Es gibt so Dinge, die begehrt man mehr als alles andere, obwohl man sie so wenig braucht wie einen Nagel im Kopf. Das Leica Noctilux gehört dazu. Es ist der Inbegriff von Haben ist besser als Brauchen.
Für alle, die sich nicht auskennen, ein paar Infos zu diesem Objektiv. Es handelt sich um eins der lichtstärksten Objektive am Markt und ist angeblich mit die beste Optik, die man für Geld kaufen kann. Es gibt verschiedene Versionen von diesem Objektiv. Die aktuelle hat eine Lichtstärke von f/0.95. Bis vor kurzem gab es das Noctilux nur als 50 mm Version. Nun ist auch ein 75 mm f/1.2 erschienen. DAS Noctilux ist für mich aber die 50 mm Version, die bereits seit 1966 gebaut wird. Die erste Version hatte “nur” f/1.2 und wurde von 1966 bis 1975 gebaut. Bis 1994 wurde es dann mit einer maximalen Blende von f/1.0 gebaut, wobei es hier verschiedene Varianten gab, die man in erster Linie am Filtergewindedurchmesser und der Gegenlichtblende erkennt. Danach kam dann die aktuelle Variante mit f/0.95 auf den Markt.
Das Noctilux ist schon fast sagenumworben. Wer es besitzt schwärmt davon in höchsten Tönen. Klar, wer gibt auch schon zu tausende von Euros für Quatsch ausgegeben zu haben. Wir reden hier von einem aktuellen Neupreis von über 10.000 €. Nun ja, halb so wild, als Berufsfotograf kann ich ja die MwSt. abziehen. Ihr merkt schon mit welchen Tricks man sich sowas schön reden muss. Was muss diese Optik nur leisten, wenn Leica so einen Preis aufruft?
Aus meiner Sicht verkörpert das Noctilux die bekannte 80/20 Regel sehr gut. Kauft man sich ein Objektiv, so erhält man bereits für 20% des Geldes rund 80% Leistung. Um die restlichen 20% zu bekommen, muss man halt noch einmal 80% mehr Kohle auf den Tisch legen. Nagelt mich nicht auf die Zahlen fest, sie sollen lediglich verdeutlichen über was wir hier reden.
Ihr kennt mich, ich kaufe viel unnützes Zeug für viel zu viel Geld. Aber 10 Mille? Wenn ich bedenke wieviele Bücher und Videos ich dafür verkaufen müsste, erwacht mein meistens schlafendes Vernunftgen und klopft von innen mal ordentlich an die Schädeldecke. Für Fotografen wurde das Noctilux nicht gemacht, denn die können es sich normalerweise nicht leisten 😉 Aber ich kann nicht aus meiner Haut. Es interessiert mich trotzdem. Nun stand ich mal wieder bei Meister-Camera in Eppendorf im Laden und wir kamen auf das Thema Noctilux zu sprechen.
“Hach ja, ich spare ja schon. In ein paar Jahren komme ich wieder und wenn ich dann das Noctilux abhole, möchte ich bitte, dass dazu eine Flasche Single Malt auf dem Tresen steht.”
“Dann probier doch wenigstens mal das f/1.0 aus. Wir haben gerade ein paar gebrauchte da.”
“Was? f/1.0? Niemals, wenn es f/0.95 gibt. Das neue soll auch viel brillanter und schärfer sein.”
“Aber das f/1.0 hat dafür mehr Charakter.”
Verdammt, er hat Charakter gesagt. Wollen wir nicht alle Charakter in unseren Bildern haben? Das f/1.0 gibt es auch immerhin schon für unter 4.000 €. Ein Schnapper. Dafür ist es dann auch fast so alt wie ich selbst. Lange Rede, kurzer Sinn. Ich verließ den Laden mit einem Noctilux f/1.0 von 1978. Eine freundliche Leihgabe, denn probieren geht ja bekanntlich über studieren.
Was erwarte ich denn nun eigentlich von so einem Objektiv? Ich bin ja im Grunde mit meinem 50 mm Summilux bestens zufrieden und habe dazu auch noch das tolle Summitar, das schon jede Menge Charakter besitzt. Was soll da noch kommen? Es ist zum einen die zusätzliche Blende an Lichtstärke und zum anderen ein magisches Bokeh. Dafür bezahlt man mit viel Geld und wirft anschließend jeden Größenvorteil der Leica über Bord. Das Noctilux ist nämlich ein Brocken. Das f/1.0 nicht ganz so extrem wie das 0.95 aber dennoch ist es größer und schwere als alle anderen Objektive, die ich besitze.
Spricht man mit Leuten über das Noctilux, so kommt sehr schnell der Einwand, dass es unheimlich schwer zu fokussieren ist. Klar, bei f/1.0 ist die Schärfeebene hauchdünn. Allerdings muss ich hier einwerfen, dass ich es für Quatsch halte mit dem Noctilux auf Tuchfühlung zum Motiv zu gehen. Das heißt Portraits aus einem Meter Entfernung mit f/1.0 ergeben so eine geringe Schärfentiefe, dass es schon fast zu wenig ist. Rein rechnerisch sind das laut DOF-Rechner nur 2 cm.
Auf die Distanz hat man auch mit f/1.4 schon eine krass geringe Schärfentiefe. Hunde mit langer Schnauze haben da immer eine unscharfe Nase 😉 Das sieht zwar ganz cool aus, aber in der Praxis ist es tatsächlich verdammt schwer zu fokussieren. Die kleinste Bewegung und schon war es das. Das Noctilux hat einen sehr langen Fokusweg. Man muss schon ordentlich drehen, um von Unendlich bis auf die Naheinstellgrenze zu kommen. Das verhindert ein schnelles fokussieren, hilft aber bei der Genauigkeit. Ich denke das passt hier schon ganz gut. Was mich hingegen etwas stört ist die Naheinstellgrenze von maximal einem Meter.
Ich sehe die Stärke einer so krassen Blende eher in der Distanz. Wenn man z.B. mal jemanden Ganzkörper fotografiert. Dann nimmt durch die Entfernung ja bekanntlich auch die Schärfentiefe zu. In so einer Situation finde ich das Noctilux spannend. Dann wird es zum einen wieder einfacher zu fokussieren, zum anderen erhält man einen wirklich schönen Look.
Für diese Bildausschnitte halte ich persönlich das Noctilux für interessant. Ich mag Bilder mit Raum und Weite und da ist es oft nicht einfach auch eine schöne Unschärfe zu erzielen. Gerade mit 50 mm haben diese Bilder etwas ehrliches. Keine Verzerrung und keine Kompression, es ist wie es ist.
Was vermag ein Objektiv von 1978 an einem modernen Sensor zu leisten? Ich war skeptisch hinsichtlich der Schärfe. In der Tat sind die Bilder nicht so detailliert, wie ich es z.B. von meinem Summilux kenne. Das spielt von der Schärfe in einer anderen Liga. Allerdings lässt sich das beim Noctilux mit einem kleinen Schubs am Schärferegler in der Nachbearbeitung sehr gut in den Griff bekommen. Ich habe mal einen Ausschnitt vergrößert:
Ich muss sagen, dass ich hier schon positiv überrascht bin, was die Schärfe angeht. Fokussiert habe ich übrigens mit dem Messsucher und nicht mit Liveview oder dem elektronischen Aufstecksucher. Meine Leica M10 war aber auch vor kurzem erst beim Service, um den Messsucher justieren zu lassen. Der ein oder andere wird hier vielleicht sogar auf das digitale Nachschärfen verzichten wollen und bevorzugt diesen leicht analog angehauchten Look. Die Bilder sind nicht unscharf, sie sind lediglich etwas softer.
Das Bokeh vom Noctilux ist wirklich schön, das muss ich schon sagen. Kreisrund sind die Bubbles allerdings erst, wenn man auf f/1.4 abblendet. Ansonsten muss ich gestehen, dass mich die Unschärfe schon anmacht. Hier kann man wirklich von cremigem Schmelz sprechen.
Ich habe es nicht ausgiebig getestet, aber mir scheint, dass das Noctilux mit Gegenlicht ganz gut zurecht kommt. Wenn ich mit meinem Summilux direkt in die Sonne fotografiere, habe ich fast immer irgendwo Blendenflecken. Die habe ich bei den Testbildern nicht gesehen. Hier müsste ich aber noch etwas länger testen, um das bestätigen zu können.
Auffällig hingegen ist die Vignette, die bei geöffneter Blende schon extrem ist. Die Vignette lässt sich nachträglich korrigieren. Möchte man aber die Abschattung bis in die Ecken entfernen, so muss man so stark korrigieren, dass es schon Einfluss auf die Gesamthelligkeit des Bildes hat. Selbst dann bleiben in den äußersten Ecken noch kleine Schatten erhalten.
Ich bin ja ein Freund von Vignetten. In fast all meinen Bildern füge ich sie nachträglich hinzu. Bei dem Noctilux gehört sie irgendwie zum Charakter des Objektivs dazu und ich würde sie wohl bei Portraits gar nicht erst entfernen. Ist jedoch viel Himmel mit drauf, dann ist mir die Abschattung zu heftig. Das Problem bei der Vignette durch das Objektiv ist dazu, dass sie abgeschnitten wird, wenn man cropt. Nehme ich dem Bild an einer Seite etwas weg, so schneide ich die Vignette auch nur an dieser Seite ab. Das sieht dann im Endergebnis wieder nicht so toll aus. Aber insgesamt könnte man mit der Vignette leben, sie gehört zu einem Altglas irgendwie dazu.
Jetzt werdet Ihr Euch sicherlich fragen, ob ich das Objektiv gekauft habe. Ich gestehe, dass es juckt. Aber ich kratze wie verrückt, damit der Juckreiz weg geht. Ich finde den Look, diesen Schmelz, das cremige Bokeh schon sehr fein. Ich kann verstehen, warum man von diesem Objektiv schwärmt. Aber ist der Unterschied zu anderen Objektiven so extrem groß? Ich habe mal den direkten Vergleich mit dem Summilux gemacht. Leider habe ich da nur ein Motiv von, da ich nicht ständig Vergleichsbilder gemacht habe. Es ist auch im Hintergrund etwas sehr dunkel.
Der Unterschied ist deutlich sichtbar. Aber ist das Summilux schlechter? Das Noctilux ist auf jeden Fall unschärfer. Ich habe hier mal die JPGs aus der Kamera genommen. Da sieht man auch, dass die Farben etwas unterschiedlich kommen. Das Summilux macht deutlich mehr Rot ins Bild. Da sieht das Noctilux unbearbeitet schon etwas gefälliger aus. Allerdings würde ich das nicht weiter werten, da ich die Farben eh im Nachgang noch einmal anfasse.
Ist mir dieser Look ca. 4.000 € wert? Schwer zu sagen. Da bin ich hin und her gerissen. Einerseits bin ich mit meinem Summilux extrem zufrieden und sehe keinen triftigen Grund es zu ersetzen. Das Noctilux ist auch eigentlich zu groß für Reisen und auf der Straße. Es wäre ein Trugschluß zu glauben, dass die eigenen Bilder besser werden, nur weil man ein schöneres Bokeh hat.
Auf der anderen Seite sehe ich persönlich den Unterschied schon und es würde mich reizen mehr damit zu machen. Gerade die Herausforderung bei Reportagen und auf Reisen mit dem Noctilux zu fotografieren und damit diesen zarten Schmelz zu erhalten, lässt mich schon wieder zur Kreditkarte greifen. Ich rede mir hier ganz besonders diesen ominösen Leicalook ein.
Vorerst halte ich mal still und gebe das gute Stück wieder ab. Bald steht das Finanzamt wieder vor der Tür. Wer weiß, sollte das dieses Jahr nicht so gierig sein, wie im letzten, dann könnte ich …
Insgesamt bin ich aber immer wieder überrascht was Altglas von 1978 leisten kann. Man sollte sich viel mehr bei alten gebrauchten Objektiven umschauen und nicht immer zu den neuen Dingern greifen. Speziell bei Leica ist wohl der Einstieg über gebrauchte Geräte viel einfacher. Eine schöne M9 mit einem alten Summilux oder Summicron hat definitiv Charakter und schont den Geldbeutel.
Und wer braucht noch einen schicken Gurt für seine Leica? Guckst Du 😉
Der ehrliche Hinweis auf die Gebrauchten gefällt mir. Mit den Leica habe ic auch gebraucht angefangen, um kein Geld zu verbrennen und habe es icht bereut.
ich streune grad um das Summilux herum … will aber “nur gucken” 😉
liebe Grüße aus Wuppertal
>Holger
Klasse Beitrag! Ich hab mich schon lange nicht mehr so amüsiert, konnte die ganze Qual nachvollziehen - und hab mich dabei mit schrecken selbst wiedererkannt. Ich bin mir fast sicher, wie das Ganze ausgeht - aber vielleicht sagst du uns das später mal.
Mein Vorschlag: Kauf Dir gleich ein gebrauchtes 0.95er (ja, die gibts schon). Ansonsten läuft es folgendermaßen ab: Du kaufst das gebrauchte 1.0er, fotografierst damit 0,5-1 Jahr, verkaufst es mit Verlust bund kaufst Dir ein 0.95er :-)))
ich persönlich finde das 1.0er schöner. bei mir musste das 0.95 gehen.
Lieber Paddy!
Sehr schöner Beitrag, und, ich hatte Dir ja schon als Kommentar zum Summilux 35 hinterlassen, dass das Noctilux Dein nächstes Objektiv wird! Übrigens, auch sehr schln ist das alte Zeiss Planar 1,4 85 für die Contax, auch aus den siebziger Jahren! Wenn Du es möchtest, kann ich es Dir einmal ausleihen, es liegt so bei 500 € (plus Adapter für due M). Der Look ist sehr ähnlich (ich habe auch das Noctilux) und es wiegt (mit Adapter) etwa so viel, wie das Noctilux.
Viele Grüsse aus Köln, André
“Ihr kennt mich, ich kaufe viel unnützes Zeug für viel zu viel Geld.” Ärgere dich nicht, dein Konsum stärkt das Bruttoinlandsprodukt oder gross domestic product und du tust ja keinem damit weh. Sollte es dir mal schlecht gehen, hast du eben etwas zum Tauschen, da musst du nicht zur Tafel. Solange es dir gut geht und du gesund bist, man kann damit auch trefflich fotografieren, z.B. mit einer passenden Leica, ein weiteres Schnäppchen.
Hallo Paddy,
toller Beitrag. Leide habe ich selbst noch keine Leica. Mal sehen, wie lange das so bleibt. Deine Beiträge machen auf alle Fälle neugierig, …
Du schreibst, dass die Entfernung der Vignette die Gesamthelligkeit beeinflusst. Hast du in Capture One auch mal LCC-Profile erstellt und damit die Vignette beseitigt? Das müsste wesentlich besser funktionieren, …
Ein Leben ohne Noctilux ist möglich, aber sinnlos…
Mache 95 Prozent aller meiner Aufnahmen mit dem Noctilux 1:1 aus der ersten Serie.
Arbeite mit der M9, es stimmt, ein Leben ohne Noctilux macht keinen Spaß.
Der Charakter des Objektives ist fantastisch, wenn man es beherrscht.
I had a 50mm f/1 Nocti in the late 1990s / early 2000s, the version with the clip-on shade. It rendered well near f/1, but it was so heavy I never took it anywhere. I always brolught the 50mm f/1.4 Summilux-M (non-ASPH) instead. So I sold the Nocti (about $3600 in 2003).
For lens flare immunity with decent blur, I now have a 50mm f/1.4 Summilux-M ASPH. If I want a softer look, I have my grandfather’s 50mm f/1.5 Summarit, recoated and de-hazed by the now-defunct Focal Point Lens.
Just the two Summiluxes cost less than one used Noctilux, and both together weigh about the same. Before I shoot, I think about what the subject needs and choose just one of the 50mm lenses. Most of the time, it’s the 50mm Summilux ASPH.
That works for me. Your mileage may vary.
Danke, tolle Erfahrungsbericht.
Ich als Schönwetterfotograf hab mich vor ein paar Tagen auch mal ans Altglas gewagt und habe für meine FUJIFILM X Pro 2 ein Minolta 58mm F1.2 bei EBay geschossen (mit Adapter natürlich). Was soll ich sagen: was für ein Cremeschnittchen. Selbst im Vergleich zu meinem FUJIFILM 56mm F1.2 und sogar dem Fujifilm 90mm F2. Der Bildlook ist fantastisch.
Nun habe ich mir ca. 20x alle Fotos angeschaut, die hätten fast mit jeder Kamera entstanden sein können. Also vermute ich mal, du bist hoffnungslos vom Leica-Virus infiziert. Das habe ich stark abgeschwächt auch mal erlebt, lange her, mit der Leicaflex SL, R7 und R8. Nun nutze ich noch die R-Objektive z.B. Summicron 50mm/2. Der Virus ging wie er kam, leise und unbemerkt! Du hast aber insgesamt “sehr, sehr” tief in die Tasche gegriffen, na ja Hauptsache du hast richtig Freude daran. Wünsche ich dir jedenfalls.
Wenn ich mit einem Porsche von A nach B fahre, wirst Du am Ende auch sagen, dass ich halt angekommen bin, so wie mit jedem Auto. Dass das alles nichts mit Vernunft und guter Fotografie zu tun hat, sollte einem Fotografen klar sein. Es geht hier lediglich um etwas Spaß mit dem Gerät.
Viele haben an dieser legendären Linse ob ihrer extremen Eigenschaften zu kämpfen.
Deine Noctilux-Bilder sind sehr gelungen, Du scheinst ja schnell damit warm geworden zu sein (ohne zu wissen wie groß der Ausschuss war).
Worauf ich hinaus will: an sich ist das doch DEIN Objektiv, warum zögern? 🙂
Es ist einfach zu viel Geld. Ich weiß genau, dass die Anfangseuphorie auch irgendwann wieder verfliegt. Die Gefahr, dass das Teil dann in der Ecke liegt ist zu groß.
Hallo Patrick,
neun Monate ist es nun her mit dem Bericht, also genug Zeit mit dem Gedanken an ein Nocti ausführlich(er) schwanger zu gehen. 😉
Wie siehst du es heute? Hat sich deine Einstellung geändert? Oder gar gefestigt, was das “Nicht-haben-wollen/müssen” angeht?
Grüße
Markus
Ein Noctilux ist so ein Mythos, der den Reiz verliert, sobald man es besitzt. Daher träume ich erst einmal weiter und kaufe mir von dem gesparten Geld lieber ein Moped 😉
Dachte du würdest dann dein 50’er Summilux zur Finanzierung veräußern. 😉
Aber ich schätze das Summi bietet einfach die goldene Mitte aus Größe, Lichtstärke und Qualität. Hatte hier noch die Tage einen Vergleich der beiden (in diesem Fall das aktuelle 0.95) gesehen:
http://www.blog.photo-work.de/direct-comparison-of-the-noctilux-0-95-and-the-summilux-50mm-asph/
Bin auf jeden Fall gespannt wie es mit der Nocti-Familie weitergeht, es dürfte sich mindestens noch ein 35’er dazu gesellen.
Für ein 28er Nocti würde ich Haus und Hof verkaufen ?
Ob es unvernünftig ist, für 4’000 Euro ein gebrauchtes Objektiv zu zahlen, ja klar. Man könnte mit jedem anderen Summilux 1.4f fast genauso schöne Fotos machen. Ob es unvernünftig ist, wieder ein Objektiv zu kaufen, dass die Gefahr birgt, es wieder aufgrund des Gewichts in der Ecke zu stellen, ja klar. Ob man nicht dafür viele andere schöne Objektive kaufen könnte die auch Spass machen, ja klar. Auf was ich hinaus will ist, falls das Geld vorhanden ist und es Dir heute Spass macht damit zu fotografieren, mache es einfach. Willst Du Dich sonst quälen, damit es am Schluss doch hinaus geht, dass das einzige Mittel ist die Krötte zu schlucken. Wie lange, egal. Die schönen Fotos werden es Dir leichter machen.
Das Noctilux an einer M, ist wie ein Anhänger an einem 911 Porsche.
Einfach zu groß und unpassend.
Den Preis im Verhältnis zur Kamera finde ich okay.
Das tolle bei den Leica Sachen ist der gute Werterhalt, tatsächlich empfinde ich es viel angenehmer beispielsweise 4000€ für Leica auszugeben als für eine Sony oder Nikon, die nach wenigen Jahren kaum noch was wert ist. Tolles Objektiv, das Noctilux und natürlich auch tolle Bilder
Ich habe Schränke welche mehrere hundert Jahre alt sind. Mein Haus ist von 1893 oder so. Ich schaffe gerade mal so ein 1/2 Jh. Alles grossartig. Leider erkenne ich mitlerweile auch noch den “Leica look”. Hier ist er doch auch zu sehen. Aber ist es nicht einfach nur ein grossartiges Gefühl diese “alte” präzise Mechanik zu fühlen und sich dann auch noch über so ein wunderbares Ergebnis zu freuen?
Meine Nikons liegen im Schrank 😉 meine Leica liegt auf dem Schreibtisch. Sie erfreut mich durch ihre Anwesenheit
Ich würde mein Geld immer in aktuelle Technik/Stand 2018 investieren.
Z. Bsp. ein Sony R7 II Vollformat Gehäuse mit neuester Sensortechnik und 42.2 Megapixeln dazu ein Carl Zeiss 50 mm / 2 LOXIA Objektiv sind qualitativ und vom Dynamikumfang (14 Blendenstufen!) her einem älteren Leica-Objektiv ala Notilux und Summilux immer überlegen.
Preislich bewegt man sich bei Neukauf von Sony Vollformatkamera + Carl Zeiss Objektiv bei 3200,00 Euro.
Dafür bekommt man aber neueste Vollformat-Sensortechnik mit einem überragenden Carl Zeiss-Objektiv, dass zudem für die neuesten Sensoren vom Auflösungsvermögen her optimal berechnet wurde.
Nur wegen der Nostalgie zu Leica zu greifen, macht heute eigentlich keinen Sinn mehr, wenn ich für weniger Geld mehr Leistung erhalte.
Darüber sollte man einfach mal nachdenken, anstatt dem Leica-Hype auch als Statussymbol hinterherzurennen.
Das aktuell wohl beste Objektiv mit Lichtstärke 1.4 und überragendem Bokeh kommt ebenfalls von Carl Zeiss für die Sony R7 II, nämlich das „SEL-50F14Z Zeiss Planar T FE 50mm 1.4 ZA Objektiv“ (geeignet für die Alpha 7 Serie und andere E-Mount Objektive).
11 Lamellen für ein Bokeh mit natürlichen Highlights
Obwohl beim zirkularen Blendendesign von Sony üblicherweise bis zu neun Lamellen verwendet werden, verfügt dieses Objektiv über 11 Lamellen und sorgt für eine völlig neue Bokeh-Qualität. Natürlich wirkende Highlights in den unscharfen Bereichen verstärken die allgemeine Atmosphäre und sorgen für einen sanften Eindruck von Tiefe.
Der Neupreis des 1.4/50mm Zeiss Objektivs bewegt sich bei ca. 1550,00 Euro.
Frage in die Experten-Runde, warum sollte ich mir noch eine Leica M9 Messsucherkamera + Summilux/Noctilux kaufen, wenn ich für viel weniger Geld eine (sensor)technisch großartige Sony R7 II (inkl. elektonischem Sucher) mit einem lichtstarken Zeiss Planar T FE 50mm 1.4 ZA mit überragendem Bokeh kaufen kann?
Zudem kann ich mit der Sony auf Wunsch in 4K Auflösung filmen, was einen echten Mehrwert gegenüber einer Leica M9 darstellt!
Auch wenn das etwas abgedroschen klingen mag, aber man kann hier wieder sehr schön den Vergleich zu Autos ziehen. Du kannst einen nagelneuen Opel/VW/Audi nicht mit einem 25 Jahre alten Porsche vergleichen. Der mistneue Wagen wird aufgrund der technischen Weiterentwicklung immer überlegen sein. Wenn es darum geht von A nach B zu kommen, fährst Du mit dem neuen Auto immer besser/sicherer und kommst womöglich auch billiger dabei weg. Aber dann gibt es halt auch Menschen, denen geht es nicht nur darum ein Ziel zu erreichen, sondern auch um Stil, Eleganz und Klassik beim Fahren selbst. Die freuen sich einfach darüber, dass sie mit dem alten Porsche fahren können, auch wenn das mehr Arbeit ist und sie vielleicht sogar langsamer sind. Vielen technischen Schnickschnack wollen sie vielleicht gar nicht haben.
Man kann die Fotografie auf technische Werte reduzieren und versuchen die vermeintlich beste Kamera zu kaufen. Man kann auch Freude an den alten Dingern haben. Wichtig dabei ist: das hat alles nichts mit Fotografie zu tun und egal welche Kamera Du Dir kaufst, in 90% der Fälle steht das Problem eh hinter dem Sucher. Von daher ist die Diskussion welche Kamera für wieviel Geld die beste Ausstattung hat ein reines Zahlenspiel. Es gibt auch viele Fotografen die bewusst zu alten Dingern greifen, weil ihnen der Bildlook mehr zusagt, als das technisch cleane und austauschbare. Darum greifen auch manche Filmemacher noch immer zu alter Technik und machen einen großen Bogen um die modernen Hightech-Kameras. Am wichtigsten finde ich aber, dass man für beide Seiten Verständnis aufbringen sollte.
Hallo Patrick,
ich stehe auch gerade wieder vor dem Kauf eines 50mm Nocti und werde mich auch für die 1.0er Variante entscheiden. Ich hatte es bereits und fand es erstaunlich vielseitig einsetzbar, denn auch abgeblendet sind die Fotos technisch und ästhetisch super und bei 1.0 ist der Bereich der im Fokus liegt auch schön scharf. Der Look ist wirklich einmalig und es ist auch eins der besten Leica Objektive was Farbdarstellung angeht. Das habe ich, wie Du, selbst im Vergleich zum 50 Lux erkennen können und das ist ja nun wirklich nicht schlecht. Die Größe hat mich nicht mal gestört und so gab es bei mir damals den Tausch: 50 Lux gegen 50 Nocti. Das ich heute erneut suchen muss liegt an einem Systemwechsel den ich leichtsinniger Weise mal vollzogen hatte. Das Neue reizt halt immer wieder, egal wie gut das ist, was man gerade hat. Jedenfalls weiß ich nach dem Schritt zurück zur M, dass für mich das 50er Nocti die erste Wahl in dieser Brennweite ist. Das 0.95er ist technisch sicher besser und man sieht es den Fotos auch an aber schöner finde ich sie deswegen nicht. Sicher Geschmacksache und wer den Unterschied eh nicht sieht, fährt mit deutlich günstigeren Systemen sogar besser bzw. spart eine Menge Geld.
Es gibt Dinge, die sind so unvernünftig, dass es schon
wieder an Dummheit grenzt sie nicht zu tun!
[Zitat: Hannes Scholten (Stereoplay) aus den 8ern]
Hab mich selten so wieder gefunden wie in Deinem Artikel. Und die Kommentare hören sich an wie eine Noctilux Selbsthilfegruppe (aber im positiven Sinn gemeint). Danke für die vielen Ideen und Tipps. Mal sehen wie lange ich noch vernünftig bleibe (hab noch ein Voigtländer Nokton 50/1.1, allerdings mit etwas Backfocus)
Ich durfte das 1.0 Nocti mal an einer SL ausprobieren. Der elektronische Sucher macht das fokussieren wirklich leichter und die Ergebnisse waren erste Sahne.
Leider stand das Finanzamt bei mir auch mal wieder sehr intensiv vor der Tür und ich musste es wieder verkaufen. Man muss es nicht haben, aber es ist schön es zu haben…
Seufz…
Hello, neunzehn72 & Fans,
Deine Sofaplauderei mit Ralf Bertram vor wunderbarem Tapetenhintergrund über Leica Objektive ist mit Abstand das Unterhaltsamste und Informativste, was man auf youtube findet !
Was habe ich gelernt ?
Ich kenne jetzt den Unterschied von Leica-Kennern und Leica-Fetischisten:
Leica-Kenner schätzen Leica-Objektive selbst mit Fungus, während Leica-Fetischisten aus Angst vor Fingernagel-Pils diese nicht einmal anfassen würden !
Noch etwas zur allgemeinen Beruhigung:
Für den Leica-Kenner spielen weder Gewicht noch Preis eine Rolle.
Leica Kenner stehen in der Tradition der Fotogeschichte. Sie wissen, wieviel Tonnen von Fotoausrüstung die Fotografen des 19. Jahrhunderts auf die höchsten Berge geschleppt haben. Leica-Kenner sind schlank, rank und fit bis unter die Haarspitzen, sie lachen über 1 KG Noctilux, denn die Freude an der Fotografie lässt alles andere vergessen.j
Leica Kenner zahlen das Noctilux entweder aus der Portokasse oder Sie sparen hart für den Kauf, auch Finanzierung ist möglich. ( ich gehöre zu Letzteren)
Leica-Kenner kennen sich in der Geschichte aus. Sie wissen, das ein Sack Kartoffen 1 Millionen Euro kosten kann…in diesem Falle können sie das Noctilux gegen einen Sack Kartoffeln eintauschen…das Noctilux als Freudenspender und Lebensretter !
Leica Kenner wissen um die Philosophie von Leica: Sämtliche aktuellen Leica-Objektive sind auf Höchstleistung bei Offenblende !!! gerechnet, Abblenden führt kaum noch zu einer Leistungsverbesserung, kleinere Blenden führen zur Leistungsverschlechterung durch Licht-Beugung an der Blende.
Das Noctilux hat seine besonderen Vorzüge bei Blende 0.95 und 1.0 .
Um diese Vorzüge auszunutzen muss man üben, üben, üben insbesondere mit einer Messucher-Kamera.
Es bereitet somit weniger Qual im Portemonnaie als zunächst beim Fotografieren…also kaufen, kaufen kaufen, Alt- wie Neu-Glas von Leica. So günstig wie jetzt wird es nie wieder ! Denkt daran: der Scheiss-SUV für 100.000,- Euro verliert 10.000,- Euro an Wert pro Jahr, einfach so durch den Auspuff = 1 Noctilux, was wertstabil ist.
Legt Euch wieder hin und das Noctilux unter das Kopfkissen…und ihr schlaft wunderbar.
NORBERT.
Es bereitet weniger Qual im PPortemonnaie
Sehr guter Beitrag. Vielen Dank dafür. Das Gegenlichtargument finde ich sehr interessant. Ich mag keine Flares :/
Wenn du das Summilux nicht schon hättest, für welches würdest du dich entscheiden?
LG Markus
Dieses Objektiv wollte ich unbedingt, und so war das allein der Grund, dass ich zur M wechselte. Bei der M bin ich geblieben, das Noctilux liegt im Schrank, obwohl ich wo ich geh und steh, meine M dabei habe. Heute kann ich nur raten, wenn die Kohle so dermaßen über ist, warum nicht ein Noctilux. Wenn man fotografieren will, eignet sich jedes andere vermutlich besser. Man ist auch immer geneigt, die technische Möglichkeit des Nocti zum Mittelpunkt des Bildes zu machen und vergisst dabei, dass es eigentlich um etwas anderes geht.
Hättest du es damals gekauft, wäre es die beste Wertanlage deines Lebens gewesen. Der Preis hat sich fast verdoppelt, unter 7.000 ist nichts zu finden. Es kostet mittlerweile fast wie die neuere Version.