Vor kurzem hatte ich auf Kuba das Voigtländer 40 mm f/1.2 zum Test mit und war schwer angetan. Nun hatte ich mir für Rom das Voigtländer Utron 35 mm f/1.7 von einem Freund geliehen, um mal zu schauen, wie sich dieses Glas schlägt. 35 mm ist bestimmt von vielen Fotografen eine bevorzugte Brennweite. Sie ist sehr universell einsetzbar, sowohl für Streetfotografie, Reisen, Landschaft und auch Portraits. Das Ultron habe ich mir deshalb angeschaut, weil es mit einem Preis von ca. 850,- € für das M-Bajonett eher zu den günstigen Objektiven gehört. Kann man es guten Gewissens empfehlen, falls jemand nach einem guten und günstigen 35er für M sucht?
Zunächst mal muss ich Voigtländer wieder einmal ein Lob im Punkt Design und Verarbeitung aussprechen. Das Ultron sieht echt cool aus, so ein klein wenig retro. Es gibt es sowohl in schwarz als auch in silber. Letzteres wiegt aber auch etwa 100 g mehr (228 g vs. 330 g). Ich würde wohl eher zur silbernen Variante greifen, die sieht schon ziemlich lecker aus. Dazu fasst sich das Objektiv super an, tolle Haptik und sowohl der Fokus- als auch der Blendenring haben genau den richtigen Widerstand. Da dreht man gerne dran. So gerne, dass ich mich dabei erwische ständig am Blendenring zu spielen.
Ihr kennt mich, ich mache keine Labortests und ich suche auch nicht nach Fehlern. Ich gehe eher positiv an einen Test und schaue, ob mir das Ding Spaß macht. F/1.7 macht auf dem Papier erst einmal keinen Spaß, wenn man einen ausgewachsenen Offenblendenfetisch hat. Aber solange die Blende noch mit einer 1 beginnt, ist alles in Ordnung. Nee, Spaß beiseite. f/1.7 geht am Vollformatsensor vollkommen in Ordnung. Ich frage mich nur, wer bei Voigtländer noch durchblickt. Es gibt 35er mit f/1.2, f/1.4 und f/1.7. Laut Webseite von Voigtländer wurde das Ultron darauf optimiert, bereits bei Offenblende bestens abzuliefern. Na, das will ich doch aber auch hoffen.
Das Ultron liefert dann auch bei f/1.7 bereits ab. Sofern man es irgendwie gebacken bekommt mit dem Messsucher zu fokussieren, wird man mit einem knackscharfen Bild im Fokuspunkt und einem tollen harmonischen Bokeh belohnt. Es ist nicht ultracremig und vielleicht fehlt ein klein wenig dieser typische Leicaschmelz eines Summilux, aber den Unterschied muss man auch sehen wollen. Ihr kennt das ja. Die Schärfe ist auch an den Rändern noch sehr gut und fällt nur ganz wenig ab. Dafür bleibt man beim Ultron auch im dreistelligen Bereich und kann das gesparte Geld in eine Tasche für seine Frau investieren. Happy Wife, happy Life.
Wie schon das 40er, hat auch das 35er eine Naheinstellgrenze von 50 cm, was ja bei Leica nicht üblich ist. Zwar muss man dann per Liveview, bzw. mit dem elektronischen Sucher fokussieren, aber immerhin hat man die Möglichkeit. Oft sind mir 70 cm doch ein bisschen zu viel. Das ist ein Feature, das ich bei Voigtländer sehr schätze.
Nachdem ich vom 40er Nokton so begeistert war, kann ich für das 35er Ultron ein ähnliches Fazit ziehen. Ein tolles Objektiv, dass sich nicht verstecken muss. M-Bajonett muss also nicht immer extrem teuer sein. Ich freue mich vor allem, dass wir mit Voigtländer neben Zeiss und Leica einen weiteren Hersteller von absoluten Toplinsen haben. Auch wenn der Vergleich sicherlich etwas hinkt, aber Voigtländer macht aus meiner Sicht momentan eine ähnliche Entwicklung durch, wie Sigma vor ein paar Jahren. Die habe ich lange nicht ernst genommen und plötzlich kommen sie mit der Art-Serie und räumen ab. Top Qualität zu guten Preisen.
Schaut Euch einfach die Bilder an und macht Euch einen eigenen Eindruck. Das ist eh immer viel besser als das ganze Geschwafel drum herum 😉
Die Bilder wurden alle in Lightroom mit meinen Presets bearbeitet, die ich mir ebenfalls erlaube zu verlinken.
Wirklich schöne Bilder aus meiner Heimatstadt. Das Coliseum bei tiefstehender Sonne ist immer traumhaft!
Fantastische Momente kreiert! Wie Du das immer hinbekommst mit dem M-Fokussieren…
Schöne Fotos! Das mit der schwebenden Frau hat schon was elliotterwittsches … 🙂
Ist doch gut das Objektiv.…
Habe auch eines und nutze es auf einer Sony A7ii. Es macht definitiv Spaß, und den Autofokus vermisse ich überhaupt nicht.
Da hast Du echt sehr schöne und ausdrucksvolle Bilder aus Rom präsentiert! Ich habe das Objektiv und nutze es an der Sony A7 und Sony A7 III und bin sehr zufrieden damit.
Hallo Paddy, warum nicht die Zeiss ZM Objektive. Was spricht dagegen ?
Nicht spricht gegen Zeiss, die bauen super Linsen. Ich habe nur keinen Zugriff darauf, bzw. keinen Kontakt zu Zeiss, so dass ich welche leihen könnte.
Ich habe mir das Objektiv auch in diesem Jahr gekauft und benutze es mit einem Adapter an meiner Alpha 6000 und Alpha 7III. Es ist ein tolles Objektiv, das richtig Spaß macht.
“… Geld in eine Tasche für seine Frau investieren. Happy Wife, happy Life.”
Das Zitat muss ich unbedingt meiner Frau vorlesen. Die hat sich schon weggeschmissen, als ich ihr dein Zitat aus dem neuen Buch gebracht habe:
“Hoffentlich verkauft meine Frau das Equipment nach meinem Tod nicht zu dem Preis, den ich ihr genannt habe.”
Genauso sieht’s bei uns zuhause auch aus 😉