Wer sich irgendwann einmal mit dem Leica M-System befasst, wird ganz schnell feststellen, dass das Drama nach dem Kauf der ersten Kamera erst so richtig anfängt. Jedes weitere Objektiv mit einem roten Punkt kostet Unsummen, zumindest wenn man zu den lichtstarken Summiluxen greifen möchte. Auch wenn die Leica-Linsen meiner Meinung nach zu den besten der Welt gehören, so sind sie ebenfalls mit die teuersten. Voigtländer hat sich irgendwann von hinten rein geschlichen. Damals waren meine ersten Tests mit einem 35er nicht ganz so prickelnd. Es wollte nicht so richtig scharf sein. Nachdem nun etwas Zeit vergangen war und ich zwischenzeitlich gute Erfahrungen mit dem 15 mm Voitgtländer gemacht hatte, lieh ich mir nun das Voigtländer 40 mm f/1.2 (Amazon Link) für meine Kubareise aus, um es gemeinsam mit der Leica M240 zu testen. Warum die M240, wenn ich doch eine M10 besitze, werden sich einige von Euch fragen. Ganz einfach, weil ich die M240 aktuell für die preislich interessanteste Leica M Kamera halte. Sie macht noch immer sehr geile Bilder und ist gebraucht relativ günstig zu haben. Sollte mich jemand nach einer Leica-Einstiegskamera fragen, so wäre das aktuell meine Empfehlung. Da passt es ganz gut, dass man für das Voigtländer “nur” ca. 1.100,- € auf den Tisch legen muss. Noch immer sehr viel Geld, aber im Vergleich zu den Leica-Linsen fast schon ein Schnäppchen.
Ich war etwas skeptisch bzgl. des Objektivs und der Brennweite. Ein Versuch sollte es aber wert sein. Zunächst mal ein kleiner Wermutstropfen. Mit 40 mm kann der eingespiegelte Rahmen im Messsucher der M nichts anfangen. Es wird der 50 mm Rahmen angezeigt. Das ist im ersten Moment doof, stellt sich aber als weniger problematisch heraus als man denkt. Ich fotografiere einfach mit dem 50er Rahmen und nutze den komplett aus, gehe mit dem Motiv sogar ein klein wenig über den Rahmen hinaus. Das passt eigentlich ganz gut. Das Problem stellt sich wiederum nicht, wenn man mit Liveview oder dem elektronischen Aufstecksucher arbeitet. Der wiederum ist manchmal ganz hilfreich, denn das 40er hat eine Naheinstellgrenze von 50 cm und das ist ein echtes Kaufargument. Der Messsucher von Leica unterstützt nur minimal 70 cm als Naheinstellgrenze. Daher können die ganzen Leicalinsen auch nur 70 cm. Das ist manchmal echt nervig. Mit dem Voigtländer kann ich nun etwas näher ran. Dann muss ich zwar per Liveview oder EVF fokussieren, was kein großer Spaß ist, aber die Möglichkeit zu haben ist schon cool und manchmal hilfreich. Warum macht Leica das nicht?
Äußerlich macht das Objektiv einen sehr wertigen Eindruck. Es fasst sich nicht nur gut an und lässt sich sauber und leicht fokussieren, es sieht dazu auch noch richtig schön aus. Ich behaupte, dass es mit zu den schönsten Linsen gehört, das man vor seine M schrauben kann. Einige von Euch wird das nicht interessieren, aber ich finde es schon wichtig, wie das Paket aus Kamera und Objektiv aussieht. Wenn ich schon schlechte Bilder machen, dann wenigstens mit Stil 😉
Überrascht hat mich aber vor allem die Abbildungsleistung. Das Objektiv ist bei f/1.2 bereits scharf. Wenn es mal nicht scharf ist, liegt das meistens am Unvermögen des Fotografen (also mir) und der geringen Schärfentiefe. Ein Selbstläufer ist das nicht und vor allem aus der Bewegung heraus teilweise echt schwierig. Dafür wird man mit einer tollen Freistellung, einem schönen Schärfeverlauf und einem ansehnlichen Bokeh belohnt. Aber dazu schaut Euch einfach meine Bilder an. Oft ist das ja auch Geschmacksache.
Etwas unschön ist, dass das Obejktiv ohne Gegenlichtblende geliefert wird. Kann man drüber streiten, aber ich finde sie gehört einfach dazu. Bei 1000,- € und mehr will ich das Ding dabei haben, Basta, Ende der Diskussion. Dass ich die Gegenlichtblende nicht wirklich vermisst habe, muss ja keiner wissen.
Insgesamt ist das Voigtländer Nokton 40 mm f/1.2 ein echter Geheimtipp für das M-Bajonett. Gibt es übrigens auch für Sony. Die Frage ist eher wo man die Brennweite einordnen kann. Es ist irgendwie eine tolle Portraitlinse mit Extras. Man hat immer ein klein wenig mehr drauf. So knapp vor dem 35er, aber doch mehr in Richtung 50 mm. Auf Kuba hatte ich fast ausschließlich die Kombination aus der Q mit 28 mm und der M mit 40 mm im Einsatz und muss sagen, dass das eine tolle Kombination ist. Ich würde mich sogar so weit aus dem Fenster lehnen, dass das 40er als einzige Brennweite für so eine Reise taugen würde. In sofern ein recht universelles Objektiv.
Mich freut es vor allem, dass mit Voigtländer ein Hersteller am Markt ist, der eine günstige Alternative zu den teuren Leica-Objektiven anbietet, man dabei aber keine nennenswerten Abstriche in der Qualität machen muss, weder bei Verarbeitung noch bei der Bildqualität. Von mir gibt es eine Kaufempfehlung.
Mit Exifdaten ist das bei Leica ja so eine Sache. Da keine elektronische Verbindung zum Objektiv besteht, wird die Blende nicht korrekt abgespeichert. Aus dem Grund lasse ich die Werte auch weg. Aber die meisten Bilder sind mit Offenblende, meistens sogar f/1.2 entstanden. Blende offen und hoffen 😉
70cm statt 70mm lieber Paddy, oder?
Liebe Grüsse
OlliP
Ja klar, danke 😉
Immerhin konnte ich mal rufen “Erster!” 😉
Keep it up mate!
Die Bilder sind von den Farben ziemlich kräftig…Out of the cam? Oder mehr schwarz und Dynamik? 😉
Mal die Presets von Paddy kaufen! Die sind Bombe!
Mit welchen von den angebotenen Presets wurden die Bilder oben denn entwickelt?
Die meisten mit dem “Seafarers”
“Problem” bei Voigtländer ist oder zumindest war die sehr große Serienstreuung - es gibt einen kleinen Leica-Laden im Frankenland, der wohl gute Kontakte zu Voigtländer pflegt und seine Exemplare vor Ort persönlich aussucht. Evtl. eine Überlegung wert, wenn man keine Enttäuschung erleben will…
Habe diverse Objektive von Voigtländer und die sind alle knackscharf! 15mm, 21mm, 35mm und 40mm!
Wenn du dich zwischen dem 35mm Summicron Asp. und dem 40mm 1.2 entscheiden müsstest… welches würdest du nehmen und warum? Die Frage stellt sich gerade bei mir 🙂
Beide!
Ganz klar das 40mm.
Es kommt drauf an!
Tolle Bilder!
Ich hab auch das Voigtlander 40/1,2 an einer M10 und überlege, ob ich noch das Summilux 50/1,4 ASPH wegen der Top Schärfe und etwas mehr Brennweite brauche. Hast du die beiden Objektive verglichen und kannst etwas zum Unterschied sagen ?
Hallo Paddy,
in Sachen Voigtländer kann ich auch das Nokton 50/1.5 wärmstens empfehlen. Tolle Abbildungsqualität und mechanisch mindestens so gut wie mein 50er Summicron. Und eine Gegenlichtblende ist auch dabei 😉
Viele Grüße
Dirk F.
Hallo Paddy,
auch wenn ich keinerlei Erfahrung mit dem Leica-M-System oder den Voigtländerlinsen habe, kenne ich die 40mm von meinem Pentax Pancake-Objektiv. Mit f/2.8 ist es in der Tat eine geniale Portraitlinse – insbesondere unterwegs. Ich mag einfach den Mix aus Gewicht, Größe und Qualität. Einfach ideal für Reisen!
Wirklich tolle Fotos sind dir hier gelungen 🙂
Viele Grüße
Peter
Ich habe mir das 1.2/40 direkt nach Erscheinen zugelegt und kann dein Review voll unterstützen. Ein Kaufgrund war der Bildwinkel - ich wollte mehr als beim 50er und weniger als beim 35er. Warum weniger als 35mm - ganz einfach: Als Brillenträger kann ich schon den 35mm Rahmen im M-Sucher nicht mehr vollständig überblicken, da passt das 40er fast ideal “Rand zu Rand”. Qualität und Preis tun ihr übriges. Das 28er Ultron ist übrigens auch nicht zu verachten…
Hallo Paddy, schöner Bericht, danke! Zum Objektiv gibt es von Voigtländer einen 40mm Metall Aufstecksucher (rd. 300 €), das sollte den Spaßfaktor mit dem Objektiv noch erhöhen… (-:
BG
Michael
Servus aus dem Süden!
Auch ich kann das review absolut unterschreiben, das Glas ist ein echter Schnapper 😉 Hat jemand eine Empfehlung für eine geeignete GELI?
Danke!
Hello, darf ich fragen welcher Laden im frankenland gemeint ist? Danke!
Schön wäre, wenn man das Objektiv auch kaufen könnte.
Die Version für Sony ist schon seit Wochen in Deutschland komplett vergriffen. Nächster Liefertermin unbekannt.
Wahrlich kein Ruhmesblatt für einen Premiumhersteller…
Mich würde es auch interessieren, welcher
Laden dass ist im Frankenland?
Würdest du das 40 Nokton immer noch rundherum empfehlen. Hast du den Vergleich mit dem 50 mm Voigtländer f 1,5 welches oben auch erwähnt wird? Hast du das Voigtländer behalten?
Tolle Bilder!!
#43rulez Wieso rennen alle mit dieser mittelmäßigen Semi-Telebrennweite von 50mm rum und wundern sich, dass die Mittelformat 80mm so unglaubliche Resultate erzielen? a² + b² = sqrt© macht 43mm ist die Normalbrennweite für Kleinbild. 79mm ist die Normalbrennweite für MF. Und für APS-C 28mm. Notihing else.
Vielen Dank für den tollen Test. Daraufhin habe ich mir das Objektiv gekauft und ich bin sehr zufrieden. Ich habe eine Frage. Ich wollte mir gern einen Filter bestellen, finde aber verschiedene Angaben. Bei Voigtländer steht 58mm, bei anderen Verkäufern 52mm. Weißt du was ich nehmen muss?
Das kann ich Dir leider nicht beantworten, da ich das Objektiv nicht mehr habe.
Das Objektiv macht wirklich sehr scharfe Bilder. Doch leider habe ich bei dem Objektiv sehr starke CA, stark Magenta und auch grün. Dabei spielt der Lichteinfall nicht mal eine Rolle. Von Blende 1.2 - Blende 2.8 muss man in LR sehr stark jedes Bild nachbessern. Ich benutze es an der M11. Hat diese Problem noch jemand?