Ich konnte einige Tage den neuen Canon imagePROGRAF PRO-1000 (Amazon-Link) Fotodrucker testen. Das Leihgerät wurde mir im Rahmen einer Druckveranstaltung gemeinsam mit der Zeitschrift Photographie zur Verfügung gestellt. Da ich selbst seit einigen Monaten das Wettbewerbsgerät von Epson, den SureColor SC-P800 besitze, drängte sich natürlich ein Vergleich auf. Einen detaillierten Bericht zum Epson habe ich bereits geschrieben. Damals war allerdings der Canon nicht einmal angekündigt.
Bisher war Epson der Platzhirsch bei den A2-Druckern. Meines Wissens nach gab es keine vergleichbare Alternative. Nur bei den A3-Druckern hat Canon ein entsprechendes Konkurrenzprodukt, den Pro-1 (Amazon-Link) am Markt. Und wie das so ist, wenn man Platzhirsch ist, dann muss man sich auch nicht besonders um die Weiterentwicklung kümmern und kann sich auf seinen Lorbeeren ausruhen. Betrachtet man den Canon PRO-1000, dann hat man das Gefühl, dass Canon einfach genau hingeschaut hat und es bei den offensichtlichen Mängeln des Epson SC-P800 besser gemacht hat.
Von der Druckqualität her tun sich die beiden Drucker nichts. Wer genau hinschaut sieht einen geringen Unterschied zwischen den Druckbildern. Ich mag mir einbilden, dass der Canon die Farben bei Verläufen einen Hauch differenzierter auf das Papier bringt, aber in der Realität macht es keinen nennenswerten Unterschied. Daher ist die wichtigste Message auch, dass es von der Druckqualität egal ist, welchen der beiden Drucker man bevorzugt.
Der Epson wird mit 9 Tintentanks bestückt, der Canon mit 12. Eine der 12 Patronen enthält einen transparenten Chroma-Optimizer, welcher beim Druck auf glänzendem Papier aufgetragen wird, um die Oberflächenreflexion auszugleichen. Bereits seit Jahren ist einer der größten Kritikpunkte bei Epson der Wechsel der Schwarztinten. Zwar ist das Magazin sowohl mit dem Photo- als auch dem Mattschwarz bestückt, jedoch muss beim Wechsel von glänzendem Papier auf mattes (und umgekehrt) der Druckkopf gespült werden. Das dauert gerne mal zwei bis drei Minuten und verschwendet ein paar Milliliter an Tinte. Klarer Punkt für Canon, denn hier entfällt das Umschalten. Zwar ist das für mich in der Realität kaum relevant, da ich ausschließlich auf mattem Papier drucke, aber dennoch ein grosser Pluspunkt für den PRO-1000. So kann man beliebige Medien bedrucken und verliert dabei weder Zeit noch Tinte.
Beim Vorgänger des Epson SC-P800 konnte man noch auslesen wieviel Tinte verbraucht wurde. Ein wichtiges Feature, vor allem für jeden, der den Drucker gewerblich einsetzt und kalkulieren muss. Dieser Punkt wurde einfach wegrationalisiert, so dass einem nur noch die Schätzung bleibt. Der Canon benötigt nicht mal eine Software dafür, sondern zeigt den Verbrauch direkt im Display an. Hoch die Tassen. Wie kann man auch nur so blöd sein, so ein Feature zu streichen. Ich will niemandem etwas unterstellen, aber für mich sieht das aus, als wenn Epson nicht möchte, dass man genau weiß wieviel Tinte verbraucht wurde. Canon bröselt den Verbrauch sogar auf alle einzelnen Farbkanäle auf.
Bevor man mit dem Canon loslegen kann, muss man den Druckkopf einsetzen und justieren. Das bedeutet, dass man den Druckkopf ganz einfach selbst wechseln kann. Auch wenn mir beim Epson bisher keine Probleme mit dem Druckkopf vorgekommen sind, so sieht das nach einer höheren Wartungsfreundlichkeit des Canon aus. Ich will hier aber vorsichtig mit einer Punkteverteilung sein, denn es könnte ja auch anders herum sein, dass ein fest installierter Druckkopf weniger Problemquellen bietet, da Kontakte und Tintenleitungen fest verbunden sind. Hier fehlen mir einfach Erwafhrungswerte.
Der Einzug wurde beim Epson gegenüber den Vorgängern schon verbessert und ich bin damit auch sehr zufrieden. Solange man das dickere Kunstdruckpapier auch vorne in den manuellen Einzug einlegt, gibt es keine Probleme. Dennoch hat Canon hier in die Trickkiste gegriffen und arbeitet mit Luftdruck. Angeblich verspricht das einen besseren und saubereren Einzug des Papiers. Das klingt nach einem Pluspunkt für Canon und in der Tat macht der Einzug einen guten Eindruck. Dieses Feature alleine würde mich jedoch noch nicht dazu bewegen den Canon zu bevorzugen. Hier muss ich dem Epson zugestehen, dass er sich mittlerweile im Alltag bewährt hat.
Beim Punkt Gewicht und Größe kann Epson punkten. Der Canon bringt rund 32 Kg auf die Waage und ist damit im Vergleich zu den knapp 20 Kg des Epson ein echtes Monster. Auch ist der Canon etwas größer. In den meisten Fällen dürfte das Gewicht nicht so sehr ins Gewicht fallen (haha), möchte man den Drucker jedoch häufiger transportieren, z.B. zu Events, so ist das ein echtes Thema.
Beide Drucker sind mit WLan ausgestattet. Leider kränkelt der Epson hier. Es gibt immer wieder Kommunikationsprobleme im Treiber, was dazu führt, dass ein Druckjob nicht gestartet wird oder schlimmstenfalls mitten im Druck abgebrochen wird. Das kostet Zeit, Tinte und Papier. Ich habe schon viel an meiner WLan-Konfiguration gebastelt und das Problem weitestgehend eliminiert. Allerdings bestätigten mir auch andere Besitzer des Epson ähnliche Probleme. Der Canon hat in diesem Punkt nicht einmal geschwächelt in meinem Test. Zwar gab es einen Druck, der extrem langsam war, was ich aufgrund des Standorts auf eine schlechte WLan-Verbindung schiebe, allerdings wurde der Druck nicht abgebrochen. Fairerweise muss ich aber auch sagen, dass ich natürlich beim Canon nicht auf eine so lange Testzeit zurückblicken kann, wie beim Epson. Hier wäre sicherlich noch eine etwas längere Beobachtung notwendig, um eine gesicherte Aussage über die Zuverlässigkeit zu sagen. Zwar gebe ich grundsätzlich den Tipp möglichst ein Kabel für den Anschluß zu verwenden, aber in meinem Fall muss es WLan sein, da der Drucker in einer Ecke des Studios steht und die Rechner ganz woanders.
Preislich liegt der Epson mit ca. 1.100,- € rund 200,- € unter dem Canon. Preise habe ich auf die Schnelle im Calumet-Shop recherchiert. Allerdings muss man dazu sagen, dass Epson Tintenpatronen mitliefert, die nicht ganz voll sind. Die Anfangsfüllung beträgt 63 ml statt 80 ml. Canon hingegen liefert volle Patronen. Legt man einen Patronenpreis von 50,- € zu Grunde, so sind das bei Epson knapp 100,- €, die an Tinte fehlen. Rechnet man noch die drei zusätzlichen Patronen des Canon hinzu, egalisiert sich der Preis weitestgehend. Der Unterschied kann meiner Meinung nach vernachlässigt werden. Der Preis der einzelnen Patronen ist (im Calumet Shop) nahezu identisch.
Für einige evtl. ein wichtiger Punkt ist der Druck von der Rolle. Den bietet nur Epson an. Dort muss man die Rollenhalterung zwar extra kaufen, aber immerhin gibt es das Feature. Das Papier schneiden muss man dennoch von Hand. So ein Panorama in A2 ist schon was leckeres. Canon bietet diese Option nicht an.
Als Software wird dem Canon das eigene Print Studio Pro beigelegt. Diese Software ist auf den Druck mit dem Canon abgestimmt und erleichtert evtl. den schnellen Einstieg. Für mich ist das nicht relevant, da ich eh alles aus Lightroom heraus drucke. Epson legt meines Wissens nach keine Software bei. Das Print Studio kann auch als Plugin aus Lightroom heraus verwendet werden.
Ein ganz grosser Pluspunkt für Epson ist natürlich die Verbreitung. Man bekommt bei jedem Papierhersteller für diesen Drucker auch Profile. Die allgemeine Unterstützung für Canon ist nicht so gut. Allerdings dürfte das nur eine Frage der Zeit sein. Hahnemühle hat bereits Profile für den PRO-1000, Calumet hat sie mir für die Brilliant Papiere noch für diesen Monat angekündigt und wie ich Tecco kenne, dürften die auch nicht lange auf sich warten lassen.
Fazit
Nachdem ich nun den Canon kenne, fällt es mir leider schwer noch eine Empfehlung für den Epson-Drucker auszusprechen. Das ist sehr schade, denn er ist im Grunde ein Top-Gerät. Die Druckqualität begeistert mich tagtäglich und seitdem ich die WLan-Verbindung und den Einzug im Griff habe, ist er auch alltagstauglich. Nur leider hat Canon genau an den Punkten angesetzt, die ich bei Epson kritisiere. Ganz weit vorne natürlich die Sache mit den Tintenpatronen und der Verbrauchsanzeige. Letzteres könnte ich mir vorstellen, dass es von Epson per Firmware nachgerüstet werden kann. Allerdings hinterlässt Canon den Eindruck, dass sie mehr auf die Anwender gehört haben. Epson scheint dies nicht zu tun und rührt sich nur wenig in Punkto Weiterentwicklung. Spätestens beim SC-P800 hatte ich erwartet, dass der Tintenwechsel endlich entfällt. Insgesamt würde ich heute den Canon-Drucker kaufen, wenn ich vor der Entscheidung stehen würde. Für den ein oder anderen könnte der Druck von der Rolle die Entscheidung in Richtung Epson treiben.
Das wiederum sollte Besitzer des Epson nicht aufschrecken. Der SC-P800 ist ebenfalls ein top Gerät. Insgesamt will ich betonen, dass die Auswahl des Papiers und die richtigen Einstellungen im Druckertreiber deutlich mehr Auswirkungen auf das Ergebnis haben, als die Wahl des Druckers.
P.S.: Mein Epson SC-P800 steht zum Verkauf. Falls den jemand haben möchte, gerne melden 😉
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1 Gedanke zu „A2 Drucker: Canon imagePROGRAF PRO-1000 vs. Epson SureColor SC-P800“
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