Über Weihnachten durfte ich für einige Tage die Pentax 645D in den Händen halten und damit rum spielen. Einen ausführlichen Test kann man das nicht nennen, sondern eher mal ein vorsichtiger Annäherungsversuch, erste Schritte ins neue Land.
Die Pentax 645D ist eine digitale Mittelformat Kamera mit einem fetten 40 Megapixel Sensor, dessen Dynamikbereich über 11 Blenden beträgt. Auflösung und Dynamik sind also die entscheidenden Faktoren, welche die Kamera von einer Vollformat-DSLR unterscheiden. Zur Verfügung stand mir das 55mm f/2.8 und das 120mm f/4.0 Makro Objektiv. Ich habe etwas rumgespielt und mal ein kleines Portraitshooting mit der Kamera gemacht. Aber der Reihe nach.
Erster Eindruck und Handling
Boah, endlich mal was für Männer in den Händen war mein erster Gedanken. Die 645D fühlt sich gut an, sehr robust, kein Schischikram. Sie ist durch das grosse Spiegelgehäuse deutlich größer als eine normale DSLR, aber sie sieht schwerer aus als sie ist. Mit dem 120er Makro davor kann man schon Angst bekommen. Ich Trottel habe natürlich vergessen von der Kamera selbst Fotos zu machen und verwende daher Material von der Pentax-Webseite.
Wer eine DSLR bedienen kann, wird mit der Pentax keine Probleme haben. Alle Bedienelemente kommen einem sofort bekannt vor. Die Anleitung braucht man nicht wirklich. Es fühlt sich auch alles sehr wertig an. Auffällig ist vor allem das grosse Statusdisplay oben auf der Kamera. Das scheint größer zu sein als manch Monitor bei anderen Kameras. Bedingt durch den grossen Senor hat man natürlich auch keinen Sucher, sondern eher ein Panoramafenster. Der Autofokus ist flott und spricht gut an.
Besondere Aufmerksamkeit bekommt der grüne Knopf auf der Rückseite. Jetzt muss ich aber doch mal in die Anleitung schauen. Oha, cooles Teil. Wenn ich da drauf drücke, dann stellt die Kamera mir die Belichtungszeit automatisch ein. Ich muss also nicht auf die Belichtungswaage im manuellen Modus gucken, um die Belichtung ungefähr passend einzustellen, sondern tippe nur einmal auf Grün und schon passt es. Nun kann ich nach meinem eigenen Gusto nachregeln. Gefällt mir sehr gut.
Auch der Ein/Aus-Schalter erweckt meine Aufmerksamkeit. Wenn ich daran ziehe (bei Nikon schaltet man so das Displaylicht ein) so macht die Kamera ein Testbild, welches nur auf dem Monitor angezeigt, aber nicht gespeichert wird. Angesichts der Tatsache, dass jedes Bild um die 60 MB hat, gar nicht so dumm.
Im Grossen und Ganzen ist die Pentax 645D aber eine übergrosse Spiegelreflexkamera. Auspacken, einschalten und los geht es.
Erster Einsatz, Geld fälschen
Da sass ich also mit der Pentax in meinem Studio. Draussen war es nass, kalt und dunkel, ich war alleine und hatte nur ein paar Kröten in der Tasche. Also schmeisse ich alles was ich habe auf den Tisch und mache ein Foto.
Hinweis: Klickt auf die Fotos um sie in voller Auflösung anzuschauen und reinzuzoomen.
Wow, ich muss schon sagen, dass mich die Details faszinieren. Vor allem die feinen Linien auf dem 5€-Schein.
D700 vs. Pentax 645D Night-Battle
Einen ausführlichen Vergleichstest zwischen D700 und 645D habe ich nicht gemacht. Das war mir dann doch etwas zu aufwändig. Aber ich habe aus meinem Studiofenster einfach mal mit jeder der beiden Kameras ein Foto in die Nachbarschaft geschossen. Beide gleiche Belichtung und beide gleicher Weissabgleich auf 5300K. Links die D700 und rechts die 645D. Unbearbeitet!
Kann mir das einer erklären? Noch nie hatte ich das Gefühl, dass die D700 so ein verkacktes Miststück ist. Für mich sieht das nach einem Fehler in den Farben bei der D700 aus. Oder es war dann doch genau der Zeitpunkt in der blauen Stunde wo die Farbtemperatur gekippt ist. Ein paar Minuten lagen immerhin zwischen den Fotos. Das mit der D700 wurde später gemacht. OK, ich habe das nicht weiter untersucht. Nur soviel: Mit der D700 habe ich seitdem einige Bilder gemacht und nie das Gefühl gehabt, dass sie beim Weissabgleich so abkackt. Ich lasse das einfach mal so stehen.
Portraitshooting
Ich traf mich dann mit meinem Freund Patrick Bach zu einem kleinen Portraitshooting. Dabei hatte ich nur die Pentax mit dem 120mm f/4.0. Ich wählte eine beliebte Hamburger Location mit einer offenen Brücke. Jetzt merkte ich sehr schnell, dass die Fotografie mit der digitalen Mittelformat eine andere ist. ISO versuchte ich bei 400 zu halten (800 ist auch noch ok), Blende war maximal 4.0 und mit der Scherbe ist man gut beraten bei 1/160 Sek. zu landen. Da merkt man doch sehr schnell, dass man schon ein bisschen Licht braucht. Unter der Brücke wurde es knapp, ausserhalb war es ok und auch 1/250 Sek war drin. Eine Auswahl der Bilder könnt Ihr auf meinem Portfolio sehen. Hier zwei in voller Auflösung:
Auch hier faszinieren mich wieder die Details. Unglaublich was man da noch erkennen kann. Aber ich muss auch gestehen, dass es nicht so einfach ist mit der Big Mama richtig knackscharfe Bilder zu schiessen. Bei genauer Betrachtung in Lightroom waren dann doch eine ganze Menge dabei, die eine minimale Unschärfe aufwiesen. Woran es genau gelegen hat, kann ich nicht sagen. Ob es Verwackler waren oder der Autofokus, keine Ahnung.
Mit der 645D feuert man nicht einfach so drauf los. Jeder Schreibvorgang eines RAWs dauert und auch das Anschauen des Ergebnisses auf dem Display lässt gerne mal ein bis zwei Sekunden auf sich warten. Das kommt einem ewig lang vor, wenn man gewohnt ist, dass ein Bild auf Knopfdruck erscheint. So gewöhnt man sich daran deutlich weniger auf den Auslöser zu drücken, was aber auch eine ganz nette Erfahrung ist.
DNG und Lightroom
Die Pentax schreibt DNG. Das finde ich sehr geil. Jeder, der RAWs aus einer Nikon in Lightroom lädt kennt den Effekt: Für eine Sekunde sieht das Bild toll aus und kurz danach wie hingeschissen. Das liegt daran, dass Nikon die RAW-Spezifikation nicht herausrückt. Ein RAW aus einer Nikon kann man daher kaum unbearbeitet wieder aus Lightroom heraus rendern. Anders bei den DNGs aus der Pentax. Das Zeug sieht verdammt gut aus, wenn man es in Lightroom lädt und vor allem nah an dem was man auf dem Display gesehen hat.
Spätestens jetzt merkt man aber, was 40 Megapixel bedeuten. Alles ist langsam, ständig diese Warterei. Überhaupt nichts für Paddys Ungeduld. Aber dann merke ich, dass die Pentax DNGs sich irgendwie anders verhalten als die NEFs aus meiner D700. Jeder Regler reagiert irgendwie viel sensibler. Es passiert deutlich mehr, wenn man nur leicht am Regler zieht. Hm, woran liegt das? Macht sich hier der hohe Dynamikumfang bemerkt? Speziell Aufhellllicht, Wiederherstellen und Helligkeit sind auf einmal ganz sensible Kerlchen. ich habe das Gefühl, dass ich unendlich Bearbeitungsreserve habe. Aber auch hier fehlt mir die Langzeiterfahrung. Also immer her mit Euren Kommentaren.
Eine Runde um den See
Das Wetter in diesen Tagen ist echt zum Kotzen. Ich komme einfach nicht raus. Aber eine kleine Runde um den See an Silvester muss sein. Ein Hauch von Sonne. Ich schiesse ein paar Fotos und bin wieder fasziniert von den Details, speziell bei dem Foto mit dem Farn (oder was auch immer das ist). Aber auch Enttäuschung bei genauer Betrachtung des Fotos mit den Vögeln. Nicht richtig scharf. Ich muss mehr üben bevor ich mit Big Mama noch mal los gehe.
Abgabe und Fazit
Dann muss Big Mama wieder zurück. Schade schade, denn ich habe das Gefühl, dass ich nur an der Oberfläche gekratzt habe. Ich hätte gerne mehr rumprobiert, vor allem bzgl. Schärfe. Aber ich habe bereits jetzt ein ziemlich klares Bild von der Kamera.
Fasziniert sie mich? Ja. Ist hohe Auflösung geil? Ja. Hätte ich sie gerne? Ja. Brauche ich sie? Nein.
Meine Art der Fotografie ist schnell und spontan, Reportage, Hochzeiten, natürliche Portraits. Ich brauche eine schnelle Kamera, im Sinne von ISO-Power, Linsen mit Blenden wie schwarze Löcher. Die 645D ist mehr eine Harley, D700 oder D3s sind Suzuki Rennmaschinen. Alles tolle Geräte, aber man muss sich doch genau überlegen wozu man sie verwendet. Gerne würde ich die 645D noch einmal als Panoramakamera ausprobieren, da spielt sie bestimmt ihre Stärken aus. Auch im Studio und immer wenn man Blitzlicht zur Hilfe hat, kann die Dicke punkten. Landschaften müssen ebenfalls genial sein. Da hätte ich gerne mehr gemacht und auch mal in ganz gross ausgedruckt.
Vergleichen mit anderen Kameras ähnlicher Auflösung und Sensorgröße ist die 645D mit rund 10.000 € sogar günstig. Bei mir würde sie jedoch zu oft das Nachsehen habe und so leihe ich sie mir dann lieber von Zeit zu Zeit mal wieder aus.
Vielen Dank an Pentax für die Unterstützung!
Geile Sau. 😉
Schöner Bericht. Tsts. Keine Bilder davon.…. Wetter war doch sooo mies 😉
Ja MF hat seine Vorzüge. Kann die gefühlte Unschärfe eventuell dem fehlenden Stativ (ich mach mich grad unbeliebt) zuzuordnen sein?
Es ist doch eine andere Qualität als mit DX/FX zu arbeiten. Bin gespannt auf den nächsten Einsatz 🙂
habe seit einigen monaten die 645d hatte anfangs unschärfeprobleme.Mit stativ und stärker abblenden war problem beseitigt,je grösser sensor oder früher film,desto geringer ist die tiefenschärfe
Die Nachtaufnahmen. Könnte Zeit und Nikonspezifisch sein. Wenn mit D700 später aufgenommen und ein hoher Teil Natriumdampflampen die Beleuchtung stellt. Meine D200 kanns genausogut 🙁
Das mit dem Stativ war auch mein erster Gedanke.
Mit so einer Auflösung aus der Hand ist schon was anderes als mit der D3/D700.
Und genau das besorgt mich auch etwas, wenn die D800 wirklich 36 MPX haben sollte.
Ein so “unbeschwertes” Fotografieren wie mit der D700 wird dann wohl nicht mehr so ohne weiteres möglich sein…
Aber wer weiß, was die Nikon-Ingenieure so “gebastelt” haben 😉
Ich hätte an Ihrer Stelle die Kamera auf einem Stativ mit Spiegelvorauslösung getestet (da gibt es ja auch extra einen Schalter dafür). Sie würden staunen, wieviel mehr an Schärfe damit noch möglich ist.
Ob vielleicht der Spiegelschlag für manch Unschärfe verantwortlich sein kann?
Schade das die Zeit/Wetter für ein Gigapixel nicht gereicht hat.
Habe gerade nur ein iPad zur Hand. Hattest du nicht das krpano-Plugin für die iOS Geräte?
Für meine Landschaftsfotografie hätte ich gerne so ein Teil.… 🙂
Den “Green-Button” haben in der Regel auch die normalen Pentax-DSLRs.. wie du schon festgestellt hast, ein sehr praktisches Feature.
Je nach Modi macht der noch andere Sachen… z.B. kann man ja direkt aus Programm ℗ heraus mit einem Dreher von einen der beiden Daumen/Zeigefingerrädchen in Av/Tv wechseln, ohne das Programmrad dafür bedienen zu müssen (zumindest bei den normalen DSLRs.. ich nehme mal an, bei der 645D ist das auch so..)
Mit dem GreenButton kommt man dann direkt wieder zurück nach P … Seeeehr praktisch.
Shifted man die Programmkennlinie in P kann man mit dem GreenButton direkt wieder in die normale Kennlinie zurückwechseln.
Tja, DAS haben sie durchaus gut gemacht, die Pentax Ingenieure.…. Leider hakt es an einigen anderen.. Objektivprogramm ziemlich zusammengeschmolzen, AF und Blitzsystem nicht mehr ganz up to date (bei der K-r und der K-5 würde ich sogar sagen der AF hat einen richtigen Hau weg, was bestimmte Lichtfarben angeht, da gibt es genug Einträge zu.. wohl ein richtiger Designfehler), Vollformat wollen sie nicht machen weil zu teuer usw. usw.
Na ja, mal sehen ob der neue Eigner Ricoh da was reißen kann.
Der Farn ist Schilf. Trotzdem netter Bericht 🙂
Sehr schöner Bericht!
Nur eines: Nenn mich Korinthenkacker, aber anstelle von “Vollformat” hätte ich hier eher von Kleinbildformat geschrieben, um den Unterschied hervorzuheben.
Schöner Kurzbericht.
Übirgens den grünen Knopf haben alle Pentax DSLR´s sehr praktisch und ich möchte ihn nicht missen.
Nur eine kleine Anmerkung, die Pentax schafft nur ein Blitz-Syncro von max. 1/125s. Das ist sehr schlecht, im Vergleich zu Nikon (max 1/250s) oder anderen Mittelformatmarken wie Hasselblad (max. 1/800s) oder Mamiya (max. 1/1600s)… Ansonsten ist der Preis für diese Kampfmaschine schon sehr attraktiv. 🙂
Der Import von NEF’s direkt in Lightroom 3 ist in der Tat sehr unbefriedigend, was die Bildqualität angeht.
Spricht eigentlich (hinsichtlich der Nachbearbeitungsmöglichkeiten) was dagegen die NEF Dateien per View NX2 in TIFF 16 bit umzuwandeln und dann erst in Lightroom zu importieren oder schränkt das den Spielraum bei der Nachbearbeitung ein?
Meiner Erfahrung nach muß man folgendes beachten, um im gelände mit der 645D scharfe Bilder zu schießen:
- Ausreichend hohe Iso, wenn aus der Hand, Stativ natürlich besser
- Mit Stativ am besten Spiegelvorauslösung und Fernbedienung
- Blende nicht zu klein (wg. Beugungsunschärfe), also nicht kleiner als Blende 13-14
- Im Gelände daher Focaldistanz berücksichtigen
Aber dann bekommt man super scharfe Bilder 🙂
Lightroom 3.4 erkennt das pef-Format m.E. gut, hab Vergleiche pef/dng gemacht und bin fast geneigt in pef zu fotographieren. Die Unterschiede sind aber marginal.
Öffnet man dng/pef in PS5 mit Camera Raw, dann erscheint das pef etwas heller.
grüße
oli
…war einer der ersten Blogs, auf die ich gestossen bin, als ich die “Big Mama” neu in meinem Besitz hatte. Und ich habe Ihn genossen…;O)
Dein letzter Satz ging mir immer wieder durch den Kopf und als ich letzthin mit Wolfgang Baus nach meinen dänischen “Außendiensterfahrungen” und einem Architekturauftrag zusammen saß, konnte ich den Satz nicht mehr ganz unterschreiben - doch, ich brauche sie. Und als “Big Mama” mag ich sie nicht mehr titulieren - da fühle ich mich ein wenig respektlos.…
Aber das sind halt nur meine Erfahrungen…;O)
Viele Grüße,
Sven