Wow, ich schlafe die erste Nacht tatsächlich bis 8:45 Uhr durch. Perfekt. Sollte ich tatsächlich ohne grössere Jetlag-Probleme in Hongkong klar kommen?
Die Sonne knallt bereits. Es ist irgendwas mit 30+ °C draussen. Ein konkretes Ziel für den Tag habe ich gar nicht. Erst mal etwas herumlaufen und die Stadt auf sich wirken lassen. Dazu ein paar grundlegende Dinge erledigen.
Eines dieser Dinge ist der Kauf einer Octopus-Card. Das ist eine Prepaid-Karte, welche als Zahlungsmittel für die öffentlichen Verkehrsmittel, aber auch viele Shops und Attraktionen genutzt wird. Ich mache mich also auf zur MTR-Station in Central, wo man diese karten bekommt. Cash only! empfängt mich die Dame am Schalter. Gut, dass ich ein paar Hongkong-Dollar in der Tasche habe.
Es kann losgehen. Ich entscheide mich erst einmal für die Strassenbahn. Irgendwie sehen diese schmalen doppelstöckigen Gefährte putzig aus. Man steigt hinten ein und vorne wieder aus. Beim Ausstieg einmal die Octopus-Karte an das Lesegerät gehalten und schon ist bezahlt. Ich entscheide mich natürlich für das obere Deck, wo ich am eigenen Leib erfahre, dass diese Bahnen für kleinere Menschen gebaut wurden. Alle Sitzplätze sind vergeben und so stehe ich in geduckter Haltung. Immerhin kann ich vorne aus dem Fenster schauen und einen Radfahrer beobachten, der seelenruhig vor der Strassenbahn her fährt. Das scheint wohl der sicherste Fahrbahnbereich für Radfahrer zu sein.
Irgendwie lande ich in einer Hardcore-Shoppinggegend. Nicht schön. Shoppen ist halt international langweilig. Dennoch lasse ich mich etwas treiben, bin aber eher enttäuscht. Die Geschäfte in der Gegend interessieren mich nicht wirklich. Also mache ich mich auf den Weg zu einem kleinen Tempel, um ein klein wenig Kultur zu erleben. Das ist schon deutlich interessanter, aber der Tempel, dessen Name ich vergessen habe, ist nicht besonders gross und so bin ich dort nach 10 Minuten wieder raus.
Dennoch beginne ich ein klein wenig die Stadt kennenzulernen. Ich fange an mich orientieren zu können, nutze die öffentlichen Verkehrsmittel mehr oder weniger souverän und konnte auch schon den Apple Store im ifc-Gebäude ausfindig machen. Ein Garant für schnelles Wifi.
Vom ifc aus schlendere ich über das Brückensystem in Richtung Wasser und lande prompt am Terminal der Star Ferry Company, von wo aus diese markanten Grün-Weissen Fähren nach Kowloon übersetzen. Auch am Wasser kühlt es sich aber nicht richtig ab. Boah, ich schwitze wie verrückt und beschliesse erst einmal zurück zum Hotel zu gehen, um eine Dusche zu nehmen.
Nun muss aber mal etwas Planung her und so entschliesse ich mich auf “The Peak” zu fahren. Das ist ein Aussichtsturm mit grandioser Sicht auf die Stadt. Natürlich nehme ich dafür die Peak-Tram, eine Seilbahn, die auf den über 500m hohen Berg führt. Natürlich hatten diese Idee auch noch einige hundert weitere Touristen. Als ich in der Schlange stehe, bereue ich schon etwas kein Taxi genommen zu haben. Aber irgendwie will man dann ja auch mit dieser $%&**?& Bahn fahren.
Im Hotel habe ich übrigens die Kamera gewechselt. Zuvor begleitete mich in meiner Zirkeltarining-Tasche die Fuji XE-1 mit einem Fuji 18-55mm, Fuji 14mm und Zeiss 32mm. Nun bin ich auf die OM-D umgestiegen. Der Grund ist simple. Ich habe dafür das 75mm/1.8 dabei, womit ich ein hochauflösendes Panorama vom Peak aus erstellen möchte. Der Plan ist relativ simple. Warten bis zur blauen Stunde und dann das Lichtermeer von Hongkong fotografieren. Ach verdammt, ich stehe auf diese kitschigen Skyline-Fotos 😉
Oben angekommen ignoriere ich den Aussichtsturm, welcher nichts anderes als eine Shoppingmall mit Aussichtsplattform ist. Ausser einem Kaltgetränk hat der nichts für mich zu bieten. Also stapfe ich die Lugard Road entlang, ein Weg, der einmal um die Spitze des Berges herum führt. Hier ist kaum etwas los und mich erwartet ein toller Weg mit viel Grün und dschungelartigen Geräuschen. Immer wieder erhasche ich einen flüchtigen Blick durch das Geäst und hoffe einen Platz mit freiem Blick zu finden.
Nach ca. 500 m erreiche ich so einen Platz mit tollem Blick über das Panorama von Hongkong. Hier bleibe ich erst einmal und geniesse den Ausblick. Die riesige Stadt von diesem stillen und ruhigen Platz aus zu beobachten hat etwas magisches. Ein tolle Ort, um doch mal das 75mm für ein Panorama zu testen. Leider ist die Sicht nicht besonders gut. In der Ferne nur Suppe. Dennoch schiesse ich meine 67 Einzelbilder aus der Hand, in der Hoffnung, dass ich mit Lightroom noch etwas rausholen kann. Es entsteht ein kleines Panorama mit einer Auflösung von 368 Megapixeln, welches Ihr am besten geniessen könnt, wenn Ihr auf das Foto klickt und es im Panorama-Viewer öffnet.
Ob da noch mehr geht? Ich habe noch Zeit bis zur blauen Stunde und begebe mich zurück zum Aussichtsturm. Diese Dachterrasse geht mir ja nicht aus dem Kopf. Ich muss da hoch. Der Eintritt ist mit umgerechnet 4,- € vergleichsweise günstig. In Deutschland würde man für eine Location locker 15,- bis 20,- € zahlen. Ich bezahle mit der Octopus-Card und fahre nach ganz oben. Wow, die Idee hatten wohl auch andere 😉
Eine tolle Aussicht von hier oben, nur leider ist die Sicht noch schlechter als unten an dem Weg. Fotografen beginnen Stative aufzubauen und auf die blaue Stunde zu warten. Stativ für Stativ wird platziert. D800, D3s, 5DMark-Irgendwas. Einer neben dem anderen. Die Kollegen schenken mir mit meiner OM-D jedoch keine Beachtung. Platz macht mir auch niemand und so stehe ich nur in der zweiten Reihe. Irgendwie scheint man mit so einer kleinen Systemkamera nicht zum Club zu gehören. Ich frage mich, ob ich die D4 nicht zumindest als Erkennungszeichen für diesen Geheimbund hätte mitnehmen sollen.
Der Blick von hier oben ist zwar toll, aber der Platz gefällt mir lange nicht so gut wie der unten am Weg. Alles viel zu voll. Dennoch schiesse ich ein paar Bilder aus der zweiten Reihe, bevor ich beschliesse die Aussichtsplattform wieder zu verlassen. Bei der Sicht lohnt es sich meiner Meinung nach nicht auf die blaue Stunde zu warten. Ich beschliesse an einem anderen Tag noch einmal zurück zu kommen.
Genug mit Sightseeing für den Tag. Ich fahre mit der Tram wieder runter und treffe mich mit meinem Kumpel zum Abendessen. Danach kehren wir noch ins Wooloo-Mooloo ein. Dort geniessen wir bei diversen Gin-Tonic auf der grandiosen Dachterrasse den Blick über Hongkong. Ich habe nur das 17mm/1.8 auf der OM-D mit. Verdammt, etwas mehr Weitwinkel wäre für den Blick toll. Die kleine OM-D darf mal zeigen was der Bildstabilisator mit einem betrunkenen Fotografen macht, der versucht ein Panorama aus der Hand zu schiessen. Das Ergebnis weiss zu gefallen.
Ein wirklich geiler erster Tag geht zu Ende. Ein Drink jagt den nächsten und ich bin nicht mal mehr in der Lage Spaßanrufe zu tätigen. Das war eine verdammt dumme Idee, wie sich am nächsten Tag herausstellen sollte.
Hier ist ein Link zu allen Artikeln über meinen Hongkong-Trip.
Das Panning-Foto ist richtig geil geworden. Sowas mache ich im Urlaub auch andauernd ;).
Schöne Beschreibung Deines ersten Tages. Am besten hat mir der Cliffhanger am Schluss gefallen. Jetzt bin ich gespannt auf die Fortsetzung des Hong Kong-Trips. 🙂
Ich bin jetzt schon gespannt auf Teil 2! Schicke Fotos, vor allem das Panning-Bild.
Grüße
André
Klasse Foto!
Schöne Bilder und toller Bericht. Ich war selbst vor ein paar Monaten dort. HK ist faszinierend. Grüße, Matthias
Hallo Paddy,
das klingt ja total toll 🙂 Ich freue mich jeden Tag auf der Arbeit wenn ich einen neuen Blogpost sehe und genieße ihn mit einem Kaffee.
Aber eine Frage habe ich dann doch noch: Wie hast du dieses Affenscharfe Panorama aus der Hand geschossen? Könntest Du dazu bitte ein FotoSchnack Tutorial machen? Ist echt Hammer Geil :))
Viele Grüße
Kristof
Hallo Paddy,
deine Reiseberichte sind wirklich mega unterhaltsam. Bitte mehr davon!
Und mach dir doch ein Fotografen Shirt mit I’m a Nikon Pro shooting with two D4’s on the job, but for fun and good Pictures I only need my OM-D 😉
Analog für die Fuji, bei den Temperaturen muss du ja eh das T-Shirt öfter wechseln 😉
Vg und warm ist hier ja auch,
Norbert
Coole Bilder! 🙂
2011 war ich in Hongkong, der Wahnsinn diese Stadt!!
Ich fand den Blick von Kowloon aus (Kowloon Pier oder von einer der Tower dort) rüber nach HK Island am schönsten, insbesondere um 19h während der ‘Symphonie of lights’ Abends. Gibt coole Langzeitbelichtungen mit der Lightshow! 🙂
Auch cool (aber verboten teuer) sind die ‘Felix Bar’ im Peninsula (unbedingt pinkeln gehen!! 😀 ) und die ‘Ozone Bar’ vom Ritz Carlton im ICC Tower, super Aussicht!
Und bei allen Deinks nicht das fantastische Essen vergessen, einfach alles probieren!
Weiter viel Spaß 🙂
Sehr schön geschrieben liest man richtig gern und die bilder einfach schön 🙂
Lg
Die Sache mit der Octopus Card klingt klasse, sollten sie hier auch mal einführen. Aber was solche Dinge betrifft sind sie in vielen asiatischen Regionen eh fortschrittlicher :/
hallo Paddy,
danke für deinen geilen Reiseblog, ich warte gespannt auf deine Fortsetzungen.
auch mich würde sehr interessieren, wie du diese Panoramen so klasse und knackscharf hinbekommst….
Das Titelbild ist richtig gut geworden 🙂
Vielen Dank fürs zeigen und erzählen ! Tolle Bilder und Geschichte