Letzten Samstag war es soweit. Mein FIlm Chicago Express hatte Premiere im Abaton Kino Hamburg.
Es war nie angedacht den Film auch im Kino zu zeigen. Nachdem ich aber viele Wochen am Schnitt gesessen hatte und der Film dann endlich fertig war, kam mir die fixe Idee ihn doch einfach einem kleinen Publikum in einem Kino zu zeigen. Wie immer machte ich mir jedoch keine Gedanken über die Folgen.
Ich fragte einfach ein paar Kinos in Hamburg an und ziemlich schnell war klar, dass das Abaton von Größe, Ambiente und auch den Kosten wohl am besten passen würde. Sofern man das Kino nicht gerade an einem Samstag Abend mieten möchte, ist so eine Privatvorstellung durchaus bezahlbar. “Das gönne ich mir jetzt einfach mal”, dachte ich mir irgendwann. Ich fing also an Einladungen an alle möglichen Leute zu verschicken, die ich kenne und die evtl. Interesse haben könnten. Ich sagte Hapag-Lloyd Bescheid und stellte denen auch einen Schwung Plätze zur Verfügung. Dazu gab es für alle Leser bei uns im Shop Tickets. 265 Plätze hat der große Saal. Wenn etwa 100 kommen, dachte ich mir, dann wird das ne coole Nummer.
Was ich vollkommen unterschätzt hatte, war die Arbeit, die dann noch notwendig war. Fürs Kino musste der Ton noch einmal neu abgemischt werden. Es ist doch etwas anderes, wenn so ein Film auf einer großen Kinoanlage läuft, als auf Youtube, wo die meisten doch mit eher kleinen Lautsprechern schauen. Besonders der Ton war eine echte Bitch, denn viele der Interviews, die ich an Bord geführt hatte, waren bei schwierigen Bedingungen aufgenommen. Teils hatten wir Wind von 50 bis 60 Knoten, der ein Dauerpfeifen auf der Brücke verursachte. Ja klar ist das authentisch, klingt aber trotzdem kacke. Also habe ich den Ton dann noch einmal zur finalen Abmischung an einen Profi gegeben. Es folgte ein endloses hin und her mit vielen Diskussionen. Das Ergebnisse klang bei mir Zuhause gar nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Aber irgendwann sprach der Tonmeister ein Machtwort. Das bleibt jetzt so, vertrau mir. Und das war gut so.
Der Film sollte natürlich auch die ganze Leinwand füllen. Also musste ich mich noch einmal hinsetzen und den ganzen Film von 16:9 auf das Cinemascope-Format zurecht schneiden. Für große Teile war das kein Problem, aber an einigen Stellen fehlten mir dann doch oben oder unten ein paar Pixel. Dieses extrem breite Format war ja nie geplant. Aber vieles fällt nur im direkten Vergleich auf oder eben, wenn man den Film in- und auswendig kennt.
So ein Kino wird mit DCP-Projektoren betrieben. Die spielen aber nicht einfach so eine MP4-Datei ab. Der Film muss also noch in das DCP-Format konvertiert werden. Das hat glücklicherweise das Kino übernommen.
In der Woche vor der Premiere spitzte sich dann alles zu. Plötzlich waren alle Tickets weg, der Kapitän und der Chief-Mate der Chicago Express hatten zugesagt, dazu viele Gäste aus der Seefahrt, wie Lotsen, ehemalige Kapitäne, Schiffsbesatzungen, Vertreter von Hapag-Lloyd, Leica, der LFI, meine Mama, Freunde und natürlich ganz viele von Euch Lesern, die teils hunderte Kilometer Anreise in Kauf nahmen. Aus einer fixen Idee wurde plötzlich ein echtes Event und das wollte ich natürlich nicht verkacken. Also musste auch noch eine kleine Rede her.
Verkleidet als Seefahrer. Copyright Kai Wembacher
Ich glaube so aufgeregt war ich noch nie, wie an dem Samstag Mittag. Die Hütte war rappelvoll. Wir hatten vorsichtshalber nur etwa 240 Plätze vergeben, da wir nicht genau wussten wer evtl. noch jemanden mitbringt. Irgendwann habe ich dann auch ein wenig den Überblick verloren. Schätzungsweise müssen zwischen 230 und 240 Gäste da gewesen sein. Meine kleine Rede zu Beginn hatte ich natürlich auswendig gelernt. Auf der Bühne war ich dann aber so aufgeregt, dass ich mich komplett verhaspelt habe. Aber gut, ist halt so. Ich glaube sowas nimmt einem keiner krumm an so einem Tag, aber man selbst möchte es ja trotzdem möglichst gut machen.
Ein kleiner Eindruck von der Premiere (Danke an Peter Dreischoff)
Hapag-Lloyd spendierte dann nach dem Film noch einen kleinen Sektempfang und verteilte Schokolade. Letztere wäre nicht der Rede wert, wenn die Verpackung als Container nicht so endgeil gewesen wäre.
Worauf ich in diesem Beitrag hinaus möchte: Es ist einfach unglaublich schön und erfrischend ab und zu mal ein Real Life Event zu machen. Auch wenn ich hoffnungslos überfordert war mit der Menschenmenge, so habe ich das direkte Feedback an dem Tag doch genossen. Abends war ich fix und fertig, bin aber glücklich ins Bett gegangen mit dem Gedanken: “Einfach ein Kino mieten. Muss man mal gemacht haben”.
Vielen lieben Dank an alle, die da waren. Es war bombastisch und gibt einen ordentlichen Motivationsschub für zukünftige Projekte.
Ab sofort ist der Film auf YouTube frei verfügbar. Und auch wenn das direkte Feedback bei der Premiere die Krönung war, so freue ich mich natürlich über jeden einzelnen Kommentar bei YouTube.
Copyright Titelbild: Olaf Raddatz
Hi!
Vielen Dank für den tollen Film! Sehr kurzweilig und informativ.
Ich freue mich jedenfalls auf hoffentlich viele weitere Projekte!
Schöne Grüße aus den Bergen????
Großes Kino!
Container-Fotografie wird zum weltweiten USP von Paddy. Beste Stories mit einem Schuss Fern- wie Heimweh.
Gratulation dem Fotografen und Gratulation auch an Hapag Lloyd, die solches möglich macht?
Vorher Blut, Schweiß und Tränen. Aber wenn die Show vorbei ist, ist es das geilste Gefühl überhaupt.
Ich habe vor vielen Jahren, fast Jahrzehnten schon, mit einem guten Freund Reise-Dia-Shows gezeigt und wir sind damit durch die Lande getingelt. War neben dem eigentlichen Beruf manchmal eine echte Kotzmühle, aber eine tolle Zeit.
Da unsere Werbung sich auf’s Selbstplakatieren und Anschreiben von Zeitungen beschränkte, ohne am D-Day zu wissen wieviele Leute kommen, war es manchmal recht “Spannend”.
Wir waren zweimal in Hamburg, noch im Amerika-Haus. Beim ersten Mal waren knapp 50 Leute da und wir haben draufgezahlt. Aber beim zweiten Mal war das Haus ausverkauft. Einfach nur ein geniales Gefühl.
Tipp für die Zukunft: Bereite keine Rede vor, sondern sabbel einfach drauf los. Maximal einen Stichwortzettel.
Beste Grüße aus Fischtown.
Klasse gemacht, hoch informativ, schöne Bilder!
Danke Paddy!
Gruß Volker
Wirklich großes Kino, Glückwunsch !!! Eine Frage zum Sound, von welcher Sound-Plattform stammen die Musikstücke?
Der Link ist unter dem Video bei Youtube.
Gratulation Patrick, toller Film! Anschaulich, informativ und packend! Ich könnte stundenlang von der Back in den Schwell oder vom Heck in das Kielwasser gucken! Die Interviews sind “lively”, authentisch. Patrick Du nimmst uns mit an Bord. Der schwankende Horizont von der Brücke aus, die Krängung, Gischtfahnen auf den sturmgepeitschten Wellenkämmen, Delphine spielen mit dem Bug, der Nase des Potts. Dreimal habe ich den Film schon geschaut.…Das Videoprojekt “Chicago Express”, absolut gelungen, ebenbürtig dem Fotoprojekt “Seafarers”. Es macht Lust und Hoffnung auf mehr in diesem Umfeld aus Deiner Hand.
Liebe Grüsse von einem Sehnsuchtseefahrer aus dem Voralpenland.
Das ist ganz großes Kino
Und dafür hast du zurecht den Oscar bekommen :)))
Schon auf dem Fernseher ein Schmaus, wie muss das wohl im Kino gewirkt haben, der kurze Trailer aus dem Saal, lässt es erahnen.
Viele Grüße
Jens
Jaja, manche Sachen laufen einfach so von sich aus dem Ruder.… 😉
Coole Nummer, Glückwunsch dazu!