. Ich habe zwar einen FTP-Server, aber dort möchte ich die Bilder nicht hin übertragen. Ich könnte auf meinem Macbook einen FTP-Server starten, aber das ist nicht was ich will. Evtl. taugt das zusammen mit der iPad App Shuttersnitch. Da komme ich am Ende dann noch einmal kurz zu.
Camera Control 2 besitze ich nicht. Bisher brauchte ich es nicht, da ich mit Lightrooms Tether-Funktion super zurecht kam. Ich lasse auch daher diese Option erst mal aussen vor. Sollte ich doch mal in die Verlegenheit kommen mit Camera Control zu kaufen, dann reiche ich einen Bericht nach. Aber tief in meinem Inneren sträube ich mich gegen Software, die von Nikon kommt. Das sind nicht immer entwicklerische Glanzleistungen 😉
Bleiben also 2 Optionen übrig.
Bildübertragung
Die Option Bildübertragung ist wenig spektakulär. Nachdem man die Kamera über das Netzwerk mit dem Rechner verbunden hat, kann man Bilder von der Speicherkarte direkt übertragen. In den Netzwerkoptionen besteht zudem die Möglichkeit die Bilder automatisch nach dem Auslösen zu übertragen.
Damit das Funktioniert muss man das Wireless Transmitter Utility herunterladen. Dieses muss einmal kurz gestartet werden, um eine Verbindung zwischen Rechner und Kamera herzustellen. So weiss die Kamera zu welchem Rechner sie die Bilder schicken muss. Diese landen dann automatisch in einem voreingestellten Ordner. Bei Mac OS X ist das /Benutzer/(Benutzername)/Bilder/Wireless Transmitter Utility und unter Windows \Benutzer\(Benutzername)\Bilder\Dienstprogramm des Wireless-LAN-
Adapters. Den Windows-Pfad habe ich aus der Anleitung, nicht schlagen wenn der nicht stimmt. Der Mac OS X Pfad war auch nicht ganz korrekt angegeben. Aber man wird fündig.
Leider habe ich keine Möglichkeit gefunden den Pfad zu ändern. Ist ärgerlich, aber man kann damit leben.
Nun werden die Fotos direkt nach dem Auslösen zum Rechner übertragen. Was Ihr dort damit macht bleibt Euch überlassen. Mit Lightroom kann man z.B. automatisch Ordner überwachen. Diese Funktion ist mir aber zu langsam, es dauert ein paar Sekunden bis das Bild in Lightroom erscheint.
Nun gut, immerhin kann man Fotos direkt übertragen, was zwar auch mit einem USB-Kabel geht, aber ich denke ja immer an die Möglichkeit dieses per W-Lan zu tun.
HTTP-Server
Am interessantesten finde ich die Option auf der Nikon D4 einen eigenen HTTP-Server zu starten. Wie cool, meine Kamera ist ein Webserver 😉 Die Einrichtung ist kinderleicht. Vorausgesetzt Ihr habt einen DHCP-Server in der Nähe, holt sich die Kamera eine IP-Adresse und zeigt diese im Display an. Nun könnt Ihr Euch per Webbrowser mit der D4 verbinden. Zuvor sollte man noch das Passwort in den Optionen einstellen.
Bei der Anmeldung kann man zwischen Aufnahme/Viewer oder nur dem Viewer wählen. Es kann nur ein Client die Aufnahme in der Kamera steuern, aber bis zu 5 Clients können gleichzeitig den Viewer verwenden.
Der Viewer ist richtig schön flott, zumindest über die Lan-Verbindung, die ich momentan teste. Sobald man ein Bild mit der Kamera schiesst, wird dieses auch sehr kurze Zeit später im Viewer angezeigt. Dabei kann man zwischen einer Rasteransicht und einer Grossansicht des Bilder auswählen. Im Raster kann man auswählen, ob man 12, 16, 32, 48 oder 64 Fotos gleichzeitig sehen möchte. Ist man in der Grossansicht, so wird nach einem Klick auf den Button Aktuell immer automatisch das zuletzt geschossene Foto angezeigt.
Sowohl Viewer als auch die Kamerasteuerung laufen sehr gut im Browser von iPhone und iPad. Für das iPhone wird auch ein angepasstes Interface mit anders angeordneten Bedienelementen bereit gestellt.
So weit so gut. Nun kommt jedoch ein kleines Problem. Ich möchte diese Funktion u.a. für meine Workshops verwenden. Da wäre es schön, wenn ich das Bedienpanel der Kamera anzeigen kann und direkt daneben das geschossene Bild gezeigt wird. Dort wird jedoch nur dann ein Foto gezeigt, wenn man es über den Auslöseknopf der Weboberfläche gemacht hat, also den grossen runden Button. Mache ich mit dem Kamerauslöser ein Foto, so wird es zwar im Viewer angezeigt, nicht aber in dem Vorschaufenster neben den Einstellungen. Irgendwie blöd, denn ich mache schon lieber die Fotos mit der Kamera, statt über den Auslöseknopf der Weboberfläche, zumal ich ja viel mit der Kamer durch die Gegen renne.
Ich habe jedoch einen Ausweg gefunden. Ich öffne einfach zwei Browserfenster. Eins mit dem Aufnahmefenster und ein weiteres mit dem Viewer. Das funktioniert, wenn man einen anderen Browser startet. Zwei Fenster des gleichen Browsers gehen nicht. Aber egal, kommt der Safari halt auch mal wieder zum Einsatz. Alles ein bisschen zurecht schieben und schon läuft die Geschichte.
Hier darf Nikon ruhig noch mal ein wenig Finetuning vornehmen. Ebenfalls wäre es schön, wenn man auf dem iPad eine richtige Fullscreen-Ansicht hätte. Momentan muss man das Bild einfach etwas vergrössern. Geht aber auch und man wird vor allem durch die Geschwindigkeit entschädigt. Vielleicht kommt Nikon ja auch mit nativen Apps für iOS um die Ecke.
Probleme mit Shuttersnitch / FTP
Ich habe die Nikon D4 auch noch mit Shuttersnitch ausprobiert. Das ist eine beliebte App für das Tethered Shooting mit dem iPad. Shuttersnitch stellt einen FTP-Server bereit, an den man sich übers W-Lan verbinden kann. Einige Fotografen machen das z.B. mit einer Eye-Fi Karte.
Das Erstellen des FTP-Servers ist kein Problem. Auch das Einrichten der FTP-Verbindung in der D4. In der Praxis macht die Kombination dann aber Probleme. Die D4 überträgt ständig ein und dasselbe Bild. Passt man nicht auf, ist irgendwann das iPad voll. Selbst nachdem ich eine komplett leere Karte eingelegt hatte und nur ein Foto machte, ging es danach wieder los. Tack, Tack, Tack … ein Bild nach dem anderen.
Keine Ahnung woran das liegt. Die HHTP-Variante ist eh schneller, Shuttersnitch nur etwas schöner als Viewer. Arbeitet man mit Shuttersnitch, hat man auch die Möglichkeit nur die JPGs zum iPad zu senden, was natürlich einiges an Übertragungszeit sparen würde.
Mal abwarten, ob sich da etwas tut.
Das iPad im Outdoor Einsatz
Was ich mangels WT-5 noch nicht testen konnte ist, wie sich die Kombination aus Nikon D4 und iPad im Outdoor-Einsatz schlägt. Die offene Frage ist lediglich, ob es eine Möglichkeit gibt iPad und D4 direkt miteinander zu verbinden ohne einen W-Lan-Hotspot dazwischen zu schalten. Sollte das nicht gehen, so habe ich aber immer noch meinen mobilen Hotspot als Option, damit müsste es auf jeden Fall gehen. Ich stelle mir das schon ziemlich geil vor, wenn man direkt auf dem iPad die Bilder anschauen kann ohne sie erst von der Kamera auf das iPad laden zu müssen.
Fazit
Insgesamt bin ich gut zufrieden mit den Netzwerkfunktionen. Hier und da gibt es ein paar Falstricke, die ja vielleicht irgendwann noch behoben werden. An erster Stelle würde für mich eine native iPad App stehen und die Anzeige des letzten Fotos in der Aufnahmeanwendung des Browsers, wenn ich an der Kamera auslöse. Positiv ist in jedem Fall die Geschwindigkeit.
Jetzt fehlt nur noch eine schnelle Lösung, um über W-Lan die Bilder direkt an Lightroom zu schicken. In jedem Fall geht es mit der Funktion “Ordner überwachen”, die ist jedoch ziemlich lahm. Falls noch jemand Ideen und Vorschläge dazu hat, dann immer her damit.
Der WT-5 erstellt ein Ad-Hok Netzwerk - damit kann sich das iPad direkt verbinden, ein zusätzlicher Hotspot ist nicht nötig.
Ah super. Danke für die Info. Dann kann ich ja bestellen 😉
Der Artikel ist sehr schön geworden.
Ich würde mich aber über einen “Test” bzw. ersten Eindruck der D4 freuen.
Trotzdem noch viel Spaß mit deinem neuen “Arbeitstier” 😉
Kommt doch. Aber dafür will ich sie erst mal ein paar Tage benutzt haben.
Dann ist ja gut ^^ . Ich dachte schon jetzt kommt was zum tethered shooting mit der d4 und mehr nicht.
Ich werde mir bald eine d7000 kaufen, hab als Schüler einfach kein Geld für sowas und werde wahrscheinlich größtenteils auf fremdhersteller objektive zurück greifen müssen :/
Vielen Dank für den Bericht - genau die richtigen Infos. Allerdings kannst Du Camera Control 2 ruhig einmal ausprobieren - macht weniger Probleme als andere Nikon-Software und bietet dafür deutlich mehr Funktionen als Lightroom-Tethering.
Ich hätte da noch einen abenteuerlichen Tipp 😉
versuch doch mal eine günstige WLAN-Bridge ( Open Media WiFi Bridge z.B. oder einen MiniAP mit RJ45 ) in die Kamera zu stecken - die Einstiegspreise liegen bei 30€. Die Dinger sind gedacht für TVs und Geräte, die eben nur den Ethernet Anschluss haben. Theoretisch sollte das also auch mit der D4 kein Problem darstellen. Und schon bist Du zumindest im Studio Wireless - denn Strom braucht das Ding ja - allerdings nur 5V und so wird es auch für Outdoor eine brauchbare Lösung geben.
Kannst mir auch gerne die D4 zuschicken - ich probier’s gern für alle aus 😉
Ne Spaß beiseite - falls Du’s versuchst würden sich bestimmt einige über ein Feedback freuen.
Neid 😉
Da die Kamera ja ein Ethernetanschluß hat, wäre evtl. sowas wie ein 3G-6210n http://www.edimax-de.eu/de/produce_detail.php?pd_id=286&pl1_id=3&pl2_id=21 evtl. die günstigere Lösung.
Passendes Video dazu von Adam Lerner http://youtu.be/fSZ--4mLFMY Der WT-5 ist echt Hot Shit !!!
heyho patrick,
zwar nur seitlich erwähnt, aber wurde hier schon mal über capture gequakelt? zwar etwas sperrig in der bedienung und auch langsam, aber die ergebnisse sind meiner erfahrung nach erkenntlich besser als die von CR bzw LR. vielleicht mal ein competition wettbewerb CR/LR vs capture? bei einem patt “gewicht sticht”? 🙂
greeez
elmar aus kölle
Die Netzwerk Funktionen sind schon genial. In einem Punkt stimme ich nicht mit dir überein. Die native App. Das wäre schlecht. Zum einen müsste Nikon Apps bauen und pflegen. Und wie du schon schreibst kriegen die das nicht mal bei Desktop Software ordentlich hin. Zum anderen dann auch noch für mindestens zwei Plattformen (Android und iOS) optimiert für je zwei Größen (Phone und Tablet).
Mit einer guten Web-App über den internen Kameraserver ist das universell. Gib Nikon die Zeit die Webanwendung per Firmware zu optimieren. Dann ist das in meinen Augen die beste Lösung.
Wenn obenstehender Bericht in der Pre-WT-5-Ära entstand: Wie hast Du vom iPhone auf die D4 zugegriffen? Die Kamera an den Router angeschlossen und der selben IP-Range zugeordnet? Und was macht das Schweizer Schmierstoff-Fass auf Deinem Schreibtisch? 🙂
Kamera per Kabel ans Netz gehängt und iPhone per WLan.
Das Fass war voll Ricola und nun ist es alle 😉
Danke für den spannenden Bericht!
Gibts nun Möglichkeit Android zu nutzen?