Dies ist der zweite Gastartikel von Philipp Arnold. Er fasst ein ganz interessantes Thema an. Ich selbst habe Fotografie nicht studiert oder im klassischen Sinne gelernt. Manchmal wünsche ich mir etwas mehr künstlerischen Background zu haben, merke dann aber auch oft, dass die Kunst als akademische Disziplin mir persönlich oft zu fern ist. Daher auf jeden Fall eine spannende Diskussion. Ich übergebe das Wort an Philipp:
Wer hat schonmal mit dem Gedanken gespielt Fotografie “richtig” zu lernen, als Studium oder so? Ich gehe jetzt mal davon aus, dass hier und da ein paar Hände nach oben gehen 😉
Ich hab selbst vor ein paar Jahren überlegt die Fotografie vom Hobby zum Beruf zu machen. Also so richtig meine ich. Fotos machen und dafür bezahlt werden. Nicht ein paar Euro im Monat mit einem Blog verdienen oder so. Nach dem Abi musste ich mir wohl oder übel die Frage stellen “Und jetzt?”. Natürlich will jeder einen Beruf, von dem man nicht nur leben kann, sondern auch noch Spaß dran hat. Was liegt da näher als ein Hobby oder nennen wir es besser mal Leidenschaft zum Beruf zu machen?
Jetzt kann man sich drüber streiten, ob man bei einem Beruf wie Fotograf tatsächlich eine Ausbildung beziehungsweise einen Abschluss in der Richtung braucht.
Die gelernten Fotografen sagen “auf jeden Fall”, die anderen “so ein Quatsch”.
Ich sehe das vor allem aus der Sicht des “Konsumenten” oder besser des Auftraggebers. Wenn ich einen Fotografen für was auch immer buchen will, dann schau ich mir seine Bilder an und lass mir nicht sein Zeugnis vorlegen…
Das soll aber nicht heißen, dass so eine Ausbildung (den Begriff “Ausbildung” verwenden wir hier mal als Oberbegriff) nicht sinnvoll oder hilfreich sein kann. Mit einem strukturierten und durchdachten Lern-/Lehrkonzept kommt der Schüler wahrscheinlich schneller an’s Ziel, als wenn er sich alles noch mühsam selbst recherchieren muss. Wir gehen jetzt mal davon aus, dass das Konzept auch etwas taugt.
Meiner Meinung nach geht also beides, der eine Weg erfordert mehr Zeit, der andere wahrscheinlich mehr Geld und ein bisschen kommt es auch auf die jeweilige Person an.
Das ist aber eigentlich gar nicht der Punkt, über den ich hier sprechen wollte. Zu meinem Anliegen kommen wir jetzt und dazu will ich noch ein klein wenig mehr erzählen wie es für mich nach dem Schulabschluss weiter ging.
Ich war noch einer der Glücklichen, die nach der Schule erstmal neun Monate Wehr- oder Zivildienst leisten durften. Ich hatte also noch ein wenig Zeit zu überlegen und zu recherchieren. Letztendlich habe ich nicht Fotografie studiert, sondern “Virtual Design”. Da kommt auch Fotografie vor, insgesamt ist das Ganze aber sehr breit aufgestellt und handelt alle möglichen Themengebiete ab (3D, Film, Virtual Reality, …). Ich will das aber nicht zu weit ausführen.
Worauf ich hinaus will: Als Fotografie im zweiten Semester das erste Mal Thema wurde war ich sehr froh, dass ich mich nicht für ein reines Fotografiestudium entschieden hatte. Klingt komischt? Find ich auch…
Eigentlich war ich ziemlich heiß auf das Foto-Thema. Das war ja eigentlich etwas, das ich (einigermaßen) beherrschte. Immerhin hatte ich da schon über drei Jahre Erfahrungen gesammelt. Das sollte ja doch für irgendwas gut sein. Denkste…
Es kam genau anders. Am Ende war ich froh als wir das Thema durch hatten. Warum?
Das Fach war nicht schlecht, ganz im Gegenteil. Die Vorlesungen waren sehr unterhaltsam. Auch das, was ich mir an Wissen so angeeignet hatte war nicht falsch.
Das Problem waren meine Erfahrungen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon viel rumprobiert und einige Fotografie-Themen abgeklappert. Ich wusste zu dem Zeitpunkt schon, dass ich meine Fotos lieber draußen in der Natur mache und es mir so gar keinen Spaß macht mit der Kamera durch Städte zu ziehen. Ich wollte mich definitiv nicht mit Menschen vor meiner Kamera rumschlagen, egal ob Models oder der Abteilungsleiter der örtlichen Bankfiliale. Nein! Danke!
Das interessiert an der Hochschule aber keinen. Da darfst du den ganzen Käse nochmal machen. Auch wenn du noch so keinen Bock drauf hast. Ich meine, verstehen kann ich das schon, aber Spaß muss ich deshalb ja nicht dran haben.
Und keinen Spaß haben, dabei aber überragende Fotos schießen? Sorry… Geht nicht. Ich bin sicher das kann auch kein Profi. Klar liefert der wahrscheinlich immer noch gute Ergebnisse, aber ihn selbst werden sie wohl wenig begeistern.
Bei einer Ausbildung mit Hauptfokus auf Fotografie ist das wahrscheinlich auch nicht so viel anders. Klar, da geht man davon aus, dass du nicht völlig unbedarft bist, was Fotografie angeht. Trotzdem werden auch hier erstmal die Grundlagen abgeklappert um die Leute alle etwa auf den gleichen Stand zu bringen. Du musst dir also überlegen ob du auch für die ungeliebten Aufgaben bereit bist. Wenn nicht, dann überleg dir das nochmal. Vielleicht ist ein anderer Weg besser für dich.
Natürlich gibt es auch im Berufsleben eines Fotografen eine Menge Aufgaben, die keinen Spaß machen. Ich sehe das aber etwas differenzierter. Ein Großteil davon hat weniger mit Fotografie zu tun. Da geht’s dann eher um so Dinge wie Buchhaltung, Akquise und so weiter. Beim eigentlichen Fotografieren wird es sicher auch mal Jobs geben, die nicht so der Hammer sind. Aber so komplett raus aus dem Bereich, der dir liegt wirst du dich nicht bewegen.
Wie gesagt, ich bin kein Berufsfotograf geworden und kann es nicht beurteilen. Aber die Frage war ja auch “soll ich Fotografie studieren?”. Wenn euch diese Frage beschäftigt, dann macht euch klar, dass es anders ist, als wenn ihr “privat” Fotos macht. Wo euch niemand vorschreibt, was ihr machen sollt. Das muss nicht schlecht sein. Ob das was für euch ist, könnt ihr am Ende nur selbst wissen.
Wie sieht’s bei euch aus? Schonmal drüber nachgedacht? Angefangen? Durchgezogen? Ich bin gespannt.
Mehr Arbeiten von Philipp findet Ihr auf seiner Webseite.
„Soll ich einen Beruf erlernen oder nicht?“
Aus der Sicht eines selbstständigen der sein Handwerk erlernt hat.
Ich kaufe mir eine Kamera und bin Fotograf : ja
Ich kaufe mir eine Kelle und bin Maurer: nein
Ich kaufe mir ein Wasserrohr und bin Klempner: nein
Ich kaufe mir ein Stethoskop und bin Arzt: nein
Soviel zur Wertigkeit des Berufes Fotograf.
Ich will nur das machen was mir Spaß macht, sonst nichts (träum weiter).
„Und keinen Spaß haben, dabei aber überragende Foto‘s schießen? Sorry…geht nicht“
Geht doch, daß ist der Unterschied zwischen Profi und Amateur.
Als Profi überzeuge ich mit meiner abgelieferten Arbeit und muss mein Mittelmaß nicht über eine Werbeflut im Social Media verhökern.
Was bleibt von den ungelernten „ ich will Spaß“ Fotografen über, ohne Internet und dort dürft ihr euch dann mit den ganzen anderen „ich will Spaß“ Fotografen herumschlagen.
Stellt eure berufliche Zukunft auf ein solides Fundament und nicht auf Träume.
Mit Verlaub: Aber das ist doch Unsinn. Die allermeisten Fotografen, die ich kenne, haben sich ihr “Handwerk” autodidaktisch beigebracht und stehen in den Ergebnissen und in ihrer Professionalität einem ausgebildeten Fachmann in nichts nach (im Gegenteil).
Die haben jedoch auch nicht direkt grosse sondern zu Beginn einmal kleine Brötchen gebacken und sich dann nach und nach weiterentwickelt.
Wenn man natürlich von 0 an beginnt und nicht zufälligerweise bereits einen Brotjob hat, dann kann eine solche Ausbildung seinen Sinn haben. Aber sonst?
Ich behaupte: Wer sich ernsthaft bemüht, dran bleibt, sich und seine Arbeit(en) jeweils kritisch hinterfragt wird auch ohne die Ausbildung sehr gute Arbeiten abliefern. Und das wird er auch dann tun, wenn es halt mal weniger “Spass” macht.
Just my 2 Cents…
Frank, Du glaubst gar nicht wie viele gelernte Handwerker ich kennenlernen durfte, die absolut keine Ahnung von ihrem Gewerk hatten. Und komm’ mir bloß nicht mit Ärzten 😉
Ich war auf der Prager Fotoschule Österreich (http://prager-fotoschule.com/) und habe erlebt, z.b. dass Leute entdeckt haben, als sie zum ersten Mal eine Reportage machen mussten, dass das Ihnen liegt und Spass macht … Das kann auch mit anderen Richtungen (Portrait, Akt, Produkt, Architektur) so gehen. Und, was tun, wenn der Kunde nicht nur Portraits, sondern auch Fotos von seinen Räumlichkeiten und vielleicht von einem Produkt haben will, ein paar Impressionen etc.? Daher finde ich eine gute Ausbildung, wo man in alle Bereiche reinschnuppert wichtig, spezialisieren kann man sich ja trotzdem. Bei der PFSOE kam auch noch Theorie dazu (Kunst- und Fotogeschichte, Fototheorie etc.), dass fand ich auch wichtig und war für mich ein Grund diese Schule zu besuchen.
Also mir geht es so was von auf den Zeiger, daß so oft davon ausgegangen wird, daß alles immer “Spaß” machen muß. Spaß ist meist zu kurz gedacht.
Ich mache etwas mit Freude oder mit Hingabe und dann hat es auch Bestand. Darin sind für mich auch mal Niederlagen oder einfach nur Mist enthalten. Diese machen mit Sicherheit keinen Spaß, gehören aber dazu und geben einem jedoch auch die Gelegenheit , zu lernen, zu wachsen und neu zu entdecken.
Ich bin Dipl. Designerin und im Studium gibt es von allem sehr viel. Nur mit Spaß als Motivation kommt man da nicht sehr weit.
Ich merke schon, auch im Bezug auf den Beitrag von Frank Schulz ganz oben, der Begriff “Spaß” ist bei einigen offenbar etwas anders besetzt. Vielleicht sogar etwas negativ behaftet wegen Begriffen wie “Spaßgesellschaft” etc., was ja auch in der Regel nicht positiv genutzt wird.
Freude oder Hingabe wären vielleicht eindeutiger gewesen. Ich hatte das im Artikel zwar synonym gedacht, kommtt aber (offensichtlich) nicht so an.
Man sieht, das Thema wird wirklich kontrovers gesehen 🙂
Wie bei jeder Ausbildung (Schule, Uni, Lehre, …) gibt es Themen, die einem persönlich lieber sind und Spaß machen und Themen, die einem nicht so liegen.
Das ist aber doch ein wichtiger Punkt einer Ausbildung! Was man gerne macht, das kann man mittelfristig auch einigermassen. Wer geht schon her und übt freiwillig Dinge, die einem keinen Spaß machen?
Hier wird man aber gezwungen, lernt neue Sichtweisen, Fertigkeiten, Blickwinkel.
Das fördert den Blick über den Tellerrand und inspiriert auch in den Bereichen, die man lieber mag.
Der Eine oder Andere soll sogar schon ganz neue Leidenschaften entdeckt haben 😉
Das Studium der alten Meister (damit meine ich wirklich Malerei) steht bei vielen der erfolgreichsten Fotografen hoch im Kurs 😉
Aus meiner Sicht sollte man sich ein Uni-Studium Fotografie aus einem anderen Grund reiflich überlegen:
Es ist eben KEINE Ausbildung (Lehre) zum (Reportage-/Tier-/Model-/…) Fotografen. Man studiert Fotografie an sich zu einem großen Teil, oftmals sehr abstrakt. Aus meiner Sicht ausserordentlich interessant, bringt aber u.U. für den Alltag als Berufsfotograf hinterher nicht allzu viel 😉
Die tiefere Fragestellung, die hinter dem Artikel von Philipp steht, heißt: Soll ich mein Hobby zum Beruf machen?
Wenn Philipp schreibt, dass er nur Fotos in der Natur machen will und sich auf keinen Fall “mit Menschen vor meiner Kamera rumschlagen” möchte, muss die Frage erlaubt sein, ob das realistisch ist. Ist das das, was die späteren Kunden brauchen? Wirst Du eine Anstellung finden, die diesem Anspruch gerecht wird? Oder als Selbständiger die passenden Aufträge?
Ich sehe es nicht so, dass die Aufgaben, die einem Fotografen keinen Spaß machen, nur mit Buchhaltung etc. zu tun haben. Ein Grafikdesigner muss umsetzen, was sich der Werbekunde vorstellt. Ein Orchestermusiker muss spielen, was der Dirigent festlegt. Beruflich kreativ zu sein, bedeutet, seine Kreativität in den Dienst anderer zu stellen. Das soll und muss nicht zwangsläufig spaßfrei sein, aber es wird immer auch Durststrecken geben.
Damit ich nicht missverstanden werde: Ich finde es auf jeden Fall wichtig, einen Beruf zu wählen, der Spaß macht und dessen Thema mich interessiert. Aber es ist der Unterschied zwischen Hobby und Beruf, dass das Hobby ausschließlich den eigenen Interessen dient (und damit dem, was Philipp als Spaß bezeichnet) und der Beruf dem Broterwerb. Beruf kann zeitweise sehr anstrengend sein. Da darf man nicht gleich das Handtuch werfen, wenn’s mal keinen Spaß macht. Dafür verspürt man nach einer bewältigten Herausforderung so etwas wie Erfüllung oder man hat sich persönlich weiterentwickelt.
Wer sein Hobby zum Beruf macht, muss sich von dem Gedanken verabschieden, dass das dann nur noch Spaß macht. Die Frage ist eher: Kann ich das durchhalten, auch wenn es eine zeitlang nervt? Ob man das Fach dann studiert oder sich das Wissen anderweitig aneignet, ist eher eine Frage der Branche und des Wettbewerbsumfelds.
Spannendes Thema, mit dem ich mich auch lange beschäftigt habe. Ob man für diesen Beruf überhaupt eine Ausbildung oder ein Studium braucht, sei mal dahingestellt. Es haben schon viele bewiesen, dass es gut ohne geht, genauso wie ich einige gelernte Fotografen kenne, die weniger können als manch Hobbyfotograf. Dennoch schätze ich die Ausbildung in einem Werbestudio sehr.
Für mich persönlich war und ist das Studium der Fotografie der am wenigsten interessante Weg. Das Studium der Informatik hat mir viel vermittelt und nebenbei eine tolle Zeit beschert, auch zur eigenen Entfaltung. Um fotografisch weiter zu kommen würde ich aber eine Ausbildung in einem guten Betrieb jederzeit wieder vorziehen bzw. beim Lette Verein lernen wollen, wenn ich mir vor allem um die Technik gehen würde.
Auf jeden Fall finde ich es konsequent, lieber Fotografie weiter privat mit Freude zu betreiben als Kommerziell ohne Freude 😉
Also ich bin der Meinung, dass man ein Handwerk schon lernen sollte. Vor allem, wenn man irgendwann mal damit Geld verdienen möchte. Es ist nun mal so, dass Ausbildung schon wichtig ist. Gerade in der Fotografie ist das allerdings etwas schwierig, denn viele Profifotografen beginnen mal mit einem Hobby und werden dann (meistens) nebenberuflich selbstständig. Beim Nebenberuf bleibt es dann oft und das drückt das Preisniveau und macht teuere Ausbildungen damit somit unmöglich. Ein Studium der Fotografie ist finde ich aber trotzdem sehr sinnvoll, vor allem ist ein gutes Foto mal ein gutes Foto und mit der richtigen Kamera hat das nichts zu tun, sondern mit dem geschulten Auge für das Wesentliche 🙂
Als ich 16 war, stand ich damals auch vor der Entscheidung das Handwerk des Fotografen zu lernen. Ich hab für mein Alter schon ganz ordentliche Arbeit abgeliefert (das wurde mir bei der Vorlage meiner Mustermappe zumindest jedesmal gesagt 😉 ), aber damals war die Lage insgesamt schon nicht so dolle und bei den kleinen Fotografen wurde wenig bis gar nicht ausgebildet und bei den großen Studios musste mindestens ein abgebrochenes Kunststudium her um überhaupt seine Mustermappe zeigen zu dürfen… - Also gut, dann doch was mit Elektronik (und IT)…
Damals war ich traurig, hatte ich mir doch auch schon einiges angeeignet: Seit ich 12 war fotografiert, eigenes Labor, gerade meine F-301 gekauft und in den Foto-AG´s sowie im Praktikum viel gelernt.
Heute bin ich froh, dass ich nicht von der Fotografie leben muss, denn ich DARF fotografieren - Ich MUSS nicht! Ich kann machen, was mir gefällt, ich muss keine Rücksicht auf irgendjemanden nehmen. Das empfinde ich als großes Privileg.
Fotografie ist für mich Heute Urlaub, Therapie, Krafttankstelle, Freude und Glück und dafür bin ich sehr sehr dankbar.
Interessanter Gastartikel
Studieren: ja - in Berufen in denen man dies für eine bestimmte Position benötigt - was auch mit einem entprechenden Gehalt als nichtselbständiger einhergeht
Fotografie Studieren: eher nein - die Frage stellt sich - habe ich durch das Studium einen Wettbewerbsvorteil anderen Ausbildungswegen gegenüber oder nicht ?
Fotografie Studium ist keine Einstiegsvoraussetzung in diesen Beruf