„Fototaschen kann man nie genug haben!“ - vor allem nicht, wenn sie so nett anzusehen sind wie „The Union Street Ranger Tan“. Ich habe mir durchaus die Frage gestellt, ob ich noch eine Fototasche brauche und meine Frau hat mir die Frage gestellt, ob ich noch eine Fototasche brauche. Dabei ist „brauchen“ ein sehr dehnbarer Begriff. Diese Fototasche passt ganz hervorragend zu meinen braunen Schuhen und zum Jackett aus Tweet. Also ich brauchte diese Fototasche.
Vor wenigen Tagen ist dieses von Designstraps vertriebene Schätzchen eingetrudelt bei Paddy und wir haben gleich einmal eine kleine Fotosession eingelegt, sodass die Aufnahmen diesen Review taktvoll begleiten können. Dankenswerterweise hat sich der Protagonist vor der Kamera auch noch entsprechend angezogen und beweist, dass auch schwarze Schuhe in Ordnung sind.
Kommen wir zum ersten Eindruck, der sehr gut ist. Das Obermaterial ist gewachstes Leinen mit Lederapplikationen, einem stabilen Boden ganz aus Leder und auch der Handgriff ist komplett aus Leder gearbeitet. Die Tasche setzt durch die Materialauswahl bedingt ziemlich schnell eine gewisse Patina an, oberflächliche Kratzer sind auf dem gewachsten Leinen sofort zu sehen, aber das empfinde ich jetzt nicht als Makel - bislang finde ich das sogar ganz charmant. Es gibt die “Union Street” aber auch noch in „Smoke“ und „Black“, wenn einem der von mir gewählte helle Farbton nicht zusagt. Die Maße der von der Firma ONA hergestellten Fototasche: 42 cm (Länge), 13 cm (Tiefe) und 28 cm (Höhe) bei einem Leergewicht von 1600 Gramm.
Im Innenbereich wird geboten ein hellgraues, sehr ausreichend gepolstertes Hauptfach mit zwei großen und zwei kleineren per Klett frei positionierbaren Unterteilern. Paddy und ich haben die Tasche mal mit zwei unterschiedlichen Setups bestückt.
Zunächst schauten wir, durch die klassische Anmutung ermuntert, was für eine analoge Ausstattung wir mitnehmen könnten und brachten im großen Hauptfach unter eine Hasselblad 503 CW mit dem 80 mm-Objektiv, Gegenlichtblende und einem Filmetui für fünf Rollfilme. Darüber hinaus fand eine Zeiss Ikon ZM mit 50 mm-Objektiv plus Filmbox für zehn Kleinbildfilme. Es blieb noch Luft.
Das digitale Paket umfasst schließlich die Olympus OM-D E-M1 mit angesetztem Batteriegriff und dem 12 mm-Objektiv mit Gegenlichtblende. Daneben fanden Platz das 75 mm und das 42,5 mm Nocticron und ein Systemblitz. Damit kann man schon drei, vier fotografische Aufgaben lösen und das soll es an Platz nicht gewesen sein, wie man sich denken kann.
Hinter dem Hauptfach findet sich - beidseitig gepolstert! - das Laptopfach. Ein 15-Zöller soll reinpassen und wird es auch tun, ich empfand ein 13’ MacBook Pro schon also etwas zu dick und habe für mich mit dem 11’ MacBook Air die perfekte Bestückung gefunden, das größere Air wäre gewiss auch eine Option.
Vor dem Hauptfach haben wir ein weiteres Fach, das mit einem Reißverschluss versehen, einige praktische Fächer und Schlaufen bietet. Etwa in der Mitte sind zwei Fächer, in denen ich einen Belichtungsmesser und daneben einen iPod Classic habe unterbringen können, drei Schlaufen für Stifte gibt es auch, aber die Schreibwerkzeuge sollten nicht zu dick sein, denn dann passen sie kaum mehr hinein. Komplettiert werden die Staumöglichkeiten vorne durch vier kleine Taschen für SD-Speicherkarten - das ist ganz nett, aber da ziehe ich eine Extratasche für meine Medien doch vor.
Noch ist das Pulver nicht ganz verschossen! - Auf der Rückseite der „Union Street“ ist ein Steckfach, wo etwa mein großes Notizbuch Platz findet, aber da das schon ein wenig dick aufträgt, werde ich dort wohl in Zukunft eher Reiselektüre, wie Zeitschriften, aufbewahren. Auch meine Flugtickets und Boardingkarten würde ich ihr anvertrauen, wird sie doch durch einen Magneten verschlossen. An den beiden Stirnseiten sind auch noch zwei kleinere Taschen. Ich bewahre darin ein Putztuch für die Objektive auf, aber immer in einer Plastikhülle, denn Wachs schmiert dann doch ein wenig, wie empirische Studien bewiesen haben.
Was mir noch auffiel: Vielleicht nicht ganz ideal gelöst, ist der Verschluss des Laptopfachs mit einem stabilen kurzen Gurt und Klett. Das machen andere Hersteller sehr ähnlich und es erscheint auch als die vielleicht einfachste Lösung, aber meine Hasselblad 503 CW, die sonst sehr passabel passt, bleibt sehr oft dran hängen und dann muss man schon sehr aufpassen, denn man zieht die schwere Kamera am Objektiv aus der Tasche und das sollte geschmeidig gehen, damit man sie nicht aus Versehen heraus zerrt und - als Super-GAU - fallen lässt. Das ist nun ein Extrembeispiel, das Gros der anderen Kameras kann man besser greifen, aber der Eindruck sollte nicht unerwähnt bleiben.
Fazit: Ich versuche Begriffe wie „stylisch“ oder „retro“ mal komplett auszuklammern um dann trotzdem zu sagen, dass mir die Tasche optisch sehr gut gefällt. Die Verarbeitung macht einen sehr hochwertigen Eindruck, die Haptik überzeugt ebenso wie das doch sehr durchdachte Gesamtkonzept. Detaillösungen, wie die Klappen links und rechts am Deckel, die das Eindringen von Regenwasser verhindern sollen, sind naheliegend, aber auch nicht selbstverständlich.
Ich vermisse keine Stativschlaufen oder einen Durchlass für ein Kopfhörerkabel und nicht das Aussehen einer Fototasche. Vermutlich ist ein Slingrucksack viel besser für den Rücken, ich könnte etliche Reißverschlusstaschen aufmachen und vielleicht noch ein Trinksystem einbauen, aber das will ich nicht.
Mehrfach angedeutet hatte ich ja schon, dass man die Tasche nicht zu voll packen sollte. Nicht alles, was reinpasst, sollte man auch mit sich herumtragen. Alles sollte noch leicht und geschmeidig zu erreichen und herauszuholen sein. Ich habe daher auch das Netzteil vom MacBook Air lieber ins Hauptfach geholt, denn die Reißverschlusstasche vorne mag es lieber flach und die Fototasche soll auch wirklich nicht (sic!) vollgeräumt aussehen. Wer mehr Zeug mit sich herumschleppen möchte, kann ja immer noch zum Hacken-Porsche greifen. Sieht doof aus, ist aber sehr praktisch!
Eine Frage blieb bis hierhin noch unbeantwortet und zwar die Frage nach dem Preis … THE UNION STREET RANGER kostet bei Designstraps 320,00 Euro inkl. gesetzlicher MwSt. zzgl. Versandkosten.
Blog des Autors: www.spiegelberg.org
Der erste Absatz könnte von mir sein 😉 und während des Lesens dachte ich “könnte was für mich sein” - aber dann: 320,- EUR - nein Danke; nichts gegen die Tasche, aber dieser Preis ist dann doch zu abgehoben.
Moin,
ich habe die Tasche auch und kann dem hier geschriebenen nur zustimmen. Mein 15″ MBP passt mit Ach und Krach rein, elegant ist aber anders. Und zum Verschluss des Laptopfaches: Du wirst sicher bald feststellen, dass der Klett den Stoff an der Klettstelle abnutzt bis wegnutzt, so dass man bald das Innenleben hinter dem Stoff sieht. Aber abseits dessen is die Tasche großes Tennis. Ich nutze sie nicht nur als Foto- sondern auch als Alltagstasche (wo sie immer wieder ein Eyecatcher ist).
Ich benutze die Tasche auch als Alltagstasche - alles sehr fein. Das einzige was mich nervt, ist der Handgriff. Will man sie eben mal schnell daran aus dem Auto greifen, kippt sie in Sekundenschnelle nach vorne und macht sich nahezu maximal breit - sehr doof. Der Handgriff müsste mehr oben in der Mitte sitzen und nicht an dem hinteren Fach.
Der Preis hat mich auch geschreckt - könnte wetten, dass sie zu Beginn des Jahres noch für 270 € zu bekommen war.
Sehr schöne Tasche! Könnte meine Retrospective Sammlung gut ergänzen.
Hat sich Deine Frau wirklich davon “Diese Fototasche passt ganz hervorragend zu meinen braunen Schuhen…” überzeugen lassen?
Auf den Bildern trägst Du schwarze Schuhe 😉
Paddy trägt schwarze Schuhe. Nicht der Autor. 😉
Hi,
die Tasche gefällt mir als Frau auch sehr für meine Kamera, angesichts des Preises bleibe ich dann aber doch lieber bei meinen Kalahari-taschen, zum Glück nutze ich Taschen auch nur sehr selten, meist trage ich die Kamera am Spider Holster am Körper und Hab nur ein Objektiv drauf damit ich besser auf die Fotos konzentrieren kann und nicht ständig überlege welches Objektiv ich als nächstes aufschrauben muss 😉