Nach einer schier endlosen Schlechtwetterphase bei uns in Hamburg, waren wir mal wieder am Elbstrand und haben ein paar Hundefotos gemacht. Das soll als Anlass ausreichen, um ein paar Tipps für Hunde-Action-Fotos rauszuhauen. Ich persönlich finde es faszinierend wie Hunde in vollem Galopp aussehen, die Ohren schlackern, die Hinterbeine überholen die vorderen. Die Biester sind aber teilweise so verdammt schnell, dass man sich schon ein paar Gedanken über die Fotografie machen sollte. Hier kommen ein paar Tipps von einem hundeliebenden Fotografen.
1. Denke über die Laufbahn des Hundes nach
Wenn Ihr darauf wartet bis der Hund freiwillig auf Euch zuläuft und Ihr dann genau im richtigen Moment die Kamera parat habt, dann könnt Ihr Glück haben, aber auch Frust einstecken. Möchte ich Actionfotos von Hunden machen, dann denke ich zuvor darüber nach, wie ich die Laufbahn beeinflussen oder vorhersehen kann. Am einfachsten ist es natürlich, wenn Herrchen oder Frauchen mithelfen. Mit unseren Hunden funktioniert es sehr gut, dass jemand den Hund festhält und ich mit dem Besitzer in Position gehe. Meist reicht es dann, wenn Frauchen kurz mit der Leckerliedose klappert und schon rennt das Tier schnurstracks auf uns zu. Bei unserem eigenen Hund ist das relativ einfach, da Scampi auf Zuruf zwischen uns hin und her fetzt. Ist der Hund verspielt und jagd einem Ball oder einer Frisbee hinterher, dann kann der Besitzer das Spielzeug in Richtung Fotograf werfen. Die besten Fotos entstehen, wenn ich versuche die Strecke etwas vorherzubestimmen, so kann ich auch beeinflussen in welche Richtung ich fotografiere und wie das Licht steht.
2. Mit dem Licht fotografieren
Ich bin ein sehr grosser Freund von Gegenlicht, aber bei den Hundefotos setze ich doch eher auf Licht von vorne, bzw. von schräg vorne. So habe ich eine tolle Ausleuchtung des Motivs und ordentlich Kontrast drin. Ideal ist es natürlich, wenn die Sonne schon tief steht, das ist ganz besonders tolles Licht. Gutes Licht von vorne garantiert auch kurze Verschlusszeiten, die man benötigt, um die Bewegung einzufrieren.
3. A-Modus, Av, Blendenpriorität
Auch wenn ich normalerweise nur selten den manuellen Modus verlasse, so verwende ich in diesem Fall gerne die Blendenvorwahl (A, Av). Ich habe schon genug damit zu tun auf den Hund zu achten, die Kamera auszurichten und zu fokussieren, da bin ich über jedes Element froh, dass ich nicht bedenken muss. Fotografiert man mit dem Licht, wäre zwar grundsätzlich auch der manuelle Modus kein ernsthaftes Problem, aber in diesem Fall setze ich auf Bequemlichkeit. Als Messmethode verwende ich dann meistens die Matrixmessung. Letzteres sollte aber der Situation angepasst werden.
4. ISO anheben für kurze Verschlußzeiten
Je nach gewählter Blende und vorhandenem Licht kann es sein, dass die Verschlußzeiten nicht ausreichen, um die Bewegung des Hundes einzufrieren. Ja, es macht auch einen Unterschied, was das für ein Hund ist. Windhunde sind hier bestimmt anders zu behandeln als Möpse (das ist keine Mopsdiskriminierung ;-)). Meiner Erfahrung nach sollten die Verschlußzeiten mindestens bei 1/500 Sek. liegen, eher noch etwas kürzer. Scampi braucht bei Fullspeed minimum 1/1000 Sek. um sie knickeknackescharf zu bekommen. Damit das auch klappt, hebe ich selbst bei Sonnenschein oft ISO ein bisschen an. ISO 400 ist für die modernen Kameras kein Problem und mindert die Bildqualität nicht nennenswert. Die Verdoppelung des ISO-Wertes hat eine Halbierung der Verschlußzeit zur Folge. Damit kann man einiges raus holen. Also keine Bange davor auch bei Sonnenschein die ISO hochzudrehen. Das folgende Bild von unserem verstorbenen Jack Russell Terrier weist bei 1/500 Sek. eine leichte Unschärfe auf, aber ich wollte sie gerne mit in diesem Blogpost haben.
5. Kontinuierlicher Autofokus
Ein Präzedenzfall für den kontinuierlichen Autofokus. Dieser arbeitet mit und fokussiert die ganze Zeit nach, wenn der Hund auf mich zuläuft. Bei den meisten Kameras nennt sich die Funktion AF-C oder AI-Servo. Aber der kontinuierliche Autofokus ist keine Garantie für 100% Trefferquote. Je nach Geschwindigkeit des Hundes, kann es durchaus sein, dass der AF nicht mitkommt. Bei 10 Bildern habe ich durchaus drei bis vier dabei, die nicht getroffen haben. Die Trefferquote ist aber auch von anderen Faktoren abhängig. Hier trennt sich aber die Spreu vom Weizen was die Geschwindigkeit des AF angeht. Das ist eine Domäne, wo die klassischen Spiegelreflexkameras noch die Nase vorne haben. So richtig zufriedenstellende Ergebnisse konnte ich mit einer spiegellosen Kamera bisher nicht erzielen. Aber dafür gibt es auch eine Lösung.
6. Kreuzsensor oder Fokusgruppe
Ich fahre am besten, wenn ich einen der Kreuzsensoren für den Autofokus verwende. Das sind bei den meisten Kameras die Messpunkte in der Mitte. Da müsst Ihr mal die Anleitung lesen. Bei meinen Nikons sind es 15 Sensoren in der Mitte. Diese arbeiten am zuverlässigsten und sind für die Actionfotos mit Bewegung am besten geeignet. An meiner D810 und der D750 kann ich auch eine Gruppe auswählen. Dann wird nicht nur ein Feld verwendet, sondern ein Netz aus 5 Sensoren. Mit letzterem habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht.
7. Serienbildfunktion
Ja klar, Serienbildfunktion ist einleuchtend, da man den richtigen Moment kaum manuell erwischt. Aber einen Tipp habe ich dazu: Die D4 war fast einen Ticken zu schnell. Wenn sie 9 oder 10 Bilder pro Sekunde gemacht hat, kam der Autofokus nicht richtig hinterher. Eine Reduzierung auf 7 oder 8 fps kann hier hilfreich sein und zu weniger Ausschuss führen. Lest da unbedingt Eure Anleitung und schaut mal, was es für Einstellmöglichkeiten zur Serienbildfunktion gibt. Ich kann z.B. auch eine Schärfepriorität einstellen. Dann löst die Kamera erst aus, wenn fokussiert wurde, wodurch sich evtl. die Sereinbildgeschwindigkeit automatisch reduziert. Meine Erfahrung zeigt, dass 5 fps vollkommen ausreichen für ein paar Treffer.
8. Vorfokussieren
Falls Ihr Euch eine dieser ultramodernen spiegellosen Kameras zugelegt habt, müsst Ihr zwar nicht mehr so viel schleppen, habt aber auch nachsehen beim kontinuierlichen Autofokus. Das können die einfach aktuell noch nicht so gut. In diesem Fall fokussiere ich vor. Ich suche mir eine Stelle, wo der Hund mit hoher Wahrscheinlichkeit vorbei kommen wird. Dort fokussiere ich und speichere den Autofokus. Entweder indem ich den Auslöser halb gedrückt halte oder manuell fokussiere. Jetzt gibt es zwar nur eine Stelle an der ich den Hund scharf erwische, aber dafür ist dort die Wahrscheinlichkeit sehr hoch. Hund läuft los und kurz vor Erreichen der “Zielgeraden” drücke ich ab. Da das schwer zu schätzen ist, verwende ich auch die Serienbildfunktion. Das ist nicht perfekt, klappt aber auch ganz gut und Ihr müsst Eure Spiegellose nicht in die Elbe schmeissen 😉
9. Lange Brennweite, offene Blende
Ich verwende für die Actionfotos meistens mein 70-200/2.8 Objektiv. 200 mm sind super für solche Aufnahmen. Ich möchte den Hund ja möglichst gross im Bild haben und eine gute Freistellung erreichen. Mit dem engen Blickwinkel eines Teleobjektivs kann man auch die Umgebung sehr gut ausblenden. Oft mache ich solche Fotos am Strand oder auf Wiesen. Da kann es schon sein, dass man nicht alleine ist. In den meisten Fällen verwende ich auch f/2.8 für geringe Schärfentiefe und kurze Verschlußzeiten.
10. Auf Augenhöhe gehen
Das hat jetzt nichts direkt mit der Bewegung des Hundes zu tun, aber ist trotzdem wichtig. Ich lege mich auf den Bauch, um möglichst auf Augenhöhe des Hundes zu sein. Besitzer einer deutschen Dogge lachen mich jetzt aus, denn die müssen lediglich einen leichten Hofknicks machen, um auf Augenhöhe zu kommen. Ich finde die Bilder jedoch am spannendsten, wenn ich den Hunde direkt von vorne sehe. Schräg von oben wirken die Bilder meistens nicht. Übrigens: Ein Handtuch an den nassen Elbstrand bei Ebbe drunter zu legen nutzt gar nichts. Es war nach weniger Sekunden auch nass 😉
Die Tipps funktionieren übrigens auch mit Menschen. Dann bitte die Leckerlidose wahlweise mit Bier, Schokolade, Prosecco oder einem Döner füllen. Aber Achtung: Hunde wiederum dürfen keine Schokolade.
Zum Schluss noch ein paar Equipment-Links:
Super Tipps, vielen Dank!
Lieben Gruß
Claudia
Moin,
Danke für die guten Tipps. Sollte man nicht generell auf Augenhöhe fotografieren ? Wenn ich z.B. meine Kinder beim Rad fahren fotografiere, dann bin ich immer auf Augenhöhe. Eigentlich mache ich das bei fast alles Fotos.
Grüsse Alex
Hallo Paddy, danke für die Tips. Eine Frage habe ich aber noch! Warum hast Du nicht im manuellen Modus mit ISO-Automatik fotografierst?
Kann man auch machen. Ist wohl Gewohnheit.
wen interessiert denn hier die Fototechnik bei so nem geilem Teil wie der Ballschleuder…*habenwill*
haste noch weitere solche tollen Gimmicktipps für Hundeliebhaber? 😉
LG Chriss
Hallo Paddy,
schöne Zusammenfassung mit guten Tipps!
Wir haben ein Katze zu Hause, bei der ich öfters versuche Actionfotos zu machen und regelmäßig scheitere. Schuld am Scheitern sind allerdings nicht die Einstellungen oder die Technik, sondern eher die Sturrheit und Unberechenbarkeit unseres Tigers.
Herrlich!
Moin,
auch wenn ich die meisten Tipps bereits kenne: Schöner, informativer Beitrag und zum Nachmachen unbedingt zu empfehlen! Viele actionreiche und lustige Fotos sind das Resultat.
Leider ist meine Terriermischlingsdame nimmer sooo agil, da immerhin schon 12 Jahre alt. Aber das funktioniert auch mit anderen Tieren, falls der Hund nicht kann oder mag: http://goo.gl/WXlXol
LG aus IBK
Soso…der Paddy macht auch Tiere 🙂 Das Bild mit der D4 gemacht, in der dein Hund durchs Wasser läuft ist wirklich sehr süß.
Allerdings ist ein 70-200er keine “lange Brennweite”, sondern das Minimum das man eigentlich nur für Bilder von Tieren verwendet, die man auch beeinflussen kann (also z.B. den eigenen Hund). Da kann man aber durchaus auch mit den Linsen arbeiten, die du auch sonst verwendest. Vielleicht nicht beim “auf den Betrachter zurennen” aber sonst geht es schon…man kann hier ja nah ran ans Tierchen.
Ansonsten sind lange Brennweiten bei Tieren ja eher 400mm aufwärts…bei einem so kleinen Kerlchen hätte ich für die “Rennmausbilder” übrigens eher mein 80-400er angesteckt, damit der kleine Kerl wirklich formatfüllend rüberkommt…so frei schwebend vor dem Hintergrund und mit ein paar Wasserpritzern zum unteren Bildrand. Das wäre meine Wahl bei der Rennmaus gewesen.
1/500 sind wirklich das unterste, was man für solche Fälle nehmen kann (wird aber meistens nix damit).
Mein Tip ist hier: min 1/1000 bis 1/2000, Manueller Modus (bei einem Tier, bei dem man die Aktionen wiederholen kann, hat man eigentlich alle Zeit der Welt…also kein Grund für eine Automatik, man kann ja das meiste wiederholen 😉 und Iso Auto, Serienbild im schnellsten Modus und gaaaaaaanz wichtig: den Stabi am Objektiv ausschalten, unbedingt!
Hab ich selbst lang nicht geglaubt (und auch mit Stabi getroffen, aber eben nicht so oft), aber damit arbeitet der Autofocus einfach wesentlich schneller und bei über 1/1000 verwackelt man auch bei dicken Optiken aus der Hand in der Regel nicht mehr.
lg Annette
Manuell fokussieren bei einem Hund der auf einen zurast??? Das möchte ich sehen.
Wozu hat man z.B. bei der D810 so einen treffsicheren AF?
deckt sich zu 99% meinen Einstellungen. Belichtung von 1/500 Sek. wird schon “haarig”. Machmal passt es zum Bild mit ein wenig Bewegungsunschärfe, z.B. an den Beinen des Tieres. ISO mache ich lieber manuell, entsprechend ans verfügbare Licht angepasst. Ich benutze auch das Nikkor 200-2.8 an D700 und D810 welches sich sehr gut eignet. 98% Offenblende und bei 200mm.
Mit einem preiswerten Tamron 70-300, 4.0-5.6 bekomt man das bei ausreichendem Licht aber auch knackescharf hin.
Vielleicht noch als weiteren Tipp: Unbedingt mit dem AF-Punkt die Augen “anvisieren”. Bei Hunden mit weissem Fell und grellem Sonnenlicht die Belichtungskorrektur ruhig eine 1/3 Blende ins Minus drehen.
viel Spass
Super Fotos und ein echt gut geschriebener Bericht mit vielen Tipps. Als mein alter Stinket noch gelebt hat habe ich auch gerne solche Fotos von ihm gemacht. Das fehlt mir schon irgendwie.
Wird Zeit mal wieder ein paar Hunde zu fotografieren 🙂
Wow, danke schön für diesen Artikel. Manche Tipps sind einfach nur genial ! Man lernt nie aus.
MfG Alexander
Auch gerne mal mit längeren Belichtungszeiten experimentieren, Es muss nicht immer nur alles in der Bewegung eingefroren werden. So manch ein vernünftig mitgezogenes oder auch einfach nur etwas länger belichtetes Bild (1/80, 1/100 o.ä.) kann spannender sein, als eine eingefrorene Bewegung in ggf. noch unvorteilhafter Pose. Ich versuche immer, mehrere Techniken einzusetzen, siehe zum Beispiel hier unter Tierfotografie.
Isomatte muss ich mir merken, ich krieche immer im Dreck rum, um die genaue Position zu finden. Danke für die Tipps