Soll ich mich als Fotograf selbstständig machen?

Ich möch­te ein The­ma auf­grei­fen, das gera­de wie­der ein paar mal auf­ge­poppt ist. Bei mei­nen letz­ten Vor­trä­gen wur­de ich gefragt, ob ich mich noch ein­mal als Foto­graf selbst­stän­dig machen wür­de und ob man sich als Foto­graf heu­te selbst­stän­dig machen soll­te. Ja, ich wür­de es wie­der machen und nein, ich wür­de es nie­man­dem raten. Das ist die kur­ze Ver­si­on. Dazu möch­te ich ein paar Din­ge los­wer­den, die mir auf dem Her­zen lie­gen und auch mal mei­nen eige­nen Weg etwas reflektieren.

Vor eini­gen Jah­ren noch habe ich erzählt, dass es ganz ein­fach ist als Foto­graf erfolg­reich zu sein. Das bezog sich vor allem auf die Hoch­zeits­fo­to­gra­fie, wo ich selbst in rela­tiv kur­zer Zeit Erfolg hat­te. Heu­te weiß ich, dass das nicht rich­tig ist. Ich bin ein Son­der­fall und den kann ich nicht auf ande­re ein­fach so über­tra­gen. Was macht mich zum Son­der­ling? Mei­nen Blog gibt es seit über 10 Jah­ren. Als ich mich selbst­stän­dig mach­te, hat­te ich bereits eine gewis­se Leser­schaft und damit auch Reich­wei­te. Ich hat­te stets ver­schie­de­ne Ein­nah­me­quel­len, wie Work­shops, Hoch­zei­ten, Foto­shoo­tings, Video­tu­to­ri­als, Bücher, Maga­zi­ne und Wer­bung. Ich foto­gra­fie­re über­durch­schnitt­lich vie­le Hoch­zei­ten von Foto­gra­fen, die hier lesen und mich daher anfra­gen. Neben Hoch­zei­ten sind es auch vie­le Por­trait­shoo­tings, Pär­chen­shoo­tings oder auch Ein­zel­coa­chings für die ich gebucht wer­de. Das läuft so gut, dass ich es wie­der genau­so machen wür­de. Aber das lässt sich halt auch nicht ein­fach so kopie­ren. Bei mir und bei vie­len ande­ren Foto­gra­fen, die durch das Inter­net eine gewis­se Reich­wei­te erlangt haben, spielt der Nasen­fak­tor eine ganz gro­ße Rol­le. Egal ob geliebt oder gehasst, wir alle haben eine gewis­se Auf­merk­sam­keit, die durch unse­re Per­sön­lich­keit und unser Auf­tre­ten im Inter­net begrün­det ist. Die­se Auf­merk­sam­keit macht es viel ein­fa­cher die eige­nen Pro­duk­te zu ver­kau­fen. Wür­de ich mei­ne Maga­zi­ne in eine Buch­hand­lung stel­len, wür­de sie wahr­schein­lich nie­mand kau­fen, weil mich nie­mand außer­halb mei­nes eige­nen Mikro­kos­mo­ses kennt.

Die Sache mit der HMI

Ich möch­te ein wenig aus­ho­len und etwas aus mei­ner Ver­gan­gen­heit erzäh­len. Als ich 18 oder 19 Jah­re alt war, geriet ich in die Fän­ge einer Orga­ni­sa­ti­on mit dem Namen HMI. Eini­ge von Euch ken­nen die viel­leicht noch. Es war ein sog. Struk­tur­ver­trieb bei dem es dar­um ging Lebens­ver­si­che­run­gen zu ver­kau­fen. Man rekru­tier­te jun­ge Leu­te, ger­ne wel­che die kei­ne Koh­le auf der Tasche hat­ten oder auch einen sozi­al schwa­chen Back­ground hat­ten. Mich erwisch­ten sie damals auch und ich fuhr zu einem Wochen­end­se­mi­nar auf dem mir alles bei­gebracht wer­den soll­te, was ich für mei­nen schnel­len Erfolg brau­chen wür­de. Es war ein tol­ler Tag mit gran­dio­sen Red­nern, die einem die Moti­va­ti­on mit Hoch­druck in den Hin­tern pump­ten. Es klang alles so ein­fach und das Pro­dukt, das ver­kauft wer­den soll­te klang auch nicht schlecht. Irgend­wann tanz­te einer mit schi­ckem Anzug auf die Büh­ne und erzähl­te, dass er erst seit einem Jahr dabei sei und prä­sen­tier­te dann stolz sei­ne Abrech­nung über 16.000,- DM. So viel hat­te er damals in einem Monat an Pro­vi­si­on kas­siert. Natür­lich stan­den rich­tig gei­le Kar­ren vor der Tür und wir fei­er­ten in dem Semi­nar­ho­tel die gan­ze Nacht durch. Es klang alles so rosig. Man muss­te nur fünf Ver­trä­ge an den Mann brin­gen und schon stieg man eine Stu­fe auf. Ich glau­be es ging damals bis zur Stu­fe 6. Ver­kau­fen soll­te man vor­nehm­lich im Freun­des- und Bekann­ten­kreis. Nur fünf Abschlüs­se und man kas­sier­te die ers­te dicke Pro­vi­si­on. Aber noch viel bes­ser, man konn­te neue Leu­te rekru­tie­ren. Jeder den man zu einem der Semi­na­re schlepp­te, stand in der Hier­ar­chie unter einem. Wenn der nun einen Ver­trag ver­kauf­te, bekam man selbst auch wie­der etwas davon ab. Nun stellt Euch mal vor, wie die Sum­men in der Bei­spiel­rech­nung in astro­no­mi­sche Grö­ßen kata­pul­tiert wur­den, wenn man dann sogar zwei Stu­fen hoch klet­ter­te. Es ging natür­lich alles in die Hose. Ich war hoch­mo­ti­viert und beschnack­te Freun­de und Fami­lie. Ich ver­kauf­te sogar ein oder zwei Ver­trä­ge und kas­sier­te auch eine gute Pro­vi­si­on, wel­che ich spä­ter aber zu gro­ßen Tei­len zurück zah­len muss­te, weil die Ver­trä­ge vor­zei­tig gekün­digt wur­den. Ich mei­ne mich zu erin­nern, dass die Pro­vi­si­on erst nach 12 Jah­ren kom­plett mei­ne war. Das Pro­dukt, das ver­kauft wur­de war ein­fach schei­ße. Damit mei­ne ich nicht die Lebens­ver­si­che­rungs­ver­trä­ge. Das Haupt­pro­blem war, dass das Pro­dukt Moti­va­ti­on ver­kauft wur­de. Das mach­ten ein paar sehr wort­ge­wand­te Anzug­trä­ger, die uns mit Moti­va­ti­on voll pump­ten, in der Hoff­nung eins der Schäf­chen wür­de in der Fami­lie oder bei Freun­den einen Ver­trag ver­kau­fen. Und das funk­tio­nier­te auch eine Zeit lang. Aber im Grun­de ging es nicht um ein soli­des Pro­dukt, hin­ter dem die Ver­käu­fer stan­den, son­dern um rei­ne Ver­kaufs­schu­lung. An dem Wochen­en­de bekam man zwar auch den Ver­trag erklärt, aber die meis­te Zeit ging es um Ver­kaufs­trai­ning, dar­um wie man jeman­dem etwas auf­schwatzt. Kei­ne gute Basis für eine erfolg­rei­che Selbst­stän­dig­keit. Glück­li­cher­wei­se kam ich damals doch recht schnell und glimpf­lich aus der Sache raus. Soweit ich weiß gibt es die HMI auch nicht mehr. Da kann man dann doch noch den Glau­ben dar­an haben, dass schlech­te Pro­duk­te ein­fach irgend­wann vom Markt verschwinden.

Das Produkt muss stimmen

Ich habe in den letz­ten Jah­ren gelernt, dass Mar­ke­ting und Ver­trieb eine wich­ti­ge Sache ist. Ohne dem geht es nicht. Wer etwas ver­kau­fen will, der muss auch Wer­bung machen und das macht oft kei­nen Spaß, denn man selbst ist von Wer­bung oft genervt. Aber Wer­bung ist ok, wenn das Pro­dukt gut ist. Auf gute Pro­duk­te wer­de ich ger­ne hin­ge­wie­sen. Bevor man auf dem Markt für sei­ne Leis­tung Geld ver­langt, soll­te die­se gut sein, am bes­ten so gut, dass man pro­blem­los erklä­ren kann, was sie bes­ser oder anders macht als das Ange­bot der Kon­kur­renz. Es gibt mitt­ler­wei­le in der Foto­gra­fie­sze­ne ein gro­ßes Ange­bot an Life-, Busi­ness-, Mind- und Moti­va­ti­ons­trai­nings. Die mögen inhalt­lich durch­aus gute Tipps ver­mit­teln. Ich emp­feh­le jedem ein soli­des Busi­ness- oder Mar­ke­ting­s­emi­nar zu besu­chen, wenn man sich selbst­stän­dig machen möch­te. Aber ich war­ne davor zu blau­äu­gig zu sein, denn das Pro­dukt der gro­ßen Erfolgs­se­mi­na­re ist der Traum von der erfolg­rei­chen Selbst­stän­dig­keit. Die Red­ner sind her­vor­ra­gend dar­in ihr Pro­dukt (den Traum) zu ver­kau­fen, was mich ein wenig an den Typen mit der 16.000,- DM-Abrech­nung erin­nert. Sie erzäh­len aber nie­man­dem, dass sie in ers­ter Linie durch ihren Nasen­fak­tor so erfolg­reich sind. Sie las­sen die Teil­neh­mer in dem Glau­ben, dass jeder es schaf­fen kann und das ist ein­fach nur Bullshit.

Wenn Du Dich selbst­stän­dig machen möch­test, muss als ers­tes Dein Pro­dukt stim­men. Du musst erst mal ein guter Foto­graf wer­den, was auch immer das hei­ßen mag. Gut allei­ne reicht aber heu­te nicht aus, denn gut sind vie­le, sehr vie­le. Das Niveau in der Foto­gra­fie ist im Hob­by­be­reich so hoch, dass ich mich oft ver­nei­gen muss. Mit klei­nen Taschen­spie­ler­tricks wie soge­nann­ten Sty­led Shoots lässt sich das Port­fo­lio in kür­zes­ter Zeit pim­pen. Aber ist das ein gutes Pro­dukt? Mich erin­nert es ein wenig an die Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge, die mir zunächst mal von den elo­quen­ten Red­nern ver­kauft wur­den, bevor ich sie dann ver­such­te an den Mann zu brin­gen. An der Stel­le möch­te ich mei­nen lang­jäh­ri­gen Ver­si­che­rungs­be­ra­ter lobend erwäh­nen, der in sei­ner Arbeit voll auf­geht und sogar eige­ne Ver­si­che­rungs­pro­duk­te ent­wi­ckel­te. Der hat Pro­duk­te, die er selbst voll ver­steht und vor allem hin­ter denen er steht. Die Ver­si­che­rung an sich ist ja nichts schlech­tes, aber das Pro­dukt muss halt pas­sen und vor allem muss der Ver­käu­fer Ahnung haben. Für die Foto­gra­fie bedeu­tet das für mich, dass man auf einem Level sein soll­te, wo man bereits einen eige­nen Stil ent­wi­ckelt hat, bevor man sich selbst­stän­dig macht. Natür­lich ist die­ser Punkt schwer zu defi­nie­ren und es ist wahr­schein­lich auch ein flies­sen­der Pro­zess. Auch wenn man es nicht ohne wei­te­res ver­glei­chen kann, will ich das Bei­spiel Kame­ra­kauf anfüh­ren. Bevor eine Kame­ra auf den Markt kommt, steckt da ganz viel Ent­wick­lungs­ar­beit drin. Die Kame­ra muss markt­reif wer­den. Sie wird dann noch immer nicht jedem gefal­len, aber es gibt ein gutes Pro­dukt, das sich von den ande­ren abgrenzt.

Was ich sagen will: Wenn man etwas ver­kau­fen möch­te, muss das Pro­dukt stim­men. Selbst dann hat man noch kei­ne Garan­tie, dass man mit dem Pro­dukt auch erfolg­reich ist.

Selbstständig als Fotograf?

Ich wün­sche mir, dass Foto­gra­fen nach­wach­sen und der Beruf wei­ter lebt. Aber ich war­ne heu­te davor zu blau­äu­gig zu sein. Das Foto­gra­fen­busi­ness ist eins der här­tes­ten. Die Wert­schät­zung für Foto­gra­fie ist auf einem Tief­punkt. Sogar Redak­tio­nen stat­ten ihre Repor­ter lie­ber mit Smart­phones aus, statt einen Foto­gra­fen zu bezah­len. Es wird infla­tio­när foto­gra­fiert, da jeder immer eine Kame­ra dabei hat und dabei kom­men oft viel zu gute Bil­der raus. Egal ob wir als Foto­graf nun der Mei­nung sind, dass wir da etwas ganz tol­les machen, gro­ße Künst­ler sind und einen unver­wech­sel­ba­ren Stil haben, mer­ken tun wir es am Ende nur selbst. Wer Geld ver­die­nen will, muss Dienst­leis­ter sein. Die Foto­gra­fen, die auf­grund ihres Stils so gefragt sind, dass sie sich vor Auf­trä­gen nicht ret­ten kön­nen, kann man an weni­gen Hän­den abzäh­len. Die Hoch­zeits­fo­to­gra­fie ist hier noch ein recht luxu­riö­ser Markt, denn die Kun­den sind fast immer ahnungs­lo­se Erst­kun­den. Kaum ein Hoch­zeits­paar kennt sich wirk­lich aus. Es wird gegoo­gelt und dann als ers­tes auf den Preis geguckt. Wir bekom­men stän­dig Anfra­gen, in denen ledig­lich steht “Wir hei­ra­ten am 1.7.2016, haben sie Zeit und was kos­tet das?”. So ist die Rea­li­tät. Natür­lich erzählt man als Hoch­zeits­fo­to­graf ger­ne, dass man nur die Hoch­zei­ten foto­gra­fiert, die man sich selbst aus­sucht, die Kun­den auf­grund des Stils zu einem kom­men und man sowie­so unter 4.000,- € pro Tag gar nicht erst ans Auf­ste­hen denkt. Das kann man auch erzäh­len, weil es eh kei­ner prü­fen kann. Wenn man dazu einen Groß­teil sei­nes Umsat­zes aber gar nicht mit Hoch­zei­ten macht, son­dern damit ande­ren HMI-Schäf­chen Jung­fo­to­gra­fen zu erzäh­len, dass sie das auch kön­nen, kann man sich natür­lich zurück leh­nen und alle paar Wochen mal ein cra­zy inter­na­tio­nal Desti­na­ti­on Wed­ding unter Pal­men foto­gra­fie­ren. Noch mal, ich habe nichts gegen Schu­lun­gen von Foto­graf zu Foto­graf, ich habe nur manch­mal das Gefühl, dass zu viel Traum und zu wenig Busi­ness ver­kauft wird.

Ich habe auch gedacht, dass Hoch­zeits­fo­to­graf der schöns­te Job der Welt ist. Es ist kein schlech­ter, ich mache das noch immer ger­ne, aber ich foto­gra­fie­re auch nur noch maxi­mal sie­ben bis zehn Hoch­zei­ten pro Jahr. Immer­hin ist die Hoch­zeits­fo­to­gra­fie eine lukra­ti­ve Bran­che. Tages­sät­ze von 2.500,- € und dar­über sind kei­ne Sel­ten­heit. War­um das so ist, kann man auf diver­sen Heul­blogs nach­le­sen, die stän­dig ihre Prei­se recht­fer­ti­gen wol­len. Da kom­men wir wie­der zum Pro­dukt. Wenn ich ein gutes Pro­dukt habe, dann weiß ich auch, was es kos­tet und dann schrei­be ich doch nicht in einer lan­gen Abhand­lung eine Recht­fer­ti­gung über mei­ne Preis­struk­tur und schon gar nicht jam­me­re ich, dass nie­mand sieht wie­viel Arbeit dar­in steckt und man gar nicht die Prei­se durch­set­zen kann, die man haben muss. Ich erklä­re einem Kun­den ger­ne war­um er mich buchen soll und was mei­ne Leis­tung ist, aber dafür recht­fer­ti­gen will ich mich nicht.

Beson­ders ger­ne mag ich übri­gens auch die Posts in denen sich die ver­meint­li­chen Pro­fis über die Hob­by­fo­to­gra­fen beschwe­ren, die das Geschäft kaputt machen. Noch mal: wenn ich ein gutes Pro­dukt habe, dann wer­de ich es auch ver­kauft bekom­men. Bin ich aber einer unter vie­len, dann schwim­me ich mit auf einer Wel­le und heu­le natür­lich, wenn die Wel­le plötz­lich an Schwung ver­liert. Natür­lich ist es unschön, wenn ein Hob­by­fo­to­graf einem den Job für 1.000,- € weg­schnappt und die Koh­le dann wahr­schein­lich nicht mal ver­steu­ert. Das nervt und dar­über kann man sich auch mal auf­re­gen. Aber es soll der­je­ni­ge hier den ers­ten Stein schmei­ßen, der nicht selbst schon mal einen Hand­wer­ker aus dem Bekann­ten­kreis enga­giert hat und ihm ein paar Schei­ne unbe­merkt in die Tasche gesteckt hat. Der Punkt dabei ist: Wenn ich selbst­stän­dig bin und einen guten Job mache, dann muss ich mit die­sem Umstand leben und dann muss ich mich so posi­tio­nie­ren, dass ich den­noch gut davon leben kann. Da das aber in der Tat immer schwie­ri­ger wird, war­ne ich heu­te eher davor sich als Foto­graf zu blau­äu­gig in die Selbst­stän­dig­keit zu stür­zen und von ande­ren erfolg­rei­chen Foto­gra­fen vor­gau­keln zu las­sen, dass es ja alles ganz ein­fach ist. Es ist nicht ein­fach, es ist ver­dammt schwer, vor allem wenn man drei Jah­re erfolg­reich ist und dann plötz­lich das Finanz­amt kommt. Dann kommt näm­lich das gro­ße Heu­len, was ich übri­gens auch hin­ter mir habe. Nach ein paar Jah­ren kommt auch die Ernüch­te­rung, dass eine Hoch­zeit im Aus­land eigent­lich nur mehr Arbeit und viel Rei­se­zeit ist. Dann kommt auch die Ernüch­te­rung, dass nicht jede Hoch­zeit Glanz und Gla­mour ist und nicht jeder den Foto­gra­fen bucht, weil er ja einen ach so unver­wech­sel­ba­ren Stil hat und Geld kei­ne Rol­le spielt.

Fotografie skaliert nicht

Foto­graf ist ein schö­ner Job. Aber sobald man einen Auf­trag abge­schlos­sen hat, muss man zum nächs­ten und danach wie­der zum nächs­ten und so wei­ter. Man muss sich stän­dig um gefüll­te Auf­trags­bü­cher küm­mern. Man kann nicht mehr ver­die­nen, indem man mehr arbei­tet. Es gibt eine Gren­ze und wenn man irgend­wann die Prei­se nicht ent­spre­chend anhe­ben kann, ist die Gren­ze ver­dammt schnell erreicht. Das ist in vie­len Beru­fen so. Hand­wer­ker kön­nen davon ein Lied sin­gen. Ich muss Euch nicht vor­rech­nen, was man als Dienst­leis­ter in der Hoch­zeits­bran­che ver­die­nen kann. Das könnt ihr als ange­hen­de Selbst­stän­di­ge sehr gut selbst. Das Pro­blem hier­bei ist mei­ner Mei­nung nach, dass spe­zi­ell die Hoch­zeits­fo­to­gra­fie so anstren­gend ist, dass sich doch vie­le mit der Zeit wie­der etwas zurück zie­hen. Ich ken­ne nur ganz weni­ge Foto­gra­fen, die seit Jah­ren ihr Haupt­ein­kom­men mit Hoch­zei­ten bestrei­ten. Es ist ein­fach sau­an­stren­gend den gan­zen Tag zu foto­gra­fie­ren, nicht unbe­dingt immer kör­per­lich, aber men­tal, denn Du musst die gan­ze Zeit kon­zen­triert sein. Ich bin am Ende immer im Arsch und lie­ge am Tag danach auf dem Sofa. Das will ich nicht jedes Wochen­en­de machen und schon gar nicht an zwei Tagen hin­ter­ein­an­der. Das Pro­blem hier wie­der­um ist, dass eini­ge ver­meint­li­che Grö­ßen der Bran­che genau aus dem Grund ihre Hoch­zei­ten redu­zie­ren und dann lie­ber Work­shops und Trai­nings oder Men­to­ring ver­kau­fen. Da die­se Foto­gra­fen meist viel Erfah­rung gesam­melt haben in ihrer Welt, sind die­se Schu­lun­gen auch meis­tens recht gut. Aller­dings funk­tio­nie­ren sie auch nur, solan­ge genug Nach­kömm­lin­ge da sind, die den gro­ßen Traum haben, als Foto­graf Cra­zy Inter­na­tio­nal Jet­set Desti­na­ti­on Wed­ding Pho­to­grapher zu sein. Ich habe kei­ne Zah­len und ich möch­te auch von nie­man­dem den Traum zer­stö­ren, aber ich behaup­te, dass die Zahl derer, die es nicht schaf­fen deut­lich höher ist als die, die lang­fris­tig erfolg­reich sind. Aus dem Grund war­ne ich heu­te lie­ber davor sich selbst­stän­dig zu machen, denn die erfolg­reichs­ten in der Bran­che sind meis­tens auf­grund ihres Nasen­fak­tors erfolg­reich und nicht weil sie beson­ders gute Fotos machen.

Natür­lich gibt es noch vie­le ande­re Berei­che der Foto­gra­fie, wie z.B. die Wer­be­fo­to­gra­fie. Da habe ich kei­nen Ein­blick und will daher nichts dazu sagen. Wenn man aber nicht zu den weni­gen ganz gro­ßen in der Indus­trie gehört, dann soll auch das angeb­lich ein har­tes Pflas­ter sein.

Ich hatte großes Glück

Auch ich gehö­re zu die­sen Nasen­fak­tor­men­schen. Ich haben ange­fan­gen über Foto­gra­fie zu blog­gen und somit eine Leser­schaft auf­ge­baut, die es mir ermög­licht hat, mich selbst­stän­dig zu machen. Aber wenn ich es heu­te nüch­tern betrach­te, dann war ich gar kein Foto­graf als ich mich selbst­stän­dig gemacht habe. Ich woll­te einer sein und ich habe auch durch­aus viel Ener­gie rein gesteckt, aber ich war ganz unten auf der Foto­gra­fen­lei­ter. Ich hat­te das gro­ße Glück, dass ich so viel Sup­port durch mei­ne eige­nen Leser hat­te, um davon letzt­end­lich leben zu kön­nen. Anfangs habe ich auch noch deut­lich mehr Geld durch Wer­bung ver­dient, was heu­te glück­li­cher­wei­se bis auf ein paar Ama­zon-Links gegen Null geht. Das war ein gro­ßer Glücks­fall, dafür bin ich sehr sehr dank­bar, aber es lässt sich eben auch nicht ein­fach repro­du­zie­ren. Ich habe in den letz­ten zehn Jah­ren in der Foto­gra­fie viel aus­pro­biert und ich habe auch viel Mist ver­zapft. Es hat aber alles dazu bei­getra­gen, dass mir heu­te bewusst ist, dass zunächst ein­mal das Pro­dukt gut sein muss. Mei­ne Pro­duk­te sind die­se Blog­ar­ti­kel, Vide­os, Maga­zi­ne, Bücher und natür­lich Foto­shoo­tings. Mei­ne größ­te Ziel­grup­pe sind ande­re Foto­gra­fen und die haben mir oft genug auf die Füße getre­ten, wenn ich Schei­ße geschrie­ben oder pro­du­ziert habe. Ich kom­me so lang­sam an einen Punkt, wo ich mir das alles ein­ge­ste­hen kann und wo ich auch über mein eige­nes Han­deln in der Ver­gan­gen­heit lächeln muss. Den­noch hat das alles ganz gut geklappt. Da ich nun auf ein paar Jah­re zurück bli­cken kann, dach­te ich mir, dass ich die­ses The­ma noch ein­mal auf­grei­fen soll­te. Genau dar­um wür­de ich alles wie­der genau­so machen, aber davor war­nen ein­fach so in eine Foto­gra­fen­kar­rie­re zu stolpern.

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61 Gedanken zu „Soll ich mich als Fotograf selbstständig machen?“

  1. Cha­peau, das ist mal ehr­lich und toll reflektiert.
    Vie­len Dank für die War­nun­gen, die gut angekommen,
    und tat­säch­lich nicht mit dem arro­gant erho­be­nen Fin­ger sondern
    rich­tig gut und authen­tisch erzählt sind.
    Klasse!
    Jan

    Antworten
  2. Sowas lese ich ger­ne .. mich ner­ven die­se stän­di­gen Arti­kel, wo es nur dar­um geht wie leicht alles ist. Das bringt kei­nem etwas, weil das Ver­spre­chen nicht zum Pro­dukt passt. Das ist mei­ner Mei­nung nach das kri­ti­sche. Es muss zusam­men pas­sen. Zu hohe Ver­spre­chen und schlech­tes Pro­dukt wir­ken sich eben­so nega­tiv aus, wie wenn es umge­ke­jrt ist, also wenn man kaum etwas ver­spricht, aber ein super Pro­dukt lie­fert. Letz­te­res bringt je nach Bran­che wenigs­tens treue­re Kun­den, aber das inter­es­siert das Finanz­amt nur beiläufig.

    Antworten
  3. Lie­ber Paddy,
    wir haben uns nur kurz in Kar­lar­u­he ken­nen­ge­lernt. Lei­der nur kurz. Ein wun­der­ba­rer, muti­ger und offe­ner Arti­kel. Dan­ke dafür.

    Lie­ben Hruß
    Rainer

    Antworten
  4. Respekt und Hoch­ach­tung, soweit muss man sich erst­mal ent­wi­ckeln und es dann auch noch reflek­tie­ren kön­nen. Ich hof­fe ich kom­me auch irgend­wann dahin.

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  5. Super geschrie­ben. Die­se Ver­si­che­rungs­hei­nis von frü­her kann­te ich auch. Es waren eini­ge “Freun­de”, die in einer gewis­sen Pha­se wöchent­lich bei mir ange­klopft haben. Meis­tens mit der Ein­stiegs­fra­ge: “Bist du an Geld inter­es­siert?” Lei­der so durch­schau­bar und auch ein wenig tra­gisch. Habe sie meist auf ein Bier ein­ge­la­den und sie gebe­ten, ganz schnell ihre vor­ge­fer­tig­te Map­pe aus dem Hau­se “Retho­rik für Anfän­ger” wie­der zu schließen.

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  6. 10 Jah­re sind das schon wie­der… Ganz so lan­ge ver­fol­ge ich dei­ne Akti­vi­tä­ten noch nicht, aber seit Ende 2008 bin ich dabei…
    Damals gab es die D700, die ers­te halb­wegs erschwing­li­che (immer noch wahn­sin­nig teu­er) “rich­ti­ge” DSLR und ich gehö­re zu denen, die wider bes­se­ren Wis­sens (tief im Inne­ren…) der Mei­nung oder bes­ser der Hoff­nung waren, daß nun das Leben als Pro­fi begin­nen kön­ne. Ich bin zwar selb­stän­dig seit ’08, aber nur neben­bei foto­gra­fisch tätig. Auch wenn ich offi­zi­ell dürf­te, habe ich den Schritt zum Voll­erwerbs­fo­to­gra­fen nie gewagt. Inzwi­schen wäre ich zwar durch Leu­te wie dich durch­aus ver­lei­tet, sehe aber genau die Punk­te die du ansprichst als (zu) gro­ßes Wag­nis. Die D700 ist lan­ge ver­kauft, die Redu­zie­rung auf das Wesent­li­che führ­te bei mir nicht nach Wetz­lar son­dern nach Minato/Tokio. Seit­dem macht mir die Foto­t­gra­fie wie­der so viel Spaß wie frü­her und soll­te es sich erge­ben, wer­de ich nicht nein sagen zur Ver­lo­ckung “Berufs­fo­to­graf”. Aber wie du sagst, wird sich das nicht “erge­ben”, man muss da aktiv nach­hel­fen wenn man das wirk­lich will. Und ich sehe das genau­so: das Pro­dukt muss stim­men, das ist das A und O. Buch­hal­tung etc kann man an Pro­fis ver­ge­ben, wenn man selbst ein so gutes Pro­dukt hat, daß es sich am Markt behaup­tet. Vie­le ver­su­chen es a la Ame­ri­ka, ein­fach machen jeder kann ein gro­ßer wer­den. Ich ken­ne eini­ge gelern­te Foto­gra­fen, die mehr schlecht als recht davon leben kön­nen bzw “nor­ma­le” Ange­stell­te sind irgend­wo bei den Fir­men, die einen Berufs­fo­to­gra­fen über­haupt anstel­len wollen.
    Es schei­nen die Quer­ein­stei­ger zu sein, die mehr Erfolg haben (5-6 die vmtl jeder dei­ner Leser kennt) und mir zei­gen: man muss mit vol­lem Ein­satz dabei sein und noch wich­ti­ger als das Bild selbst ist die Art und Wei­se des eige­nen Auf­tre­tens, das was du Nasen­fak­tor nennst. Kurz und gut: ich wer­de Ama­teur blei­ben und nur dann den Schritt zum Voll­zeit­fo­to­men­schen wagen, wenn ich von Auf­trä­gen so über­rannt wer­den soll­te, daß kei­ne Zeit bleibt für den eigent­li­chen Hauptjob 😉
    Dan­ke für dei­ne offe­nen und ehr­li­chen Wor­te Pad­dy, u.a das ist es was dich aus­zeich­net und dir Erfolg beschert, öko­no­misch und auch sonst.

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  7. Kann nur den Hut zie­hen vor soviel Offen­heit und Ehr­lich­keit kom­bi­niert mit Erfah­rung und Sach­ve­stand ver­packt in ein gut zule­sen­de Geschich­te und schon habe sogar ich Spaß beim lesen. Dan­ke Dir 🙂

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  8. Hal­lo Paddy,
    viel Wahr­heit und vie­le Aus­sa­gen in denen auch ich mich wie­der­fin­de. Eini­ges muss man selbst für sich ent­de­cken und die Erfah­run­gen machen. Es gibt vie­le die zu blau­äu­gig an das The­ma Selbst­stän­dig­keit ran­ge­hen. Ande­re bewun­de­re ich für ihren Mut, sich kopf­über rein­zu­stür­zen. Wie Du schon sagst, das Pro­dukt muss stim­men, dazu soll­te man auch ver­kau­fen kön­nen und als letz­te Zutat gehört auch ein biss­chen Glück (Ehr­geiz und Dis­zi­plin) dazu. Am Ende soll­te es Spaß brin­gen und wenn es dann noch so gut klappt, das man sich Selbst­stän­dig machen kann - per­fekt! Dan­ke für den Ein­blick in Dei­nen Wer­de­gang als Fotograf.
    Vie­le Grü­ße André

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  9. Sehr schö­ner Bei­trag Pad­dy. Ich kann das alles sehr gut nach­voll­zie­hen - auch wenn ich nicht als Foto­graf arbei­te. Als Frei­be­ruf­ler im sozia­len Bereich wer­de ich auch oft gefragt, ob ich alles noch ein­mal so machen wür­de. ICH JA! Weil ich mei­nen Weg gegan­gen bin, mit allen Tie­fen (Finanz­amt, wenig Auf­trä­ge, Sinn­kri­se) und viel mehr Höhen. Das alles macht mich aus. Aber wirk­lich emp­feh­len kann ich das nie­man­dem. Ich den­ke, dass das, was Du geschrie­ben hast, auf fast alle Bran­chen über­trag­bar ist.
    Was mei­ner Beob­ach­tung nach etwas zu kurz kommt: Wei­ter­bil­dung, Work­shops.…. auch wenn man bereits “Pro­fi” ist. Sonst die Gefahr rie­sig, auf der Stel­le zu tre­ten, Krea­ti­vi­tät zu ver­lie­ren, Kun­den zu ver­lie­ren undundund.

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  10. Ich muss sagen, dass die­ser Arti­kel mich mehr moti­viert, als die­se gan­zen Schak­ka-Typen auf der Büh­ne mit ihrem “erfolg­reich in 5 Tagen” Gesab­bel. Das das nicht klappt, weiß man vom Cover jedes Frau­en­ma­ga­zins, denn sonst wären alle super schlank…
    Aber wer es braucht, soll die­se Events besuchen. 

    Dan­ke für dei­ne Ehr­lich­keit und Offen­heit. Es ist in der Tat immer schwie­ri­ger gegen die brei­te Mas­se zu schwim­men, um sich zu behaup­ten. Gera­de hier in Ber­lin herrscht in der Foto­gra­fie auch so eine Kos­ten­los-Kul­tur. Das macht es nicht leichter…

    Einen Punkt möch­te ich aber noch­mal her­vor­he­ben: Mar­ke­ting und Wer­bung - Das sind zwei ele­men­ta­re Pro­ble­me und The­men. Ohne die geht es nicht. Wenn du allei­ne vor dich hin arbei­te­test und hoffst, dass Leu­te dich fin­den, dann ist dein Unter­gang schon vor­aus­pro­gram­miert. Nur die wenigs­ten sind so gut, dass es sel­ber klappt. 

    Der Markt ist eng und es gibt vie­le vie­le Kol­le­gen da drau­ßen. Das führt unter ande­rem auch zu bil­li­gen Prei­sen. Manch­mal sogar Dumping. 

    Ich sel­ber habe mich dazu ent­schie­den lie­ber etwas mehr zu neh­men als bil­lig zu sein. Ganz ehr­lich, war­um mache ich das alles? Doch eher weil es mir Spaß bringt und ich schö­ne Fotos pro­du­zie­ren möch­te. Ich möch­te mit mei­nen Bil­dern zufrie­den sein, denn dann sind es auch die Kun­den. Mein Ziel ist es nicht in der Mas­se Pass­bil­der zu produzieren. 

    Trotz der gan­zen “Kon­kur­renz” oder wie ich es lie­ber nen­ne Kol­le­gen, bin ich hier voll­kom­men Neid­frei. Ich mag Bil­der ande­rer, wenn sie mir gefal­len. Ich lie­be Fotos viel zu sehr, als dass ich nur aus Kon­kur­renz ande­re schlecht mache oder ihre Bil­der runterziehe.
    Jeder arbei­te auf sei­nem Level und das soll­te man anerkennen. 

    Das­sel­be gilt übri­gens auch für Bil­der, die ich nicht mag. Wenn der Foto­graf es wis­sen möch­te, sage ich dazu gern etwas, war­um nicht, aber kon­struk­tiv. Aber ein Bild schlecht machen, ist dumm und pas­siert heu­te lei­der zu häufig.

    Im Ergeb­nis wün­sche ich jedem mit sei­ner Idee viel Erfolg. 

    Wenn es jemand schafft, schaue ich gern mal genau­er hin, was er rich­tig gemacht hat und was ich auf mich anwen­den kann.
    Das glei­che gilt übri­gens für die­je­ni­gen, die es nicht schaf­fen. Schaut da auch mal genau­er hin…

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  11. Moin Pad­dy. Mei­nen volls­ten Respekt für den Arti­kel. Ich muss sagen, es ist einer der Bes­ten und Ehr­lichs­ten Arti­kel, den ich gele­sen habe. Du öff­nest die Augen und schil­derst ein­fach die Wahr­heit. Es ist nicht so ein­fach, wie man sich es mit der Selb­stän­dig­keit vor­stellt bzw. wünscht. Und die, die es geschafft haben, ver­kau­fen den Erfolg. Und dann/damit lässt sich Geld ver­die­nen. Ich spre­che hier nicht von dir :). Es ist eigent­lich wie ein Eis­berg. Ein paar Erfolg­rei­che sind oben und ver­kau­fen Ihren Erfolg und der gan­ze unte­re Bereich zahlt dafür um auch mal über die Ober­flä­che zu kom­men. Jeder will erfolg­reich sein. Aber es gehört im Foto­gra­fen­busi­ness ein­fach eine Men­ge betriebs­wirt­schaft­li­ches Ver­ständ­nis dazu. Ver­ste­hen wie der Markt auf­ge­teilt ist, wie ich mich von ande­ren abhe­be, wie ich einen Busi­ness­plan erstel­le, wie hoch mein Stun­den­satz sein muss damit ich leben, in Urlaub fah­ren, mein Haus finan­zie­ren kann, etce­te­ra. Kame­ras sind erschwing­lich heut­zu­ta­ge. Das ist nicht die Kunst. Und ehr­lich. Wen als Kun­de inter­es­siert das denn? Ich gehe davon aus, dass wenn ich zum Foto­gra­fen gehe, genau das bekom­me was ich als Kun­de möch­te. Wel­che Tech­nik er ein­setzt. Pfffft. Ob Fuji, Canon, Nikon ist doch egal. Das ken­ne ich noch zu gut aus dem alten guten Print­be­reich. Schau mal lie­ber Kun­de tolls­te Druck­tech­nik und vie­le Far­ben. Und die meis­ten Kun­den, kann­ten noch nicht mal den Unter­schied zwi­schen Off­set und Digi­tal­druck. Sie woll­ten ein fer­ti­ges Pro­dukt. Um auf die Foto­gra­fie zurück­zu­kom­men. Tech­nik ist kein USP :).
    Ich arbei­te in der IT Bran­che und habe eine Fami­lie. Auch ich habe lan­ge über­legt, mich mit der Foto­gra­fie selbst­stän­dig zu machen. Und ehr­lich gesagt ist mir das Risi­ko zu hoch. Ich lie­be die Foto­gra­fie, und mache das Neben­be­ruf­lich. Und das wer­de ich auch bei­be­hal­ten. Man kann sagen, ich habe nicht die Eier in der Hose, oder ich bin nicht fokus­siert genug. Mag sein. Wenn ich irgend­wann mer­ke, dass ich mei­ne Fami­lie ernäh­ren kann, über­le­ge ich es mir. Und bis ich solch einen Leser­kreis wie du auf­ge­baut habe, dau­ert es vie­le Jah­re :). Spass bei­sei­te. Um als Foto­graf erfolg­reich zu sein, muss ich ein­fach eine Mar­ke auf­ge­baut haben und mit die­ser erfolg­reich sein. Und dann kann ich die­se ver­mark­ten. Und das dau­ert ein­fach vie­le Jah­re. Bis dahin ist es ein­fach eine Durst­stre­cke. Und jeder, der sich dazu ent­schei­det, soll­te sich ein­fach im Kla­ren sein, dass das Foto­busi­ness kein Zucker­schle­cken ist :). 

    Ach­tung: Dies ist mei­ne Meinung :).

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  12. Ich muss immer grin­sen, wenn jeder von den erfolg­rei­chen “Foto­gra­fen” (ich habe auch den Ein­druck, dass die meis­ten mehr von Tuto­ri­als, Schu­lun­gen, Bücher etc. leben als vom Foto­gra­fie­ren) sei­nen Weg skiz­ziert, denn dabei taucht *immer* das Wort “Glück” auf. Ich möch­te das nicht bezwei­feln, Glück gehört immer dazu, ande­rer­seits ist es nicht Glück allei­ne, es gehört noch eini­ges mehr dazu: Ziel­stre­big­keit, Pro­fes­sio­na­li­tät, Zuver­läs­sig­keit, Ehr­geiz, Dis­zi­plin, Lei­den­schaft - sicher­lich auch ein Teil des “Nasen­fak­tors”, ich nen­ne das lie­ber Per­sön­lich­keit. Das Pro­dukt muss noch nicht ein­mal her­aus­ra­gend sein, es reicht, wenn es gut genug ist und zum Foto­gra­fen passt. Wie sag­te Paul Rip­ke so schön in einem Inter­view: Das, was er foto­gra­fisch macht und ablie­fert, könn­ten sei­ner Mei­nung nach locker 300 ande­re deut­sche Foto­gra­fen bes­ser machen. Die bekom­men aber die Auf­trä­ge nicht. Und das liegt nicht dar­an, dass die Kund­schaft die 300 ande­ren Foto­gra­fen nicht ken­nen würde.

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  13. Groß­ar­ti­ger Arti­kel ! hat mir sehr gut gefallen.
    Dei­ne offe­ne, ehr­li­che Art macht dich noch sympathischer 🙂
    Ich den­ke jeder der Lei­den­schaft­lich ger­ne Foto­gra­fiert über­legt sich frü­her oder spä­ter mal ob er sich nicht selb­stän­dig machen soll, ich für mei­nen Teil bin ger­ne kom­mu­ni­ka­tiv aber wäre mit Sicher­heit ein schlech­ter Verkäufer.

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  14. Mei­nen Respekt für die­sen Blogbeitrag.
    Ich ver­fol­ge unter ande­ren dich und ande­re Foto­gra­fen seit meh­re­ren Jah­ren mehr oder min­der seit gut 10 Jah­ren und­muss fest­stel­len, es ist wirk­lich erst der zwei­te Arti­kel mit so viel Erhr­lich­keit und Wahr­heit, den ich zu lesen bekomme.
    Und die­se Wahr­hei­ten haben bis­her und wer­den auch wei­ter­hin mich davon abhal­ten, einen even­tu­el­len Schritt in die Selbst­stän­dig­keit zu wagen - auch wenn ich eini­ge Ver­öf­fent­li­chun­gen vor­wei­sen kann, wel­che gutes Geld ein­ge­bracht haben.
    Auch habe ich etwas die Befürch­tung, dass ich mich zu weit von mir ent­fer­nen müss­te, um dem Mains­team zu genü­gen, den vie­le Auf­trag­ge­ber in ihren Köp­fen haben und sich natür­lich alle “Nase” lang wandelt.
    Wün­sche dir noch wei­te­ren Erfolg und alles Gute

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  15. Moin Pad­dy,
    gut und ver­ständ­lich geschrieben.
    Eigent­lich könn­te das der Auf­takt zu einer klei­nen Serie in die­sem Stil sein - Du hast hier ganz klar den Fokus auf die Ein­nah­men­sei­te, sprich den Umsatz gelegt - und das sehr nach­voll­zieh­bar. Viel­leicht macht es Sinn, in die­ser Art und Wei­se auch noch mal auf die Kos­ten­sei­te zu schau­en und deut­lich zu machen, wie viel Umsatz eigent­lich not­wen­dig ist, um ein halb­wegs anstän­di­ges Aus­kom­men zu haben (heu­te und in Zukunft = Rente).
    Das geht dann ich Rich­tung der typi­schen Frei­be­ruf­ler­fal­len, hat für Foto­gra­fen aber sicher noch mal ein paar indi­vi­du­el­le Aspekte.

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  16. Dan­ke, Pad­dy, für dei­nen ehr­li­chen, offe­nen Blick und die Refle­xi­on. Da ist viel Wah­res dran und lässt sich auf vie­le Berei­che der Selb­stän­dig­keit über­tra­gen. Dein Weg ist sehr span­nend und zeigt ein mög­li­ches Erfolgs­mus­ter: Tu, was du liebst. Steck viel har­te Arbeit rein. Bleib am Ball. Sei sicht­bar und prä­sent. Hab meh­re­re Stand­bei­ne. Und es öff­nen sich Türen, die vie­len ver­schlos­sen blei­ben, die die Wege von ande­ren beschrei­ten wol­len und sich von deren Licht blen­den lassen.

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  17. Einer der bes­ten Arti­kel zu dem Thema! 

    Was noch fehlt ist die Sache mit der Technik.
    Als ich ange­fan­gen habe zu stu­die­ren, da war man erst ein Pro­fi, wenn man eine Mit­tel­for­mat­ka­me­ra hat­te. Der Gra­ben von KB zu MF war sehr groß. MF war: groß, teu­er, schwer und kom­pli­ziert. Daher hat sich kaum ein Ama­teur das angetan.
    Somit hat­te man als Pro­fi einen tech­ni­schen Abstand zum Ama­teur und Hob­by-Foto­gra­fen. Und jeder Hand­werks­be­trieb, Lad­ner etc. der eine Bro­schü­re brauch­te, brauch­te auch (tech­nisch) gute Fotos, und die bekam man nur mit der MF-Kame­ra. Das sel­be galt für Hoch­zei­ten, Kom­mu­ni­on, Kon­fir­ma­ti­on, Taufe, …
    Somit konn­te man VOR der digi­ta­len Tech­nik als hand­werk­lich sau­ber arbei­ten­der Foto­graf gut leben. Kon­kur­renz gab es nur von ande­ren Pro­fis und die muss­ten genau­so kal­ku­lie­ren wie man selbst. Dum­ping Prei­se von Hob­by-Knip­sern gab es nicht.
    Jetzt ist Foto­graf-sein gleich­zu­set­zen mit Schau­spie­ler-sein; ein gro­ßer Traum von aus­sen betrach­tet, wenn man aber drin steckt ist es ein sehr sehr sehr har­tes Gewer­be, anstren­gend, zer­mür­bend und man muss Tag für Tag aufs Neue sehen wie die Mie­te rein kommt.
    Wenn ich 93 gewusst hät­te, wie sich das Foto­gra­fen­sein ent­wi­ckelt, ich wür­de es nicht noch­mals tun. Und vie­le mei­ner Ex-Kom­mi­li­to­nen unter­schrei­ben die­se Aus­sa­ge sofort.

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  18. Dan­ke für den tol­len und ehr­li­chen Bei­trag, der sicher­lich vie­len rich­tig wei­ter­hilft. So auch mir! Na klar ist es schwer, wenn man sei­ne Nische gefun­den hat und die Lei­den­schaft mit­bringt, ist alles möglich.

    LG Sun­ny

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  19. Einen Punkt kann ich nur noch icht ganz schlüs­sig ver­ste­hen: Du sagst, dei­ne Leser wären eine Hil­fe in den Berufs­start gewe­sen. Wie kann das sein, da du doch Kol­le­gen bzw Hob­by­fo­to­gra­fen als “Kun­den” hast und dein Blog pro­fes­sio­nell aber doch kos­ten­los ist. Wir kau­fen hier und da einen Work­shop und mal dein Blitz­buch … davon kann man sich ja nicht Kun­den anlo­cken oder gar leben .…? Fra­gen über Fragen?

    Lie­be Grüße
    Hol­ger aus Wuppertal

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  20. Ich kann mich nur anschlies­sen. Ich kann ja aktu­ell auch von der Foto­gra­fie leben, obwohl ich das nie woll­te. Auch ich muss sagen, dass ich gros­ses Glück hat­te und ich es nie­man­dem emp­feh­len kann, sich selb­stän­dig zu machen. Es ist so viel­schich­tig und hängt viel mehr von der Per­sön­lich­keit ab, als von der Fähig­keit als Foto­graf. Der bes­te Weg ist wohl, sei­nen Job jähr­lich um 20% zu redu­zie­ren und die Foto­gra­fie par­al­lel auf­zu­bau­en. So siehst Du bald, ob Du mit der Foto­gra­fie genug Geld gene­rie­ren kannst. Und um die Reich­wei­te kommst Du nicht rum. Hast Du die Reich­wei­te, kannst Du alles ver­kau­fen. Und wenn Du Dein Hob­by zum Beruf machst, hast Du kein Hob­by mehr. Es fühlt sich auch anders an, wenn Du für Geld foto­gra­fie­ren musst. Solan­ge Du das Geld nicht unbe­dingt brauchst, ist es schön. Aber musst Du mal foto­gra­fie­ren, um Essen kau­fen zu kön­nen, fühlt sich das ganz anders an. Über­legt es Euch gut.

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  21. Hal­lo Paddy,
    Sehr genia­ler Blogartikel!
    Dei­ne Ehr­lich­keit spricht mir aus der Seele.
    Du hast das mit dem “Nasen­fak­tor” super auf den Punkt gebracht. Nicht jeder kann sich län­ger­fris­tig als selb­stän­di­ger Foto­graf etablieren.
    Die­se bit­te­re Wahr­heit wird einem von eini­gen “Bus­si­nes-Coa­ches” ger­ne verheimlicht.
    Ich fra­ge mich, ob sich die vie­len Anbie­ter von “Moti­va­tions-Work­shops” und “Trai­nings”, die zur Zeit den Markt über­schwem­men, län­ger­fris­tig hal­ten kön­nen. Dein Ver­gleich die­ser “Sze­ne” mit einem Struk­tur­ver­trieb, fin­de ich auch sehr passend.
    Bes­te Grüße
    Stephan

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  22. Dan­ke Paddy… 

    Der Arti­kel trifft wie die Faust auf das Auge hier… Gera­de in Bezug auf ein gutes Pro­dukt und den Nasen­fak­tor habe ich mir in den letz­ten Mona­ten viel Gedan­ken gemacht und bin gera­de dabei eini­ges umzu­set­zen… (Erin­nert mich doch sehr an die Dis­kus­si­on in Din­kels­bühl dein Text 😉 ) 

    Das mit dem har­ten Stei­ni­gen Weg kann ich nur zu gut nach­voll­zie­hen. Aber ich muss auch sagen, dass man irgend­wann das Licht am Ende vom Tun­nel zu sehen bekommt. Das aber wirk­lich nur, wenn man schon eine Anzahl von Leu­ten hin­ter sich hat die den Wag­gon durchschieben… 

    Schö­nen Gruß aus dem Süden

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  23. Sehr ehr­lich, fun­diert und logisch nach­voll­zieh­bar. Weder zum Erhalt der eige­nen Pfrün­de noch als Ver­dum­mung, alles sei mög­lich. Und wenn es nicht klappt, war man selbst zu blöd. Es kann ja prin­zi­pi­ell jeder… Nein ! Gera­de mit der eige­nen Erfah­rung, die Du am Anfang schil­derst, weckt Dein Block auf­grund der Ehr­lich­keit das Bedürf­nis beim Leser, alles auf­zu­sau­gen und evtl. zwei­mal zu lesen. Super, wie immer
    Tho­mas Schmitt aus Unterfranken

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  24. Hal­lo Paddy,
    auch wenn ich nie­mals Foto­graf wer­den will und mei­nen Job (meis­tens) ger­ne mache, lese ich doch ger­ne in Dei­nem Blog. Die­ser Arti­kel ist mal wie­der gut geschrie­ben, inter­es­sant im Bezug auf den Wer­de­gang und auf vie­le Berei­che anwendbar.
    Mei­ner Ansicht nach passt er auch gut zum The­ma Bil­der­klau, denn die­se Die­be haben anschei­nend nicht ver­stan­den das Dei­ne Bil­der das Ergeb­nis Dei­ner Arbeit sind, Dir und Dei­ner Fami­ly die Bröt­chen finan­zie­ren, ver­steu­ert wer­den, Du allein das unter­neh­me­ri­sche Risi­ko trägst, usw usw
    Schluss­end­lich hast Du mei­nen Respekt dafür, was Du Dir erar­bei­tet hast und mei­nen Dank das Du uns Leser dar­an teil­ha­ben lässt.

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  25. Gefällt mir sehr wie du dein “dasein” beschreibst und ehr­lich zu uns, den Lesern und zu dir bist! Das du in all den Jah­ren viel Arbeit in dei­ne Kar­rie­re gesteckt hast weiß man, wenn man dei­nen Block verfolgt!
    Vie­len Dank für die­sen Block und das ich bei dir soviel Inspi­ra­ti­on ern­ten durf­te und darf! Glück­wunsch für die ver­gan­ge­nen 10 jahr!
    Wün­schen möch­te ich dir auch wei­ter­hin viel Erfolg und vor allem Gesundheit!
    Gruß Sammy

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  26. Tol­ler Arti­kel, vie­len Dank dafür. Ich bin Augen­op­ti­ker, und sehe in vie­len Punk­ten eine ähn­li­che Pro­ble­ma­tik im Geschäfts­all­tag. Inso­fern ist die­ser Arti­kel für mich fast schon zur Aus­rich­tung aufs Wesent­li­che mei­nes geschäft­li­chen Han­delns zu sehen.

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  27. Pad­dy. Sehr klas­se Dein Post. Ehr­lich, direkt, aber auch sehr gut for­mu­liert, so dass sich nie­mand auf die Füße getre­ten fühlt. Bleib wei­ter­hin so wie Du bist. Schreib doch mal ein Buch. Du kannst Dich super aus­drü­cken und es ist uns eine Freu­de Dei­ne Tex­te zu lesen.
    Die­ser agres­si­ve Aus­ver­kaufs­hype mit den Selb­stän­dig­mach-Work­shops ist wirk­lich too much. Des­halb habe ich schon eini­ge Kanä­le gekün­digt. Wenn es so ein­fach wäre, wür­de es jeder machen. Meis­tens wird nur einer reich, die ande­ren arm. Per­sön­lich­keit zählt mehr als Kön­nen. Ist lei­der trau­ri­ge All­tags­wahr­heit im Berufs­le­ben wie im Fotografenleben.
    Vie­le Grü­ße, René

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  28. Wie immer ein tol­ler Blog-Bei­trag. Ich lese Dei­nen Blog immer sehr ger­ne manch­mal auch zwei­mal und ich muss immer an der ein oder ande­re Stel­le schmun­zeln weil man sich ertappt fühlt. Es sind vie­le Situa­tio­nen beschrie­ben, die auf einen sel­ber zutref­fen und die in die­sem Moment dann zum nach­den­ken anre­gen. Ich bin damals auch die­sem Wahn ver­fal­len, ganz viel Tech­nik anschaf­fen zu müs­sen und nur die­sen Blitz… den nutz­ten die Pro­fis usw. Dann gab es genau in die­sem Moment einen Blog oder ein Video von Dir, wo Du zeigst das es auch mit güns­ti­ge­ren Model­len funk­tio­niert oder ande­ren ein­fa­chen mit­teln. Mei­ne Frau und ich (auch das Kon­to) waren Dir in die­sem Moment zu Dank verpflichtet.
    Mit der Selbst­stän­dig­keit ist es ähn­lich, ich sehe es so wie Du und mer­ke es auch immer wie­der, das die Wert­schät­zung eines guten Bil­des recht stark zurück gegan­gen ist. Das Han­dy­fo­to ist für einen Groß­teil der Leu­te voll­kom­men aus­rei­chend und man wird belä­chelt mit sei­ner Aus­rüs­tung. Aber es gibt da auch die Leu­te die es sehr wohl zu schät­zen wis­sen und ger­ne zu einem kom­men. Aber davon Leben zu kön­nen bin ich weit weg… Es bleibt ein tol­ler Neben­zweig mit Haupt­säch­lich Spaß an der Fotografie.
    Grüße
    Jens

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  29. Dan­ke Pad­dy für die Offen­heit und dafür, dass Du Dei­ne Gedan­ken mit uns teilst. Dei­ne Wor­te spre­chen mir aus der See­le. Ich habe sel­ber letz­tes Jahr an der Schwel­le zur Selb­stän­dig­keit als Hoch­zeits­fo­to­graf gestan­den und habe wegen feh­len­dem Glau­ben an den Erfolg mein Lieb­lings­hob­by auch Hob­by sein las­sen. Ich bin mein Leben lang Mar­ke­ting­mensch und weiß eigent­lich wie ich Beson­de­res schaf­fe und anbiete.
    Mir hat bis­her die Erklä­rung für die erfolg­rei­chen Bei­spie­le an Hoch­zeits­fo­to­gra­fen gefehlt. Dank Dei­nes Arti­kels glau­be ich es nun zu wis­sen: es ist eine gro­ße Por­ti­on “Nasen­fak­tor” gemischt mit Stil, Allein­stel­lung, Qua­li­tät und Ser­vice. LG Oliver

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  30. Hal­lo Patrick,
    eigent­lich lese ich nur sel­ten Blogs von Foto­gra­fen und wel­che, „die das sein möch­ten”. Lie­ber sehe ich Bil­der von wirk­lich sehr guten Foto­gra­fen, die in dem Bereich meist eher sel­ten unter­wegs sind. Irgend­wie habe ich aber die­sen Bei­trag doch gele­sen und ich fin­de es wirk­lich gut, wie du dar­in so reflek­tiert und ehr­lich über dei­ne Akti­vi­tä­ten schreibst. Es sind Wor­te, die zum Groß­teil mei­ne Mei­nung zum The­ma wiedergeben.
    Zur Info: Ich foto­gra­fie­re schon fast 35 Jah­re, seit Ende der 1990-er auch haupt­be­ruf­lich, nach­dem das Berufs­le­ben davor zum Teil auch aus ande­ren, dem Metier nahen Akti­vi­tä­ten bestand. Mei­ne Kun­den sind nur sel­ten Pri­vat­kun­den, meist arbei­te ich für Wer­be­agen­tu­ren, Fir­men und Maga­zin­re­dak­tio­nen. Da liegt die Situa­ti­on etwas anders als auf dem Kon­su­men­ten­markt und in der Tages­jour­na­lis­tik, aber das lass ich mal außen vor.
    Dein Satz „Aber wenn ich es heu­te nüch­tern betrach­te, dann war ich gar kein Foto­graf als ich mich selbst­stän­dig gemacht habe. Ich woll­te einer sein …” hat mich als beson­ders reflek­tiert und reif ange­sprun­gen und ich habe dar­in auch eine gewis­se Spreng­kraft erkannt.
    Ich wäre als Foto­graf nie auf die Idee gekom­men, in Blogs oder Ähn­li­chem den gro­ßen “Leh­rer” zu spie­len. Ich staun­te dar­um nicht schlecht als Anfang die­ses Jahr­hun­derts auf ein­mal die­se vom Inter­net und Digi­tal­fo­to­gra­fie begüns­tig­te Wel­le von Blog­gern, Tuto­ri­al-Pos­tern und sich selbst ver­wirk­li­chen­den Mid-Agern hoch­kam. Am bes­ten mit einer “krea­ti­ven Fir­men­na­men” oder den Zusatz “Pho­to­gra­phy” hin­ter dem eige­nen Heinz Becker. Vie­le davon - genau­so wie du es dir selbst jetzt attes­tierst, gera­de frisch mit der Kame­ra in der Hand oder bis­lang mit nur Erfah­rung als Hob­by­fo­to­graf. Sie fin­gen an, die ers­ten Schrit­te des eige­nen Wer­de­gangs und das gera­de Gelern­te zu ver­mit­teln, als sei­en sie die Pro­fis schlechthin.
    Es gibt ver­dammt gute Ama­teur­fo­to­gra­fen, aber sie sind nach wie vor genau so zahl­reich (oder sel­ten) wie eh und je. Was die Foto­gra­fie dazu gewon­nen hat, ist vor allem tech­ni­sche Qua­li­tät und Ver­füg­bar­keit. Die gro­ße Mas­se ist dabei, Bil­der zu pro­du­zie­ren, die ich oft als “IKEA-Foto­gra­fie” beti­te­le. Dein Ver­gleich mit dem Ver­si­che­rungs­pro­dukt ist aber auch gut. Mas­sen­wa­re, viel­fach nach­ge­ahmt und kopiert, nichts beson­de­res oder etwas, was die Foto­gra­fie an sich über die gan­ze Linie erneu­ert oder auf­wer­tet. Die­ser gan­ze, rie­si­ge Markt der Hob­by­fo­to­gra­fie, der Möch­te­gerns und Quer­ein­stei­ger ist vor allem gut für die Brief­ta­sche der Anbie­ter von Blogs, Maga­zins, Work­shops, usw. Im Anbe­tracht des Obi­gen, meist nur ein Geschäft mit der Illusion.
    Ich beschwe­re mich nicht über Preis­dum­ping und unehr­li­che Kon­kur­renz, habe damit selbst wenig zu tun, aber sie ist eine Rea­li­tät, gera­de und vor allem auch im Bereich Fami­li­en- und Hoch­zeits­fo­to­gra­fie. Die “lukra­ti­ven” Tages­sät­ze von dem du sprichst, sind auch dei­nem Namens­be­kannt­heit zu ver­dan­ken. Vie­le Kol­le­gen (viel mehr als nur die in “Heul­blogs”) kön­nen von Tages­sätz von 2.500 + nur träu­men. Das Gros der Braut­paa­re will das ein­fach nicht bezah­len. Und wenn sie es tun, greift meist die Kon­su­men­ten­psy­cho­lo­gie, dass etwas gut sein MUSS, weil es teu­er war oder weil es so bekannt ist.
    Ich glau­be tat­säch­lich, dass du da ein sehr gutes Mar­ke­ting hat­test und davon die Früch­te gepflückt hast. Inso­fern, Hut ab! Wobei ich das nicht wer­tend mei­ne. Ich ken­ne dei­ne Foto­gra­fie kaum, ich räu­me nach­drück­lich ein, dass du die­sen Ruf auch wirk­lich wahr­ma­chen kannst und gute Qua­li­tät lie­ferst. So gese­hen, besagt der Weg nichts über das Ergeb­nis am Ende.
    Die Wert­schät­zung ist tat­säch­lich am Tief­punkt als Para­do­xon der Tat­sa­che, dass das Bild heut­zu­ta­ge noch viel wich­ti­ger ist als jemals zuvor. Aber Seh­ge­wohn­hei­ten und Kon­for­mis­mus ste­hen eine Ent­wick­lung, die eigent­lich einer sol­chen Gewich­tung ent­sprä­che, im Wege. Lie­ber geht man zum Fotografie-IKEA’s wie Foto­lia und Shut­ter­stock. Genau­so wie man sich von Ver­si­che­rungs­ver­tre­tern ein Poli­ce von der Stan­ge ver­kau­fen lässt. Aber auch das ist uni­ver­sell. Gute Qua­li­tät und fach­män­ni­sches Kön­nen sind heu­te nicht län­ger selbst­ver­ständ­lich und ein Son­der­merk­mal gewor­den, das man auch wie­der extra vermarktet.
    Das Cre­do für jeden, der ernst­haft Foto­gra­fie als Lebens­werk und Brot­er­werb anstrebt, müss­te daher lau­ten: Am Ende eines lan­gen Weges, der mit Ambi­ti­on, foto­gra­fi­schem Talent und vor allem viel Fleiß geflas­tert ist, steht das klei­ne Seg­ment im Markt, in dem man noch Geld für was Beson­de­res übrig hat. Und die Ambi­ti­on soll­te auch nicht sein, Foto­graf sein zu wol­len, son­dern (gut) zu foto­gra­fie­ren und sich dar­in wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Aber das ist nicht nur in der Foto­gra­fie so.
    Ist man als wirk­lich haupt­be­ruf­li­cher Foto­graf eini­ger­ma­ßen nach­hal­tig im Geschäft, braucht es kei­ne Blogs, kei­ne E-Zines, usw. Allen­falls das übli­che PR über Netz­wer­ke, Web­site, Mund­pro­pa­gan­da, free publi­ci­ty, usw. Ein Foto­graf, der gut im Geschäft ist, lebt von sei­nen Bil­dern, nicht vom Schrei­ben dar­über. Ich fin­de das Inter­net an sich Klas­se, aber es ent­ste­hen dadurch auch Par­al­lel- und Schein­wel­ten, wäh­rend das wah­re Leben sich immer noch außer­halb des Cyber­spaces abspielt. So auch in der pro­fes­sio­nel­len Fotografie.
    Die Fra­ge ist, ob man die wirk­li­che Ambi­ti­on hat, Foto­gra­fie zu betrei­ben statt Bil­der zu pro­du­zie­ren. Ima­go­bil­dung spielt eine gro­ße Rol­le, aber wirk­lich Gutes hat auch immer noch außer­halb der gro­ßen Öffent­lich­keit eine Exis­tenz­be­rech­ti­gung. Viel­leicht währt das gar am längs­ten. Ein lan­ger Atem muss man schon haben und das ist etwas, was kon­trär ist mit der schnel­len Erfolgs­il­lu­si­on der Netzwelt.

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  31. Dan­ke Pad­dy für die offe­nen Wor­te … und es ist ein Klas­se-Bei­trag! Nur fühlt sich der “Schnell­schuss” - nie­man­den zu raten als Foto­graf in die Selb­stän­dig­keit zu tre­ten, ein wenig inkon­sis­tent an. Da im Fol­gen­den vie­le der wich­tigs­ten Para­me­ter und Kri­te­ri­en beschrie­ben wer­den, wel­che für den Erfolg eine Rol­le spie­len … ich hät­te eher ein “Ja, aber” gewählt 🙂

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  32. Hal­lo Pad­dy, Thanks für die Ehr­lich­keit und ich bin lei­der auch einer, der auf der Durch­schnitts­wel­le mit­schwimmt, lei­der. Schon auf­grund mei­nes geo­gra­phi­schen Stand­or­tes (Graz), ist es mir und auch fast allen Kol­le­gen in Graz nicht mög­lich, von der Foto­gra­fie leben zu kön­nen. Die Sze­ne, die Inter­na­tio­na­li­tät unse­rer klei­nen Stadt hier bzw. das Kun­den­po­ten­ti­al ist ein­fach viel zu klein, um hier foto­gra­fisch Fuß zu fas­sen. Da gibt es ein paar weni­ge Platz­hir­sche, die ihre Work­shop­se­mi­na­re groß in unse­ren Uni­ver­si­tä­ten anwer­ben (mit Gut­schei­nen), um Teil­neh­mer zu lukre­ieren. Da hast du als Außen­ste­hen­der null “Chan­ce”. Auch was Hoch­zei­ten in und um Graz betrifft, wirst du kaum Kun­den fin­den, wel­che mehr als 500-600 EUR für ein Gesamt­pa­ket aus­ge­ben. Da ich dies aber nicht mache hal­ten sich mei­ne Hoch­zei­ten und auch die vie­ler Kol­le­gen natür­lich in Grenzen.
    Zu guter Letzt, wenn du in so einem “Kaff” lebst und arbei­test, bist du beruf­lich sehr sehr limi­tiert, beson­ders dann, wenn du dir auch kaum Wer­bung leis­ten kannst.

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  33. Lie­ber Paddy,
    Vie­len Lie­ben Dank für den gross­ar­ti­gen Arti­kel. Spricht Bände…und man erkennt sich selbst dar­in wie­der… und ich habe mir dar­auf kur­zer­hand erlaubt mei­ne Sicht­wei­se dar­über nie­der zu schrei­ben in mei­nem eige­nen Blog. Habe Dei­nen Arti­kel selbst­ver­ständ­lich verlinkt.

    Zu mei­nem Blog:
    http://sandroachilles.com/should-i-be-a-photographer-to-be-or-not-to-be-thats-the-question/

    Wün­sche Dir einen son­ni­gen Abend.
    glg
    Sandro

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  34. Hi Pad­dy,

    dan­ke für dei­ne ehr­li­chen Ein­bli­cke in die Welt des Selsbt­stän­dig werdens.
    Ich den­ke vie­le wün­schen sich selbst­stän­dig zu wer­den, aber sehen nicht wie viel Arbeit meist dahin­ter steht. Oder man folgt blind irgend­wel­chen Erfolgsgurus.
    Ich den­ke aber, dass es für vie­le Men­schen eine sehr gute, wenn auch nicht ein­fa­che Mög­lich­keit ist Geld zu ver­die­nen. … und wer will es schon einfach 😉

    Vor eini­gen Wochen habe ich einen inter­es­san­ten Tim Fer­ris Pod­cast dar­über gehört. In dem ging es unter ande­rem dar­um, dass die indus­tri­el­le Revo­lu­ti­on rück­wir­kend gemacht wird und in den nächs­ten Jahr­zehn­ten wie­der deut­lich mehr selbst­stän­dig werden.

    Ich freue mich auf dei­nen nächs­ten Blog Beitrag.
    Gruß
    Alex

    P.S.: Wie du geschrie­ben hast: Ein biss­chen Eigen­wer­bung scha­det nie 😉
    Ger­ne kannst du mal bei http://test-systemkamera vor­bei schauen.

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  35. Ein ehr­li­cher und authen­ti­scher Arti­kel. Wenn ich so gut schrei­ben könn­te, hät­te ich vie­les genau­so geschrie­ben. So kann ich mich nur ein­fach in vol­lem Umfang anschließen.

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  36. Hi, aus mei­ner eige­nen Erfah­rung in den letz­ten 12 Jah­ren kann ich vie­len Punk­ten nur zustim­men. Ein guter Erfolgs­weg geht aber auch heu­te noch, zum Bei­spiel mit die­sen arbeits­rei­chen, spaß­brin­gen­den und erd­ver­bun­de­nen Schrit­ten: 1) Die eige­ne Foto­gra­fie auf ein markt­taug­li­ches Niveau brin­gen (“gutes Pro­dukt”, Metho­de: egal - Stu­di­um, Aus­bil­dung, Quer­ein­stieg, alles ist mög­lich), 2) ers­te Schrit­te / Erpro­bung / ers­te Jobs. 3) Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ideen ent­wi­ckeln, um in eine gewis­se Regel­mä­ßig­keit zu kom­men (Net­wor­king, Akqui­se-Ansät­ze etc.), 4) Dazu­ler­nen und ein nächs­tes Level in der Foto­gra­fie errei­chen (Fort­bil­dung, Neu­gier, Aus­tausch mit Kol­le­gen, GUTE Work­shops - aber NICHT bei Inter­net­fo­to­gra­fen), 5) Ent­wick­lung eines erkenn­ba­ren Stils (vie­le Wege füh­ren dahin), 6) Fin­den einer auf­re­gen­den Markt­ni­sche und Ent­wick­lung einer eige­nen Mar­ke (z.B. über ein her­aus­for­dern­des foto­gra­fi­sches Pro­jekt mit Außen­wir­kung), 7) Coa­ching und Ent­wick­lung (bit­te bei Leu­ten, die nach­weis­lich erfolg­reich sind), 8) Das Spiel der Kom­mu­ni­ka­ti­on genie­ßen und sou­ve­rän spie­len, die Umsatz­ba­sis aus­bau­en, 9) Zum Spe­zia­list und Gesprächs­part­ner / Lösungs­an­bie­ter für gro­ße Part­ner wer­den, 10) In den Olymp des jewei­li­gen Sujets auf­stei­gen und mit den Göt­tern speisen. 🙂

    Vie­le jun­ge Foto­gra­fen, Assis­ten­ten, Foto­stu­den­ten usw. fra­gen mich auch immer wie­der um mei­nen Rat für ihren eige­nen Weg. Ich rate nie vom Foto­gra­fen­be­ruf ab – denn das ist nach wie vor ein tol­ler Weg und eine groß­ar­ti­ge “Art, zu leben”. Und die, die es unbe­dingt wer­den wol­len, machen es sowie­so. Gera­de wächst eine neue Gene­ra­ti­on her­an, die mit viel Lei­den­schaft, unprä­ten­ti­os, sehr selbst­be­wusst und sehr kom­mu­ni­ka­tiv die­se Auf­ga­be in Angriff nimmt. Das ist super, ich habe kei­ne Angst um die Zukunft unse­res Beru­fes. Es ist immer noch ver­dammt schwer, ein wirk­lich gutes und wir­kungs­vol­les Foto zu machen, und ab einem gewis­sen Niveau mer­ken das auch die Rezi­pi­en­ten, Kun­den und Auftraggeber.

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