Gestern hatte ich ein kurzes Telefonat mit dem Teutonen in dem es auch um eine Empfehlung für den Kauf einer DSLR ging. Das hat mich veranlasst mal darüber nachzudenken, was ich mit dem heutigen Wissen anders machen würde.
Lieber das größere Modell kaufen
Wenn es der Geldbeutel hergibt würde ich heute eher zu einem größeren Modell greifen. Als ich meine D90 damals gekauft habe, hatte ich ein bisschen im Hinterkopf: “erst mal schauen ob das was für mich ist”. Im Grunde wusste ich aber ganz genau, dass ich richtig Bock auf Fotografie habe und es eigentlich nur eine Frage der Zeit ist bis ich aufrüste. Das Bedürfnis hat sich bei mir bereits nach wenigen Wochen zum ersten mal eingestellt. Zwar konnte ich meine D90 noch ganz gut verkaufen, aber etwas Verlust ist dann doch immer dabei. Mit der D700 habe ich aufgrund des geilen Rauschverhaltens deutlich mehr Spaß als mit der D90.
Kein Kit kaufen
Beim Kauf der Nikon D90 habe ich eine Wissenschaft daraus gemacht welches Kit ich kaufen soll. 18-105, 18-200 oder doch das 16-85? Mit meinem heutigen Wissen würde ich die Finger von allen Kitobjektiven lassen und mir nur den Body mit einer Festbrennweite kaufen. Bei der D90 wohl eher ein 35 mm, bei Vollformat 50 mm. Als ich die Kamera gekauft habe wäre ich niemals auf diesen Gedanken gekommen, heute weiss ich aber, dass nichts geiler als eine riesige große offene Blende ist. Man ist zwar mit einem Zoomobjektiv flexibler und kann mehr Bildbereiche abdecken, aber mit einer Festbrennweite stellt sich ein Aha-Erlebnis ein, das man mit einem Kit-Objektiv niemals haben wird. Lieber weniger Situationen abdecken können und dafür richtig geile Bilder.
Die D90 z.B. kostet als Body + 35 mm f/1,8 ca. 900,- €. Das Kit mit dem 16-85 liegt bei knapp 1.200,- €. Für die Differenz würde ich dann eher zu einem Blitz greifen oder vielleicht über das 70-300 mm nachdenken.
Lieber wenig gutes Zubehör statt viel mittelmäßiges
Ich habe festgestellt, dass ich viel mehr Spaß mit dem richtig teuren Zeug habe. Ob ich das so richtig wirklich brauche steht auf einem anderen Blatt. Nehmen wir mal den Blitz. Ich habe mich für einen SB-900 entschieden, hätte aber auch viel Geld sparen können wenn ich zum SB-600 oder einem Dritthersteller gegriffen hätte. Ich habe aber lieber etwas gewartet und dann den großen Blitz gekauft und es kein Stück bereut. Das Teil ist sowas von geil und idiotensicher zu bedienen, dass ich mich jedesmal wie ein Kind freue, wenn ich damit arbeite.
Bei Objektiven ist es das gleiche. Als ich zum ersten mal eines der Profiobjektive von Nikon an meiner Kamera hatte ging sowohl auf meinen Bildern als auch in mir die Sonne auf. Klar, es gibt viele gute günstige Objektive, aber ich würde heute immer lieber lange auf eine der Profilinsen sparen statt mit einem Schnellschuß einen Kompromiss einzugehen. Kleiner Vergleich: Ich besitze sowohl das Nikon 70-300 mm als auch das Nikon 70-200 mm VRII. Das 70-300 hat natürlich mehr Zoom und muss sich bei der Schärfe nicht hinter dem 70-200 verstecken. Dennoch habe ich so extrem viel mehr Spaß mit dem 70-200 weil die durchgängige Blende von 2,8 mir viel mehr Möglichkeiten einräumt, dass ich auf die 100 mm mehr beim 70-300 verzichte. Ich denke sogar darüber nach das 70-300 zu verkaufen.
Scheiß auf Tests und Foren
Die Kaufentscheidung auf Basis von Tests in Zeitschriften oder Forumsdiskussionen zu treffen ist das dümmste was man meiner Meinung nach tun kann. Die Tests in Zeitschriften müssen irgendein Blabla schreiben und müssen irgendwie einen Sieger küren. Dabei kommen dann so Aussagen heraus, wie: “Die D300s bekommt Punktabzug wegen fehlender Motivprogramme” 😉
In Foren hingegen ist es so, dass anscheinend sehr viel Schwarz-Weiß gemalt wird und jeder natürlich seine Kamera bis aufs Blut verteidigt. Da sitzen dann irgendwelche pubertierenden Kids, die sich nur das günstigere Modell leisten konnten und haben nun nichts besseres zu tun als den ganzen Tag auf anderen Kameras rumzuhacken und immer wieder zu Fragen: “Wozu brauchst Du die Kamera? Bist Du Profi oder Hobbyknipser? bla bla etc.”.
Alle Kameras der namhaften Hersteller Canon und Nikon sind absolute Topmodelle. Man findet beide Hersteller und alle Modelle sowohl bei Profis und Hobbyknipsern. Es gibt kein “besser oder schlechter”, sondern nur persönliche Vorlieben und Geschmack. Versucht also die Geräte, die in die engere Wahl kommen in die Finger zu bekommen. Gibt es einen Freund oder Bekannten, der eine der Kameras besitzt? Fahrt dort hin und spielt ein paar Stunden mit der Knipse.
Ein Testbericht oder eine Forumsdiskussion kann Euch lediglich einen Hinweis geben worauf Ihr beim Kauf achten solltet, als Entscheidungsgrundlage sind sie jedoch vollkommen ungeeignet.
Fazit
Mir ist klar, dass meine Tipps teilweise sehr kostspielig sind. Die Grundaussage ist jedoch: Lieber sparen und ein richtig geiles Teil kaufen, statt einen Schnellschuß mit dem man nicht glücklich wird. OK, bei dem Vergleich 70-200 vs. 70-300 sprechen wir über fast 2.000 € Differenz, ein Haufen Kohle. Aber glaubt mir: Ihr habt mehr davon, wenn Ihr ein Jahr auf die dicke Tüte spart und bis dahin mit einer Festbrennweite rumlauft. Das lässt sich je nach Vorlieben des Fotografen natürlich auch auf andere Objektive wie z.B. ein Weitwinkel übertragen.
Das Hobby Fotografie kann sehr teuer werden und ob man als Hobbyknipser mit dem teuren Equipment bessere Fotos macht würde ich mal bezweifeln. Es macht aber definitiv mehr Spaß, wenn man dazu noch eine gewisse Technikaffinität hat. Wenn Ihr mit der Fotografie kein Geld verdient oder verdienen wollt, dann macht Euch keinen Kopf darum was Ihr wirklich braucht, sondern darum worauf Ihr Lust habt und was Euch Spaß macht, denn Spaß ist das wichtigste am Hobby.
Du sagst es, und schreibst es richtig. Wenn es ein Spielzeug sein sollte, dann bitte ein rechtes. Pädagogisch wertvolles Holzspielzeug ist auch etwas teurer, hält ne Ewigkeit und bringt mehr. Werde deinen Artikel in der Hinterhand halten, wenn ich mal wieder Kauftipps geben soll/muss.
Dein Artikel = Pädagogisch Wertvoll.
Danke!
Hi,
nachdem ich zum ersten Mal hier einen Kommentar abgebe, erstmal herzlichen Dank für Deine Tipps, Tricks und Bilder! Ich schaue immer wieder gern vorbei. 🙂
Grund meines Kommentierens ist ein herrlicher Vertipper (oder war es gar Absicht?): Du schreibst im dritten Absatz von “Kotobjektiven”, und rätst vom Kauf von Kitobjektiven ab; großartig!
Ui, das ist in der Tat ein lustiger Vertipper. Habe ihn dennoch korrigiert 😉
Ich war der festen Überzeugung, das sei Absicht gewesen! 😛
Auch ich danke dir jedenfalls für deine wie üblich tollen Tipps, die mich doch immer wieder arg beeinflussen - ich wünschte den Text bzgl. der Kitobjektive hätte vor dem Kauf meines D90-Kits gegeben und bereue demnach auch schon länger zu so einem mittelmäßigem Universalzoom gegriffen zu haben. Leider habe ich als Schüler das Geld nicht so locker und da ist ein Objektiv schon eine gigantische Investition - werde demnach wohl das Objektiv aus dem Kit (wenn für passablen Preis möglich) verkaufen und mir eines mit fester Brennweite zulegen und vielleicht in ein bis zwei Jahren genügend für ein anständiges Zoomobjektiv zusammengespart haben =)
@Sloan: Ich wünschte auch, dass ich so manchen Tipp vor meinen Käufen gehabt hätte. Aber manche Erfahrungen muss man erst schmerzhaft selbst machen, bevor man richtig schlau ist 😉 Wenn Du zum 35mm f/1,8 greifst könntest Du dennoch etwa mit +/- Null aus der Sache herauskommen.
Wie sagt man: “Erfahrung kann man nicht vererben.” Man muß die Kamera schon selbst ausprobieren, um zu einem Urteil zukommen.
Wenn man aber keine Möglichkeit hat, das Teil in echt zu testen, muß man auf Tests und Foren oder so Blogs wie diesen hier zurückgreifen. Dann allerdings muß man sehr viel lesen und die Infos richtig filtern.
Letztendlich hat man ja auch immer noch die Möglichkeit die Kamera online zu kaufen und bei Nichtgefallen zurückzusenden. Ich finde so ein Verhalten zwar irgendwie arschig den Online-Händlen gegenüber, aber wenn ich gar keine andere Möglichkeit für einen Live-Test habe, ist das eine letzte Möglichkeit.
Sehe das genauso wie Du. Manchmal ist wirklich folgender Satz treffend: “Für das billige Zeug haben wir kein Geld.” Denn dann folgt meist ein Doppelkauf, da das vermeintliche Schnäppchen nicht das hält was es verspricht.
Hallo, Paddy du hast mit deinem Kommentar vollkommen recht. Auch habe mir zu meiner D300 als erstes Objektiv das 18-105 von Nikon gekauft und merkte schnell, dass ich an seine Grenzen komme, für die Sportfotografie ist es aber nicht das schlechteste. Nun konnte ich gestern mein Tamron 70-200 f 2.8 und den Lowepro Flipside 400 auspacken, leider war das Nissin DI 866 noch nicht am Lager und muss dazu sagen ich kaufe mir auch keinen Schrott mehr. Wobei ich sagen muss ich hatte das Tamron und auch das Nikon 70-200 an einer D300 ausprobieren können und habe keine Bildunterschiede feststellen können. Auch gebe ich dir Recht mit den lichtstarken teureren Objektiven hat man auf lange Sicht mehr von. Als nächstes werde ich mir wohl noch eine schöne Festbrennweite und ein Weitwinkel kaufen, aber bis dahin habe ich ja erstmal Spielzeug satt, da es ja auch immer drauf ankommt was man fotografieren will
Hallo Frank,
da hast Du aber erst mal ordentlich was zum spielen. Viel Spaß mit dem neuen Objektiv.
Ich besitze nun meine D89 seit März 2010, ich habe sie mir gakauft weil sie einen entscheidenden Vorteil besitzt, es passen Objektive mit größeren Bildkreis an die Kamera. Dies gewährleisted verzerrungsfreiere Aufanhmen als mit größeren Kameras. Leider nutzte dies überhaupt nichts da die Auflösung der D90 gegen über einer D700 zu wünschen übrig lässt. Das gerede daß einer der dreien 50mm Objektiven schärfer zeichnet( Auflösung/ Kontrast), ist meiner Meinung nach falsch. Wenn man die Auflösung in Verhältnis zum Kontrast vergleicht wird man feststellen daß man um eine knackscharfe Aufnahme zu erhalten das Objektiv bis mindestens f 5,6 abblenden muss, das schafft dann auch ein 16-85mm bei gleicher Blende. Wenn ich nun diese Aufnahmen mit denen meiner alten Sony R1 vergleiche, wirken die Aufnahmen der R1 lebhafter und feingezeichneter. Wer also nur die D90 mit einem 16-85mm schlecht beraten. Besser wäre z.b. ein Sony mit 16-80mm CZ.
Hallo Askan,
das Argument man müsse bis f/5.6 abblenden mag bei einigen billigen Objektiven stimmen, nicht aber bei den hochwertigen. Mein 70-200 ist bereits bei f/2.8 knackscharf, ebenso das 24-70. Das 50 mm f/1.4 ist auch top bei offener Blende, da muss man nichts bis f/5.6 schliessen. Zudem ist die offene Blende auch ein wichtiges Gestaltunsgmerkmal, in dessen Genuss man mit einem 16-85 niemals kommt.
Hallo Paddy, genau das Af-D 1,4 /50mm nicht, als auch D 1,8/50mm, und das G nicht, mit Abstrichen
auch das AF-D 2,8/24mm. Keins dieser Objektive ist bei Blendenwerten unter Bl. 4 durchgehend scharf. Die zeichnung ist vorhanden, allerdings fehlt es deutlich an gesamt Kontrast. So gesehen hat Photozone mit ihren Tests schon recht,denn nirgends ist der Kontrast lokale Kontrats getestet. Interessanterweise werden diese Objektive bei Einstellungen unter 2 Metern deutlcih schärfer als bein unendlich, im Gegnsatz zum Af-S 16-85mm. Man kann natürlich per Postprozessing nach regeln, allerdings zu Ungunsten der Details als auch der Tiefenstaffelung.