Im letzten Fotoschnack hatten wir schon einmal über das Thema gesprochen. Ich möchte dem noch einmal einen Blogpost widmen.
Auf unserem Trip durch Namibia standen Tiere nicht in unserem fotografische Fokus. Dennoch üben die großen Arten wie Elefanten, Nashörner, Flusspferde, Löwen oder Geparden eine große Faszination aus, vor allem wenn man sie in freier Wildbahn beobachten kann. Der Etosha Nationalpark lag daher ebenfalls auf unserer Route. Kurze Zeit nachdem man das Tor passiert hat, nimmt die Vielfalt an Tieren auch schon zu. Man kann selbst mit dem Auto durch den Park fahren, darf das Auto aber nur an einigen wenigen Plätzen verlassen und muss natürlich auf den Straßen Schotterpisten bleiben. Fotografisch ist man da eingeschränkt, denn man ist auf eine ordentliche Portion Glück angewiesen. Von wo kommt das Tier, wie bewegt es sich, wie weit ist es entfernt? Mit Brennweiten unter 300 mm kann man kaum etwas reißen und dann muss man das Motiv meistens so nehmen, wie es kommt. Aber das ist ja alles Geschmacksache und es gibt bestimmt viele Fotografen, die gerade in dieser beobachtenden Fotografie ihre Passion gefunden haben.
Eines Morgens gab es dann aber ein einschneidendes Erlebnis. Wir hatten eine Safari mit Guide gebucht. Die Tore in den Camps öffnen erst nach Sonnenaufgang und schließen nach Sonnenuntergang. Möchte man richtig schönes Licht erwischen, so bleibet einem nur die geführte Safari. Das war dann auch ein ganz interessanter Trip. Wir sahen eine Gruppe von Geparden in der Entfernung an einem Wasserloch und einen Löwen, der sich in den ersten Sonnenstrahlen sonnte. Plötzlich stand ein Nashorn wenige Meter vom Straßenrand entfernt. Sobald ein etwas selteneres Tier gesichtet wird, passiert aber folgendes: Die Position wird über Funk an andere Guides weitergegeben. Innerhalb weniger Minuten rollen die Fahrzeuge an. Es dauerte nicht lange, da waren bestimmt sechs oder sieben Autos da. Jeder versuchte den anderen zu überholen. Alle wollten in die erste Reihe und die Gäste in die vermeintlich beste Position bringen. Das Nashorn fühlte sich sichtlich bedrängt. Es wollte anscheinend die Straße überqueren, konnte aber nicht, da die Autos ständig in Bewegung waren. Hinten drauf zig Touristen mit ihren Kameras im Anschlag. Und ich sah sie schon Abends beim Essen, wie sie ihre Fototrophäen stolz präsentierten. Löwe? Hab ich. Elefant? Hab ich. Nashorn? Ja klar, hab ich auch, ganz dicht war ich, guck mal. Es war ekelhaft anzugucken, wie Großwildjagd, nur mit Kamera.
Unser Fahrer brach dann aber doch irgendwann aus der Gruppe aus und fuhr ein Stück weiter, um einen Korridor auf der Straße zu bilden, wo das Nashorn überqueren konnte. Dann rafften es die anderen Fahrzeuge auch endlich und das Tier konnte passieren.
Ist das denn Wildlife-Fotografie? Für mich nicht wirklich. Wenn Bilder so entstehen, könnte ich mich darüber nicht freuen. Das ist im Grunde wie ein großer Zoo. Was ist das für eine Fotografie, die daraus besteht sich das größte Objektiv zu kaufen und dann so lange zu warten, bis ein Guide einen mehr oder weniger zufällig in die richtige Position bringt? Eigenleistung und Kreativität gleich Null. Wenn dann noch die Tiere in der Art bedrängt werden, dann könnte ich kotzen.
Natürlich geht es den Tieren in den Nationalparks gut. Sie sind auch wirklich schön anzuschauen. Ich habe mich richtig gefreut ein Fernglas dabei gehabt zu haben. Mir geht es in diesem Artikel mehr um den Blick hinter die Kulissen. Immer wenn ich jetzt ein vermeintliches Wildlife-Foto sehe, frage ich mich, wie das wohl entstanden ist und habe dabei immer die Rallye der Safaritrucks vor Augen. Es zählt halt irgendwie auch die Geschichte hinter einem Bild.
Ich bin auf Eure Kommentare gespannt. Mir fehlt hier die Erfahrung. Ist das ein Ausnahmefall oder erlebt man so etwas ständig in den Nationalparks?
Hallo Paddy,
Ich kann mich dir nur anschliessen. Mit Wildlife-Fotografie hat dies nichts zu tun. Es bleibt nur wenigen Fotografen und meist auch Naturschützern vorbehalten, richtige Wildlifebilder aufzunehmen. Diesen Bildern sieht man die Einzigartigkeit an. Und es sind nicht nur Bilder sondern auch Geschichten. Wildlife-Fotografie braucht sehr viel Wissen, sehr viel Engagement und sehr viel Geduld!
“Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.” (Adenauer)
Hallo Paddy,
ich war noch nicht auf einer Fotosafari in Afrika, aber genau solche Situationen, die übrigens auf dem Foto sehr beeindruckend dargestellt sind, schrecken mich ab. In einigen Nationalparks der USA habe ich ähnliches erlebt. Wo auch immer jemand ein wildes Tier vom Straßenrand aus gesehen hat, hielten innerhalb kürzester Zeit …zig andere Autos an, um zu gucken und zu fotografieren und dann mussten die Park-Ranger estmal “für Ordnung sorgen”, da manche der “Großwildjäger” nicht begriffen haben, dass die Tiere einerseits frei und wild sind und andererseits nur aus gewissem Abstand zu beobachten sind. Diese Form ist für mich bestimmt keine Wildlifefotografie, da stimme ich dir und Roland voll und ganz zu.
Sehr schwieriges Thema, was man ja durchaus auch auf andere Bereiche der Natur- oder Reisefotografie übertragen kann. Ich spreche da aus leidvoller Erfahrung. Wenn es um die Motivejagd geht, ist einigen “Kollegen” scheinbar jedes Mittel recht. Auf der anderen Seite muss man sich aber auch die Frage stellen inwiefern man selbst ein Teil des Problems ist. Schließlich steigt man ja auch in so einen Jeep und nimmt an diesen Safaris teil.
Wir müssen alle wieder lernen, dass Fotomotive an sich kein “Allgemeingut” sind und dass der Besitz eines bestimmten Equipments kein automatischer Freibrief ist. Wenn man als Fotograf Tieren, Menschen oder Landschaften mit Respekt und Achtung begegnet, ist die Erfahrung hinterher viel intensiver gewesen und die Bilder werden definitiv einzigartiger. 😉
Ich bin regelmäßig in Botswana unterwegs. Dort ist bei diversen Safari-Anbietern nur maximal 3-4 Autos am Objekt erlaubt. Wenn ich dort unterwegs bin, weiß ich nicht zu 100% welche Bilder ich mit nach Hause bringen kann. Ich hätte manchmal gerne noch ein Fahrzeug auf dem Bild gehabt, um zeigen zu können, wie das Naturerlebnis aussieht, aber da man versucht, dem Tier sein Freiraum zu lassen, stehen die Fahrzeuge kompakt auf einer Seite.
Das Problem mit den Autos und Tieren in Parks ist nicht neu und ich erinnere nur an Bilder aus dem Yellowstone Park aus den 70-80 Jahren, wo man solche Phänomene auch schon beobachten konnte. Das selbe Phänomen gab es in der Masa-Mara, Kenia, wo Geparden von den Autos eingekreist wurden, was zu den Bildern mit den Tieren auf dem Autos führte, weil dieses der einzige Fluchtweg war.
Was mir als Reise- und Naturfotograf viel mehr stört, wenn man Bilder von jagenden Geparden oder anderen Wildtieren als Wildlife verkauft, obwohl diese unter kontrollierten Bedingungen entstanden sind. Gerne werden diese Bilder, die auf sogenannten “Wildlife-Farmen” entstehen, als pure Natur verkauft. Ich kann verstehen, daß Urlauber/Fotografen von einer Reise entsprechende Bilder mitbringen wollen, aber sie sollten dann auch solche gekennzeichnet werden.
Das andere Problem besteht in der Regelung des Tourismus. Ein Land, wie Botswana, bietet diese “Fototierjagd” als ein hochpreisiges Produkt an, was dazu führt, daß man auch die Tiere entsprechend schützen kann. Leider setzen andere Länder eher auf den Massentourismus, was dann zu solchen Bildern, wie oben führt.
Ich habe das schon zweimal in Kenia erlebt, bei jeder Safari werden bei Funk die Standorte der Tiere durchgegeben und dann rollen die ganzen Fahrzeuge an. Du kannst Dir wahrscheinlich denken was los war als ein Löwen-Männchen ein Löwen-Weibchen bestieg… 😉 Oder wenn es im Löwenrudel Jungtiere gab… Da waren die “Fotografen” wie die Geier…
Bin ganz Deiner Meinung aber es gibt sie noch die wirklich echten und beeindruckenden Erlebnisse in freier Wildbahn. Habe mir mal erlaubt hier einen kleinen Clip zu verlinken.
https://www.youtube.com/watch?v=pyEZRTyEDPY
Botswana auf eigene Faust ohne Zäune und Guide, im Einklang mit Natur und Wildness. Die Erinnerung nehme ich mit ins Grab !!!!
Wieso seht ihr das so Negativ?
wenn es die Foto-Touristen nicht gäbe hätten wir heute Autobahnen und Städte in den Parks. Die Länder leben davon und die Tiere letztlich auch. Meine Erfragung ist eine andere. Natürlich sind die Fahrzeuge mit funk verbunden. Aber es hat sich kein Fahrzeug vorgedrängelt. noch haben sich die Tiere belästigt gefühlt. wir waren Luft für sie. teilweise standen wir 1 oder 2 Stunden an einer Stelle ohne das Fahrzeug zu bebegen.um eine Aufnahme zu machen. Also nicht nur Foto sammeln und weiter.
Ich war in Kenia Masai Mara und Tansania Serengeti.
Moin,
ich war 2009 im Kruger Nationalpark. Da war es noch nicht so krass.
Es ist wie überall auf der Welt ; Kommerzialisierung und Verrohung der Gesellschaft, kein Respekt mehr voreinander oder vor der Natur.
Es ist wirklich ein zweischneidiges Schwert…
Aber es ist überall so, wo viele Menschen zusammenkommen und es etwas interessantes gibt, so leider auch bei einem Unfall auf der Autobahn. Es gibt halt Menschen, die ihrer Umwelt mit Rücksicht und Respekt begegnen und eben auch andere.
In solchen Situationen wie in Etosha gehe ich aber auch davon aus, dass es sich nicht vorwiegend um mehr oder weniger engagierte sog. Wildlife-Fotografen handelt, sondern überwiegend um Touristen, die natürlich auch ein paar Fotos machen wollen. Und da die Urlaubszeit begrenzt ist, versuchen die Guides das “Maximum” herauszuholen, was sich dann im Trinkgeld niederschlägt.
Ich war auch schon mehrfach in Namibia und in Etosha und kenne diese Häufung von Autos. In anderen Parks ist es ähnlich aber die meiste Zeit ist man als Selbstfahrer doch alleine auf der Pirsch und tauscht sich mit anderrn, denen man begegbet, über Sichtungen aus. Ich selbst habe so auch einige tausend Bilder gemacht und finde das auch nicht schlimm. Wenn wir mit Guides unterwegs waren, so gab es auch dort Abstimmungen über Funk, aber in 99% der Fälle verhielten sich die Guides sehr vernünftig, insbesondere in kleineren privaten Reservaten.
Neben diesen Touristen gibt es aber noch ganz andere Kaliber… Wir haben Spezial-Wildlife-Fotografen-Fahrzeuge gesehen, bei denen wohlbeleibte Fotografen auf drehbaren Plattformen mit Komfortsessel und schwerem Stativ vor ein Motiv gekarrt wurden dann ging eine Klappe auf, drei dicke Objektive schwenkten heraus, ein paar Bilder wurden gemacht Klappe zu und weiter…
Echte Wildlife Fotografen (die damit ihr Geld verdienen) sind das wohl auch nicht. Die echten verbringen viel mehr Zeit mit dem Studium der Tiere und bewegen sich meist auch abseits der ausgetretenen und befestigten Pfade und nehmen viele Entbehrungen und Risiken in Kauf. Das kann und will nicht jeder und es wäre auch nicht gut, wenn tausende von Menschen abseits der Pfade mit Geländewagen durch die Natur gondeln würden.
Insofern sind Nationalparks wie Etosha oft wirklich große Zoos, die je nach Art des Besuchs und des eigenen Verhaltens dennoch ein tolles Erlebnis bescheren können. Und wenn ich mich an die Entdeckung eines einzelnen Löwenmännchens im hohen Gras erinnere, das mich im Kgalagadi Park anbrüllte, als ich das Objektiv auf ihn richtete, dann war es für mich trotz Park und befestigten Wegen foch ein echtes Wildlife Erlebnis, auch wenn ich nur ein engagiert fotografierender Tourist war! ?
Sorry,
Ihr “jammert” auf ganz hohen Niveau, nicht falsch Verstehen, ich finde es auch nicht schön dem Tier so nahe auf dem Pelz zu rücken.
Viel schlimmer finde ich es das man dem Tier offensichtlich aus Vorsichtsgründen die Hörner Amputiert hat, damit es Wilderern nicht zum Opfer fällt.
Grüße
TOM
Hallo TOM, Nashörner werden stark durch Wilderer bedroht. Sie jagen und töten Nashörner nur wegen Ihrem Horn. Aus diesem Grund werden in Afrika die Hörner vorsorglich entfernt. Damit bieten Sie keinen Anreiz mehr für Wilderer. Das abgesägte Horn ist also nicht als Schutz für die Touristen zu verstehen, sondern dient dem Überleben der Nashörner.
p.s. Tom, hab deinen letzten Satz falsch gelesen, sorry
Irgendwann werden wir alle nur noch die Fotos “wilder” Tiere im Lexikon anschauen können. Glücklich werden die Kinder von Heute sein, die einige Exemplare noch im Zoo gesehen haben. Jeder von uns, mehr oder weniger, ist direkt oder aus Gleichgültigkeit mit daran Schuld, dass die Natur ganz langsam verschwindet. Leider, zum Glück, kann man nicht alles mit Geld und Sonntagsreden wieder ausbügeln. Ich sehe keinen großen Unterschied dabei, ob man Tiere im Zoo fotografiert oder kleine nackte Kinder in Afrika oder Peru, oft fehlt uns die gebotene Achtung vor der Würde aller Lebewesen.
Was für ein interessantes Thema. Natürlich stimmt es, dass das keine “wahren” Wildlife-Fotos sind, auch wenn die Tiere wirklich wild leben. Andererseits finde ich auch Peters Sicht richtig, dass es ohne den Tourismus um die Tiere wohl noch schlechter bestellt wäre. Paddys Text hat mich außerdem erinnert an eine meiner schöneren Reportagereisen, wo es um eine super-tierfreundliche Form der Nashorn-Safari ging. Wer es nachlesen will: https://www.welt.de/reise/Fern/article109981539/Auf-der-Suche-nach-den-letzten-Nashoernern.html
Um diese Erfahrung zu machen muss ich nicht mal nach Afrika reisen. Dank günstiger Preise für Fototechnik, kann sich jeder angehende “Naturfotograf” ein Teleobjektiv im Bereich 150-600mm leisten. Auch gute Gehäuse sind für jeden erschwinglich und schon kann es losgehen. Hier in Deutschland sollte es für den Anfang mindestens ein Eisvogel sein, dann kann auch schon die Jagd nach dem ersten Wolf beginnen. Dabei wird kaum Rücksicht genommen, weder auf andere Naturbeobachter oder Fotografen und schon garnicht auf die Tiere selbst. Nebenbei werden gleich noch einige seltene Pflanzen breitgelatscht, weil man ganz einfach keine Ahnung hat, von dem was da draußen passiert. Die Ergebnisse selbst erzielen dann einige Likes au FB, um danach für immer auf der Festplatte zu vergammeln. Das mag für viele jetzt sehr überzogen klingen und natürlich gilt das zum Glück nur für einen Teil der Naturfotografengilde, aber der ist leider nicht unerheblich. Leider beschränkt sich das Interesse an der Natur bei vielen Fotografen auf das ablichten einer möglichst seltenen Art. Vor allem Neueinsteiger gieren häufig danach. Aber auch professionelle Fotografen und Naturfilmer bedienen sich nicht selten zweifelhafter Methoden, um dem sensationsgeilen Publikum das zu bieten, was es sehen möchte. Was ich hier schreibe wird vielen nicht gefallen und ich will hier auf keinen Fall die Naturfotografie ins negative Licht rücken, aber ich habe das alles persönlich erlebt und leider nicht nur einmal. Selbst bin ich seit meiner Kindheit in der Natur unterwegs und seit längerer Zeit auch mit der Kamera, ich arbeite selbstständig als Naturführer in der Lausitz u. bin auch im Bereich Umweltbildung seit über 20 Jahren tätig. Mein Kommentar bezieht sich zwar nicht direkt auf Fotosafaris in fremden Landen, aber ich denke er passt trotzdem gut hierhin 😉 Ich wünsche allen die sich da draussen bewegen viele tolle Erlebnisse in der Natur und auf jeden Fall tolle Motive u. gutes Licht!
Ihr seit doch nicht wirklich 4-5 Std mal durch ein Busch gelaufen ( und nicht mit dem Auto ) um mal einen Gepard zusehen oder ? Der Dornenbusch verkratzt nicht nur deine Kleidung . Und nur zu dritt ( mit einen Führer) ist auch nicht ganz ungefährlich. Auch wenn der Gepard den Menschen n icht als Futter ansieht. Und wenn man endlich ein Foto im Kasten hat was einem zusagt, ist man nur noch glücklich und zufrieden. Ich finde das kann man als Wildlife ansehen. Aber was ist heute noch Wildlife ? Ich war in Namibia und Südafrika.
Ich kann mich Paddy nur anschließend. Wir waren auch mehrfach im Etosha Park, haben ähnliches erlebt. Mit dem Unterschied, dass wir als Selbstfahrer mit dem eigenen Auto unterwegs waren. Klar kann man das Verhalten der Guides (oder auch der Touristen, denn die finden das ja super!) damit begründen, dass ja durch den Tourismus viel Geld in das ansonsten arme Land kommt. Aber mit dem “Geldverdienen” kann ich so ziemlich alles begründen, was rings um den blauen Ball passiert, und was oft nicht wirklich gut ist. Ähnlich ist es an den Wasserlöchern in den Lodges im Park. Rücksichtslos wird laut gerufen, gelacht, Party gemacht. Wird auch toleriert, weil die Touristen ja Geld bringen. Denken die Leute eigentlich mal nach, bevor sie in so ein Land, in so einen Park fahren?
Grundsätzlich scheint mir das aber auch eine Entwicklung zu sein, die in den letzten Jahren schlimmer wird. Alte Namibia-Hasen haben mir berichtet, dass, wenn ein Fahrzeug am Straßenrand stand, entgegenkommenden oder überholende Fahrzeuge anhielten und leise fragten, was denn da zu sehen sei. Man wollte potentielle Motive nicht verscheuchen. Heute wird mit Volldampf dran vorbei geballert.
Wir haben Etosha dieses Jahr von der Reise gestrichen, u.a. aus genau dem genannten Grund. Wir werden damit sicher einige Tiere nicht sehen, aber das ist uns lieber, als in der Meute irgendwie eine Checkliste abzuarbeiten.
Hallo Paddy,
ich war 2013 für drei Wochen in Namibia aber wir haben das Glück das ein Freund von uns, Harald Braun, jahrelange Erfahrung in Afrika hat und mittlerweile eine eigenes Reiseunternehmen gegründet hat, unser Guide war. Wir so sind mit zwei Jeep mit Zelten auf den Dächern unterwegs gewesen, so das wir selbst entscheiden konnten wann wir raus fahren bevor der Massentourismus, der leider auch in Afrika, und besonders im Etosha Park stattfindet, entgehen konnten.
Wenn die Touribusse raus fuhren, sind wir von den ersten Ausflügen zurückgekommen und haben erst einmal gefrühstückt.
Also wenn nach Namibia dann alleine, selbst ein wenig informieren oder wie erwähnt Reiseunternehmen wie die von Harald Braun anschreiben, der nebenbei auch ein sehr ambitionierter Fotograf ist, mit Menschen sprechen die jeden Punkt und jede Lodge die angeboten wird auch selbst gesehen und ausprobiert haben.
Für uns waren die fast 3 Wochen ein einmaliges Erlebnis und glücklicher Weise fernab des Massentourismus, und die Bilder die ich gemacht habe, haben fast alle eine eigene Geschichte.
Wenn du möchtest kann ich dir das ein oder andere Bild mal zu senden.
Gruß Michael aus Moers
Touristen sind immer die Anderen…
🙂
Hallo Paddy, ich kann nur sagen, das die Chemie Wildlife Fotografie schon im heimischen Garten anfängt. Vieles Andere sind nur noch öde Inszenierungen.
Hi Folks,
hier wird von Paddy ein Problem angesprochen, welches nicht allein auf Fotosafaris abzielt. Heute ist es leider so, dass die Geheimtipps besser bekannt sind als die alltägliche Straßenfotografie. Das gleiche findet man im Bereich des Tauchsports. In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts waren die potentiell guten Spots egal wo nur wenigen gut ausgebildeten Tauchguides bekannt und wurden in Absprache auch nur von 2 maximal 3 Booten angefahren. Heute jedoch sammeln sich nicht selten 10 Boote an einem Spot und das Wasser „kocht“. Tauchen ist ein Massensport geworden. Keine Chance mehr Fotos in natürlicher Umgebung zu fertigen. Quintessenz: Kamera bleibt weg. Massentourismus, speziell der Adventure Tourismus bringt zwar der Reiseindustrie und hoffentlich den „Einheimischen“ Geld, die Natur leidet jedoch massiv. Wir alle sollten uns zurück besinnen.
Dazu fallen mir noch 2 Zitate von Ansel Adams ein:
1. Zwölf gute Fotos in einem Jahr sind eine gute Ausbeute.
2. Ein Foto wird meistens nur angeschaut – selten schaut man in es hinein.
Und zum Thema 150 - 600 mm Optiken das Zitat von Robert Capa:
Wenn eure Bilder nicht scharf genug sind, dann wart ihr nicht nah genug dran.
Sorry bin ein wenig abgeschweift.
Oh wer fährt denn bis Afrika, das geht auch in diesem Jahr auf der Photokina nur ist es da nicht bei den Tieren, sondern bei den Models an den Ständen der jeweiligen Firmen. Also kann man nur zum Fazit kommen, dass viele mal ein Lehrgang brauchen sich zu benehmen. Solange es aber immer wieder Menschen gibt die sich nur über diese Art der Fotografie zu definieren und nur die Sensation das ist was viele brauchen, so lange wird das nicht anders und das in allen Lebenslagen. Mein Fazit: „Ekelhaft “
Hallo Paddy,
danke für den Artikel. Wir waren 2013 in Namibia und 2016 in Südafrika und haben eine ähnliche Situation mit einer Elefantenfamilie erlebt, die ziemlich aufgebracht war, weil Touristenfahrzeuge ihnen den Weg über die Straße versperrt haben. Natürlich haben Nationalparks in dieser Form nicht mehr so viel mit “Wildlife” zu tun. Andererseits kann man auch z.B. im Okaukuejo Camp bequem hinter dem Wall sitzen und stundenlang das Kommen und Gehen der verschiedenen Tiere am Wasserloch beobachten, ohne dass es langweilig wird und ohne dass sie sich gestört fühlen - ein tolles Erlebnis! Aber bei 1,5 Mio. jährlichen Namibia-Besuchern, wovon sicher die Meisten Etosha und die anderen bekannten Spots besuchen, muss man wohl auch mit solchen Problemen rechnen, es sei denn, man limitiert den Zugang. Der Massenandrang bringt halt auch Kohle für den Unterhalt der Parks. Aber die Vorstellung, dass jeder der dahinfährt, auch noch als großer weißer Abenteuerfotograf, mit Handykamera oder 10.000 EUR Tele im Anschlag auf eigene Faust durch den Busch laufen- und hinter jeder Biegung ein anderes Tier “shooten” kann, ist wohl auch etwas naiv und keinesfalls wünschenswert.
Was passieren kann, wenn man große, hirnlose Primaten frei laufen lässt, hat man leider schon im Deadvlei sehen müssen, wenn sie dann für ein “tolles” Selfie auf den abgestorbenen Bäumen rumklettern, die schon 500 Jahre mumifiziert in der Wüste standen, bis die Deppen kamen, die wohl besser in Disneyland aufgehoben wären.
Nein, das ist kein Wildlife, das ist Touristen-life. Und deshalb ist es auch nicht generell als Schlecht zu bezeichnen, denn vermutlich leben von den Touristen dort viele Menschen (und auch diese Tiere). Das was du beschreibst, dass die Autos die Tiere bedrängt haben, finde ich unmöglich. Die Touristen die dorthin gehen, wollen natürlich diese Tiere sehen und auch fotografieren (ohne Foto können sie zuhause ja nicht beweisen, dass sie dort waren und sie selber gesehen haben).
Leider sind das die Leute, die die Schönheit zuhause überhaupt nicht mehr wahrnehmen. Wir haben hier in Deutschland wunderschöne Landschaften, Tiere und Pflanzen. Da kann Afrika (oder andere Länder) nicht mithalten. Der „Reiz“ ist halt, dass es anders ist. Aber ich bin sicher, dass viele dieser Leute zuhause ein Gänseblümchen nur mit Mühe und Not von einer Margerite unterscheiden können. Einen Grashüpfer von einem Heupferd wohl eher schon nicht mehr. Dass es hier wunderschöne und vor allem auch viele verschiedene Bienen, Fliegen usw. gibt, das wissen die überhaupt nicht.
Interessante Diskussion. Hier die Regeln für den Serengeti Nationalpark.
There is a number of definite “don’ts” in the Serengeti. When in serengeti National Park there a number of things you are not allowed to do that my damage the ecosystem.
1.Driving too close animals disturbing them and not allowing them to do their daily activities
2.Making an unacceptable noise
3.Picking flowers or destroying vegetation
4.Discarding litter
5.Do not exceed 50km/h speed limit
6.Do not bring pets or firearms into the Park
7.Do not off the roads within 16km of Seronera
Ein professioneller und verantwortlicher Guide hält sich daran. Unsere Erfahrung war, dass sich die Tiere dann nicht um die Autos kümmern.
Es bleibt die Tatsache, dass man in einen Nationalpark fährt um Tiere zu sehen, und das wollen andere Leute auch - seltsamerweise.
Das ist doch bei uns auch so. Die Tiere werden bei uns auch immer mehr eingeengt oder sie werden zu Gefahr und werden geschossen. Ich bin bei keinem Tierschutz, aber finde es traurig wie wir der Natur und Tiere den Raum nehmen.
Hallo Patrick,
um auf Deine Frage zu Antworten: Nein, das erlebt man nicht überall so. Jeder Park ist anders. Es tut mir leid, dass Dein Erlebnis in einem Park so enttäuschend für Dich war. Mit der Kamera auf Safari-Tour zu gehen kann unheimlich viel Spaß machen.
Deine ablehnende Haltung der beschriebenen Situation kann ich allerdings überhaupt nicht nachvollziehen. Für Dich ist es ok, einen Guide für eine Fotosafarie zu buchen. Wenn aber andere genau das selbe erleben wollen wie Du, dann ist das ekelhaft?
Wie war das mit dem “Wasser predigen…”?
Lieber Paddy,
dieses Thema beschäftigt auch schon seit langem, vielen Dank, dass Du es angesprochen hast! Mir geht es da genauso wie Dir und wie den meisten der Kommentatoren. Allerdings beschleicht mich ein ähnliches Gefühl bei Deinem Bild im Artikel über den Rucksack, auf dem Du die beiden namibischen Frauen vor Dir sitzend fotografierst. Ist das nicht auch eine Form des Missbrauchs, indem wir die Einheimischen als Fototrophäen benutzen? Was richten wir reichen Westeuropäer, Amis etc. bloß mit unseren Kameras an, wenn wir in Horden z. B. nach Varanasi fahren, nur um die Einheimischen zu portraitieren? Ich habe da totale Skrupel und habe deswegen für mich beschlossen, erst einmal nicht auf einen solchen Urlaub zu sparen.
In der zerstörerischen Form, in der er heutzutage stattfindet, steht im Grunde der ganze Ferntourismus zu Diskussion… Die Afrika-Safaris sind dabei nur die Spitze des Eisbergs.
Viele Grüße!
Also ich habe mir aufgrund diesen Kommentars das Bild mit den Frauen in Namibia nochmal angeschaut. Und ich finde deine Anmerkung berechtigt. Kommt aber sicherlich auf den Kontext an. Wenn hinter Paddy jetzt 20 Leute schlange stehen und jeder ein Bild von den Zwei Damen macht, fände ich das allerdings fragwürdig. Aber für mich sieht es in diesem Fall tatsächlich eher so aus, als ob da eine Alltagssituation festgehalten wurde. Und wenn man mal die Chance hat ein für uns exotisches Land zur bereisen und in Kontakt mit den dort lebenden Menschen kommt, dann würde ich persönlich sagen, ist das kein Missbrauch.
Vllt. als interessanter Einschub: Die Faszination des Exotischen beruht auf Gegenseitigkeit. Ich habe vor ein paar Jahren Urlaub im Südwesten von Indien gemacht und man sollte ja meinen, dass durch die britische Kolonialmacht Westeuropäer ein vertrauter Anblick für die “Einheimischen” sind. Aber ich habe irgendwann aufgehört zu zählen wie viele Bilder von mir gemacht wurden. Ich wurde ständig nach Fotos gefragt. Leute haben Selfies mit mir gemacht, ich musste mit allen Familienmitgliedern posieren (und indische Familien scheinen ausschließlich Großfamilien zu sein) und war ständig umringt sobald ich mal etwas länger irgendwo stand. Und was ich da gemerkt habe (und seitdem mache ich das auch selber so), es ist angenehmer wenn man vorher gefragt wird. Und dann fühlt man sich auch nicht “missbraucht”. Mir ist das nirgendwo anders passiert, aber das war eine sehr lehrreiche Erfahrung. (Wie das jetzt mit den Tieren ist, klärt das natürlich nicht.)
Ich hab nach dem Fotoschnak ein paar Tage Zeit gehabt, über das Themar nachzudenken. Die beschriebene Situation ist wahrscheinlich eine angemessene Form des Tourismus bzw. eines Besuches in einem besonderen Tierpark, bei dem der Zugang richtigerweise stark reglementiert ist. Davon unterscheiden würde ich die Arbeit von professionellen Naturfotografen, die mit besonderer Erlaubnis einen anderen Zugang zu solchen Parks/Schutzgebieten erhalten können und dann zu speziellen Themen arbeiten und veröffentlichen (was für mich dann “Wildlife” wäre). Die Personenfotografie ist eine persönliche Sache. Ich denke, jeder kann das für sich selbst entscheiden, warum man solche Bilder aufnimmt (das Einverständnis der Personen in der Situation setze ich jetzt voraus) und welchen Wert diese Aufnahmen letztlich haben können. Auch die Veranstalter und die teilnehmenden einheimischen Gruppen haben wahrscheinlich doch schon längst die ethischen Fragen gestellt und für sich entsprechend beantwortet.
Hallo Paddy
Ich war noch nie in Afrika..aber erleben kann man das hier auch…bei meinen Eisvögeln.….2016 hat er seine brut aufgegeben wegen rücksichtslosen fotografen die einfach keinen Respekt vor der Natur haben ich habe bis heute kein formatfüllendes Foto von einem Eisvogel aber wunderschöne Bilder von ihm in seiner Umgebung.und ich weiß dass diese Bilder in Harmonie enstanden sind.…..leider kann man solche trophäenjäger nicht ändern.ich halte mich fern von ihnen .…in diesem Sinne…Barbara
Puuuh, ich finde das ein ganz schwieriges Thema. Sowohl Tiere als auch Menschen oder andere Lebewesen… Fast alle Argumente sind ja auch schon angeschnitten worden, und ich denke dass es keine ja/nein Antwort gibt. Wo fängt man den Zeigefinger zu heben? Für mich war das erste Schlüsselerlebnis als kleines Kind. Wir haben am Stadtrand gelebt und waren oft in den angrenzenden Feldern und einem kleinen Wäldchen spazieren. Zwischenzeitlich sind wir weggezogen und als wir ein paar Jahre später zurück kamen stand der Wohnblock da, wo der Wald gewesen ist. Mittlerweile wohne ich in einer anderen Stadt, die gar nicht existieren würde, hätte nicht ein größenwahnsinniger Vasall die Idee gehabt ein Moor trocken zu legen um sein Schloss in die Idylle zu bauen. Ich besitze eine relativ günstige Kamera wenn ich bedenke wie viele Kinder unter unmenschlichen Zuständen die Edelmetalle fördern und verarbeiten. Im Urlaub fliege ich Kerosin befeuert für ein paar hundert Euros um die halbe Welt und halte versuche den einen oder anderen Moment mit besagter Kamera zu dokumentieren. Ich weiß nicht ob ich in der Position bin Safari Touristen zu verurteilen weil sie Bilder von aussterbenden Tieren in Nationalparks machen. Ich hoffe ihr versteht meinen Punkt. Wir leben in einer verkorksten Welt. Schön wäre es wenn mehr Menschen die Goldene Regel befolgen würde: Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen [und andere Lebewesen] tun, sollt auch ihr ihnen ebenso tun.
(Btw. ich bin kein Vegetarier…)