Ich hatte die Gelegenheit einige Tage lang das Olympus Objektiv 40-150 mm 1:2,8 zu testen und möchte kurz berichten. Durch den Cropfaktor von 2,0 entspricht die Brennweite einem 80-300 mm Objektiv an Kleinbild. Optional bekommt man einen 1,4x Telekonverter dazu und kommt somit auf 420 mm. Nicht schlecht angesichts der Größe des Objektivs.
Die Verarbeitung ist erstklassig. Dass Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck und Details, wie die einfahrbare Gegenlichtblende machen Freude. Sowas würde ich mir auch von Nikon wünschen. Die Linse ist komplett aus Metall, Fokus- und Zoomring laufen satt und gleichmäßig. Nichts zu beanstanden an der Haptik.
Die Schärfe des Objektivs ist bereits ab f/2.8 sehr gut. Besonders gut lässt sich das beurteilen mit dem High-Resolution-Modus der neuen E-M5 Mark II. Dazu möchte ich auf den Artikel inkl. Beispielbilder zu High-Res verweisen. Aber auch bei den “normalen” Portraits fällt die hohe Schärfe auf, die nicht immer unbedingt von Vorteil sein muss 😉
Bei Dunkelheit hatte ich hin und wieder etwas Probleme mit dem Autofokus und musste ein paar mal neu fokussieren, bis er denn endlich zupackte. Das erschien mir mit den Festbrennweiten deutlich problemloser zu laufen. Ist aber auch kein totaler Beinbruch, könnte nur bei bewegten Motiven im Dunkeln schwierig werden. Ansonsten ist der Autofokus aber blitzschnell und total leise. Zusammen mit der E-M5 MKII hat man ein echtes Snipertool, denn die Kamera ist auch noch einmal leiser geworden und besitzt u.a. einen elektronischen Verschluß.
Die Freistellungsmöglichkeiten bei f/2.8 sind auch sehr gut. Da kommt einem die lange Brennweite zu Gute. Speziell für Portraits eignet sich das Objektiv daher ebenfalls, wenngleich ich Festbrennweiten dafür vorziehen würde. f/1.2 und f/2.8 ist dann eben doch ein deutlicher Unterschied. Wer jedoch die lange Brennweite benötigt, der wird grosse Freude mit dem Objektiv haben. Das Bokeh weiss ebenfalls zu gefallen.
Mir persönlich gefällt am besten die Kombination aus dem 40-150mm und dem Bildstabilisator der OM-D Kameras. Obiges Bild wurde mit 1/20 Sek. bei 70 mm aus der Hand geschossen. Das folgende Foto ist sogar mit 150 mm geschossen und trotz 1/20 Sek. noch scharf.
Auch bei Peopleaufnahmen kann das hilfreich sein. In unserem dunklen Set in Prag habe ich oft um die 1/40 Sek. fotografiert und ebenfalls gute Ergebnisse erzielt. Voraussetzung ist natürlich, dass das Model ruhig hält. War aber kein Problem, denn die Raumtemperatur war tief genug, um das Model einzufrieren.
Insgesamt kann ich das Objektiv nur positiv bewerten. Eine echte Schwachstelle konnte ich nicht entdecken. Der Preis liegt aktuell bei Amazon bei 1.400 € ohne Telekonverter, was im Vergleich zu einem 70-200 f/2.8 von Nikon oder Canon ein durchaus akzeptabler und gerechtfertigter Preis ist. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es viele Fotofreunde gibt, die die Kombination aus Crop 2,0 mit 150 mm und 1,4x Telekonverterer bei f/2.8 mit dem Bildstaibilisator sehr mögen werden. Das ist schon lecker. Für meine persönliche Arbeit ziehe ich jedoch weiterhin die Festbrennweiten vor. Ausserdem finde ich, dass das ganze Konzept der kleinen mFT-Kameras in Frage gestellt wird, wenn man wieder so eine grosse Linse davor schnallt. Ich habe mich ja in erster Linie wegen der Größe für den kleinen Sensor entschieden. Andererseits ist es toll, dass es die Möglichkeit gibt und so für jeden etwas im Objektivpark von Olympus (und auch Panasonic) dabei ist.
Tolle Bilder wie immer! Glaube ich würde dennoch ob der Größe das Panasonic 35-100mm bevorzugen - kenne aber beide nicht… 😀
Hallo Marcel! 🙂
Ich habe das Panasonic 35 - 100 mm seit WEihnachten zuhause und bin damit sehr zufrieden! Allerdings hatte ich noch keine MÖglichkeit, das neue Objektiv zu testen 🙂
Lediglich die max. 100 mm haben mich etwas gestört, ist mir manchmal zu wenig.
Faszinierend finde ich bei dem Objektiv die geringe Naheinstellgrenze die durch den kompletten Brennweitenbereich konstant bleibt, selbst in Kombination mit dem TC.
Cool.
Hallo Paddy,
interessanter Bericht und auch tolle Eindrücke aus Prag (nicht nur hier in diesem Bericht)
Auch wenn sicher die Linse recht groß ist und etwas von der Kompaktheit des mFTs eingebüßt wird, muss ich sagen, dass aber trotzdem die Kombination Kamera und Objektiv immer noch recht kompakt ist. Man kann es schon an dem Vergleichsfoto mit dem Canon-Objektiv sehen und das ist “nur 70-200”. Wie würde so eine Linse aussehen, was 70-300mm f/2.8 an Vollformat hat (gibt´s sowas überhaupt?)
Gruß Mark
Das sind Äpfel mit Birnen verglichen. Zwar ist die Intensität bei f2.8 die selbe, nicht aber die gesamte Lichtmenge die auf den Sensor fällt. Man muss das Vollformatobjektiv auf 5.6 abblenden, um den selben Blendendurchmesser zu erhalten (Tiefenschärfe gleich, Blickwinkel und Signal-/Rauschenverhältnis). Vergleichen Sie also mit einem 70-300/4.5-5.6G und Sie sehen, dass diese Objektive in etwa gleich groß sind (sicher wird das Olympus besser verarbeitet sein und auch optisch Vorteile haben, ist es doch das Olympus Spitzenprodukt und das 70-300 eine Einsteigeroptik). Dafür ist das Olympus gar nicht so billig. Mit Telekonverter erhält man die Tiefenschärfe eines 420mm Objektivs auf Blende 8 an Vollformat. Für mich ist da in vielen Fällen zu wenig Freistellung möglich.
HF hat absolut recht! Da die Blende als “Brennweite geteilt durch Blendendurchmesser” definiert ist, ist sie von der Brennweite abhänig. Das heist wenn man die Brennweiten umrechnet, ändert sich auch die Blende.
Also entweder ist es ein 40-150mm f/2.8 oder ein 80-300mm f/5.6
Ein gute Erklärung für die gesamte Umrechnung gibt es in dem Video hier (leider in Englisch):
https://www.youtube.com/watch?v=DtDotqLx6nA
PS: Die Fotos in dem Beitrag gefallen mir richtig gut 🙂
Das ist zwar richtig, aber nur die halbe Wahrheit. Denn f/2.8 ist von der Lichtstärke immer f/2.8 und damit kann ich bei deutlich weniger Licht fotografieren. Wenn Du bei f/5.6 das Stativ auspackst, kannst Du bei f/2.8 vielleicht noch aus der Hand fotografieren.
“Das ist zwar richtig, aber nur die halbe Wahrheit. Denn f/2.8 ist von der Lichtstärke immer f/2.8 und damit kann ich bei deutlich weniger Licht fotografieren. Wenn Du bei f/5.6 das Stativ auspackst, kannst Du bei f/2.8 vielleicht noch aus der Hand fotografieren”.
Egal. Denn da die Öffnung der Blende exakt gleich groß ist, kommt genauso viel Licht herein. Damit ist S/N genau gleich. Da ein Vollformatsensor eine 4 mal größere Fläche hat muss man (bei gleicher Verschlusszeit) das ISO auch um den Faktor 4 erhöhen (Iso verändert nur den Gain, nicht die Anzahl der Photonen). Das stellt jedoch kein Problem dar, da man für die meisten modernen Vollformatsensoren einen Vorteil von zwei Blenden hat (bei der A7s sogar 3) gegenüber m43 (6db konstant über den ISO-Bereich gemessen bei DXO, z.B. beim Vergleich GH4 oder EM1 gegenüber D610 oder DF).
???
“???”. Equivalence-Prinzip. Bei gleicher Verschlusszeit muss die Blende und die Brennweite mit dem Crop-Faktor, das ISO mit Crop^2 multipliziert werden um gleiche Bilder zu machen (Blickwinkel, Tiefenschärfe, Rauschen). Der größere Sensor kompensiert also die geringere Lichtintensität (2.8 vs. 5.6) durch Erhöhung des ISO, da die slebe Lichtmenge über eine größere Fläche verteilt wird. Das ist aber bei den modernen Vollformatsensoren kein Problem: http://www.dxomark.com/Cameras/Compare/Side-by-side/Nikon-Df-versus-Nikon-D610-versus-Olympus-OM-D-E-M1___925_915_909. Man hat fast genau 6db (entspricht 2ev oder 2 Blenden) Vorteil.
Ein schöner Vergleich findet sich hier: http://www.dpreview.com/articles/2666934640/what-is-equivalence-and-why-should-i-care.
Anders herum: ist eine vorgegebene Tiefenschärfe notwendig (Gruppenportrait), dann kann man mit guten m43 Objektiven eine äquivalente Bildqualität erzielen in einem kleineren Paket. Das klappt natürlich nur, falls man nicht fen Look von F1.4 an Vollformat möchte,
Ehrlich gesagt verstehe ich nicht wirklich viel von dem, was Du da erzählst. Aber bei mir ist es so, dass bei f/2.8 1/100 Sek. und ISO 200 die Bilder immer gleich hell sind, egal welche Kamera und Objektiv ich nehme. Muss nur darauf achten, dass die Bilder zur gleichen Zeit am gleichen Ort gemacht werden 😉
Fotos mit 150mm f/2.8 bei mft sehen aus wie 300mm F/5.6 mit Kleinbild bei gleichen Motiv und Abstand. Daher wirst du einige Linsen sehen können, z.B. das preiswerte Tamron 70-300.
Das ist auch nicht so schlimm, dafür bin ich Wissenschaftler (Hobbyfotograf) und Sie sind ein ausgezeichneter Fotograf, dessen Bilder ich mir immer gerne ansehe und dessen Meinung über diverse Produkte ich sehr schätze.
Da ich mir vor einigen Monaten zu meiner D7100 noch eine Sony A7 gegönnt habe bin ich wiederum näher an den aktuellen technischen Möglichkeiten dran und mehr denn jeh davon fasziniert.
Was Olympus (und Du…) da zeig(s)t ist ja wirklich großes Kino. Klein und handlich bei richtig guter Qualität! Wenn ich doch nur auch solche Möglichkeiten bei der Motiv-Wahl hätte… Bei passendem Budget würde ich mir wirklich überlegen meine Ausrüstung zu wechseln - fühle Dich bitte ein bisschen mit Schuldig daran! Danke & Gruss Nicky
Tatsächlich ist es nicht gerade das Kompakteste im mFT-Bereich, sondern ein “Monster”. Hab mich trotzdem für das Objektiv entschieden, da ich von 12 - 75mm sämtliche FB durch hatte und mir einfach die Flexibilität der Zooms mehr zusagen. Die Wetterfestigkeit rundet das Ganze für mich noch ab im Bezug auf Landschaft und Natur.
Aber wie Du selbst schon sagst, für Deine Zwecke zu “groß” und im Bereich People wohl zu wenig Lichtstärke. Ich kann es nachvollziehen. Trotzdem ein schönes Review das den allgemeinen Gesamteindruck des Objektives wiederspiegelt.
Grüße Flo
Was zur Zeit so auf den Markt kommt ist einfach unglaublich. Sowohl an verschiedensten Objektiven als auch an Kameras. Quer durch alle Firmen. Sehr interessante Zeiten für Fotografen!
Wiedermal klasse Bilder geworden. Wie schwer ist das Objektiv eigentlich? Wenn es komplett aus Metall ist, wiegt es sicherlich einiges. Macht sicherlich Freude das Objektiv in Kombination mit der Olympus.
Gruß
Andreas
ach, es gibt schon schöne Linsen…
Im Moment suche ich zwar eher etwas im Weitwinkelbereich, aber wenn ich mir Deine Bilder so ansehe, hach…
Hallo Paddy,
wie ich lese gibt es eine kleine Revolution in der Material-Grundlagenforschung. Hier schreibst Du im zweiten Absatz: Die Linse ist komplett aus Metall[…]
Durchsichtiges Metall, das ist ja wie in StarTrek das durchsichtige Aluminium für Walfischbecken. ;-D
Viele Grüße aus Mainz
Michael
Hallo Paddi,
Deine Bilder gefallen mir.
Lieben Gruß aus Oldenburg
Oliver