Als Freund des Microfourthird-Systems sabberte ich bei der blossen Ankündigung des Panasonic Leica Nocticron 42,5 mm f/1.2 Objektivs. Blende 1.2 und aus dem Hause Leica. Holla, das sollte auf jeden Fall mal einen tiefen Griff ins Portemonnaie bedeuten. Glücklicherweise konnte ich eins der ersten Serienmodelle zum Test ergattern und hatte dieses nun fast die komplette letzte Woche im Einsatz. Wie gewohnt habe ich keine Testcharts fotografiert, sondern es bei meinen mehr oder weniger normalen Shootings eingesetzt. Das Ergebnis ist umwerfend. Ich habe bisher kein Objektiv gesehen, das den Fokus so gnadenlos gut und schnell an Microfourthird trifft. Die Ausschussquote ist verschwindend gering und das sogar bei f/1.2.
Die mFT-Sensoren sind ja nun mal aus Sicht des Vollformates winzig kleine Zwergsensoren. Da muss man mit allen Tricks und Kniffen arbeiten. Mein bisheriger Portraitliebling, das Olympus 45 mm f/1.8 hat im direkten Vergleich nun mal eine ganze Blendenstufe weniger Lichtstärke zu bieten. Beim Thema Freistellung und Schärfentiefe sind die kleinen Sensoren im Nachteil und daher war ich auch so scharf auf das 1.2er. Um es kurz zu machen: ich habe einen Grossteil der Testaufnahmen mit f/1.2 gemacht und die Schärfe ist überragend gut, sogar bis an die Ränder. Das Bokeh gefällt ebenfalls und kann durchaus mit den grossen (wer immer das sein mag) mithalten. Da die Schärfentiefe von Haus aus üppiger ausfällt, hat man auch nicht den Effekt scharfer Wimpern und unscharfer Pupille. Blende 1.2 bringt man also mit dem Nocti durchaus auf die Schiene und ist nicht nur ein “Geil für den Nerd”-Ding.
Meine OM-D ist ok, wenn es um ISO geht. 1600 lassen sich problemlos nutzen, 3200 sind Geschmacksache. Da hinkt sie dem Vollformat doch hinterher. Umso mehr freue ich mich hier etwas Boden mit dem Nocticron gutmachen zu können. In Zusammenspiel mit dem hervorragenden Stabilisator sind Verschlusszeiten von 1/4 Sek keine Utopie, wenngleich man natürlich immer daran denken sollte, dass der Stabilisator den Hund nicht anhält 😉
Zwei Portraitshootings habe ich mit dem Nocticron gemacht aus denen ich Euch ein paar Auszüge zeigen möchte. Fangen wir mal an mit ein paar Close Ups bei f/1.2
Ein bisschen was mit Unschärfe, bzw. Bokeh
auch bei etwas mehr Abstand bekommt man noch eine schöne Unschärfe hin
auch an den Rändern noch eine gute Schärfe bei f/1.2
Ich bin ja nicht so der Akademiker wenn es um Objektivtests geht. Vieles sehe ich auch mit meiner Kurzsichtigkeit gepaart mit anfänglicher Altersweitsichtigkeit nicht wirklich. Mir ist immer wichtig, dass die Bilder scharf werden, da auch ich zeitweise unter der Fotografenkrankheit leide. Das Panasonic Leica Nocticron 42,5 mm f/1.2 ist von der Schärfe her absolute Referenzklasse und ich erkaufe mir eine zusätzliche, vor allem brauchbare, Blende an Lichtstärke. Zusammen mit dem guten Autofokus ist das für mich momentan mein absolutes Lieblingsobjektiv an der Olympus.
Ja klar, der Preis tut schon weh. Hier muss man auch mal auf dem Teppich bleiben. Preis-/Leistungsmäßig bleibt das Olympus 45 mm f/1.8 mit seinen ca. 250-300€ unangefochten die Nr. 1, das ich jedem als Erstkauf zur mFT-Kamera empfehle. Auch das 75 mm von Oly ist ein absolut geniales Gerät, das preislich noch deutlich unter dem Nocticron liegt. Aber hin und wieder gibt es diese Objektive, die preislich jeglicher Vernunft entbehren, aber dennoch so geil sind, dass man die Vernunft vollkommen vergisst.
Am Rande und er Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Verarbeitung mehr als erstklassig ist. Der Blendenring ist schön retro, hat aber bei den Oly-Kameras keine Funktion und bleibt auf “A” stehen. Ebenso der Bildstabilisator des Objektivs wird bei der OM-D nicht benötigt. Auch die Grösse ist schon amtlich und wer es lieber klein und unscheinbar mag, greift lieber zum Oly 45 mm. Die Gegenlichtblende aus Metall ist übrigens im Lieferumang enthalten.
So, und hier noch ein paar weitere Bilder, die mit der OM-D und dem Nocti gemacht wurden.
Muss ich haben 😉
Sehr schöne Aufnahmen. Das Objektiv ist schon ein Hammer.
Es scheint sein Geld wert zu sein. Leider hat Qualität immer seinen Preis.
Die Fotos sprechen wieder einmal für sich, klasse. Allerdings geht es auch immer ins Geld, wenn man sich neben dem DSLR System, noch für ein weiteres entscheidet. Genauso als wenn man mit zwei DSLR Herstellern paralell fotografiert. Hier sieht man auch ganz klar die von euch bereits im Podcast angesprochenen Vorteile von Microfourthird und Blende 1,2.
Hut ab für die Ergebnisse!
Puh, ganz schön happig der Preis. Aber wie du schon sagst, es macht die Nachteile des kleinen mft Sensors teilweise wett.
einfach genial diese Bilder !!
Puh, der Preis ist schon heftig! Ich werd erstmal beim 45er bleiben!
Sehr schöne Fotos! Ich muss sagen, als ich das erste Foto auf Facebook sah (das mit der blonden Dame am Bahnhof), dachte ich nicht, dass das mit der Oly gemacht wäre.
Aber es sind eben auch schöne Motive, die du da zum Testen genommen hast. Ich frage mich, wie sehr anders die mit dem 45/1.8er ausgesehen hätten.
Du hast nicht zufällig bei einem Shooting mal hin und her gewechselt?
Viele Grüße
Hendrik
Das 45/1.8 ist schon extrem gut. Da macht man nix mit falsch. Aber einen direkten Vergleich habe ich nicht gemacht.
Finde den Preis gar nicht so abgehoben. Das 1.4er von Nikon oder das 1.2er von Canon sind doch in der gleichen Preisklasse.
Nicht dass ich es mir leisten wollte oder gar könnte, aber überteuert finde ich das Objektiv ganz klar nicht.
Hey Paddy,
auch wenn du mittlerweile bei der Oly zuhause bist, solltest du dir mal die X-T1 und das 56mm f1,2 anschauen. Tolle Linse und das auf einer Kamera mit dem bislang besten Sucher.
Bin gespannt was du dazu sagst!
Viele Grüße
Ich glaube gern, dass die Fuji auch eine tolle Kamera ist. Aber ich kann einfach nicht jede ausprobieren, schon gar nicht unter realen Bedingungen. Die X-E2 hatte mir zuletzt nicht so gelegen und ehrlich gesagt mag ich auch nicht ständig wechseln. Aber wer weiss …
Wie? Sonst hattest du doch bislang jede Kamera zum testen bekommen 😉
Mit der xe2 kann man sie aber absolut nicht mehr vergleichen.
Aber ich habe keine Lust alle Kameras zu testen.
Hallo Paddy,
wieder einmal eine Freude deine Berichte zu lesen. Großes Dankeschön!
Die Bilder, die du mit dem Nocti gemacht hast finde ich auch erste Sahne. Das liegt aber auch sehr stark am Fotografen. Bin nämlich der Meinung man bekommt auch mit dem Oly 45/1.8 ähnlich gute Ergebnisse. Aber der Name Leica hat eben so seine Magie…
Mir ist auf einem der Bilder aufgefallen, dass auch ein Leica Objektiv nicht frei von chromatischen Aberrationen, also Farbsäumen ist. Das Bild mit dem hübschen, blonden Model, am Geländer zeigt das sehr deutlich an den kontrastreichen Stellen, direkt am Geländer. Klar, das ist Meckern auf hohem Niveau. Aber der Preis von dem Teil ist ja auch auf hohem Niveau. Da könnte man schon eine bessere Korrektur erwarten würde ich sagen. Auch wenn diese Farbsäume in Lightroom sehr schnell zu korrigieren sind und kein wirklich, großes Problem mehr darstellen.
Freue mich schon auf weitere Berichte von dir.
VG auf Frankfurt
Leon
Also ehrlich gesagt sehe ich das gar nicht. Chromatische Aberationen sind mir irgendwie vollkommen fremd, daher korrigiere ich sie wohl auch nie 😉
Also ehrlich gesagt sehe ich das gar nicht. Chromatische Aberrationen sind mir irgendwie vollkommen fremd, daher korrigiere ich sie wohl auch nie 😉
Flares werden ja eigentlich auch als Abbildungsfehler bezeichnet. Man kann sie aber auch sehr schön für die Stimmung im Bild, also gezielt, einsetzen. Vielleicht findet der eine oder andere ja auch grüne und lilane Farbsäume irgendwie kreativ… Aus Fehlern werden so features ;0)
Erstaunlich, wie groß die Schärfentiefe doch noch ist bei mFT trotz Blende 1,2.
Man muss schon ziemlich nah ran ans Objekt, wenn der Hintergrund einigermaßen unscharf sein soll.
Findest Du? Ich bin echt zufrieden damit.
Deine ersten Reaktionen hatten bei mir DEN Reflex ausgelöst und seit heute halte ich mein eigenes Nocticron in den Händen.
An meiner E-M5 macht es eine gute Figur im Handling und den Resultaten: Die Nachtaufnahmen und Available Lights bei Offenblende sind schon genial gut - und wie du schon schreibst - der Fokus sitzt!
Erst hatten mich die Meinungen über Größe und Gewicht noch abgeschreckt, aber tatsächlich passt das gute Stück wirklich wie angegossen an meine OM-D. Der Preis ist beileibe nicht klein, aber insgesamt wohl doch angemessen.
Wenn sich jetzt Olympus und Panasonic noch darauf einigen könnten, den Blendenring zu unterstützen - ach was wäre ich noch glücklicher 🙂
Johannes
Wahnsinn, dieses Bild am Bahnsteig mit der hübschen Blonden. Wahnsinn! Das Bookeh ist einfach umwerfend und sieht toll aus, der rote bahnwagon im Hintergrund rundet das Bild wirklich genialst ab. Meinen Respekt für ein solch tolles Bild!
Moin!
Jetzt mal Hand aufs Herz: ist das eine Nikon Df auf dem einen Foto? Werden wir hier noch mehr von Dir über die Df erfahren?
Ich spiele nämlich mit dem Gedanken die Df zu kaufen. Aus meiner Sicht ist die Kamera insbesondere wegen des D4 Sensors ein echtes Sahnestück.
Viele Grüße, Marco
Ja, ist eine Df, aber nicht meine. Ich finde die Kamera voll cool. Wenn Du sie magst, dann schlag zu. Ich persönlich mag aber die Ergonomie nicht, was dem Design wohl geschuldet ist. Der Sensor dürfte über jede Zweifel erhaben sein. Etwas doof finde ich, dass bis auf das 50mm die ganzen Nikon-Objektive daran Stilbruch sind 😉
Super Objektiv aber Preis.…..((((
Puh… ich sollte Deinem Blog nicht mehr folgen, ich werde noch arm auf der Strasse landen 🙂 Die Bilder sind verdammt überzeugend! Vielleicht werde ich es mal bei dem Händler meines Vertraunes vor meine OM-D schnallen, sobald es bei ihm verfügbar ist. Aber das Spiel kennen wir ja… “nur mal davor schnallen” ^^ Klasse Bericht auf jedenfall, mit TOP Bildern!
Sehr schöne Bilder, Danke für Test.
Bisschen am Thema vorbei, aber evtl magst du ja trotzdem Auskunft geben. Ich bin gerade beim Umstieg auf E-M1/E-M10 (tendiere zur E-M1, aber möchte gerne 1x die E-M10 in der Hand halten und evtl doch etwas mehr Lücke fürs Budget durch das Ersparnis haben)… Jedenfalls die Frage, hast du bereits das 12-40 2.8 getestet und falls du es hast, siehst du trotzdem in dem 45er eine sinnvolle Ergänzung? Mein Plan wäre sonst das 12-40er, 75 und evtl 60er Macro.
Vielen Dank,
Stefan
Hallo Stefan,
erstmal vielen Dank an die aussagekräftigen Fotos von Paddy (Hallo Kollege!).
Das 12-40 auf der einen Seite und Festbrennweiten auf der anderen Seite sind nicht vergleichbar. Ersteres ist ein Universalist, aber eben weitgehenst ohne Bokeh. f2,8 mir sind als untere Grenze einfach zu wenig. Ich habe das Sigma 60mm/f2,8, welches ich nur einmal mit hatte und dann nie wieder.
Wenn Du aber das fotografierst, was alle Amateure (die oft genau so gut sind wie “Profis”) gerne fotografieren, ist das 12-40 sicher richtig. Es sollte so gut sein wie das FT 12-60, welches aber eine Blendenstufe langsamer ist, also f4. Der König ist in diesem Bereich immer noch das 12-35mm/f2. Auch ein vergleichsweise schwerer FT-Klopper, der aber Festbrennweiten-Qualität hat und bei Hochzeiten einer meiner Standardgeräte.
Festbrennweiten, insbesondere das hier besprochene, sind für Portrait sehr geeignet. Wobei ich sagen muss - von der Brennweite finde ich 25mm noch besser als 42 oder 45mm, da ich auch künstlerische Fotografie betreibe (Studium). Mein bisher bestes Objektiv für mFT ist dahingehend das Panasonic 24mm/f1,4 - eine Traumlinse!
Zwar benutze ich das 45mm/f1,8 von Olympus auch sehr oft. Aber es kommt von der Schärfe und vor allem (!) von der Bildwirkung nicht an das Panasonic ran.
Noch einige Fragen an Paddy zum Nocticron:
Ist es bei Offenblende bzw. f2,8 schärfer als das Oly 45mm/1,8? Mein 1,8er scheint etwas desolat zu sein… jedenfalls erreiche ich nicht die Schärfe in den Augenbrauen, wie z. B. das Bild Nr. 2 hier.
Oder hast Du sehr stark nachgeschärft? Ich sehe allerdings keine entsprechenden Artefakte.
Und dann wollte ich Dich bitten, mir einen gewissen Betrag zu überweisen, weil Du nachweislich der Schuldige bist, wenn ich mir dieses Objektiv bald zulegen sollte…! 😉 Wie gesagt, endlich mal aussagekräfte Bilder.
Viele Grüße
Andreas
Jetzt weiß ich endlich was “Bokeh” bedeutet. Danke 🙂